Hoomer + Hinja wurden 6 Wochen alt

Hoomer + Hinja wurden 6 Wochen alt

Unsere beiden Kleinspitzwelpen wurden 6 Wochen alt und sind in ihrer Entwicklung richtiggehend explodiert. Aus diesem Grunde sind wir jetzt besonders gefordert. Das Körpergewicht liegt bei Hoomer inzwischen bei 1360 Gramm und bei Hinja sind es 1050 Gramm.

Zur Kommunikation unter Welpen und Junghunden gehört auch der Austausch von aggressiven Drohsignalen. Hunde müssen sich in ihrer Sprache ausdrücken dürfen, ohne vom Menschen ständig manipuliert zu werden. „Nur nett spielen ist erlaubt oder wenn der Hund knurrt, muss ich sein Verhalten sofort umkonditionieren“ missachtet jegliche Regel hundlicher Verständigung. Hundewelpen, die in dieser entscheidenden Entwicklungsphase keine Beißhemmung lernen durften, weil der Mensch das Welpengerangel als zu unwirsch betrachtete, haben später im Umgang mit Artgenossen sehr oft Probleme, sich in eine soziale Gruppe einzufügen.

Kanidenwelpen haben im jungen Alter die höchste Aggressionsstufe ihres Lebens, weil sie noch keine Beißhemmung gelernt haben. Deswegen halten sich die Wolfseltern heraus, wenn die Welpen ständig am Rangeln, Kämpfen und sich Beharken sind. Solche Rangeleien gehen mit sehr viel Gebrüll und Geschrei umher. Es klingt, als würden sich alle gegenseitig umbringen. Wir trennen die kleinen Raufer deswegen nicht selbständig, weil diese durch die gegenseitige Schmerzzufügung lernen müssen, die Hemmungslosigkeiten zurückzufahren und vorsichtiger miteinander umzugehen.

Für Wolfseltern ist es selbstverständlich, dass sich ihre Welpen auch mal individuell entwickeln dürfen. Deswegen muss der Hund auch mal Hund sein dürfen. Wir brauchen ihn nicht ständig kontrollieren oder an ihm herumfuhrwerken oder ihm ein 24 Stunden-Animationsprogramm bieten. Er muss auch einmal etwas eigenständig entscheiden dürfen. Es den Alten gleichzutun ist ein Bestreben, das man bei jungen Hunden immer wieder beobachten kann.

Auch wenn Welpen häufig Beschwichtigungssignale gegenüber den Erwachsenen zeigen, kann es ihnen trotzdem passieren, dass sie von den Alten eine „auf’s Dach“ bekommen, wenn sie zu viel herum schleimen. Eine andere Reaktion auf die Nervensägen ist gar nichts zu tun oder den Kopf wegzudrehen.

Beim Einüben von Ritualen zum „Fair Play“ lernen sie schon vom Welpenalter an, was erlaubt ist und was nicht, und welche sozialen Erwartungen und Vorstellungen ihre Spielpartner haben. Sie erfahren, dass die Möglichkeit besteht, verletzt zu werden, entsprechend dem Sprichwort: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.

Wenn sich der Welpe vor unsere Füße legt, handelt es sich um eine besondere Form des sozialen Kontaktes, vergleichbar mit dem Verhalten, wenn er seinen Kopf auf unser Knie oder in unseren Schoß legt. Er sucht unsere Nähe und darüber können wir uns freuen.

Ein Wackelbrett oder Wackelkreisel ist die beste Frühförderung für Welpen, denn bereits im Alter von etwa 4-5 LW gelingt es dem Welpen aus völlig eigenem Tun, die von ihm selbst verursachten Wackelbewegungen einigermaßen auszugleichen. Der Erfolg des eigenen Handelns und die Lust am eigenen Können fördern weiter seine Neugier und Aktivität. Es findet eine Selbstbelohnung statt, die ihn ermutigt, nach und nach noch höhere Herausforderungen anzunehmen. Zum Ausgleich der selbst erzeugten Wackelbewegungen wird der Gleichgewichtssinn herausgefordert. Damit werden gleichzeitig nahezu alle anderen Sinne des Organismus geweckt und ihre zahlreichen Einzelleistungen mehr und mehr zu einer Gesamtleistung zusammengeführt. Lernen findet hier auf ganz verschiedenen Ebenen und in höchst intensiver Weise statt und Lernen ist umso wirkungsvoller, je mehr Sinne beteiligt sind.

Für die Gesamtfunktion des Gehirns spielt das Gleichgewichtssystem eine außerordentliche Rolle, denn es bestehen enge Verbindungen zu anderen Sinnessystemen wie z.B. dem Sehen, Hören und Tasten. Es ist maßgeblich daran beteiligt, dass der Organismus mit all seinen Sinnen als Ganzes zusammenwirkt und entwickelt sich bereits im Mutterleib. Bereits im Welpenalter sollten sie deshalb Gelegenheit haben, entsprechend ihrem fortschreitenden Reifegrad, solche Herausforderungen selbständig aufsuchen und eigenaktiv bewältigen zu können. Aus der Fähigkeit, Ungleichgewicht in Gleichgewicht und damit Unsicherheit in Sicherheit zu wandeln, erwächst Bewältigungsfähigkeit und lässt ein sicheres Wesen entstehen.

Umweltstrukturen haben einen großen Einfluss, nicht nur auf die seelische, sondern auch auf die körperliche Entwicklung der Welpen. Die besten Voraussetzungen dafür bietet ein sinnreicher Abenteuerspielplatz, wie wir ihn bei uns aufgebaut haben. Dessen Herausforderungen müssen mit dem schnellen Entwicklungsverlauf der Welpen mitwachsen. Er muss immer wieder abwechslungsreiche und lustvolle Lernmöglichkeiten bieten. Und von großer Bedeutung ist dabei der bereits erwähnte eigenaktive Aufbau der Körperbeherrschung. Denn diese vermittelt das nötige positive Grundgefühl für den psychischen Selbstaufbau. Zugleich ist das Entwickeln der (Psycho) Motorik der Grundstein für die allgemeine Entwicklung des Gehirns. Zentral ist bei alle- dem ein zunehmendes Beanspruchen des Gleichgewichtssinns. Und als Königssinn weckt er gewissermaßen alle anderen Sinne, wie Tast-, Hör-, Seh-, und Geruchssinn, und vernetzt diese.

Viele Hunde reagieren mit Vorsicht oder sogar Meideverhalten auf Querstrukturen wie Gitterröste o.ä. Haben Hunde im Welpenalter die Gelegenheit gehabt, solche Querstrukturen als etwas Selbstverständliches einzuordnen, haben sie damit keine Probleme.

Man muss ihre Umgebung jedoch immer wieder verändern, nach und nach etwas hinzufügen und etwas Bekanntes wieder entfernen, um für neue Herausforderungen zu sorgen. Entscheidend ist dabei, dass durch diese Eroberung neuer Dinge das dopaminerge System im Gehirn der Welpen in Gang kommt, indem sie letztlich lustvolle Erlebnisse aus der Konfrontation mit dem ursprünglich einschüchternden Reiz gewinnen. Jede dieser Situationen bildet so ein Modell für die spätere Einstellung der Welpen gegenüber Unvorhergesehenem. Wer viele verschiedene Objekte mit dieser positiven Erfahrung verknüpft hat, wird sich später über das Auftauchen neuer Dinge freuen, womit das psychische Immunsystem gegen Angstprobleme weiter gestärkt wird. Da das Wetter nicht schlecht war, sind wir in dieser Woche jeden Tag im Garten mit den Welpen gewesen.

Ein gestalteter Auslauf wie bei uns befriedigt dagegen gleichzeitig die Neugier, schafft Spielanreize und trainiert den Abbau der natürlichen Scheu/Ängstlichkeit des Hundes vor etwas Neuem/Unbekanntem. Das tun wir, weil Welpen, welchen eine abwechslungsreiche und vielgestaltige Aufzuchtsumwelt mit den Qualitäten eines Abenteuerspielplatzes geboten wurde, cleverer waren, aufgestellter, neugieriger, selbstsicherer und vor allem lernfähiger/-freudiger, als jene, die gut gepflegt mit bestem Stammbaum in einer reizarmen Umwelt aufwuchsen. Sie wussten und konnten mehr und wurden noch lernbegieriger nach dem Motto: Wer viel weiß, will noch mehr wissen.

In einem Versuch wurden Hunde die ersten Lebensmonate in einer Umgebung gehalten, die sehr wenig Anreize für die Sinnesentwicklung bot. Im Vergleich zu Hunden, die in normaler richtiger Umgebung aufwuchsen, verhielten sie sich regelrecht hyperaktiv. Sie lernten auch viel schlechter. Wenn sie sehr aufgeregt waren, hatten sie eine deutliche Tendenz zu stereotypem Verhalten – das sind sich zwanghaft wiederholende Verhaltensweisen, wie z.B. das im Kreis drehen, lecken usw. Bestimmte Teile des Gehirns konnten sich nicht entwickeln. Dadurch kam es zur Hyperaktivität. Eine sterile und reizarme Umgebung kann somit das emotionale Heranreifen eines Hundes so stark behindern, dass er niemals in seinem Leben mit irgendeiner Art von Stress umgehen kann.

Die Natur hat es offenbar so eingerichtet, dass ein Wechselspiel aus Neugier, Annäherung und Vermeidung sowie aus Herausforderung, Frustration und Erleichterung das Lernen und die Verhaltensentwicklung bestimmt. Das Aufwachen in einer immer gleichen Umgebung ist unnatürlich, denn diese bietet zu wenige Möglichkeiten zur Exploration und Sozialisation. Eine solche notwendige emotionale Abhärtung ist also in reizarmen Aufzuchtstätten nicht möglich. Keine Frustrations- und Erleichterungsgefühle zu erleben bedeutet, keine Problemlösestrategien entwickeln zu können. Die Angst vor Veränderungen und neuen Situationen ist die Folge.

Welpen, die in ihren ersten Lebenswochen zu wenig erfahren, aushalten und lernen müssen bzw. dürfen, neigen später zur Vermeidung oder Überreaktion bei Konfrontationen mit neuen Reizen. Geringe Frustrationstoleranz und Inkompetenz in Alltagssituationen können langfristig in einer ganzen Reihe von Verhaltensproblemen ausarten. Dies ist übrigens nicht nur bei Hunden, sondern auch bei Menschen der Fall.

Wir führen immer wieder Ausflüge mit den Welpen in fremdes Gelände durch. Denn in der Gemeinschaft werden Belastungssituationen sehr viel leichter ertragen. Auch wird der angeborene Folgetrieb dadurch stark gefördert. Als wir unseren Enkel Jonas in Altheim besuchen, fahren sie natürlich in unserem Auto mit und lernen neben dem Autofahren erneut fremde Örtlichkeiten, Hunde und Menschen kennen. Und das auch noch ohne Kimba.

Für die Sozialisation mit Artgenossen reicht es nicht aus, dass wir als Züchter selbst mehrere Hunde haben, weil es ja meist Hunde der gleichen Rasse sind. Natürlich sozialisieren sich die Welpen auch gegenseitig und wir haben ja auch noch Schäferhunde. Aber ab der 4. LW sollen möglichst verschiedene Hunde mit gutem freundlichen Sozialverhalten eingeladen werden. Ggf. muss man Einfluss darauf nehmen, wie Welpen und Besuchshunde sich verhalten. Das Ziel sollte sein, dass sich die Welpen immer freuen, andere Hunde zu treffen, aber dabei lernen, respektvoll auf diese zuzugehen und selbst auf kleine kommunikative Signale zu reagieren. Je facettenreicher die Mutterhündin und die anderen erwachsenen Hunde mit ihnen bereits kommuniziert haben, desto besser sind ihre hündischen Sprachkenntnisse. Das wird ihnen im Idealfall ein Hundeleben lang nützlich sein. So besucht uns u.a. Sebastian mit seinem ein paar Wochen älteren Welpen.

Aufgrund der bahnbrechenden, 20 Jahre dauernden Untersuchung von John Paul Scott und John L. Fuller wissen wir, dass Welpen im Alter zw. der 5. und 13. LW darauf programmiert sind, zu lernen, wie ihre Sozialpartner auszusehen und sich zu verhalten haben. In dieser Zeit beginnt das Lernen die Welpen zu formen. Sie werden ja mit zwei Sozialpartnern konfrontiert, mit Artgenossen und Menschen. Sie wachsen somit als geistige Zwitter heran, die zu beiden eine enge Bindung aufbauen müssen und sich für den Rest ihres Lebens dort wohlfühlen sollen.

So ab der 6. Lebenswoche geht Kimba über zum „Benimm-Unterricht“. Sie sagt jetzt schon mal nein, wenn sich die Welpen ihr nähern und an ihren Knochen o.ä. wollen. Ein direktes Anschauen bedeutet, dass man nun Mama am besten nicht näher kommt. Dies wissen die Kleinen zunächst noch nicht. Unbekümmert nähern sie sich ihr weiter. Jetzt runzelt sie den Nasenrücken, knurrt und zeigt ihre schönen Zähne. Wenn die Welpen jetzt nicht auf Abstand gehen, macht sie schon einmal eine Schnappintention. Spätestens jetzt sind die Welpen endlich eingeschüchtert und ziehen ohne Futter von dannen. Dieses Vorgehen, das uns Menschen oft hart und ungerecht vorkommt, ist eine sehr wichtige Lektion für einen jungen Hund. Nach einigen Wiederholungen hat er gelernt, dass schon das drohende Anschauen bedeutet: Abstand halten oder Individualdistanz einhalten. Jeder Hund muss Grenzen kennenlernen und dies geschieht am besten durch die Mutter und/oder gut sozialisierte Althunde.

Die Spiele der Welpen untereinander ahmen in ungeregelter Form das Verhalten der Alttiere nach, wobei Anteile angeborener Verhaltensweisen mit Erfahrungswerten verbunden werden. Auffallend ist ein sehr häufiger Stimmungswechsel, und leichte Ablenkbarkeit unterbricht oft angefangene Spielformen. Jeder Welpe spielt in diesem frühen Alter zwischendurch auch einmal gern allein für sich. Er erprobt seine Kräfte, seine Geschicklichkeit, seine Behendigkeit. Das Erleben der eigenen Motorik, des Erfolges, befriedigt sein angeborenes Bewegungsbedürfnis, die Freude am Können treibt ihn zu immer wieder neuen Versuchen.

Es ist einfach hinreißend zu beobachten, wie unsere tapsigen kleinen Welpen miteinander interagieren, lustige Hopser vollführen, sich gegenseitig das Spielzeug klauen, eine wilde Jagd initiieren, sich anwuffen, knurren, dann wieder balgen und urplötzlich völlig erschöpft umkippen. Sie fressen nach wie vor zusammen aus einer Schüssel und zum Ende hin darf auch Kimba an den Futternapf.

Spielen ist für die Welpen nicht nur ein netter Zeitvertreib, sondern sie probieren ihren Körper aus, üben Bewegungen und verfeinern sie, lernen ihre Umwelt kennen, verfeinern ihre kommunikativen Signale und erlernen Verhaltens- und Spielregeln, um sich auf den konfliktfreien Umgang mit Artgenossen vorzubereiten. Deshalb sind unsere fremden Besuchshunde auch so wichtig. Auch üben sie spielerisch schon jetzt Elemente des späteren Balzverhaltens ein und trainieren/erlernen die Beißhemmung. Wir besuchen unsere Oria und sie zeigt sich begeistert von Hoomer und Hinja.

Der bekannte englische Hundeexperte John Rogerson geht davon aus, dass es vor allem dann Probleme mit Fingerbeißen gibt, wenn die Welpen mit zu wenig unterschiedlichem Spielzeug aufwachsen mussten. In Ermangelung einer Alternative haben sie nämlich gelernt, ihre Spielbisse immer nur an den Geschwistern auszuleben. Mit zunehmendem Alter und wachsender Intensität des Spiels entsteht dabei leicht das Gegenteil einer funktionierenden Beißhemmung – die Welpen lernen, die Schmerzreaktion ihres Gegenübers einfach zu übergehen und weiterzuspielen.

Wolfswelpen werden in der Höhle recht häufig alleine gelassen und heulen dann schon mal ganz jämmerlich. Sie lernen jedoch, dass man auch einmal warten und Frust ertragen lernen muss. Sie müssen auch daran gewöhnt werden, einmal ohne die Mutter und Geschwister klar zu kommen. Dies gehört zur normalen Lebenserfahrung dazu.

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