Die L-Wurf Welpen wurden 25 Tage alt
Wie so oft haben wir uns an der Natur orientiert und sind mit unseren Welpen vom Wurfraum in den Garten gewandert. Denn auch Wolfswelpen kommen jetzt immer häufiger aus der dunklen Höhle ans Tageslicht. Dafür sorgt die Wolfsmutter, indem sie sich einfach draußen hinlegt. Bekommen die Welpen Hunger, müssen sie wohl oder übel die Geborgenheit des Lagers verlassen und zur Mutter herauskommen. Das geschieht einmal am zeitigen Vormittag und am späteren Nachmittag. Dieser Rhythmus stimmt übrigens mit den üblichen Spielstunden der meisten Hunde überein.
Man kann wunderbar beobachten, wie die Welpen im Garten mehr und mehr Territorium für sich erobern. Unsere verschiedenen Bodenbeläge sind für die Welpen eine interessante Herausforderung: Spielend erobern sie jeden Zentimeter ihrer neuen Umgebung im Garten und erkunden so neugierig nach und nach ihre Umwelt. Weil sie diese und noch andere Erfahrungen selbständig machen und meist mit Erfolg meistern, können sie sich später eigentlich überall sicher bewegen.
Wir sorgen für mehr und mehr reizvolle neue Erfahrungsquellen, die alle Sinne ansprechen und den Kontakt zu den Welpen besonders intensiv gestalten. Denn was jetzt versäumt wird, lässt sich nie wieder in gleichem Maße nachholen, was jetzt gelernt und verankert wird, beeinflusst die Wesensentwicklung nachhaltig. Aber auch negative Erfahrungen verankern sich tief, deshalb ist es auch eine Gratwanderung.
Sie müssen lernen, wie unterschiedliche Dinge schmecken und aussehen, sich unterschiedliche Dinge anfühlen, sowohl wenn man sie zerkaut, als auch wenn man sie mit den Pfoten berührt. Sie müssen verschiedene Gerüche kennen lernen, wobei hier schon das Gedächtnis trainiert wird, verschiedene Geräusche, wobei sie mit Quietschspielzeugen und/oder dem Kindermusikteppich selbst Töne produzieren können, natürlich auch mit ihren eigenen Stimmbändern oder aufgehängten Klapperteilen, was gern erprobt wird.
Der Welpenauslauf sollte deshalb einem Abenteuerspielplatz gleichen und ab der 3-4 Woche zur wesentlichen Erweiterung des Erfahrungsschatzes zur Verfügung stehen. Denn ungefähr ab dem 23. Tag haben die Welpen den natürlichen Drang ihren Aktionsradius auszuweiten. Sie brauchen jedoch auch die Veranlagung ihre Welt erobern zu können. Dies äußert sich im Bestreben, Neugier- und Erkundungsverhalten auch zu entfalten. Wir bieten ihnen einen solchen mitwachsenden Spielplatz in einem langsam größer werdenden Gartenbereich.
Durch Klettern und Balancieren lernen sie dort immer besser mit ihrem Körper umzugehen. In einer gesunden Entwicklungsphase geht es nicht darum, den Welpen allen nur erdenklichen Reizen auszusetzen, sondern darum, ihn in seinem eigenen Tempo etwas über das Leben lernen zu lassen.
Im praktischen Aufzuchtsalltag brauchen die Welpen nämlich neben innerer menschlicher Zuwendung und viel Zeit immer wieder neue und schrittweise größere Herausforderungen, an denen sie durch Selbstwirksamkeit wachsen können. Die Herausforderungen und Aufgaben müssen jedoch dem Entwicklungsstand entsprechen. Sind sie nicht auf direktem Weg zu lösen, müssen sie alternativ durch Cleverness bewältigbar sein.
Damit ist folg. gemeint: Will ein Welpe z.B. ein Hindernis überwinden, was er aber körperlich und motorisch noch nicht schafft, so sollte er sein Ziel über einen Alternativweg erreichen können. Damit wird das negative Gefühl des Scheiterns vermieden. Gleichzeitig kann sich das innerlich stark machende Gefühl von Selbstwirksamkeit entfalten – trotz anfänglicher Schwierigkeit. Außerdem wird das so vielfach notwendige Lernen von alternativen Bewältigungsstrategien herausgefordert.
Eine reiz- und erlebnisarme Aufzucht von Hundewelpen gilt inzwischen als verwerflich, denn es entspricht einem Kaspar-Hauser-Leben. Und auch wenn ein Hund in seiner Welpen- und Junghundezeit so viel lernt, wie sonst nie mehr in seinem Leben, so kann er doch bis ins hohe Alter täglich immer wieder Neues lernen. Lernen ist ein lebenslanger Prozess aktueller Anpassung.
Für die Gesamtfunktion des Gehirns spielt das Gleichgewichtssystem eine außerordentliche Rolle, denn es bestehen enge Verbindungen zu anderen Sinnessystemen wie z.B. dem Sehen, Hören und Tasten. Es ist maßgeblich daran beteiligt, dass der Organismus mit all seinen Sinnen als Ganzes zusammenwirkt und entwickelt sich bereits im Mutterleib.
Bereits im Welpenalter sollten sie deshalb Gelegenheit haben, entsprechend ihrem fortschreitenden Reifegrad, solche Herausforderungen selbständig aufsuchen und eigenaktiv bewältigen zu können. Wir stellen deshalb bereits jetzt die ersten Wackelbretter in den Welpenauslauf und sie werden auch schon angenommen.
Aus der Fähigkeit, Ungleichgewicht in Gleichgewicht und damit Unsicherheit in Sicherheit zu wandeln, erwächst Bewältigungsfähigkeit und lässt ein sicheres Wesen entstehen.
Jetzt wird auch die Koordination der Welpen besser, obwohl die Bewegungen noch sehr grob und tollpatschig sind. Mundwinkelstoßen, Pfötchen geben (Milchtritt), Schwanzwedeln und einklemmen der Rute sind zu beobachten. Die Welpen beschnuppern sich gegenseitig und fangen an, sich untereinander wahr zu nehmen.
Außerdem zeigen sie jetzt die ersten Anfänge von Besitzverhalten und Apportieren und zeigen Drohgebärden. Da wird geknurrt und gekämpft, einer versucht den anderen zu überlisten, je nach Kraft und Temperament. Ernsthafte Streitereien zwischen den Welpen sind jedoch noch nicht zu sehen. Fauchen/Knurren wie die Mutter bei Dingen, die sie nicht tun sollen, hört man aber schon.
Die Mimik fängt an sich zu entwickeln, es werden Grimassen geschnitten und mit der Entwicklung der Gesichtssinne werden die Welpen lebhafter und reger. Sie sind nun auch längere Zeit wach. Wenn sie nicht gerade saugen, erproben sie ihre körperlichen Fähigkeiten. Bald legen sie ihre kindliche Hilflosigkeit ab und können dann langer allein gelassen werden. Sie haben die erste und empfindlichste Phase ihres Lebens überwunden.
Es findet übrigens weniger Prägung in der dunklen Jahreszeit statt. Auch der Aufbau der Immunlage / Krankheitsabwehr ist in der hellen Jahreszeit entschieden besser. Jedoch stimmt wiederum der Immunschutz nur, wenn das Fürsorgeverhalten gestimmt hat. Die Jahreszeit (Zeitdauer und Intensität der Sonneneinstrahlung) löst im heranwachsenden Organismus epigenetische Effekte aus.
Über die Genregulation wird der Aktivitätsgrad der Welpen gesteuert, aber auch die Bildung körpereigener Vitamine und Abwehrstoffe. Letztlich kann bei längerem Tageslicht und höherem Aktivitätsgrad mehr gelernt werden. Insofern sind die Voraussetzungen für einen Wurf zwischen April und September am besten. Da nutzen wir natürlich die momentanen Sonnentage des überaus warmen Septembers besonders gerne aus und lassen die Welpen auch bei Nacht im Garten, gut bewacht von Jaaki und Gandhi.
CDs oder andere selbst aufgenommene Tonträger mit verschiedenen Geräuschen wie Rasenmäher, Presslufthammer, Silvesterknallerei, Düsenjets, Sirenen, Glocken, Gewitter, Staubsauger, Mixer, Telefon, Radio etc. werden weiterhin verwendet und die Welpen danach soweit als möglich auch mit den Originalgeräuschen vertraut gemacht.
Die Zufütterung von fester Nahrung setzte ja bereits ein und wir füttern nach wie vor Hackfleisch aus der Hand durch unsere vielen Besucher und Welpeninteressenten bzw. auch Hundeliebhaber, die sich für unsere Aufzucht interessieren.
Aber auch Xantara Fertigfutter aus der Dose (kein Kaffee aus der Tasse?) und Hüttenkäse bzw. Quark mit Ziegenmilch. Danach sahen sie wie Dalmatiner aus, allerdings schwarz mit weißen Punkten.
Mit dem selbständigen Fressen lässt auch die Reinigungsaufgabe von Jaaki zumindest etwas nach, so dass wir die Aufgabe der Lagerreinhaltung übernehmen müssen. Irgendwann werden es um die 40-50 Häufchen pro Tag sein.
Ungefähr ab dem Ende der 3. LW sind die Welpen zur willkürlichen Kontrolle über ihre Ausscheidungen in der Lage. Zeitgleich ist ihre Körpertemperatur etwa bis zu diesem Zeitpunkt auf das Niveau eines erwachsenen Hundes angestiegen. Sie können nunmehr schärfer sehen und sich zielgerichtet bewegen. Wir bieten ihnen außerhalb ihrer Hundehütte Rasennaturboden an, so dass sie ohne weiteres Zutun ihr Nest sauber halten und ihr Geschäftchen draußen machen können und so auf Naturboden geprägt werden.
Sauberkeit ist natürlich sehr wichtig, aber sie darf auch nicht übertrieben werden und in sterilen gefliesten Zwingern ausarten. Bisweilen sieht man pingelig aufgeräumte Welpenausläufe, in denen sich weder herumliegendes Spielzeug noch interessante Erkundigungsmöglichkeiten befinden. Die Krönung sind Sichtschutzwände, vermutlich deshalb, damit die Welpen ja nichts Neues sehen können.
Für die Sozialisation mit Artgenossen reicht es nicht aus, dass der Züchter selbst mehrere Hunde hat, da es sich meist um Hunde der gleichen Rasse handelt. Wir haben hierfür neben unseren Langhaar Schäferhunden allerdings noch die Kleinspitze Raycka und Vicky und erhielten auch noch Besuch von Vanessa mit Vickys Tochter Fieby.
Ansonsten sollten daher andere, möglichst verschiedene Hunde mit gutem freundlichen Sozialverhalten eingeladen werden. Sie sollen die Welpen ruhig auch in verschiedenen Situationen (Knochen) weg knurren und Tabuspiele mit ihnen machen. Das Ziel sollte sein, dass sich die Welpen immer freuen, andere Hunde zu treffen, aber dabei lernen, respektvoll auf diese zuzugehen und selbst auf kleine kommunikative Signale zu reagieren.
Je facettenreicher die Mutterhündin und die anderen erwachsenen Hunde mit ihnen bereits kommuniziert haben, desto besser sind ihre hündischen Sprachkenntnisse. Das wird ihnen im Idealfall ein Hundeleben lang nützlich sein. Die Hundesprache muss also erlernt werden, sie ist nicht komplett angeboren. Und sie muss nach der Welpenabgabe noch einmal trainiert werden, damit sie ein Leben lang sitzt.
Erfreulicherweise besuchten uns deshalb Natalie und Alex mit ihrem 13 Wochen alten Langhaar Schäferhundwelpen, der sich vorbildlich zeigte und die Erfahrungen mit Fremdhunden bei unseren Welpen einleitete.
In einer wesensorientierten Aufzucht wie bei uns geht es keinesfalls um pure Weichheit, also falsches, liebevolles Überbehüten und psychisches tot streicheln durch unseren zahlreichen hundelieben Besuch.
Je höher die späteren Ansprüche an die Belastbarkeit und Wesensfestigkeit eines Hundes nämlich sind, umso wichtiger ist es, seine frühen emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen – durch die Mutterhündin Jaaki, uns Züchter mit Familie, hundelieber Besucher und natürlich den künftigen Hundebesitzer, der so oft wie möglich vorbeischauen sollte. Denn das aus der Bindungsqualität hervorgehende Vertrauen ist von Anfang an der Stoff, mit dem die Schlüsselfunktionen aktiviert, Gene geschaltet und lebenslange Grundeinstellungen vollzogen werden.