Unsere Fleika hat uns leider für immer verlassen

Unsere Fleika hat uns leider für immer verlassen

Trauer um Fleika

Wir hatten uns damals vor 14 Jahren für Eycko vom Schlichemufer als Deckrüden für unsere Dascha von der Schüpfer Hexe gegen einigen Widerstand entschieden und es kam der F-Wurf von der Schüpfer Hexe am 12.Juni 2006 auf die Welt. Dadurch lernten sich Carmen und ich überhaupt kennen, so dass unsere besondere Liebesgeschichte eng mit Fleika verknüpft ist. Und beide verliebten wir uns in dem aus 3 Rüden und 4 Hündinnen bestehenden Wurf in die kleine Fleika.

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Fast 14 Jahre lang war unser Leben danach mit dem von Fleika und auch mit den Besitzern ihrer Geschwister Farah (Carola), Fyran (Ela und Volker) und Freeman (Dehli und Armin) herzlich verbunden.

Wir waren Seelenverwandte, eine Familie, ein Rudel, beste Freunde und hatten eine gemeinsame Abmachung mit Fleika: Sie passt auf uns auf und wir auf sie. Sie liebte es mit uns zusammen etwas zu unternehmen, vor allem Ball zu spielen, am Bullenfuß zu nagen, im Brombachsee zu schwimmen, in den Bergen zu wandern, Wurstreste im Garten zu suchen, den Hetzarm zu erbeuten, die gelegte Fährte sicher zu finden, nach Mäusen zu buddeln, mit uns im Wohnmobil zu verreisen und vor allem den Welpen unserer Würfe den Respekt vor dem Alter beizubringen. Leider hat sie selbst ihre Welpen immer verloren, so dass wir sie ausräumen ließen. Einen so triebstarken Hund mit einem gleichzeitigen besonnenen „In sich Ruhen“ hatten wir noch nie. Vielleicht schlüpft ja jetzt Jon Koda in diese Rolle.

Sie war ein einzigartiger Hund mit toller Arbeitsfreude, optimaler Nervenstärke und einer Wesenssicherheit, wie man sie sich nur wünschen kann. Jeden Tag zeigte sie uns, wie tief die Liebe zwischen einem Menschen und einem Hund sein kann und wir genossen jede Minute mit ihr.

Fleika wurde in den letzten Tagen aber immer schwächer, schwankte immer mehr beim mühsamen schlurfenden unsicheren Gehen, brach auch immer wieder mal hinten weg. Und wenn sie sich draußen zum Urinieren oder koten hinhocken wollte, dann lief sie dabei weiter und zog eine Urin-/Kotspur hinter sich her. Ihr fehlte zum Schluss völlig die Kraft in den Hinterläufen, sie konnte sich nur noch auf die Vorderbeine verlassen. Sie brauchte deswegen auch unsere Hilfe, um vom Liegen auf die Füße zu kommen und wenn man sie dabei notgedrungen anfasste, egal wo, gab sie Schmerzenslaute von sich, obwohl sie Schmerz- und Wassertabletten sowie CBD Öl erhielt. Aber ohne unsere Aufstehhilfe war sie zu einem auf dem Rücken liegender Maikäfer geworden, völlig hilflos und vor sich hin jammernd. Wir mussten in ihrem Sinne eine finale Entscheidung treffen und haben am Donnerstagmorgen schweren Herzens unsere Tierärztin angerufen.

Als an diesem Tag die Sonne so schön schien habe ich sie nochmals in den Garten gebracht. Sie lag in ihrer Kunststoffwanne und schien die Sonnenstrahlen zu genießen. Sogar auf einem Rinderknochen knabberte sie herum.

Aber ihre Augen wirkten schon so leer, schienen durch mich hindurch zu sehen. Sie hatte in der Vergangenheit sicherlich auch schon einige Schlaganfälle erlitten, aber alle ohne sichtbare Einschränkungen überstanden. Es kamen öfters Momente, wo wir dachten, jetzt geht es wohl zu Ende. Aber immer wieder rappelte sie sich auf, sie war schon ein echte Kämpferin und hatte vor allem ein gutes Herz. Aufgeben kam ihr nicht in den Sinn. Auch die Rudelführung wollte sie partout nicht abgeben und ging (wohl in Suizidabsicht) gegen die ihr inzwischen weit überlegene Gandhi an, die das Gott sei dank manierlich regelte.

Wir hatten die Spazierwege sorgsamer ausgewählt, vermieden starke Steigungen, kehrten mit ihr zum Auto zurück und ließen sie dort, um mit den Anderen noch eine größere Runde laufen zu können. In die Box im Kofferraum mussten wir sie schon einige Zeit hochhieven. Die letzten Monate war sie eigentlich nur noch im Haus bei uns und musste dreimal am Tag dazu überredet werden, mal nach draußen auf die Wiese zu gehen, um dort ihr Geschäftchen zu machen und ein wenig über die Wiese an der Schüpfbach zu laufen. Früher war sie viel lieber draußen gewesen, auch nachts, wahrscheinlich aus dem Pflichtbewusstsein des Deutschen Schäferhundes heraus, um unsere Abmachung zu erfüllen und auf uns aufzupassen. Denn fast jede Nacht, zwischen 1 und 2 Uhr, näherte sich vermutlich wegen unserer Bullenfüße ein Fuchs unserem Anwesen und der musste unbedingt vertrieben werden.

Carmen und ich durften zum ersten Mal bewusst und hautnah einen Hund erleben, der so alt wurde und es waren viele Ähnlichkeiten mit älteren Menschen wie z.B. meinem verstorbenen Vater zu beobachten. Auch Fleika war wie er dement, wollte nicht mehr alleine sein und sich nicht mehr außerhalb ihrer bekannten Örtlichkeit aufhalten. Oft starrte sie in die Ferne oder gegen eine scheinbare Wand und wusste offensichtlich nicht mehr, was sie eigentlich gerade tun wollte. Sie hat nur noch wenn möglich aus den kleinen Wasserschüsseln der Spitze getrunken und unser Rufen und unsere Körpersprache meistens nicht mehr wahrgenommen. Trotzdem bemerkte sie sogleich, wenn fremde Personen oder Hunde unser Haus betraten oder Carmen mit dem Auto nach Hause kam. Sie lag dann immer wartend vor der Eingangstüre. Auch hungrig war sie bis zum Schluss und einen Leckerbissen vom Tisch genoss sie in ihren letzten Monaten sichtlich, ohne dabei aber zu betteln. Unsere Mahlzeiten bekam sie nämlich seltsamerweise auch immer mit und legte sich dann neben den Esszimmertisch, um ja nichts zu verpassen. Früher lag sie immer unter dem Tisch, aber das schaffte sie nicht mehr.

Wir wurden beide grau, sie um die Schnauze herum, ich an den Haaren und am Bart. Auch ich habe Probleme beim Aufstehen und laufe nicht mehr so leichtfüßig wie früher. Mal zwickt es da, mal dort. Die Energie und Arbeitsfreude hat nachgelassen. Meine Hausarztpraxis Dr. Rechtenwald ist eine beliebte Anlaufstelle für mich geworden. Auch ich wurde vergesslicher und freue mich aber nach wie vor aufs Essen. Ich konnte mich deshalb sehr gut in sie hineinversetzen.

Am Ende schlief sie am Freitagabend in ihrem Hundebett auf dem Wohnzimmerboden ein, nachdem Frau Dr. Kalbantner freundlicherweise zu uns nach Hause gekommen war und ihr behutsam geholfen hatte friedlich über die Regenbogenbrücke zu gehen, zufrieden in Carmens Schoß gekuschelt und von ihr gestreichelt. Die Tränen von Carmen hat sie nicht mehr wahrgenommen.

Fleika lag danach noch die ganze Nacht aufgebahrt auf ihrem Hundebett im Wohnzimmer. Immer wieder gingen wir zu ihr und streichelten ihr weiches schwarzes Fell, manchmal weinend, manchmal nicht und versuchten, die Kluft zwischen einem Leben mit ihr und einem Leben ohne sie zu schließen. Es war im Nachhinein tröstlich für uns, Zeit mit ihrem Körper zu verbringen und ihn mit unseren Händen zu spüren. Der tote Körper funktioniert sowohl bei uns als auch bei anderen Spezies als eine Art von Brücke zwischen dem Leben mit und einem Leben ohne sie, die uns ein Fortschreiten in die Zukunft besser ermöglicht, heißt es in einem schlauen Buch. Psychologische Studien haben übrigens ergeben, dass Menschen beim Trauern um ein Tier die gleichen Stadien durchlaufen wie bei der Trauer um einen geliebten Menschen. Aber ich denke, jeder von uns muss das tun, was sich für ihn richtig anfühlt, und nicht das, was andere Menschen von ihm erwarten.

Wir sind unseren Hunden in so vielen Beziehungen sehr ähnlich – wir teilen die Freude an einem ausgelassenen Spiel, – wir kuscheln uns an dösigen Sonntagnachmittagen gemeinsam zu einem Schläfchen zusammen und sind gleichermaßen begeistert von einem Spaziergang durch den kühlen Wald im Sommer. Warum soll es dann einen Unterschied beim Trauern geben. Es wird noch lange Zeit dauern, bevor wir verstehen, was im Kopf eines Hundes vorgeht, wenn jemand aus seinem sozialen Kreis stirbt. Wir wissen nicht, ob Hunde eine Vorstellung vom Tod haben. Der Schmerz über einen Verlust und das Verstehen des Todes sind zwei sehr unterschiedliche Dinge, und wenn man bedenkt, dass auch Menschenkinder erst im Alter von 8 oder 10 Jahren verstehen lernen, was der Tod bedeutet, ist es nicht dumm, diese Frage zu stellen. Gandhi, Joker und Vicky waren beim Begraben im hart gefrorenen Boden dabei, schnüffelten an ihrem leblosen Körper und später auf der Graberde. Jaaki und Raycka waren dagegen nur kurz bei ihr gewesen und liefen danach fast panisch ein paar Meter weg, um sich dann abzulegen und mir zuzuschauen.

In einem Buch habe ich vor kurzer Zeit eine Geschichte gelesen, die mir sehr gut gefallen hat, weil ich darin auch unseren aufgeweckten Enkel Niklas gesehen habe, der so etwas auch gesagt haben könnte. Der alte Hund einer Familie musste vom Tierarzt eingeschläfert werden und man unterhielt sich danach beim Trauern unter anderem über die Frage, „warum Hunde nicht so alt werden wie die Menschen?“ Und da meinte der 4 Jahre alte Sohn der Familie sinngemäß folgendes: Er sagte: „Ich weiß warum! Menschen werden geboren um zu lernen wie man ein gutes Leben lebt – nämlich jeden immer zu lieben und nett zu sein, richtig? „Ja, und Hunde wissen all dies bereits und somit müssen sie nicht so lange bleiben“ Was für eine Aussage eines kleinen Kindes.

Der Zeitpunkt, dass wir über die wunderbare gemeinsame Zeit mit Fleiki nachzudenken begannen, liegt schon einige Jahre zurück. Sie war überraschend schnell „alt“ geworden, im Gegensatz zu ihrer Schwester Farah. Nie hätten wir damit gerechnet, dass sie 13 Jahre und 7 Monate alt werden würde. Ihre Brüder und Schwestern sind schon viel früher gegangen, Farah im letzten Jahr. Schon lange konnten wir uns deshalb auf diesen Tag vorbereiten und trotzdem erscheint uns ihr Verlust nunmehr unerträglich. Wenn sie nachts neben unserem Bett lag überzeugte man sich immer wieder mal, ob sie überhaupt noch atmete und noch heute suchen unsere Blicke nach ihr.

Wir vermissen ihre Besessenheit in den Wasserstrahl des Gartenschlauchs zu beißen oder ein Zerrspiel unbedingt gewinnen und den Ball nicht mehr hergeben zu wollen und ihre gleichzeitige Sanftheit gegenüber Kindern und kleinen Hunderassen. Sie hat auch nie einen Streit mit anderen Hunden angefangen und fiel unserer Hundehaftpflichtversicherung nie unangenehm auf. Ich habe das Gefühl noch so viel von ihr erzählen zu müssen, aber ich denke, es reicht. Lassen wir sie gehen.

Ich habe beim Schreiben dieser Zeilen immer mal ein bisschen geweint, denn Fleikas Tod ist noch so nah und ihr Leben groß genug, um die Erinnerungen an sie in meinem Herzen wach halten zu lassen. Mein Nachdenken und Schreiben über Fleika ist für mich wie immer die beste Trauerbewältigung, das habe ich schon bei Balou, Fari, Zassy und den anderen verstorbenen Hunden feststellen dürfen. In meinem Berufsleben hatte ich immer wieder mit dem Tod zu tun, vielleicht komme ich deswegen damit besser zurecht als Carmen, aber im Alter wird auch das erkennbar schwerer.

Im oberen Bereich des Gartens haben wir sie begraben, direkt neben ihrem guten Freund Balou. Von dort hat sie eine gute Aussicht und kann weiterhin den Fuchs verscheuchen, wenn er sich in der Nacht unserem Anwesen nähern sollte. Wir sind sicher, dass wir sie auch weiterhin nachts zwischen 01.00 Uhr und 02.00 Uhr bellen hören werden.

Auf einen Stein werden wir die Worte „That‘ll do, Fleika“ schreiben. Diese Worte, die ungefähr so viel bedeuten wie „Hund es ist genug, komm jetzt nach Hause, deine Arbeit ist getan“ werden zu Hütehunden auf der ganzen Welt gesagt, wenn die Arbeit des Tages gemacht und die Schafherde zur Ruhe gekommen ist. Auch Fleikas Arbeit ist getan. Sie hat sie immer hervorragend gemacht. Und jetzt nahm sie unser Herz und ist damit weg gerannt. Wir hoffen, dass sie immer weiter rennt, schnell, stark und kraftvoll wie in ihren jungen Jahren, ein Stückchen unseres Herzens für immer fest mit ihrem verbunden. Und im Hundehimmel wird sie sicher vor den anderen Hunden von ihrem besonderen Hundeleben bei uns schwärmen und zu uns sagen: „Danke, dass Ihr mich in Würde habt gehen lassen“.

Carmen und Hilmar mit ihren Schüpfer Hexen und Zwergen

2 Gedanken zu „Unsere Fleika hat uns leider für immer verlassen

  1. Ich habe so heulen müssen, denn es ist so schwer ein geliebtes Tier gehen zu lassen . Auch Dasha vom Schloss Ebersberg ist fast mit diesem Alter in meinen Armen eingeschlafen . Das ist ein sehr schöner Nachruf. Liebe Grüße Christiane

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