Die Welpen wurden 8 Wochen alt
Heyli, Gandhi und Fleika sowie unsere Kleinspitze Reyka und Vicky haben zusammen mit Iris, Carmen und Hilmar eine tolle Arbeit in den letzten 8 Wochen geleistet und den Welpen viel für ihren weiteren Lebensweg mitgegeben. Aber auch allen Anderen, die mitgeholfen haben, sagen wir auf diesem Wege „Dankeschön“.
Die Welpen wurden 8 Wochen alt und der schmerzliche Abschied rückt immer näher. Wir haben wieder unser Bestes gegeben und sind platt. Die zwei Wochen Urlaub, die jetzt auf uns warten, brauchen wir ganz dringend. Das letzte Wiegen des Jubiläumswurfes führte zu folgendem Ergebnis:
Jasko (lila Halsband) ist mit 8470 Gramm nach wie vor am schwersten. Ihm folgt mit 8290 Gramm überraschend Jorah (blaues Halsband) und mit 8160 Gramm Joey (schwarzes Halsband). Auch Joker hat mit 8020 Gramm die 8 Kilomarke geknackt. Unser „Holländer“ Jon-Koda (rotes Halsband) wog 7760 Gramm. Die beiden Hündinnen Juma (pinkfarbenes Halsband) und Jaaki (orangefarbenes Halsband) brachten 7630 Gramm bzw. 7610 Gramm auf die Waage.
In der 8. bis 10. LW befindet sich der Welpe in der sog. Kritischen Prägung / Furchtprägung, in der sich laute Geräusche oder eine raue Behandlung nachdrücklich auf sein Verhalten auswirken können. Einige Verhaltensforscher schlagen sogar vor, ihn in dieser Phase nicht zum Tierarzt zu bringen. Es ist deshalb wichtig, dass wir in dieser Zeit seine positive Sozialisation vorantreiben. Deutsche Schäferhunde zeigen eine relativ verlangsamte Entwicklung in Bezug auf die soziale Kommunikation, ihnen sollte man mehr Zeit für soziales Lernen geben.
Ein traumatisches Erlebnis in dieser Zeit kann jedoch sämtliche erlernten Sozialisierungsfähigkeiten zum Teufel jagen. Eine winzige Ursache kann die Zukunftsaussichten eines Welpen stören; z.B. die erste Autoreise vom Züchter ins neue Zuhause, die zu langjährigen psychischen Problemen beim Autofahren führen kann (deshalb sind unsere Welpen bereits mehrfach mit dem Auto gefahren und mussten Hilmars Fahrstil aushalten). Das Zusammentreffen mit einer launischen alten Katze kann lebenslängliche Eindrücke in Form von Furcht oder Aggression gegenüber Katzen hinterlassen. Läuft ein Welpe bei dem Versuch, seinem Besitzer zu folgen, in eine schmerzhafte Glastüre, kann dies z.B. je nach Verknüpfung das Interesse am Menschen stören.
Beim lustbetonten Spielen ist die Wahrnehmungsbereitschaft und die innere Erregung im Allgemeinen erhöht, die Schmerzempfindlichkeit dagegen herabgesetzt. Das führt dazu, dass Welpen beim intensiven Spiel kaum negative, schmerzhafte Erlebnisse haben und deshalb auch nur selten schlechte Erfahrungen im Spiel gesammelt werden können. Geht deshalb ein Hund auf spielerische Aktivitäten ein, so kann davon ausgegangen werden, dass die Umstimmung ins Positive gelungen ist. Denn ein Hund kann nur dann spielen, wenn er psychisch unbelastet ist.
Welpen können sich bereits im Mutterleib und später im großen Maße über die Muttermilch mit Spülwürmern anstecken. Sie werden also schon infiziert geboren und haben direkt nach der Geburt über die Muttermilch ein enormes Ansteckungsrisiko.Werden die Welpen nach der Geburt nicht entsprechend entwurmt, kann es zu einer starken Verwurmung kommen, die nicht nur ihr Immunsystem und ihre Entwicklung stark schwächt, sondern auch zu konkreten Problemen im Verdauungstrakt führen kann, die tierärztlich behandelt werden müssen. Wir wählten hierzu eine milde Entwurmung mit Medikamenten, die den Darm nicht verlassen, Banminth. Danach muss dies auf jeden Fall vor jeder Nachimpfung und regelmäßig alle 6 Monate wiederholt werden. Wird dies unterlassen kann es zu irreparablen Schäden kommen. Ein Hund sollte unbedingt immer 2 Tage vor seiner Jahresimpfung entwurmt werden und nicht erst beim Impfen, damit die Impfung optimal anschlagen kann. Auch sollte man das Entwurmungsmittel immer wieder mal wechseln.
Freundlicherweise erschien unsere Tierärztin Frau Dr. Kalbantner bei uns zu Hause und führte dort die Untersuchung der Welpen sowie ihr Impfen und Chippen durch.
Jeder Hund sollte gekennzeichnet sein, je nach Größe und Land muss er es sein. Da Sie sich für einen Rassehund von uns entschieden haben, ist er bereits gechippt worden und sie können ihn zur Sicherheit in einem Haustierregister wie Tasso eintragen lassen. Sollte Ihr Hund einmal verloren gehen, haben Sie so die Chance, ihn überall identifizieren lassen zu können.
Beim Chippen wird mit einer Hohlnadel ein winzig kleiner Transponder am Hals unter die Haut appliziert. Der Vorgang ist mit einer Impfung vergleichbar. Mit einem Lesegerät kann dann jederzeit die Nummer Ihres Hundes abgelesen werden.
Wir haben weiterhin kleine Ausflüge in fremdes Gelände durchgeführt, nunmehr jedoch meistens ohne Heyli. Denn in der Gemeinschaft der Geschwister und uns werden Belastungssituationen sehr viel leichter ertragen. Auch wird der angeborene Folgetrieb dadurch stark gefördert. Umweltgewöhnung ist sehr wichtig für die Entwicklung des Welpen. Frühe Erfahrungen in Probleme lösen und dabei Erfolg haben, helfen dem Hund später, schneller, selbständig und stressfreier Hindernisse zu überwinden oder Probleme zu bewältigen.
Auch die Schüpfbach wurde immer wieder mal von den Welpen erkundet und so lief die Prägung auf Wasser einfach so nebenbei mit.
Sehr freuten wir uns über den Besuch von Lena, Fritzi, Bruno, Diana und Evi mit Happy von der Schüpfer Hexe.
Unser Garten mit Spielzwinger sieht deshalb bis zum 25.5.2019 wie eine Mischung zwischen Disneyland, Kinderspielplatz, Wildpark und Recyclinghof aus. Die Welpen spielten im Gras, in Sträuchern und Hecken, auf Betonsteinen, im Dreck und Wasser, krochen in Öffnungen wie Eimer, Tunnels oder Kartonagen und auf erhöhte Liegestellen, machten Tauziehen, verursachten mit Spielzeugen verschiedene Geräusche, lernen unterschiedlichsten Jagdobjekte und Fahrzeuge kennen, durchlebten eine Baustelle mit unterschiedlichen Geräuschkulissen, konnten sich an ganz unterschiedlichen Hindernissen und Spielgeräten austoben und vieles mehr.
Wir haben ihre Umgebung immer wieder verändert, nach und nach etwas hinzugefügt und etwas Bekanntes wieder entfernt, um für neue Herausforderungen zu sorgen. Durch diese Eroberung neuer Dinge kam somit das dopaminerge System im Gehirn der Welpen in Gang. Jede dieser erlebten Situationen bildet ein Modell für die spätere Einstellung der Welpen gegenüber Unvorhergesehenem. Wer viele verschiedene Objekte mit dieser positiven Erfahrung verknüpft hat, wird sich später über das Auftauchen neuer Dinge freuen, womit das psychische Immunsystem gegen Angstprobleme weiter gestärkt wird. Ganz wichtig: Wir haben die Welpen selbst machen lassen und sie nicht zur Bewältigung der Hindernisse gezwungen oder animiert. Sie suchten selbst die Herausforderung.
Wir sorgten für mehr und mehr reizvolle neue Erfahrungsquellen, die alle Sinne ansprachen und gestalteten den Kontakt zu den Welpen wie immer besonders intensiv. Denn was in den ersten 16 Lebenswochen versäumt wird, lässt sich nie wieder in gleichem Maße nachholen, was jetzt gelernt und verankert wurde, beeinflusst die Wesensentwicklung nachhaltig. Aber auch negative Erfahrungen verankern sich tief, es besteht immer ein gewisses Risiko. Aber auch unsere Kinder haben wir eines Tages ohne Stützräder fahren lassen.
Oft wird angenommen, dass ein Welpe auf eine spezielle motorische Fähigkeit wie z.B. die Balance auf dem Balanceboard halten, ein Leben lang zurückgreifen könne, was falsch ist. Er muss so etwas weiterhin regelmäßig üben. Eine Prägung erfolgt diesbezüglich nicht, aber er wird sich sicherlich leichter damit tun.
Die Welpen mussten lernen, wie unterschiedliche Dinge schmecken und aussehen, sich unterschiedliche Dinge anfühlen, sowohl wenn man sie zerkaut, als auch wenn man sie mit den Pfoten berührt. Sie mussten verschiedene Gerüche kennen lernen, verschiedene Geräusche. Durch Klettern und Balancieren lernen sie immer besser mit ihrem Körper umzugehen.
Wir haben dies vor allem deshalb getan: In einem Versuch wurden Hunde die ersten Lebensmonate in einer Umgebung gehalten, die sehr wenig Anreize für die Sinnesentwicklung bot. Im Vergleich zu Hunden, die in normaler richtiger Umgebung aufwuchsen, verhielten sie sich regelrecht hyperaktiv. Sie lernten auch viel schlechter. Wenn sie sehr aufgeregt waren, hatten sie eine deutliche Tendenz zu stereotypem Verhalten – das sind sich zwanghaft wiederholende Verhaltensweisen, wie z.B. das im Kreis drehen, lecken usw. Bestimmte Teile des Gehirns konnten sich nicht entwickeln. Dadurch kam es zur Hyperaktivität.
Hunde müssen auch in der Lage sein, Treppen hinauf- und hinabzugehen. Lernen können sie das nicht, wenn sie im Welpenalter immer getragen werden. Die psychomotorische Fähigkeit des Treppengehens kommt nur durch eigenaktive Bewegung, also nur durch eigenes Tun zustande. Es ist wichtig, dass die Welpen die Herausforderung des Treppengehens aus eigenem Antrieb annehmen und nicht dazu animiert werden. Denn von Natur aus nehmen Welpen meistens nur solche Herausforderungen an, die sie zu bewältigen in der Lage sind. Der Befürchtung, dass es zu Gelenk- und Skeletterkrankungen beim Treppengehen oder Spielen kommen würde, steht die klare biologische Tatsache gegenüber, dass nur ein geforderter Organismus wirkungsvolle Muskulatur, Bänder und Sehnen entwickeln kann, die den gesamten Aufbau des Organismus und seines Skeletts entscheidend unterstützen. Hat er es als Welpe nicht kennenlernen dürfen, so wird er damit große Probleme haben, nicht wegen fehlender Körperleistungsfähigkeit sondern wegen der aufkeimenden Angst, deren Überwindung nicht gelernt wurde. Sie gründet sich nicht nur auf die Banalität vorenthaltener Erfahrungen. Entscheidender ist, dass es im Gehirn nicht zu den notwendigen sensomotorischen und gefühlsmäßigen Verknüpfungen kommen konnte, die künftig als Teile einer Strategie zur psychomotorischen Lebensbewältigung gebraucht werden.
Wir suchten die Eisenbahnbrücke bei Gerlachsheim auf, die in 8Meter Höhe über die Tauber führt und die über Gitterröste zu überqueren ist. Als Belohnung und um die Wartezeit auf Züge zu verkürzen gab es leckere Fleischknochen.
Der Abschluss unserer Welpenprägung war ein Besuch bei Erich und Elli in Assamstadt, wo Erich wieder einen schwierigen Parcour aufgebaut hatte und die Welpen seine Tiere kennenlernen konnten. Da Alfred gerade zu Besuch mit Slinky bei uns war, nahmen wir ihn kurzer Hand mit.
Gemeinsames Spielen, Erkunden und Erleben sind Wegbereiter für den Aufbau einer sicheren Bindung zwischen Hund und Mensch. Leider haben sich aber auch Vorstellungen und Methoden im Umgang mit den Welpen entwickelt, die am eigentlichen Sinn einer wohlüberlegten und zielgerichteten Verhaltensentwicklung vorbeigehen. Oft artet dies dann in Welpendressur oder gar in einen Frühförderungswahn aus. Dabei bleibt das auf der Strecke, woraus es wirklich ankommt: Die Entwicklung eines sicheren Wesens. Alle 7 Welpen sind auf einem sehr guten Weg dorthin. Führt es zu Ende!