Die Welpen wurden 4 Wochen alt

Die Welpen wurden 4 Wochen alt

Mit der Entwicklung eines jungen Organismus und der Reifung des gesamten Wahrnehmungsapparates verändert sich auch die Tiefenwahrnehmung. Diese beruht auf der Verrechnung von Informationen durch Fern- und Tastsinne mit bereits gemachten Erfahrungen. Die Sensorik und die Psychomotorik spielen dabei eine wichtige Rolle. Dies kann dazu führen, dass ein heranwachsender Hund aufgrund seiner immer besseren Wahrnehmung nun Angst vor Situationen zeigt, die er zuvor scheinbar problemlos bewältigt hatte. Er muss nun lernen die Situation neu einzuschätzen und zu bewerten.

Viele Hunde reagieren mit Vorsicht oder sogar Meideverhalten auf Querstrukturen wie Gitterröste o.ä. Haben Hunde im Welpenalter die Gelegenheit gehabt, solche Querstrukturen als etwas Selbstverständliches einzuordnen, haben sie damit keine Probleme.

Die besten Voraussetzungen dazu bietet zunächst ein sinnreicher Abenteuerspielplatz. Dessen Herausforderungen müssen mit dem schnellen Entwicklungsverlauf der Welpen mitwachsen. Er muss immer wieder abwechslungsreiche und lustvolle Lernmöglichkeiten bieten.

Von großer Bedeutung ist dabei der eigenaktive Aufbau der Körperbeherrschung. Denn diese vermittelt das nötige positive Grundgefühl für den psychischen Selbstaufbau. Zugleich ist das Entwickeln der (Psycho) Motorik der Grundstein für die allgemeine Entwicklung des Gehirns. Zentral ist bei alledem ein zunehmendes Beanspruchen des Gleichgewichtssinns. Als Königssinn weckt er gewissermaßen alle anderen Sinne, wie Tast-, Hör-, Seh-, und Geruchssinn, und vernetzt diese.

Eine Kinderschaukel, ein Wackelbrett oder Wackelkreisel ist die beste Frühförderung für Welpen, denn bereits im Alter von etwa 4-5 LW gelingt es dem Welpen aus völlig eigenem Tun, die von ihm selbst verursachten Wackelbewegungen einigermaßen auszugleichen. Sie suchen diese Herausforderung geradezu und der Erfolg des eigenen Handelns und die Lust am eigenen Können fördern weiter ihre Neugier und Aktivität.

Es findet eine Selbstbelohnung statt, die ihn ermutigt, nach und nach noch höhere Herausforderungen anzunehmen. Zum Ausgleich der selbst erzeugten Wackelbewegungen wird der Gleichgewichtssinn herausgefordert. Damit werden gleichzeitig nahezu alle anderen Sinne des Organismus geweckt und ihre zahlreichen Einzelleistungen mehr und mehr zu einer Gesamtleistung zusammengeführt. Lernen findet hier auf ganz verschiedenen Ebenen und in höchst intensiver Weise statt und Lernen ist umso wirkungsvoller, je mehr Sinne beteiligt sind.

In einem Versuch wurden Hunde die ersten Lebensmonate in einer Umgebung gehalten, die sehr wenig Anreize für die Sinnesentwicklung bot. Im Vergleich zu Hunden, die in normaler richtiger Umgebung aufwuchsen, verhielten sie sich regelrecht hyperaktiv. Sie lernten auch viel schlechter. Wenn sie sehr aufgeregt waren, hatten sie eine deutliche Tendenz zu stereotypem Verhalten – das sind sich zwanghaft wiederholende Verhaltensweisen, wie z.B. das im Kreis drehen, lecken usw. Bestimmte Teile des Gehirns konnten sich nicht entwickeln. Dadurch kam es zur Hyperaktivität.

Sobald sich das Gehör entwickelte und sie ein wenig hören konnten, haben wir sie noch häufiger angefasst, hoben sie hoch und berührten sie immer wieder.

Wir spielen ihnen alle möglichen Geräusche vor, vor allem auch von schreienden Kindern, Staubsauger und Fön, da die meisten Hunde damit ein Problem haben. All diese Geräusche werden dadurch in ihrem Unterbewusstsein gespeichert.

Unsere Welpen hören schon alle möglichen verschiedenen Geräusche, vom Klingeln des Telefons über den Staubsauger bis hin zu Werbespots im Fernsehen. Sie werden auch sehr viel öfter angefasst und hochgehoben als Welpen aus Zwingeranlagen, lernen mehr verschiedene Personen, mehr Bodenoberflächen und mehr Gerüche kennen. Worauf es ankommt, ist, dass sie viele verschiedene Lebenserfahrungen machen und nicht den ganzen Tag immer nur die gleichen Dinge sehen und hören.

Es gibt die Empfehlung, dass man Welpen noch vor dem ersten Lagerverlassen an Schüsse gewöhnen kann. Im Wurflager kennen die Welpen nämlich keine Angst, sie reagieren bestenfalls neugierig auf das neue Geräusch.

Als Züchter muss man darauf achten, dass die Welpen öfters mit plötzlichen Reizen konfrontiert werden. Milde, wechselnde Reize für die Nase, die Augen und die Ohren sollen den Aufenthaltsbereich der Welpen immer wieder bereichern.

Bei unseren Haushunden scheint eine genetische Information mit folg. Inhalt vorzuliegen: „Großes aufrecht Stehendes oder Großes auf mich Zugehendes bedeutet Gefahr, deshalb Verhalten auf Flucht einstellen. Aus diesem Grunde gehen wir auf jeden Fall bei Welpen in die Knie.

Schäferhunde haben i.d.R. ein stabileres Wesen als viele andere Rassen. Man trifft bei ihnen wohl deshalb auch nur selten phobisches Verhalten an. Normale Welpen, die von nervösen Ersatzmüttern aufgezogen wurden, wurden selbst nicht nervös, während Welpen von nervösen Müttern immer ängstlich waren, egal, wer sie aufzog.

Weitere Hinweise für den Einfluss der Genetik auf ängstliches Verhalten finden sich in einem überraschenden Zusammenhang zwischen ihrem Temperament und der Frage ob sie rechts-, links- oder beidhändig sind. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Menschen, die keine bestimmte Hand bevorzugen, häufiger als normal unter generalisierten Angststörungen leiden. Eine aktuelle Studie zu Geräuschphobien bei Hunden kam zu ähnlichen Ergebnissen: Hunde, die also keine bestimmte Pfote bevorzugten, um z.B. ein mit Futter gefülltes Spielzeug zu stabilisieren, damit sie es besser ausschlecken können, hatten öfter Geräuschphobien als Hunde, die Rechtspfötler oder Linkspfötler waren.

Bei Menschen wird die Händigkeit vererbt, und wir können mit gutem Grund annehmen, dass es bei Hunden genauso ist. Wenn Beidhändigkeit mit einem erhöhten Risiko für generalisierte Angststörungen einhergeht, wird die Störung selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls weiter vererbt. Übrigens waren 21 von 48 untersuchten Hunden Linkspfötler, 16 waren Rechtspfötler und 11 bevorzugten keine bestimmte Pfote. Ganz anders bei den Menschen: Hier sind nur etwa 10% Links- oder Beidhänder und 90% Rechtshänder.

Wenn sich ein Welpe erschreckt, dann möchte er so schnell als möglich wieder ins Dunkle, in die Wurfkiste oder Wurfhöhle. Inzwischen haben zahllose Studien klar bewiesen, dass die Natur einen erheblichen Einfluss darauf hat, ob ein Individuum scheu oder mutig sein wird.

Eine neue Studie legt nahe, dass verspielte Hunde manchmal ein Atemgeräusch machen, das möglicherweise eine Entsprechung zum Lachen sein könnte. Die Tierverhaltensforscherin Patricia Simonet machte Tonaufnahmen von Hunden während des Spiels und entdeckte ein langes lautes Hechelgeräusch, das ihrer Meinung nach dem menschlichen Lachen entspricht. Sie schwört, dass es beim Vorspielen in einem Tierheim bellende Hunde innerhalb von Minuten beruhigte.

Im lustvollen (Fang-)Spiel mit den Wurfgeschwistern werden bei den richtigen Lerngelegenheiten jene prinzipiellen Methoden entwickelt, die immer wieder dazu gewonnenen Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen. So entstehen Strategien fürs Leben. Siegen und gewinnen über eine Beute ist für die Persönlichkeitsreifung und die damit verbundene Selbstbewusstseinsentwicklung enorm wichtig. Das Triebziel wird erreicht durch Zubeißen und Festhalten und bestehende Ängste, Unsicherheiten und Konflikte werden überwunden durch sinnvolles Bestätigen.

Das Spiel hat eine Menge Funktionen, z.B. körperliche Trainings- und Übungsfunktion durch leichte Überforderung des Muskelapparates, Aktivierung von Herz-, Kreislauf und Gehirn, oder eine soziale Funktion durch Verbesserung und Intensivierung von sozialen Beziehungen. Die Kommunikative Funktion des Spiels dient dem Signalaustausch zum Erlernen von Selbstkontrolle. Und schließlich liegt dem Spiel auch eine Lernfunktion durch Lustbetonung zugrunde, es kommt zur Ausschüttung von Glückshormonen.

Das Hundespiel basiert im Wesentlichen auf deutlich erkennbaren Signalankündigungen wie dem Zickzack Laufen, der Vorderkörpertiefstellung, dem Kopf-Schleudern und dem Auf-dem-Boden-Rollen.

Wolfseltern spielen sehr häufig mit ihrem Nachwuchs und streuen gezielt Abbruchsignale ein, wenn ihre Welpen mal wieder hemmungslos übertreiben. Sie spielen auch untereinander, um Rituale einzuüben und den Gruppenzusammenhalt zu festigen. Insbesondere Paare, die sich neue gefunden haben, spielen zur Festigung ihrer neuen Bindung am häufigsten miteinander. Ranghohe Tiere begeben sich häufig bewusst in eine unterlegene Position, um ihre Spielabsicht kundzutun.

Untersuchungen von Geparden und Hauskatzen lassen vermuten, dass selbst intensiv spielende Jungtiere maximal 3-5% ihrer Tagesenergie durch das Spiel verbrauchen. Ähnliches kann man auch bei Kaniden vermuten. Beim Einüben von Ritualen zum „Fair Play“ lernen sie schon vom Welpenalter an, was erlaubt ist und was nicht, und welche sozialen Erwartungen und Vorstellungen ihre Spielpartner haben. Sie erfahren, dass die Möglichkeit besteht, verletzt zu werden, entsprechend dem Sprichwort: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.

Hundewelpen, die in dieser entscheidenden Entwicklungsphase keine Beißhemmung lernen durften, weil der Mensch das Welpengerangel als zu unwirsch betrachtete, haben später im Umgang mit Artgenossen sehr oft Probleme, sich in eine soziale Gruppe einzufügen.

Kanidenwelpen haben im jungen Alter die höchste Aggressionsstufe ihres Lebens, weil sie noch keine Beißhemmung gelernt haben. Deswegen halten sich die Wolfseltern heraus, wenn die Welpen ständig am Rangeln, Kämpfen und sich Beharken sind. Solche Rangeleien gehen mit sehr viel Gebrüll und Geschrei umher. Es klingt, als würden sich alle gegenseitig umbringen. Wir trennen die kleinen Raufer deswegen nicht selbständig, weil diese durch die gegenseitige Schmerzzufügung lernen müssen, die Hemmungslosigkeiten zurückzufahren und vorsichtiger miteinander umzugehen.

Wolfswelpen werden in der Höhle recht häufig alleine gelassen und heulen dann schon mal ganz jämmerlich. Sie lernen jedoch, dass man auch einmal warten und Frust ertragen lernen muss. Dies gehört zur normalen Lebenserfahrung dazu. Jaaki macht dies genauso und das einsetzende Welpengeschrei stimmt sie in ihrem Verhalten nie um.

Es ist völlig normal, wenn eine Hundemutter nicht sehr begeistert ist über fremden Hundebesuch, so dass man sie von ihren Welpen trennt, wenn Hundebesuch sich ankündigt.

Die Welpenkäufer sollten ihr zukünftiges Familienmitglied so oft wie möglich besuchen kommen, um den Welpen mit ihrem Körpergeruch und ihrer Nähe vertraut zu machen. Später können sie kleine Spaziergänge mit ihnen unternehmen und durch die dabei gewährte Einzelbetreuung ihres Welpen diesem bereits erste Lernerfahrungen außerhalb der Gruppe ermöglichen. Toll ist es, wenn sie dies auch noch mit Geschwistern ihres ausgesuchten Welpen tun.

Die Welpen beginnen jetzt immer selbstbewusster zu werden und lernen die ersten Regeln des Sozialverhaltens. Andere Hunde werden freundlich begrüßt, um keine Feindseligkeiten entstehen zu lassen. Mit der Beherrschung der Läufe im Alter von drei bis vier Wochen geht die Fähigkeit einher, die Ruten gezielt zu bewegen, also zu wedeln. Die Welpen nähern sich schwanzwedelnd anderen Hunden. Wenn sie an Menschen gewöhnt sind und sie als Rudelmitglieder betrachten, nähern sie sich ihnen auf die gleiche Weise. Sie dürfen keinesfalls voller Angst zurückweichen oder fliehen und sich verstecken.

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Durch ständiges Anfassen gewöhnen sie sich immer mehr an die Menschen. Die Begrüßungen bestehen nun nicht mehr nur aus Rutenwedeln. Nimmt man sie auf den Arm, versuchen sie unsere Nase und unser Gesicht abzulecken.

Zwei Studien zeigten, dass das Schwanzwedeln des Hundes asymmetrisch ist – und zwar entsprechend der Emotion. Wenn der Hund sich fürchtet, wird das Wedeln eher linkslastig, freut er sich, schlägt der Schwanz eher nach rechts.

Im Alter von 4-5 LW ist das Apportieren schon ansatzweise zu beobachten. Es beruht also auf einer natürlichen Veranlagung, die durch Lernen komplettiert wird. Im Alter von 8 Wochen beginnt sich der Apportierinstinkt zu entwickeln. Wird er nicht trainiert, verschwindet er allmählich nach der 12. Lebenswoche wieder.

Gegenstände, um die es sich lohnt zu kämpfen und zu jagen und die mit den Zähnen bearbeitet und weggetragen werden können, müssen unbedingt vorhanden sein. Und da Altbekanntes schnell ergründet und auch langweilig wird, muss dafür gesorgt werden, dass immer wieder neue Beuteobjekte, Reize und neue Anblicke geboten werden.

So mancher Welpe entwickelt schon früh eine Vorliebe für Wasser, wenn er beim Züchter bereits ein Planschbecken o.ä. zum Spielen zur Verfügung hatte. Später wird er sich über jede Gelegenheit freuen, ins Wasser springen zu dürfen. Wir stellen als erste Maßnahme hierfür Wassergefäße auf, so dass die Welpen immer wieder mal durchlaufen und sich so an Wasser gewöhnen.

Abschließend noch ein paar Fotos der Welpen im Alter von 4 Wochen:

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