Die Welpen sind zweieinhalb Wochen alt geworden
Immer wieder erleben wir zum Thema frühe Menschenkontakte, dass so mancher damit nicht einverstanden ist. Soll er. Es gibt hier schon lange unterschiedliche Meinungen, genauso wie in der Hygiene. Es gibt Züchter, die lassen niemanden zu den Welpen, andere, da muss man die Schuhe ausziehen und sich die Hände desinfizieren und Eltern, da dürfen die Kinder nicht mit Schmutz in Berührung kommen. Wir halten beides für falsch. Die Vorteile unserer Aufzucht überwiegen eindeutig, ein Restrisiko gibt es immer.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben nämlich zum Beispiel ergeben, dass Welpen, die nur in den ersten 2 Wochen Kontakt zu einem Menschen hatten, später auf andere Menschen völlig panisch reagiert haben. Nur der Mensch, mit dem sie in den ersten 2 Wochen Kontakt hatten, wurde akzeptiert. Zwar wurde er nicht als Sozialpartner oder als Artgenosse akzeptiert, aber, durch den Geruch, als etwas Bekanntes. Daran sehen wir, wie wichtig bereits diese ersten 2 Wochen sind, auch wenn es heißt, dass die eigentliche Prägephase auf den Menschen erst zwischen der 3. und 7. Lebenswoche stattfindet. Wir und die Welpen haben uns auf jeden Fall über den weiteren Besuch von unseren Welpeninteressenten gefreut, die sich natürlich allen Welpen annehmen und nicht nur ihrem (heimlichen) Favoriten widmen.
Dr. Ian Dunbar, bekannter Tierarzt, Tierverhaltensforscher und Hundetrainer, der seinen Veterinärabschluss und einen Special Honours-Abschluss in Physiologie und Biochemie am Royal Veterinary College machte, empfiehlt, dass Welpen bis zum Alter von 12 LW mindestens 100 verschiedene Menschen kennengelernt haben sollten.
Soll ein Welpe gesund aufwachsen, muss er auch den kleineren Infektionen ausgesetzt sein, denen Hunde anheimfallen, um schon früh Abwehrstoffe zu entwickeln.
Zurück zu der Entwicklung unseres K-Wurfes: Die Welpen befinden sich nunmehr in der sogenannten Übergangsphase von der 2. in die 3. Lebenswoche, auch transitionale Phase genannt, die von einer rasanten Entwicklung zu mehr Unabhängigkeit gekennzeichnet ist.
Beim Saufen können sie nun schon kräftig die Zitzen mit den Vorderpfoten bearbeiten, um den Milchfluss kräftig anzuregen.
Jetzt fangen die Welpen allmählich an, auf ihren wackligen Beinen zu stehen, um die besten Plätze zu rangeln und sogar Dominanzspiele mit den Geschwistern zu spielen. Sie handeln bewusster und fangen an, die Zunge zu benutzen. Ihr Geruchssinn wird noch feiner. Sie fangen an zu bellen und die Geschwister zu beißen. Sie fletschen die Zähne und knurren, fangen an, Dinge mit den Pfoten zu berühren. Ihre Stimmen werden immer kräftiger.
Die Fähigkeit der Fortbewegung macht in dieser Zeit einen gewaltigen Sprung vorwärts. Die Welpen beginnen auf allen 4 Beinen zu laufen. Sie purzeln dabei noch oft um, aber es klappt von Tag zu Tag besser. Sie ermüden aber noch schnell. Anfangs fällt auf, dass sie beim Vorwärtsgehen den Kopf von einer Seite zur anderen pendeln lassen, wie schon in der Neugeborenenphase. Das hört aber bald auf. Sie können rückwärtsgehen, meist sobald sich die Augen öffnen. Wir vergrößern deswegen den Wurfraum.
Mit der Fortbewegung beginnt für jeden einzelnen Welpen das Erobern seiner Welt. In dieser Zeit muss sich der Züchter noch stärker in das Aufzuchtgeschehen einbringen, ohne dabei die natürlichen Wechselbeziehungen zwischen den Welpen und der Hündin zu stören.
Das erste Spiel der Welpen könnte man „Maulspiel“ oder „Die Kunst zu beißen, ohne gebissen zu werden“ nennen. Die Welpen versuchen, gegenseitig den Fang zu ergreifen und festzuhalten. Sie fassen sich bei ihren allerersten Spielen gegenseitig mit den Kiefern und rangeln so, anfangs noch im Zeitlupentempo, umher, bis sie müde werden. Das ist der Anfang aller Beißspiele, von denen sie uns in den folgenden Wochen noch mehr zeigen werden. Ihr Mäulchen ist das wichtigste Organ in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Man könnte sagen: Was für sie nicht mit dem Fang erfasst und mit der Zunge beleckt werden kann, gibt es nicht, auch dann nicht, wenn man es sieht und hört.
Bald jedoch zeigen sie mehr Interesse an Gegenständen, die aufgenommen, herumgetragen oder gezogen und durchgekaut werden. Die Welpen entdecken die Möglichkeit, Gegenstände mit der Schnauze zu bewegen und sie von einem Ort zum anderen zu befördern. Im Spiel erproben sie ihr Gebiss und die Bewegungsmöglichkeiten des Kopfes.
Sie können nun ihren Urin- und Kotabgang selbst steuern. Wir richten mehrere Pipi-Ecken im und vor dem Wurfraum mit Naturboden ein, denn sie krabbeln vom Liegeplatz schon weg, um ihr „Geschäftchen“ zu verrichten. Und wir wollen sie gleich an Naturboden gewöhnen und auf ihn prägen.
Es setzt jetzt auch die Wärmeregulation ein. Der Welpe kann seine optimale Körpertemperatur allmählich selbst halten, in dem er z.B. hechelt, wenn es zu warm wird oder er zittert, wenn es zu kalt ist. Aber wie alles andere auch muss das Hecheln richtig geübt werden. Manche Welpen reißen anfangs das Mäulchen so weit auf, wie sie es sonst nur beim Gähnen machen.
Während in den ersten Lebenstagen die Körperwärme der Geschwister für die Welpen am wichtigsten war, werden diese jetzt mehr und mehr zum Trainingspartner und Spielgefährten.
Nach 15 – 20 Tagen hat sich das Gehör entwickelt. Mit ziemlicher Sicherheit können sie verschiedene Töne noch nicht unterscheiden, denn auch das Hörzentrum im Gehirn muss sich erst noch entwickeln. Aber es ist faszinierend, mitzuerleben, wie die Wahrnehmung der Kleinen mehr und mehr zunimmt.
Haben die Welpen im Alter von etwa 14 Tagen ihre Augenlider und 1 Woche später ihre Gehörgänge geöffnet, kommt das fast einer zweiten Geburt gleich.Weitere Fenster zur Welt öffnen sich, die körperlichen Fähigkeiten wachsen. Bereits in dieser frühen Phase fangen wir an, sie an Geräusche und sich verändernde optische Reize zu gewöhnen. Denn die Welpen werden mit einem unreifen Nervensystem geboren, das sich in den ersten LW durch die Ausstattung der Nervenfasern mit Myelin, die Ausbildung von Synapsen und zunehmende Vernetzung weiterentwickelt. Dazu sind die Welpen jedoch auf Umweltreize angewiesen, denn erst der stimulierende Reiz führt zur neuronalen Entwicklung, indem er über die Sinneskanäle wahrgenommen und an das Gehirn weitergeleitet wird.
Eine Möglichkeit dazu ist z.B., den Fernseher zuerst ohne Ton und später mit Ton in der Nähe der Wurfkiste laufen zu lassen, was wir immer wieder tun (natürlich auch Fussballübertragungen). Die wechselnden Bilder sorgen für unterschiedliche Licht- und Farbreize. Auch das Vorspielen leiser Musik ist hierfür geeignet, da es hier stetige Veränderungen im Tempo und Wechsel von lauten und leisen Elementen gibt.
Wir müssen aber auch beachten, dass jeder Knall für einen Welpen, der aus der Gehörlosigkeit erwacht, zunächst einmal unheimlich sein muss.
Unsere Welpen, die mit uns ja mehr oder weniger gemeinsam in der Wohnung aufwachsen, hören schon alle möglichen verschiedenen Geräusche, vom Klingeln des Telefons über den Staubsauger bis hin zu Werbespots im Fernsehen und Kommentare von Hilmar bei Fußballübertragungen.
Die Geräusche-CD spielen wir erst ab der 3. LW erst leise und dann immer lauter werdend ab, am besten natürlich beim Füttern. Wir spielen ihnen alle möglichen Geräusche vor, vor allem auch von schreienden Kindern, Staubsauger und Fön, da die meisten Hunde damit ein Problem haben. So werden all diese Geräusche bereits in ihrem Unterbewusstsein gespeichert. Vor allem potenziell angstauslösende Geräusche wie Silvesterknaller, Gewitter und Schüsse sollten positiv verknüpft werden. Denn im Alter von 3 Wochen kennen die Welpen noch keine Angst.
Es gibt die Empfehlung, dass man Welpen noch vor dem ersten Lagerverlassen an Schüsse gewöhnen kann. Im Wurflager kennen die Welpen nämlich keine Angst, sie reagieren bestenfalls neugierig auf das neue Geräusch. Dies ist besonders wichtig für Jagdhunde, Diensthunde und Hunde im Schutzdienstbereich.
Sobald die Augen und Ohren funktionieren, brauchen die Welpen Stimulation aus den Bereichen, die Geräusche und Anblicke verarbeiten. Allerdings nicht pausenlos mit Geräuschen und Berührungen bombardieren, denn Welpen brauchen weiterhin viel Zeit und Ruhe zum Schlafen. Wenn sie aber wach sind, brauchen sie nun ausreichend Stimulation, damit sich zwischen den Neuronen in den verschiedenen Gehirnbereichen Verbindungen bilden können.
Es kommt darauf an, dass sie viele verschiedene Lebenserfahrungen machen und nicht den ganzen Tag nur immer die gleichen Dinge sehen und hören. (Sie bekommen deswegen unsere Tageszeitung, die Fränkischen Nachrichten, zum Lesen hingelegt, benutzen sie aber noch, um ihre Geschäftchen darauf zu machen)
Wir haben heute angefangen den Welpen Ziegenmilch zu geben und sie haben sie sofort mit offensichtlicher Freude angenommen, wie die kommenden Bilder zeigen. (Kuhmilch ist dagegen nicht geeignet.)
Das Auflecken einer Flüssigkeit ist übrigens schwieriger, als es aussieht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Welpen erst im Alter von bald drei Wochen den Trick heraushaben. Sie müssen es nämlich durch Nachahmen selbst lernen, die Fähigkeit zum Auflecken ist ihnen nicht angeboren.
Hunde haben eine lange, breite, dünne und sehr bewegliche Zunge. Beim Auflecken einer Flüssigkeit wird mit der Zunge eine Art Schöpfkelle geformt, die durch Hin- und Herbewegen die Flüssigkeit aufnimmt und in den Rachen befördert. Am Anfang ist das eine schmutzige Angelegenheit.
Wir geben diese erste Menschenfütterung aus der Hand, damit sie dies gleich wieder mit dem Menschen in Verbindung bringen und wir das spätere Futtertreiben in der Hundeausbildung anbahnen. Wir stellen einen Teller darunter, aus dem die Welpen dann selbst trinken können und der Rest ist für Hope, die sich sehr darüber freut. Auch sie steht auf Ziegenmilch…….
…………. und leckt ihre Kinder danach mit Genuss ab.
Wenn der Welpe Flüssigkeit richtig auflecken kann, ist er im Allgemeinen auch soweit, feste Nahrung zu sich zu nehmen, z. B. feines Hackfleisch. Damit werden wir am Wochenende anfangen. Am Montag berichten wir darüber. Wir wünschen Euch ein schönes Wochenende.