Die Welpen unseres J-Wurfes sind gegangen

Die Welpen unseres J-Wurfes sind gegangen

Es gibt Stimmen, die sich dafür einsetzen, dass der Züchter Welpen erst ab der 12. LW dem Käufer übergeben soll. Ehe der bekannte Verhaltensforscher Eberhard Trumler von den Hunden eines besseren belehrt wurde, war auch er dafür. Er dachte auch, je länger die Welpen unter ihren Geschwistern und bei der Mutter bleiben, umso mehr können sie ihren natürlichen Spieltrieb auf Hundeart abreagieren. Umso artgerechter können sie sich austoben, und sie kommen dann schon etwas reifer geworden in das neue Heim. Man kann nicht abstreiten, dass diese Überlegung viel für sich hat und sinnvoll erscheint. Dennoch beruht sie auf Fehlschlüssen. Zunächst einmal deswegen, weil die Natur nun einmal es so vorgesehen hat, dass die Welpen sich in diesem Alter von der Mutter lösen und mit fliegenden Fahnen zum Vater – oder wen sie dafür halten – übergehen.

Eberhard Trumler sagt weiter: Wäre das nicht von Natur aus in der Wesensentwicklung der Welpen so vorgesehen, würden sie in unseren Gehegen weiterhin der Mutterhündin nachlaufen. Sie tun es aber nicht – sie halten sich ab der 8. LW nur mehr an den Rüden.

Nun hält ein Züchter normalerweise keinen Vaterrüden bei seiner Hündin und somit ist die Hündin gezwungen in der Folgezeit die Vaterrolle zu übernehmen und dieser wichtige Aspekt ist gar nicht so ersichtlich. Sie kann das und erfüllt diese Aufgabe sehr gut, wenn es eben sein muss. Wenn also die Welpen in ihrer neuen Entwicklungsperiode an die Hündin gebunden werden, so ist zu erwarten, dass eine Trennung ab der 12. LW einen viel tiefer greifenden Einschnitt für die Welpenseele bedeutet.

Zudem wird in der freien Natur jetzt ein Ortswechsel vorgenommen, der alte Spielplatz wird verlassen.

Und es kommt noch etwas ganz anderes hinzu.Der Zeitraum zw. der 8. und 12. LW ist die eigentliche Sozialisierungsphase. Der Welpe lernt, das bislang so egoistische Verhalten aufzugeben und macht die Erfahrung, dass gemeinsames Tun, das Miteinanderspielen, dass Zusammenarbeit einen viel größeren Lustgewinn bringt. Also wird jetzt der Grundstein für die später einmal so wichtige Gefolgschaftstreue gelegt. Die zentrale Figur bei diesem Lernprozess ist der Rüde. Daher wird der Welpe gleichzeitig auf diesen geprägt. Kommt aber anstelle des Rüden der Mensch ins Spiel, so nimmt er, falls er es vernünftig anpackt, dessen Stelle ein. Lernt er jetzt, dass das Spielen mit dem Menschen mehr Freude macht als allein zu spielen, ist für uns faktisch alles gewonnen.

Dies bedarf jedoch nicht nur einer großen Einfühlungswilligkeit, auf das Spielangebot des Welpen einzugehen, sondern auch sehr viel Zeit und Geduld. Wenn ein Welpe in dieser Sozialisierungsphase nie Gelegenheit gehabt hat, Erfolgserlebnisse beim Spiel mit Menschen zu erfahren, wird er nach dieser Zeit kaum gewillt sein, auf die Spielwünsche des Menschen einzugehen. Immer wieder beweisen die Welpen in dieser Phase auch ihre Zuneigung und Anhänglichkeit gegenüber ihrem Erzieher. Ihre körperlichen und seelischen Kräfte müssen immer mehr gefordert werden.

Als die Welpen vor 2 Wochen 8 Wochen alt wurden, trafen wir uns in unserem Garten mit den Welpeninteressenten zur Welpenabgabe. 1 Woche vor der Abgabe wurde ja von uns bereits der Wildpark mit den Welpen und den neuen Besitzern aufgesucht, eine optimale Möglichkeit mit seinem Welpen den Wildparkbesuch durchzuführen und so eine erste intensivere Bindung herzustellen.

Das Ruhebedürfnis ist bei den Welpen übrigens auch in der 8. LW noch sehr groß. Ein ruhender Welpe wird deswegen nie von den Althunden gestört. Alle Organe des Welpen sind nunmehr funktionstüchtig. Eine Ausnahme bildet noch die Entwicklung der Geschlechtsorgane.

Während wir Menschen uns bei Fleischkäse, Salaten und Nachtisch stärkten, spielten die Welpen ein letztes Mal miteinander.

Dann hieß es Abschied nehmen, der nicht so ganz schwer wie sonst war, da ja Joker bei unserer Tochter Milena und Jaaki bei uns bleiben.

Joey brachten wir selbst an seinen neuen Heimatort am Bodensee und dann begann unser 2-wöchiger verdienter Urlaub, da wir wieder einmal nach den 8 anstrengenden Wochen ziemlich platt waren. Deshalb erfolgt dieser Bericht auch mit 2 Wochen Verspätung, wir hoffen auf Euer Verständnis.

Liebe neue Welpenbesitzer, wenn der Welpe den Zwinger von der Schüpfer Hexe verlässt, in dem sich sein bisheriges Leben abgespielt hat, ist er zwar entwöhnt und hat eine ausreichende Selbständigkeit erreicht. Er hatte jedoch seit seinem 1. Tag immer engen Kontakt zu seinem Menschen-/Hunderudel. Diesen Kontakt braucht er unbedingt auch weiterhin. Man muss ihn deshalb mit sich zusammenleben lassen, ohne dass er als sogenannter Stubenhund verwöhnt und vermenschlicht wird. Er kommt nunmehr in eine neue unbekannte Umwelt, in der er sich langsam zu Recht finden muss. Er vermisst seine Geschwister, seine Mutter/Eltern und die anderen Hunde und Menschen aus seinem Rudel, hat vermutlich etwas Heimweh und möchte verständlicherweise so schnell wie möglich dorthin zurück.

Man muss ihm diese Übergangsphase deshalb überbrücken helfen, ruhig mit ihm umgehen, ihn nicht anschreien und muss auch mal nachsichtig sein, wenn tatsächlich einmal ein Malheur in der Wohnung geschehen sollte.Wir müssen ihm den Respekt erweisen, ihn Unsicherheiten auf seine eigene Weise überwinden zu lassen, ansonsten wird die harte, sorgfältige Arbeit der Mutterhündin und von uns zunichte gemacht. Man muss darauf achten, dass dem Welpen nichts passiert, aber ihn nicht ständig retten wollen. Wir greifen nicht in seinen Lernprozess ein, zu dem auch gehört, sich unwohl zu fühlen und Fehler zu machen. Wir müssen ihm helfen, schwierige neue Umstände zu bewältigen, dürfen ihn aber nie davor retten oder ihm die ganze Arbeit abnehmen. Wir dürfen auf sein jämmerliches Geschrei nicht hereinfallen.

Denn auch die Hundemutter trägt ihre Welpen nicht den lieben langen Tag herum, täte sie dies, würden die Kleinen nie lernen, allein zurechtzukommen, sondern sie müssen selbst herausfinden, wie sie ihr nachkommen können.

Aber wir haben volles Vertrauen zu Euch und Eure Berichte und Fotos zeigen uns, dass es gar nicht so schlecht angelaufen ist. Wir hoffen, dass alle eine gute Welpenlernspielstunde gefunden haben und unsere Arbeit optimal fortsetzen.

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