Kaya, Keno, Kenzo, Khan, Kobold und Kheno wurden fünfeinhalb Wochen alt
Man konnte wunderbar auch bei diesem Wurf wieder beobachten, wie die Welpen von Woche zu Woche mehr Territorium für sich eroberten. Anfangs war es bereits ein Abenteuer für sie, sich im direkten Umfeld ihrer Rückzugsmöglichkeit im Hundezimmer/Wurfraum aufzuhalten, dann kamen sie stundenweise nach draußen in einen kleinen umzäunten Bereich im Garten, der schließlich vergrößert wurde.
Dann wurde der etwas weitere Nahbereich und nahe Hindernisse erkundet, der Grasboden wahrgenommen, höher gelegene Positionen erklommen und verteidigt sowie immer größere Bereiche des Gartens mit seinen Hecken und Sträuchern neugierig bestreift.
Gestern brachten wir sie einige Zeit in unseren Naturauslauf, der mit großen und kleinen Baumwurzeln mit vielen Wurzelverästelungen, einem Baumstamm mit vielen Verzweigungen, unterschiedlichem Bewuchs, einem Hügel, einem Steinberg, Gräben, Löcher und Gruben gern angenommene Spiel- und Erkundungsmöglichkeiten bietet.
So bereiten wir die Ausflüge vor, die wir ab nächster Woche starten werden.
Viele Hunde reagieren mit Vorsicht oder sogar Meideverhalten auf Querstrukturen wie Gitterröste o.ä., da sie das Gefühl haben durchzufallen. Haben Hunde im Welpenalter die Gelegenheit gehabt, solche Quer- und Gitterstrukturen als etwas Selbstverständliches einzuordnen, haben sie damit keine Probleme.
Wir füttern u.a. eingeweichtes Welpenfertigfutter, Hüttenkäse, Rinderhackfleisch, gewolftes Fleisch von verschiedenen anderen Tieren (kein Schwein) und stellen ihre Futterschüssel nunmehr immer wieder auf entsprechende Hindernisse, so dass sie diese beim Fressen positiv verknüpfen.
(Interessant ist hier übrigens auch, dass erwachsene Wölfe mehr oder weniger stark verweste Kadaver fressen, den Welpen des Rudels jedoch nur frisches Fleisch anbieten wegen deren noch empfindlichen Verdauungssystems.)
Hunde müssen in der Lage sein, Treppen hinauf- und hinabzugehen. Lernen können sie das nicht, wenn sie im Welpenalter immer getragen werden. Die psychomotorische Fähigkeit des Treppengehens kommt nur durch eigenaktive Bewegung, also nur durch eigenes Tun zustande.
Es ist wichtig, dass die Welpen die Herausforderung des Treppengehens aus eigenem Antrieb annehmen und nicht dazu animiert werden. Denn von Natur aus nehmen Welpen meistens nur solche Herausforderungen an, die sie zu bewältigen in der Lage sind.
Der Befürchtung, dass es zu Gelenk- und Skeletterkrankungen beim Treppengehen oder Spielen kommen würde, steht die klare biologische Tatsache gegenüber, dass nur ein geforderter Organismus wirkungsvolle Muskulatur, Bänder und Sehnen entwickeln kann, die den gesamten Aufbau des Organismus und seines Skeletts entscheidend unterstützen.
Hat er es als Welpe das Treppen laufen nicht kennenlernen dürfen, so wird er damit große Probleme haben, nicht wegen fehlender Körperleistungsfähigkeit sondern wegen der aufkeimenden Angst, deren Überwindung nicht gelernt wurde. Sie gründet sich nicht nur auf die Banalität vorenthaltener Erfahrungen. Entscheidender ist, dass es im Gehirn nicht zu den notwendigen sensomotorischen und gefühlsmäßigen Verknüpfungen kommen konnte, die künftig als Teile einer Strategie zur psychomotorischen Lebensbewältigung gebraucht werden.
Die besten Voraussetzungen dazu bietet zunächst ein sinnreicher Abenteuerspielplatz. Dessen Herausforderungen müssen mit dem schnellen Entwicklungsverlauf der Welpen mitwachsen. Er muss immer wieder abwechslungsreiche und lustvolle Lernmöglichkeiten bieten.
Verschiedene Bodenbeläge sind für die Welpen eine interessante Herausforderung: Spielend erobern sie jeden Zentimeter ihrer Umgebung und erkunden neugierig nach und nach ihre Umwelt. Weil sie diese Erfahrung selbständig machen und mit Erfolg meistern, können sie sich später überall sicher bewegen.
Wir haben sie mit Wackelbrettern vorbereitet und seit heute turnen sie selbständig auf dem großen Kinderkreisel herum. Sie genießen das Abkippen und stürzen nicht mehr vom Gerät sondern gleichen es aus. Ihr Gleichgewichtssinn hat einen enormen Sprung getan.
Unterschiedliche Bodenprofile wie Holz, Wackelplatten, verschiedene Wasserstellen, Versteckmöglichkeiten, Kriechtunnels, Pappkartons, Bälle, mit Steinen gefüllte Blechdosen, Kinderrasseln, Schaukeln, Klettermöglichkeiten u.a. müssen unbedingt angeboten werden.
Man muss ihre Umgebung jedoch immer wieder verändern, nach und nach etwas hinzufügen und etwas bekanntes wieder entfernen, um für neue Herausforderungen und Reize zu sorgen. Entscheidend ist dabei, dass durch diese Eroberung neuer Dinge das dopaminerge System im Gehirn der Welpen in Gang kommt, indem sie letztlich lustvolle Erlebnisse aus der Konfrontation mit dem ursprünglich einschüchternden Reiz gewinnen.
Jede dieser Situationen bildet so ein Modell für die spätere Einstellung der Welpen gegenüber Unvorhergesehenem. Wer viele verschiedenen Objekte mit dieser positiven Erfahrung verknüpft hat, wird sich später über das Auftauchen neuer Dinge freuen, womit das psychische Immunsystem gegen Angstprobleme weiter gestärkt wird.
Unser Garten sieht deshalb aus wie eine Mischung zwischen Disneyland, Märchenwald, Wildpark und Recyclingplatz. Die Welpen spielen im Gras, in Sträuchern und Hecken, auf Betonsteinen, im Dreck und Wasser, kriechen in Öffnungen wie Eimer, Tunnels oder Kartonagen und auf erhöhte Liegestellen, machen Tauziehen, verursachen mit Spielzeugen selbst verschiedene Geräusche, lernen die unterschiedlichsten Jagdobjekte kennen usw.
Sehr wichtig für die Entwicklung des emotionalen Gleichgewichts scheint auch die Loslösung von der Mutter zu sein.
Normalerweise zieht eine reizreiche Umwelt die Aufmerksamkeit der Welpen immer mehr von der Mutter weg. Welpen, die in abwechslungsarmer Umgebung aufwachsen, neigen dagegen zu einer übermäßigen Bindung an die Mutter bzw. die spätere Bezugsperson. Das kann zu Trennungsängsten und allen damit zusammenhängenden Problemen führen, wie z.B. ständiges Bellen, Zerstören von Möbeln usw.
Die besten Voraussetzungen dagegen bietet der bereits erwähnte sinnreiche Abenteuerspielplatz. Dessen Herausforderungen müssen mit dem schnellen Entwicklungsverlauf der Welpen mitwachsen und er muss immer wieder abwechslungsreiche und lustvolle Lernmöglichkeiten bieten.
So mancher Welpe entwickelt schon früh eine Vorliebe für Wasser, wenn er beim Züchter bereits ein Planschbecken o.ä. zum Spielen zur Verfügung hatte. Später wird er sich über jede Gelegenheit freuen, ins Wasser springen zu dürfen.
Wir nutzen den Hunger der Welpen aus, um sie über Hindernisse zur Fressschüssel zu locken und gewöhnen sie hier z.B. langsam an Wasser. Erst müssen sie die Schüpfbach durchqueren…
und hier schon den Neckar. So machen wir langsam aus ihnen wasserverrückte Hunde.
Man kann jetzt auch zum ersten Mal ein Fluchtverhalten der Welpen erkennen. Ein Hund hat 3 Möglichkeiten auf Gefahr zu reagieren. Er kann weglaufen, erstarren oder angreifen. Wofür er sich entscheidet, hängt zum einen wiederum von seiner Genetik ab, zum anderen wird es aber ganz entscheidend in der Sozialisationsphase gelernt.
Es gibt hier einen Versuch, in dem Welpen einzeln in sehr kleinen Käfigen aufgezogen wurden. Sie waren in der kritischen Zeit, in der sich das Fluchtverhalten normalerweise entwickelt, eingesperrt, konnten also nicht fliehen und das Fluchtverhalten konnte sich nicht ausbilden. Und wenn diese kritische Zeit vorbei ist, kann sich das Verhalten nicht mehr entwickeln, und die Hunde werden später, wenn sie sich bedroht fühlen, entweder erstarren oder angreifen. Fliehen im Sinne von ausweichen, um den Kampf zu vermeiden, können sie nicht. Ihr Gehirn hatte nicht die Gelegenheit, diese Möglichkeit aufzubauen.
Patricia B. McConnell stellte bei ihrer Doktorarbeit in Bezug auf die Frage, ob verschiedene Laute verschiedene Auswirkungen auf Welpen haben, fest, dass sich die Aktivität der Welpen nach 4 kurzen Pfiffen erhöhte, jedoch nicht nach einem einzigen langen, anhaltenden Pfiff. Ihrem Junghund konnte man das Herkommen deshalb mit 4 kurzen Pfiffen viel effektiver beibringen.
Bei Welpen ist auch ein viermaliges Rufen „Komm komm komm komm oder butzi butzi butzi butzi“ motivierender und erfolgreicher als ein einmaliges Rufen und wenn man dann noch in die Hände oder auf die Oberschenkel klatscht und scheinbar von ihnen wegrennt oder in die Hocke geht, kommen sie bei einer bestehenden Bindung auf jeden Fall zu uns. Also man braucht kurze, wiederholte Tonsignale wie Klatschen, Pfeifen, Schnalzen oder kurze, wiederholte Worte, um den Hund zu Aktivität zu bewegen.
Wir setzen die Pfeife seit dem Öffnen der Ohren unserer Welpen ein und pfeifen mehrfach auf die genannte Art und Weise. Damit können wir sie aus dem tiefsten Welpenschlaf aufwecken und sie kommen zu uns angerannt wie eine Horde junger Pferde, die auf die Weide darf. Diese Pfeife können unsere Welpenkäuferals sichere Herrufemöglichkeit gerne haben. Sie wird sich bei sinnvollem Einsatz mit einem Jackpot als Belohnung auch nicht abnutzen. Die größte Schwierigkeit ist allerdings, sie immer mitzuführen und nicht zu Hause zu vergessen.
In unserem Nahbereich dagegen rufen und steuern wir sie mit einem mehrfach ausgestoßenen „Tse tse tse tse“. Wir beobachteten schon vor vielen Jahren, dass schlafende Welpen sofort wach werden und zur Mutter krabbeln, wenn der als Erster aufgewachte Welpe von seiner Mutter gesäugt wurde und dabei ähnlich klingende Schmatzgeräusche von sich gab. Unsere Althunde hören bis heute sehr wachsam auf dieses Geräusch.
Später habe ich darüber gelesen, dass Frauen eines Indiostammes, wo Hunde Frauensache sind, ihre Hunde nicht mit einem Namen rufen sondern auch auf diese Art und Weise zu sich rufen.