Die Welpen des K-Wurfes wurden 8 Wochen alt
„Kinder und auch Welpen brauchen Wurzeln und Flügel und sie sind beide vom Umtausch ausgeschlossen“ sagt eine zutreffende Weisheit.
Selbst gewählte Herausforderungen hingegen machen Lust und spornen zu den nächst größeren Herausforderungen an. Das körpereigene Belohnungssystem im Gehirn wird aktiviert und es werden vermehrt bestimmte Botenstoffe wie Dopamin und Opiate ausgeschüttet. So sind positive Ersterfahrungen die Pfadfinder eines erfahrungsabhängig ausgebauten Netzwerkes.
Der Traum von einem angst- und stressfreien Leben entspringt menschlicher Illusion und nicht der natürlichen Realität. Stress wird aber nur dann zur Belastung, wenn versäumt wurde, in den richtigen Schritten Bewältigungsfähigkeit zu erlernen.
Welpen suchen die Herausforderung. Stürzt er z.B. von der Wackelbrücke, dann nicht ein Drama daraus machen, sondern ihn das Hindernis bezwingen lassen, Geduld haben. An der Leiter wird er nur unterstützt, so dass er das Hindernis selbst bezwingt.
Bei der motorischen Entwicklung/Erfahrung/Anstrengung passiert sehr viel in der Gehirnentwicklung. Es geht nicht darum Zirkushunde aus ihnen zu machen. Tast- und Gleichgewichtssinn haben aber einfach eine Schlüsselrolle im Leben.
Hundewelpen sind Informations-Staubsauger rund um die Uhr und lernen sogar im Schlaf, wie uns die Hirnforschung sagt, indem sie die Ereignisse aus der wachen Zeit nacharbeiten, aussortieren und ordnen.
Es ist barer Unfug, zu glauben, Welpen möglichst früh alles Erdenkliche beibringen zu wollen, um sie so zu prägen. Frühförderung besteht nicht im Eintrichtern einzelner Fertigkeiten, sondern im gezielt arrangierten Selbstaufbau grundlegender Eigenschaften.
Während der Aufzucht gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Bewältigungsfähigkeit gegenüber späteren Anforderungen bestmöglich zu entwickeln. Dazu zählen auch unsere so genannten Betriebsausflüge (=Züchterausflug mit dem gesamten Wurf). Denn hier kann noch vor der Welpenabgabe in der schützenden Gemeinschaft das Erleben von Neuen positiv gestimmt eingeordnet und damit mancher chronischer Stress vermieden werden.
Mit frühestens 8 Wochen darf der Welpe laut Gesetz erst an seinen neuen Besitzer abgegeben werden. Es ist der Zeitpunkt, wo in der Natur die Mutter salopp gesagt „die Schnauze von den Welpen etwas voll hat“ und der Vater in einem Rudel die Erziehung der kleinen Rabauken übernimmt. Der Welpe sucht somit einen erfahrenen „Starken“, an den er sich anlehnen kann und das müssen/sollten wir sein, der neue Besitzer.
Als unsere Welpen 7 Wochen alt wurden spielten sie selbständig und suchten alle Winkel des Gartens auf. Jetzt duldete die Mutterhündin den Vaterrüden bzw. in unserem Fall unseren leider verstorbenen Rüden Balou völlig und spielte mit ihm vor den Welpen. Sie spielte mit einzelnen Welpen und ließ die anderen in seiner Obhut.
Zudem wird in der freien Natur jetzt ein Ortswechsel vorgenommen, der alte Spielplatz wird verlassen. Noch ehe die 8. LW um ist hat der Vaterrüde die Welpenschar an der Backe und die Mutterhündin kümmert sich nur noch wenig um sie.
Man muss sich vergegenwärtigen, was das für die Welpen bedeutet. Ihr Leben war bislang allein von der Mutterhündin betreut und gelenkt worden. Der Rüde war ihnen erst in der letzten Zeit immer vertrauter geworden, hatte insgesamt aber keine besondere Rolle in ihrem kurzen Dasein gespielt. Und auf einmal beherrscht er das Feld und wird in ihrem weiteren Leben zur zentralen Figur. Die Mutter hat sie darauf vorbereitet und zu ihm geführt, was auch durch den Wechsel des Spielplatzes unterstrichen wurde. Man kann von einer regelrechten Übergabe der Welpen an den Rüden sprechen.
Es gibt Stimmen, die sich dafür einsetzen, dass der Züchter Welpen erst ab der 12. LW dem Käufer übergeben soll. Ehe Eberhard Trumler von den Hunden eines besseren belehrt wurde, war auch er dafür. Er dachte auch, je länger die Welpen unter ihren Geschwistern und bei der Mutter bleiben, umso mehr können sie ihren natürlichen Spieltrieb auf Hundeart abreagieren. Umso artgerechter können sie sich austoben, und sie kommen dann schon etwas reifer geworden in das neue Heim. Man kann nicht abstreiten, dass diese Überlegung viel für sich hat und sinnvoll erscheint. Dennoch beruht sie auf Fehlschlüssen. Zunächst einmal deswegen, weil die Natur nun einmal es so vorgesehen hat, dass die Welpen sich in diesem Alter von der Mutter lösen und mit fliegenden Fahnen zum Vater – oder wen sie dafür halten – übergehen.
Eberhard Trumler sagt weiter: Wäre das nicht von Natur aus in der Wesensentwicklung der Welpen so vorgesehen, würden sie in unseren Gehegen weiterhin der Hündin nachlaufen. Sie tun es aber nicht – sie halten sich ab der 8. LW nur mehr an den Rüden.
Der Zeitraum zw. der 8. und 12. LW ist die eigentliche Sozialisierungsphase. Der Welpe lernt, das bislang so egoistische Verhalten aufzugeben und macht die Erfahrung, dass gemeinsames Tun, das Miteinanderspielen, dass Zusammenarbeit einen viel größeren Lustgewinn bringt. Also wird jetzt der Grundstein für die später einmal so wichtige Gefolgschaftstreue gelegt. Die zentrale Figur bei diesem Lernprozess ist der Rüde. Daher wird der Welpe gleichzeitig auf diesen geprägt. Kommt aber anstelle des Rüden der Mensch, so nimmt er, falls er es vernünftig anpackt, dessen Stelle ein. Lernt er jetzt, dass das Spielen mit dem Menschen mehr Freude macht als allein zu spielen, ist für uns faktisch alles gewonnen.
Dies bedarf jedoch nicht nur einer großen Einfühlungswilligkeit, um auf das Spielangebot des Welpen einzugehen, sondern auch sehr viel Zeit und Geduld. Wenn ein Welpe in dieser Sozialisierungsphase nie Gelegenheit gehabt hat, Erfolgserlebnisse beim Spiel mit Menschen zu erfahren, wird er nach dieser Zeit kaum gewillt sein, auf die Spielwünsche des Menschen einzugehen.
Immer wieder beweisen die Welpen in dieser Phase auch ihre Zuneigung und Anhänglichkeit gegenüber ihrem Erzieher. Ihre körperlichen und seelischen Kräfte müssen immer mehr gefordert werden.
Das Ruhebedürfnis ist bei den Welpen auch in der 8. LW noch sehr groß. Ein ruhender Welpe wird deswegen nie von den Althunden gestört.
Alle Organe eines Welpen sind etwa im Alter von 8 LW funktionstüchtig. Eine Ausnahme bildet hier die Entwicklung der Geschlechtsorgane.
Der Welpe muss jedoch noch zusätzlich die Menschensprache lernen und entwickelt sich hier zu einem wahren Meister des Lesens unserer Körpersprache. Hunde kommen z.B. schon zu uns gerannt, wenn wir gerade erst rufen wollen. Untersuchungen ergaben, dass sich die Pupillen des rufenden Menschen kurz vor dem Kommando etwas vergrößerten, was als Komm-Kommando ausreichte.
Wir müssen dem Welpen den Respekt erweisen, ihn Unsicherheiten auf seine eigene Weise überwinden zu lassen, ansonsten wird die harte, sorgfältige Arbeit der Mutterhündin und des Züchters zunichte gemacht.
Wir achten darauf, dass dem Welpen nichts passiert, aber retten ihn nicht und greifen nicht in seinen Lernprozess ein, zu dem auch gehört, sich unwohl zu fühlen und Fehler zu machen.
Wir müssen ihm helfen, schwierige neue Umstände zu bewältigen, dürfen ihn aber nie davor retten oder ihm die ganze Arbeit abnehmen.
Die Hundemutter trägt ihre Welpen auch nicht den lieben langen Tag herum, täte sie dies, würden die Kleinen nie lernen, allein zurechtzukommen, sondern sie müssen selbst herausfinden, wie sie ihr nachkommen können.
Ein anderer Hund ist die Hauptlernquelle für einen Welpen und Junghund. Deshalb seinen Hund sehr früh mit geeigneten Althunden zusammenbringen. Es ist nicht möglich, in einer Hundeschule später das nachzuholen, was vorher am Welpen versäumt wurde.
Die Narben einer verlorenen Kindheit finden wir im Gehirn. Sie schließen sich selten völlig und es wird schwer bleiben, Wege zu finden, dass sie nicht allzu leicht wieder aufbrechen. Welpen brauchen Orientierung und suchen ihre Grenzen. Es braucht deshalb den regulierenden Widerspruch des Menschen. Meistens wird dieser deutlich herausgefordert, manchmal sogar regelrecht erbettelt. Im Wesen des Hundes spiegelt sich immer auch die soziale Kompetenz seines Menschen.
Unzureichende emotionale Sicherheit nimmt nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des jungen Gehirns. Fehlende oder negative Gefühlsäußerungen führen zu Veränderungen der Biochemie.
Die Erregbarkeit und Ängstlichkeit nimmt zu, die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit ab. Die Aggressionsbereitschaft und die Anfälligkeit für Stressreaktionen ist erhöht. Lernergebnisse werden mangelhaft. Neurotische Verhaltenstendenzen treten in Erscheinung.
Immer wieder werden Welpen auch durch das Unverständnis von Züchtern im Aufbau ihrer emotionalen Sicherheit geschädigt. Das ist z.B. dann der Fall, wenn Welpen aus unterschiedlichen Gründen länger als ihre Wurfgeschwister bleiben und psychisch in der Luft hängen, weil geglaubt wird, man dürfe auf gar keinen Fall weiterhin eine Bindung mit ihnen eingehen, da sie sich ja später an andere Menschen und nicht an den Züchter binden sollen.
Unsere Arbeit muss deshalb ungehindert bei Khan, Kenzo und Kaya weiter gehen, die noch bis zu 1 Woche länger bei uns bleiben, als Kobold, Kheno und Keno, die uns am WE verließen und sehr viel Traurigkeit zurück ließen. Trotzdem wünschen wir natürlich ganz viel Freude mit den kleinen Rabauken und wenn es Fragen / Probleme gibt – anrufen!!!
Da wir den Fahrstil von unseren neuen Welpenbesitzern nicht kennen, haben wir lieber mal vorher noch den Ernstfall geprobt – mit einer Schubkarrenfahrt, für die es zur Belohnung einen schönen Rinderknochen gab und ein paar Apfelstücke.
Carola hat sich mit Hope in den wohl verdienten Urlaub verabschiedet. Die Welpen, wir und die neuen Welpenbesitzer können nur sagen: “ Herzlichen Dank an dieser Stelle für Deinen unglaublichen Einsatz – Carola.“ Geh mit Hope in ein Hunderestaurant und gib ihr ein großes Stück Fleisch von uns (und – ausnahmsweise zum Nachtisch ein kleines Stöckchen).
Wenn sich übrigens in einem Wurf ein einzelner Welpe befindet, der größer, kräftiger und temperamentvoller ist als seine Geschwister, so wie z.B. Khan es ist, kann es sein, dass dieser ab der 8. Lebenswoche nunmehr immer und immer wieder als Gewinner der sozialen Auseinandersetzung mit den beiden anderen Welpen hervorgeht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich aufgrund dessen zu einem Macho entwickelt, ist recht groß. Denn die regelmäßige Unterlegenheit der anderen Welpen führt zu der Erkenntnis/Erfahrung, sich so ziemlich alles erlauben zu können. Gut ist es deshalb, wenn sich, wie bei uns, noch Althunde im Rudel befinden, die hier schnell für Abhilfe sorgen. Sie zeigen ihm anschaulich, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Welpen werden nicht mit einem funktionierenden Sozialverhalten geboren – sie werden lediglich mit den Anlagen geboren, dieses Verhalten zu erlernen. Das setzt aber voraus, dass man ihnen diese Erfahrungen auch ermöglicht.
Wir merken uns, dass die Körpersprache selbst angeboren ist, nicht aber, sie zu verstehen. Nach der Trennung von den Wurfgeschwistern muss die erlernte Hundesprache unbedingt weiter trainiert werden, ansonsten verkümmert sie wieder. Deshalb finden die sog. Welpenspielstunden statt, deren Besuch wir von allen Welpenkäufern erwarten, da hier die Welpen quasi zum 2. Mal die Hundesprache erlernen und festigen und dieses Mal bleibt es fest in ihnen verankert.
Tiere, die zu einer solchen zweiten Sozialisierung nämlich nicht fähig sind oder bei denen sie unterbleibt, sind nicht gemeinschaftsfähig und nicht erziehbar. Diese Erkenntnis ist für Züchter und Hundehalter von größter Bedeutung, da junge Hunde trotz guter Veranlagung untrainierbar oder wesensschwach werden.
Das Verhalten eines in der Sozialisierungsphase falsch erzogenen Hundes gleicht verblüffend jenem, das in der menschlichen Gesellschaft zum Außenseitertum führt.
Jetzt wird auch festgelegt, mit wem gespielt wird und wenn sich Herrchen oder Frauchen z.B. jetzt ausschließt, dann ist das für den Junghund eine Tatsache, die sein Verhalten ihm gegenüber für die Zukunft prägt.
Im Kanton Zürich ist übrigens der Besuch von Welpen- / Junghundspielstunden Pflicht und es herrscht dort zudem ein Futterverbot. Futtereinsatz ist wie ein Pflaster, löst das Problem aber nicht.