Die K-Welpen wurden 10 Tage alt
Die Welpen wurden 10 Tage alt und es beginnen sich die Augen leicht zu öffnen. Etwas sehen werden sie jedoch erst in etwa 4-5 Tagen.
Zwei Reflexe, die man in der Neugeborenenphase schön beobachten kann, sind der Beuge- und Streckreflex. Hebt man einen Welpen in den ersten 3 Tagen am Nacken hoch, wird er alle Beinchen anziehen, weil die Muskeln für das Beugen der Gelenke die Überhand haben. Das ändert sich ab dem 4. Tag. Hebt man ihn dann hoch, streckt er sich und seine Beinchen. Jetzt haben die Streckmuskeln die Überhand.
Eine negative geotaktische Reaktion ist bei unseren Welpen schon in den ersten Tagen nach der Geburt zu beobachten. Werden noch blinde Welpen mit dem Kopf nach unten auf eine schiefe Ebene gelegt, so drehen sie sich mit dem Kopf nach oben. Dieses Orientierungsverhalten kann unter anderem zu einem einfachen Test heran gezogen werden. Läuft die Orientierung in der beschriebenen Weise ab, ist davon auszugehen, dass elementare Funktionen des zentralen Nervensystems in Ordnung sind.
Bis auf die Geschmacks- bzw. Geruchswahrnehmung, den Gleichgewichtssinn und die Temperatur- und Tastwahrnehmung sind bei den Welpen in dieser Zeit keine Sinnesorgane entwickelt. Sie sind taub und blind und daher relativ unempfindlich gegen äußere Einflüsse.
Ein holländischer Forscher behauptet, dass, wenn man Welpen im Alter zw. 7 und 10 Tagen mit menschlichem Unterarmschweiß einreibt, Bindung und Zuneigung an diesen Menschen deutlich verbessert werden. Da wir zu diesem Zeitpunkt meistens (Ausnahme Heidi) noch nicht wissen, wer einmal welchen Welpen bekommen wird, legen wir als Alternative verschwitzte Kleidungsstücke der neuen Besitzer (wenn vorhanden) mit in das Wurflager, so dass die Welpen deren Geruch noch ziemlich konkurrenzlos aufnehmen können. Carola, Elvira, Anna und Claudia haben uns deshalb getragene T-Shirts zukommen lassen, die wir gezielt einsetzen. Bei der Welpenabgabe mit 8 Wochen nehmen die Welpen dann in Form von diesem hinterlegten Kleidungsstück ihren heimischen vertrauten Stallgeruch mit ins neue Zuhause. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.
Häufig hört man von Züchtern, dass man Mutterhündin und Welpen in den ersten 2 LW möglichst wenig stören solle. Abgesehen vom regelmäßigen Wiegen werden sie also bewusst in Ruhe gelassen. Genau das Gegenteil, nämlich langfristige positive Auswirkungen früher neurologischer Stimulation, propagiert das amerikanische Bio Sensor Program, auch bekannt als Super Dog Program.
Dr. Carmen L. Battaglia und Jerry Hope (nicht verwandt mit unserer Hope) beschreiben diese Methode, die das amerikanische Militär im Rahmen seines Hundezuchtprogramms entwickelt hat. Sie basiert auf der Einschätzung, dass etwa 65% der späteren Leistungsfähigkeit eines Hundes durch Training, Ernährung und Management bestimmt werden und nur 35% genetisch bedingt sind. Mit dem Ziel, die lebenslange Leistungsfähigkeit militärisch genutzter Hunde zu verbessern, wurden jahrelang u.a. die Folgen taktiler und thermischer Stimulation erforscht.
Das amerikanische Militär zeigte großes Interesse an den Forschungen zu den Auswirkungen der Stimulation durch Umweltreize und zur Fähigkeit der Stressbewältigung, weil man dort Hunde braucht, die auch in stressigen Situationen schwierige Aufgaben erfüllen können. So entwickelte es eine Methode zur sensoriellen Frühstimulation von Welpen, die ihrer Ansicht nach bewirken sollte, dass die Welpen als Erwachsene Hunde bessere Problemlösungsfähigkeiten und eine höhere Stresstoleranz hätten.
Die von ihnen entwickelte Methode nimmt nur einige Minuten Zeit pro Tag in Anspruch und umfasst 5 einfache Übungen, die mit jedem Welpen aus dem Wurf täglich ab dem Tag seiner Geburt bis zum 13. Lebenstag gemacht werden sollen. Da unser Wissen immer nur vorübergehend sein kann und wir im Gegensatz zu vielen anderen immer offen sind für neue Erkenntnisse und Forschungsergebnisse, führen wir jeden Tag diese 5 Übungen mit unseren jeweiligen Welpen aus, um das Nervensystem optimal zu beeinflussen.
Auch mit jedem Welpen des K-Wurfes führen wir täglich folgende 5 Übungen durch:
- Taktile Stimulation (Kitzeln mit einem Wattestäbchen zw. den Zehen)
- Aufrechte Kopfhaltung
- Kopf nach unten
- Rückenlage
- Thermostimulation (Ablage auf einem nassen kalten Handtuch auf der Waage)
Die Übungen zwingen das Nervensystem der Welpen dazu, bereits sehr früh auf kontrollierten Stress zu reagieren, was sich insgesamt positiv auf ihre Stresstoleranz auszuwirken scheint. In einfachen Problemlösetests, wie z.B. einem Labyrinth, waren die so stimulierten Welpen im Vergleich mit ihren nicht stimulierten Geschwistern deutlich gelassener. Sie zeigten weniger Stresssignale und machten weniger Fehler als ihre Geschwister, die äußerst aufgeregt schienen. Sie gingen auch aktiver und erkundungsfreudiger auf Umweltreize zu.
Die beschriebenen Übungen beinhalten eine Stimulation, die der Welpe im Normalfall niemals bekommen würde und funktionieren möglicherweise wie eine Initialzündung für einige Aspekte der neurologischen Entwicklung. Die Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass die Übungen einen Wert haben und sie erinnern uns nachdrücklich daran, welche Auswirkungen die Umwelt auf das Gehirn des Welpen hat. Die Übungen sind so gestaltet, dass sie die bei Geburt schon voll funktionierenden Sinnesleistungen fördern: Den Berührungssinn, die Wahrnehmung der eigenen Körperposition im Raum und die Fähigkeit zum Fühlen von Wärme und Kälte.
Laut Dr. Battaglia gibt es folgende Vorteile:
– Eine verbesserte Herzfrequenz und stärkere Herzschläge
– Stärkere Nebennieren
– Eine erhöhte Stresstoleranz und
– eine bessere Widerstandskraft gegenüber Krankheiten
Durch diese Stimulation wird das Immunsystem der Welpen gestärkt und ihr Umgang mit Stress verbessert. Hope spricht von weitreichenden Verbesserungen der sozialen Fähigkeiten der Welpen.
Man kann diesbezüglich immer wieder beobachten, dass instinktsichere Hündinnen mit ihren Welpen ähnlich dem Super Dog Program verfahren: Sie stupsen ihren Nachwuchs regelmäßig beinahe unsanft an einzelnen Körperteilen an, drehen ihn scheinbar grundlos um und verändern seine Körperposition. Und wenn sie dann noch ihre Welpen ständig ablecken und putzen, desto größer ist der Anteil an Stressprävention, den sie selbst für ihren Nachwuchs leisten. Beschäftigt sich dann noch der Züchter jeden Tag intensiv mit den Welpen, hat man vermutlich das Gleiche erreicht, ohne eine wissenschaftliche Studie durchgeführt zu haben, die jedoch den Sinn für dieses Tun eindrucksvoll bestätigt.
Es gibt sogar die noch nicht endgültig bewiesene Theorie, dass Welpen, die in ihren ersten Lebenswochen viel in die Hand genommen, mal kurz auf den Kopf gestellt oder auf den Rücken gelegt werden, später keine Probleme beim Autofahren bekommen, ihnen also nicht schlecht wird beim Fahren. Das Autofahren haben unsere Welpen schon jetzt zweimal absolviert und morgen ein drittes Mal, wenn wir mit Hope zum Fäden ziehen zum Tierarzt Dr. Weniger fahren werden.
Wir hauchen ihnen immer wieder vorsichtig ins Gesicht. Sie sollen unseren Geruch wie den Geruch ihrer Mutter mit Fürsorge in Verbindung bringen.