Welpeninteressententreffen
Nach dem 30. Tag ist auch die Mütterhündin bereit fremde Menschen und Hunde aus dem Rudel zuzulassen, wobei sie das Ganze aufmerksam und wachsam beobachtet.
Mit aus diesem Grunde haben wir das „Welpenheraussuchen“ und persönliche Kennenlernen aller Welpeninteressenten auf dieses Wochenende gelegt. Die Welpen waren 33 Tage alt. Es begann mit Hackfleischfüttern aus der Hand, um gleich einen ersten positiven Kontakt zwischen Mensch und Welpe herzustellen.
Wir können danach sagen, dass zwar ein turbulentes Wochenende hinter uns und unseren Hunden liegt, da sich alle Welpenkäufer mit Familie zum gemeinsamen Grilltag eingefunden hatten, aber es war auch ein sehr erfolgreiches. Denn wir wurden in unserer Bauchgefühl-Auswahl bestätigt und konnten nur leider nicht allen Interessenten einen Welpen geben. Wir hoffen auf deren Verständnis.
Wir stellen die „Auserwählten“ einfach alle mal mit ein paar Fotos vor.
Der Rüde mit dem grünen Halsband wurde von Anna (Dschingis) Khan getauft und ist mit 4160 Gramm momentan der schwerste Welpe aus dem K-Wurf. Sie möchte mit ihm VPG Hundesport ausüben und war nicht abgeneigt auch noch Jon Koda und Raycka mitzunehmen.
Der Rüde mit dem orangefarbenen bzw. schwarzen Halsband wiegt jetzt 4030 Gramm und hat von Sabine und Klaus den Namen Kheno erhalten. Beide sind sportbegeistert und wollen mit unserer Schüpfer Hexe in einer Rettungshundestaffel arbeiten.
Elvira hatte es ja am Leichtesten, da es nur eine Hündin im Wurf gab. Sie hat den Namen Kaya erhalten und wiegt 3230 Gramm. Elvira möchte mit Kaya VPG Hundesport betreiben.
Carola und Uwe haben sich nach langen Entscheidungsprozessen für den Rüden mit dem lila Halsband entschieden. Es ist der momentan noch leichteste Rüde mit einem Gewicht von 2490 Gramm und wird in Zukunft von ihnen Keno gerufen. Carola wird mit ihm sicherlich auch Hundesport in der SV-OG Talheim betreiben.
Larissa hat sich für den lackschwarzen Rüden mit dem gelben Halsband entschieden, der ein Gewicht von 2940 Gramm auf die Waage brachte. Sie möchte ihn als Therapiehund bei Kindern einsetzen und hat ihm den Namen Kenzo gegeben.
Claudia und ihre Familie werden ihren Welpen Kobold rufen. Er wiegt mit 5 Wochen 3800 Gramm und hat sich ja als kleiner Ausbrecherkönig gezeigt. Claudia will nicht nur einen Familienhund haben sondern mit Kobold in einer Rettungshundestaffel arbeiten.
Besuch erhielten wir auch noch von unserer Iris aus der Schweiz mit Aylani, Jon Koda und Heyli von der Schüpfer Hexe, sowie von Geli, deren Rüde Obelix der Vater unserer A-Wurf Welpen war und die eine Tochter unseres Balou besitzt, bei der wir natürlich auf Nachwuchs hoffen.
Klar, dass wir das nette und aufschlussreiche Zusammentreffen mit einem fröhlichen „Anstoßen“ beendeten. — Prost —
Leider musste Vaterrüde Marley / Manni mit Herrchen Tom krankheitsbedingt kurzfristig absagen, aber wir hoffen, ihn noch in den folgenden 3 Wochen bei uns begrüßen zu können.
(Tom, keine Angst, wir verzichten auf Unterhaltsforderungen bei Marley, da es ein Super Nachwuchs geworden ist).
Die Welpen beginnen jetzt immer selbstbewusster zu werden und lernen die ersten Regeln des Sozialverhaltens über ihre Mutter. Andere Hunde werden freundlich begrüßt, um keine Feindseligkeiten entstehen zu lassen. Hier leistete die alte souveräne Labradorhündin von Sabine so nebenbei wichtige Dienste.
Mit der Beherrschung der Läufe im Alter von drei bis vier Wochen geht die Fähigkeit einher, die Ruten gezielt zu bewegen, also zu wedeln. Die Welpen nähern sich schwanzwedelnd anderen Hunden. Wenn sie an Menschen gewöhnt sind und sie als Rudelmitglieder betrachten, nähern sie sich ihnen auf die gleiche Weise.
Eine längere Entbehrung der Mutter als Fürsorgegarant während der frühen Kindheit führt häufig zu Verhaltensstörungen. Es gibt sichere Hinweise, dass Hündinnen, die ihre Welpen nicht erziehen, Welpen heranziehen, die sich mit anderen Hunden nicht gut vertragen. Aggressive Mütter lehren und erziehen Welpen zu aggressiven Hunden. Wenn die Hündin mehrmals plump auf ihre Welpen tritt, werden diese keine spezifische Angst vor ihr haben, aber vielleicht werden sie empfindlicher.
In der Periode bis zur 7./8. Lebenswoche spielt die Mutter eine äußerst wichtige Rolle. Welpen müssen von ihrer Mutter über ein fein abgestuftes System von Knurren, entblößten Zähnen, zurückhaltendem Schnappen, Packen des Welpen im Genick – aber ohne Beißen – und mit einer Vielzahl von Lecken und Kneifen die Hundesprache erlernen. Ob ein Welpe sich zu einem aggressiven, schreckhaften, nervösen, ruhigen oder glücklichen Hund entwickelt, ist größtenteils davon abhängig, welche Erfahrungen er im Laufe seines Lebens macht. Und die Welpenzeit ist die Periode in seinem Leben, wo er am Empfänglichsten gegenüber Erfahrungen ist.
Die Mutter wird merklich strenger in ihrem Disziplinieren und ihren Korrekturen. Es gibt keine Phase in der Frühentwicklung des Welpen, in der ihm die Mutter kein Vorbild in Sachen Führung wäre und keine klaren Regeln und Grenzen setzt.
Bei Hundewelpen übernimmt die Mutterhündin die erste Funktion des Fürsorgegaranten. Dies geschieht auch, wenn andere Rudelmitglieder an der Aufzucht beteiligt sind. Die Instinktsicherheit der Hündin ist entscheidend daran beteiligt, ob sich bei ihrem Nachwuchs jeweils eine ausreichende emotionale Sicherheit und demzufolge eine sichere Bindung entwickeln kann.
Im Alter von etwa 5 LW beginnt die Mutterhündin die Welpen weg zu knurren, wenn sich diese ihren Zitzen nähern, lässt sie aber hin und wieder noch trinken, vor allem, wenn sie sich besonders anstrengen und hartnäckig sind. Aber nach und nach nimmt der Milchfluss ab und versiegt mit der 7 LW schließlich ganz. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Welpen voll entwöhnt sind. Da den Welpen bereits ab der 3 LW von uns zugefüttert wurde, was die Hündin als Rudelhilfe von uns dankbar angenommen hat, ist das Entwöhnen auch kein Problem für sie.
Frustrationstoleranz und Selbsthemmung sind Fähigkeiten, die unbedingt geschult werden müssen. Aber auch hier leistet die Mutterhündin bereits einen wichtigen Beitrag zu dieser Aufgabe. Sie frustriert die Welpen immer wieder, indem sie das Säugen unterbricht oder beendet, die Welpen einfach stehen lässt und einfach weggeht oder sie weg knurrt, falls sie ihr folgen. Das Abstillen ist somit das beste Frustaushaltetraining. Beim schrittweisen Abstillen lernen die Welpen sich zurückzunehmen, aber trotzdem beharrlich weiterzumachen, statt einfach aufzugeben.
Der Mensch tendiert mehr dazu, seinen Welpen Frustration lieber zu ersparen und sie unter behüteten Bedingungen aufwachsen zu lassen, was falsch ist.
Eine erzieherisch tätige Mutter wie Hope übt außerdem mit einzelnen Welpen stillzuhalten, indem sie ihrem Nachwuchs über die Schnauze fasst oder ihn mit ihrer Pfote fixiert. Dieses Verhalten lässt sie vor allem den Welpen zuteilwerden, die im Spiel mit ihr besonders wild und ungehemmt agieren. Sie nimmt z.B. demonstrativ einen Ball und knurrt die Welpen weg. Je mehr sie mit ihren Welpen spielt und sie dabei erzieht, desto öfter wird jeder der kleinen Zwerge die Erfahrung machen müssen, dass er gerade einmal nicht tun darf, was er eigentlich möchte. Ein Einzelwelpe kann die Frustrationstoleranz nur schwer erlernen.
Wir Züchter machen mit den einzelnen Welpen Duldungsübungen, damit sie lernen, einfach auszuharren und abzuwarten. Wir halten sie einfach fest, so dass sie sich ein paar Sekunden nicht bewegen können. Dies tun wir vor allem auch dann, wenn die Welpen aufgeregt und mitten im Spiel sind. Sie sollen sich jederzeit problemlos festhalten und hochnehmen lassen und sich in den Händen des Menschen sofort entspannen und stillhalten.
Man kann davon ausgehen, dass Welpen sich von Geburt an in ihrer ursprünglichen Ausprägung des dopaminergen Systems unterscheiden, entweder neugieriger, aufgeweckter und leichter stimulierbar sind als andere oder eben nicht. Für die weitere Entwicklung ist jedoch die Nutzung, also die Häufigkeit der Aktivierung des Systems durch die Wahrnehmung neuer Reize, wichtiger als die ursprüngliche Grundausstattung. Und hier entsteht schnell ein Teufelskreis: Wer sowieso schon leichter durch Außenreize stimulierbar ist, dessen dopaminerges System wird wesentlich häufiger aktiviert und dadurch immer besser entwickelt, was zu einer noch größeren Ablenkbarkeit und Aktivität führt.
Immer wenn etwas Neues oder Aufregendes wahrgenommen wird, für das es noch keine feste Verhaltensreaktion gibt, entsteht im Gehirn eine sich ausbreitende unspezifische Erregung. Es wird vermehrt Dopamin ausgeschüttet, was einen Antriebs steigernden Effekt hat. Besonders konnte gezeigt werden, dass die Entwicklung des dopaminergen Systems durch äußere Bedingungen enorm beeinflussbar ist und dass es überdies eine Phase erhöhter Anfälligkeit in der Zeit bis zu Beginn der Pubertät zu geben scheint.
Die Kinder von Claudia konfrontierten die Welpen mit allen möglichen Instrumenten und Krachmachern, um sie an solche Geräuschsituationen zu gewöhnen.
Während also die Verschaltungen für ungezielte Aufmerksamkeit und ungerichtete Motorik immer intensiver ausgeprägt werden, bleiben die Verschaltungen für Impulskontrolle und Fokussierung ungenutzt und damit unterentwickelt. Befunde, nach denen die Konzentration des Neurotransmitters GABA (Gamma-Aminobuttersäure) bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung im Vergleich zu einer Kontrollgruppe vermindert ist, stützen diese These zusätzlich.
GABA ist im zentralen Nervensystem der wichtigste Botenstoff mit dämpfender Wirkung, der einen angstlösenden, muskelentspannenden und schmerzlindernden Effekt hat und ganz allgemein Stressreaktionen entgegenwirkt.
Wie man aus der neueren Hirnforschung weiß, entwickeln sich Hirnstrukturen abhängig davon, wie das Gehirn genutzt wird. Je mehr sich das Welpengehirn durch Stresssituationen und z.B. wiederholtes aufgedrehtes Toben auf das Erleben hoher Erregungszustände einstellt, desto unwichtiger werden Verschaltungen für Selbsthemmung und Impulskontrolle.
Je stärker die Grundausstattung des Welpen also bereits die Aktivierung des dopaminergen Systems vorsieht, desto größer wird die Gefahr, dass er als unkontrollierter Zappelphilipp endet. Deswegen ist Vorbeugen immer leichter als heilen.
Wir konditionieren unsere Welpen auf die Pfeife, damit sie schnell zu uns kommen. Offensichtlich hat es einer von uns abgeschaut und versucht das Gleiche mit uns.
Der Züchter kann schon mit den beschriebenen Übungen zur Frustrationstoleranz und Selbsthemmung wichtige Maßnahmen ergreifen, um hemmende neurone Hirnstrukturen zu verstärken. Er stellt so die Weichen für die spätere Erregungsbereitschaft des Welpen. Der Alltag besteht aus vielen Situationen, in denen die Selbstkontrolle des Hundes erwünscht und nötig ist. Das sollte man auch den neuen Welpenbesitzern mit auf den Weg geben. Welpenspielstunden mit unkontrolliert herum rennenden Hundewelpen sollte man auch deshalb unbedingt meiden.
Aufgrund der bahnbrechenden, 20 Jahre dauernden Untersuchung von John Paul Scott und John L. Fuller wissen wir, dass Welpen im Alter zw. der 5. und 13. LW darauf programmiert sind, zu lernen, wie ihre Sozialpartner auszusehen und sich zu verhalten haben. Durch ständiges Anfassen gewöhnen sie sich immer mehr an die Menschen. Die Begrüßungen bestehen nun nicht mehr nur aus Ruten wedeln. Nimmt man sie auf den Arm, versuchen sie unsere Nase und unser Gesicht abzulecken. (Hilmar: Warum beißen sie dann immer wieder in meinen Bart? Carmen: Vermutlich suchen sie die Zitze unter den Haaren!)
Der Züchter muss sich deshalb ab dieser Zeit dem einzelnen Welpen auch mal alleine widmen, wenn möglich täglich, denn der Hund soll sich an das Lernen gewöhnen. Im Spiel mit dem Menschen wird die Sicherheit des Hundes gegenüber dem Menschen verstärkt und seine lustbetonte Zusammenarbeit mit ihm, was man dann später als Arbeitsfreude bezeichnet. Denn wir brauchen einen Hund, der zur Zusammenarbeit mit uns freudig bereit ist. Wir müssen ihn jedoch auch an nicht so tolle Erlebnisse heranführen, wie ist es z.B. wenn man festgehalten wird und nicht weg kann. Also Elvira, du hast den kürzesten Weg, nutze diese Chance!
Dem Fürsorgegaranten muss es möglich sein, seinen Hund ohne jeden Zwang spielerisch und ohne Zeichen von Gegenwehr oder Angst in eine völlig entspannte Rückenlage zu drehen. Verweilt ein Hund in dieser Position einige Augenblicke, kommt damit zum Ausdruck, dass er gegenüber seinem Fürsorgegaranten so viel Vertrauen hat, eine Körperhaltung einzunehmen, die von Natur aus Angst auslöst und ihn weitgehend wehrlos macht. Sie drückt Vertrauen, Friedfertigkeit, Demut und Unterwerfung aus und sollte vom Welpenalter an eingespielt werden, zunächst in gewohnter Umgebung, später auch in fremder. Das regelmäßige Durchführen des Vertrauensbeweises gibt ergänzenden Aufschluss darüber, auf welchem Weg sich der Bindungsaufbau befindet.
Den Kindern von Markus bereiteten die Welpen sichtlich sehr viel Freude. Vermutlich wird Markus um einen eigenen Hund nicht herumkommen.
Iris wollen wir demnächst, wie schon mehrfach gemacht, auf ihrem Ahornhof besuchen kommen, da sie dort u.a. hundefreundliche Pferde besitzt. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, schon vorher mal bei uns vorbei zu schauen und die Welpen zu knuddeln.