Die Welpen wurden 32 Tage alt

Die Welpen wurden 32 Tage alt

Unsere Welpen erleben ihre Umwelt noch voller Vertrauen. Darum ist es wichtig, sie so früh wie möglich an all die schrecklichen Dinge zu gewöhnen, auf die sie eines Tages in der großen weiten Welt sowieso stoßen werden. Ohne sie zu erschrecken gewöhnen wir sie an alle möglichen Geräusche, vom fallenden Kochtopfdeckel bis zum Staubsauger, von der Autohupe bis zur Sirene, ebenso an optische Einflüsse und vielfältige Hindernisse.

Angst- und Fluchtverhalten sind für einen Hund/Wolf lebenswichtig. Damit sich Verhalten und Wesen eines Hundes richtig entwickeln können, muss er von Anfang an diese angeborene Angst vor dem Unbekannten immer wieder überwinden lernen. Die immer wieder neue Bewältigung der angeborenen Angst vor dem Unbekannten bedeutet für die Verhaltensentwicklung des Welpen, Situationen immer besser einschätzen zu können und zunehmend Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen. Diese gesammelten Erfahrungen führen dann nach und nach zu einer Reduzierung der Angst vor dem Unbekannten.

Was ein Hund nicht kennt, hat das Potential, auf ihn bedrohlich und Angst einflößend zu wirken. Die Natur hat unseren Hunden die Vorsicht eingebaut. Der Neugiermechanismus treibt die Welpen aber dazu, nicht einfach vor etwas Neuem davon zu rennen, sondern das Neue zunächst einmal auf dessen mögliche Gefährlichkeit hin zu überprüfen. Wenn man ihnen die Chance gibt. Deklarieren wir deshalb einen ängstlichen Hund zum Helden, wenn er z. B. ein Hindernis überwindet, bewundern ihn spürbar, weil er mit allen vier Pfoten im Bach steht, zollen ihm uneingeschränkten Respekt, wenn er forsch auf einen bedrohlichen Gegenstand zugeht.

Je mehr Situationen der Welpe kennen lernt, aber auch, je öfter er seine Angst zu überwinden lernt und das Hochgefühl verspürt, das ihn nach einer solchen bestandenen Mutprobe befällt, desto mehr wird sein Selbstbewusstsein gestärkt. Der Welpe wird selbstsicher, weil er lernt, mit Dingen richtig umzugehen.

Was für Menschenkinder gilt, gilt auch für Hundekinder: Man muss ihnen die Möglichkeit bieten, Erfahrungen zu sammeln, ihnen den nötigen Freiraum geben. Sie dürfen nicht überbehütet werden, damit sie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln können, das so wichtig für ihre Entwicklung ist. Durch die kleinen Übungen an den unterschiedlichsten Geräten lernt der Welpe, Herausforderungen zu bewältigen, er wird sicherer und traut sich dann selbstbewusst an neue Herausforderungen heran.

Die Spielfreude des jungen Hundes treibt ihn dazu, sich im Spiel mit seiner Umwelt auseinander zu setzen, seine eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu trainieren und zu lernen, wie man am besten durchs Leben kommt.

Gemeinsames Spielen, Erkunden und Erleben sind Wegbereiter für den Aufbau einer sicheren Bindung zwischen Hund und Mensch. Dabei lässt vor allem gemeinsame Aufmerksamkeit soziale Resonanz, also gefühlsmäßig verbindenden Gleichklang entstehen. Leider haben sich aber auch Vorstellungen und Methoden im Umgang mit den Welpen entwickelt, die am eigentlichen Sinn einer wohlüberlegten und zielgerichteten Verhaltensentwicklung vorbeigehen. Oft artet dies in Welpendressur oder gar in einen Frühförderungswahn aus. Dabei bleibt das auf der Strecke, woraus es wirklich ankommt: Die Entwicklung eines sicheren Wesens.

Welpen, die in ihren ersten Lebenswochen zu wenig erfahren, aushalten und lernen müssen bzw. dürfen, neigen später zur Vermeidung oder Überreaktion bei Konfrontationen mit neuen Reizen. Geringe Frustrationstoleranz und Inkompetenz in Alltagssituationen können langfristig in einer ganzen Reihe von Verhaltensproblemen ausarten. Dies ist übrigens nicht nur bei Hunden, sondern auch bei Menschen der Fall.

Die Natur hat es offenbar so eingerichtet, dass ein Wechselspiel aus Neugier, Annäherung und Vermeidung sowie aus Herausforderung, Frustration und Erleichterung das Lernen und die Verhaltensentwicklung bestimmt.

Das Aufwachsen in einer immer gleichen Umgebung ist unnatürlich, denn diese bietet zu wenige Möglichkeiten zur Exploration und Sozialisation. Eine solche notwendige emotionale Abhärtung ist also in reizarmen Aufzuchtstätten nicht möglich. Keine Frustrations- und Erleichterungsgefühle zu erleben bedeutet, keine Problemlösestrategien entwickeln zu können. Die Angst vor Veränderungen und neuen Situationen ist die Folge.

Unser sich ständig ändernder Welpenauslauf befriedigt gleichzeitig die Neugier, schafft Spielanreize und trainiert den Abbau der natürlichen Scheu/Ängstlichkeit des Hundes vor etwas Neuem/Unbekanntem.

Man weiß inzwischen, dass Welpen, welchen eine abwechslungsreiche und vielgestaltige Aufzuchtsumwelt mit den Qualitäten eines Abenteuerspielplatzes geboten wurden, cleverer, aufgestellter, neugieriger, selbstsicherer und vor allem lernfähiger/-freudiger waren, als jene, die gut gepflegt mit bestem Stammbaum in einer reizarmen Umwelt aufwuchsen. Sie wussten und konnten mehr und wurden noch lernbegieriger nach dem Motto: Wer viel weiß, will noch mehr wissen.

Eine wichtige Devise des Züchters sollte deshalb sein: Vielfältige sowie Erfolg versprechende Lernmöglichkeiten bieten und die Welpen selber machen lassen und sie in nichts hineindrängen.

Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Hunde von Welpenbeinen an richtig auf den Weg bringen. Dazu gehört z.B. auch die Einsicht, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu verlangen oder gar falsch verstandene Frühförderung erzwingen zu wollen. Ohne äußeren Zwang muss es dem Welpen möglich sein, Herausforderungen eigenaktiv anzunehmen oder diesen noch mit Zurückhaltung zu begegnen.

Oft wird übrigens angenommen, dass ein Welpe auf eine spezielle motorische Fähigkeit wie z.B. über eine Leiter gehen, ein Leben lang zurückgreifen könne, was falsch ist. Er muss so etwas weiterhin regelmäßig üben. Eine Prägung erfolgt diesbezüglich nicht.

Welpen brauchen zudem viel Platz, denn zu wenig davon kann sozialen Stress verursachen. Sie müssen nämlich auch zur Ruhe kommen können. Normalerweise bildet sich bei kleineren Würfen schnell ein gemeinsames Zeitfenster aus Schlafen, Fressen, Spielen, Schlafen heraus. Sind es jedoch viele Welpen, werden diese Phasen aufgeweicht, da irgendeiner immer gerade wach ist oder noch nicht schlafen möchte. So kann unbemerkt Schlafmangel entstehen, der sich negativ auf die Erregungsbereitschaft und die gesamte Stimmung auswirkt.

Es ist deshalb auch eine gute Idee, den Welpen mehrere Schlafplätze anzubieten, auf denen sie sich verkriechen oder ablegen können.

Sie wollen sich auch mal mit einem Kauartikel allein beschäftigen. Haben sie keine Ausweichmöglichkeit, nehmen die Konflikte unter den Welpen zu. D.h. sie lernen, ihre Geschwister in bestimmten Situationen durch immer aggressivere Signale zu vertreiben, ein Teufelskreis, der den Stresslevel weiter ansteigen lässt und so die Auseinandersetzungen verschärft. Die Welpen kommen jedoch viel besser durchs Leben und geraten viel seltener in Schwierigkeiten, wenn sie sehr kompetent im Entschärfen von Konflikten sind. Und das werden sie, indem sie lernen, auf feine kommunikative Signale zu achten und leise statt durch Anschreien zu kommunizieren.

Gefühle sind ansteckend. Deshalb werden wir in unserem Hund kein Gefühl des Selbstvertrauens erzeugen, wenn wir selbst keines haben. Hunde suchen ständig unsere Gesichter nach Informationen ab. Sie können sogar menschliche Signale besser entschlüsseln, als unsere engsten Verwandten, die Schimpansen. Forscher fanden heraus, dass Hunde, wenn man sie in fremder Umgebung in Gegenwart einer menschlichen Pflegeperson in einen Zwinger sperrte, ruhiger waren, als wenn man sie zusammen mit einem ihnen bekannten Hund zusammen tat.

Auch die Prägung auf fremde Hunde wird weiter fortgesetzt. U.a. besuchte uns Vickys Tochter Fieby und natürlich war Spieltante Danya wieder in ihrem Element.

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