Die Welpen wurden 40 Tage alt

Die Welpen wurden 40 Tage alt

Wir erhielten erneut sehr viel Besuch von unseren Welpeninteressenten, Freunden und Bekannten, die teilweise auch ihre Hunde mitbrachten, so dass wir diese wichtige Prägung auf Menschen und andere Hunde erfolgreich weiter führen konnten.

In den bisherigen Lebenswochen war unsere Hundemutter Jaaki eigentlich ausschließlich nett und fürsorglich zu ihren Kindern. Sie machte sie sauber, säugte sie, bewachte sie. Aber sie begann bereits in den ersten Tagen mit der Erziehung. Sie erzog nicht mit schriller, kreischender, überreizter Stimme, mit Kommandos oder indem sie mit Leckerbissen bestach. Sie tat es schweigend mit ihrer Energie, einer sehr viel mächtigeren Kommunikationsmethode. Sie erzog auch durch die Verbundenheit mit ihren Welpen.

Sie hat eine echte Beziehung zu ihnen, die durch ihre kontinuierliche ruhige und bestimmte Führung zum Ausdruck kommt. Sie disziplinierte auf natürliche Art und Weise und die Welpen wissen, was sie damit bezweckte. Sie muss denselben Patzer meist nur einmal korrigieren, im Unterschied zu Menschen. Ihre Korrekturen erfolgten blitzschnell und es konnte sein, dass der Welpe aufjaulte und mit eingezogenem Schwanz davonlief.

Jetzt geht sie über zum „Benimm-Unterricht“. Sie sagt jetzt schon mal nein, wenn sich die Welpen ihr nähern und an ihren Knochen o.ä. wollen.

Ein direktes Anschauen bedeutet, dass man nun Mama am besten nicht näher kommt. Dies wissen die Kleinen zunächst noch nicht. Unbekümmert nähern sie sich ihr weiter. Jetzt runzelt sie den Nasenrücken, knurrt und zeigt ihre schönen Zähne. Wenn die Welpen jetzt nicht auf Abstand gehen, macht sie schon einmal eine Schnappintention. Spätestens jetzt sind die Welpen endlich eingeschüchtert und ziehen ohne Futter von dannen.

Dieses Vorgehen, das uns Menschen oft hart und ungerecht vorkommt, ist eine sehr wichtige Lektion für einen jungen Hund. Nach einigen Wiederholungen hat er gelernt, dass schon das drohende Anschauen bedeutet: Abstand halten oder Individualdistanz einhalten. Jeder Hund muss Grenzen kennenlernen und dies geschieht am besten durch die Mutter und/oder gut sozialisierte Althunde.

Die Welpen gehen immer geschickter mit Spielsachen und Hindernissen um. Sie lernen, Probleme zu lösen. Außerdem werden die Spiele untereinander immer wilder. Sie sehen immer besser. Während sie früher noch einfach über Kanten kullerten, weil sie sie wohl noch nicht wahrnehmen konnten, erkennen sie sie jetzt und meistern Hindernisse bewusst.

Es ist einfach hinreißend zu beobachten, wie die tapsigen kleinen Hunde miteinander interagieren, lustige Hopser vollführen, sich gegenseitig das Spielzeug klauen, eine wilde Jagd initiieren, sich anwuffen, knurren, dann wieder balgen und urplötzlich völlig erschöpft umkippen.

Spielen ist für die Welpen nicht nur ein netter Zeitvertreib, sondern sie probieren ihren Körper aus, üben Bewegungen und verfeinern sie, lernen ihre Umwelt kennen, verfeinern ihre kommunikativen Signale und erlernen Verhaltens- und Spielregeln, um sich auf den konfliktfreien Umgang mit Artgenossen vorzubereiten. Auch üben sie spielerisch schon jetzt Elemente des späteren Balzverhaltens ein und erlernen die Beißhemmung.

Sehr wichtig für die Entwicklung des emotionalen Gleichgewichts scheint auch die Loslösung von der Mutter zu sein. Normalerweise zieht eine reizreiche Umwelt die Aufmerksamkeit der Welpen immer mehr von der Mutter weg. Welpen, die in abwechslungsarmer Umgebung aufwachsen, neigen zu einer übermäßigen Bindung an die Mutter bzw. die spätere Bezugsperson. Das kann zu Trennungsängsten und allen damit zusammenhängenden Problemen führen, wie z.B. ständiges Bellen, Zerstören von Möbeln usw.

Immer weiter entfernen sich die Welpen auf ihren Erkundungsausflügen von ihrem Wurfraum bzw. ihrer Schlafhütte, die einmal ihre ganze Welt bedeutete. Sie beginnen, eine vollkommen neue Welt mit unbekannten Gerüchen, Anblicken und Geräuschen zu erforschen, und sie tun dies mit ihrer üblichen Begeisterung. Manches dieser neuen Welt birgt Überraschungen. Hierzu machen wir das Welpengehege immer wieder ein Stück größer und lassen sie schließlich auch in den gesamten Garten zu den Althunden.

Unter den Welpen werden heftige Balgereien und Kampfspiele ausgefochten, um Überlegenheit auszuprobieren und Kräfte zu messen. Innerhalb eines Wurfes haben die Welpen eine soziale Rangordnung, die sich ständig ändert. Ein Welpe führt und der Rest folgt, aber der Führer ist immer ein anderer.

Unsere Welpen beginnen nun, die Rangordnung festzulegen und einen „Oberhund“ ebenso wie einen „Unterhund“ zu bestimmen. Während des Spiels imitieren die Welpen erwachsene Hunde und üben dabei deren Verhaltensweisen ein. Sie spielen Jagen und Töten und halten die getötete Beute fest. Die selbstbewußteren Welpen fangen an, die anderen zu unterwerfen.

Ein Kräftemessen unter den Welpen beginnt oft als freundliches Spiel. Die Welpen rollen übereinander, blecken die Zähne oder starten Scheinangriffe. Plötzlich liegt einer unten und einer oben. Dann schlägt das Spiel in einen Wettkampf um. Der obere Welpe wird steif, die Rute wird erhoben. Er zieht die Nase kraus, fletscht die Zähne und züngelt. Ist der untenliegende Welpe dem oberen gewachsen, macht er sich ebenfalls steif, stemmt sich dagegen, runzelt die Nase und fletscht die Zähne. Sie verharren beide knurrend und fletschend. Auf einmal scheinen sie eine Entscheidung zu treffen, die man kaum deuten kann. Der obere Welpe entspannt sich, der untere Welpe kann sich befreien.

Der größte, kräftigste und rauflustigste Rüde muss in einem Raufspiel nicht zwingend der „obere“ Welpe sein. Noch sind die Welpen nicht für echte Kämpfe ausgerüstet. Die Zähne sind zwar spitz, können aber keine ernsthaften Verletzungen verursachen. Dies ändert aber nichts daran, dass die Welpen ihre Kämpfe trotzdem sehr ernst nehmen und sich dabei oft anknurren.

Die Spiele der Welpen untereinander ahmen in ungeregelter Form das Verhalten der Alttiere nach, wobei Anteile angeborener Verhaltensweisen mit Erfahrungswerten verbunden werden. Auffallend ist ein sehr häufiger Stimmungswechsel, und leichte Ablenkbarkeit unterbricht oft angefangene Spielformen.

Jeder Welpe spielt in diesem frühen Alter zwischendurch auch einmal gern allein für sich. Er erprobt seine Kräfte, seine Geschicklichkeit, seine Behendigkeit. Das Erleben der eigenen Motorik, des Erfolges, befriedigt sein angeborenes Bewegungsbedürfnis, die Freude am Können treibt ihn zu immer wieder neuen Versuchen.

Im lustvollen (Fang-)Spiel mit den Wurfgeschwistern werden bei den richtigen Lerngelegenheiten jene prinzipiellen Methoden entwickelt, die immer wieder dazu gewonnen Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen. So entstehen Strategien fürs Leben. Siegen und gewinnen über eine Beute ist für die Persönlichkeitsreifung und die damit verbundene Selbstbewusstseinsentwicklung enorm wichtig. Das Triebziel wird erreicht durch Zubeißen und Festhalten und bestehende Ängste, Unsicherheiten und Konflikte werden überwunden durch sinnvolles Bestätigen.

Heute füttern wir erstmals Markknochen und nutzen sie für eine Fahrt im Bollerwagen. Max unterstützt uns dabei.

Haben Welpen im Alter von 4 – 5 LW eine größere Fressbeute wie z.B. schöne Rinderknochen, so sitzen sie im Allgemeinen friedlich daran und jeder kaut an einer anderen Ecke. Dies läuft einige Zeit recht harmonisch ab. Irgendwann beginnt ein Welpe zu knurren, weil ihm eines der Geschwister zu nahe gekommen ist. Der Knurrende frisst weiter und der Andere entfernt sich so weit, wie die geforderte Fressdistanz beträgt.

Handelt es sich dagegen um eine tragbare Beute schnappen sie sich die Beute und versuchen sie in ein sicheres Versteck zu bringen. Werden sie dabei entdeckt, wird versucht, dem Beute Tragenden sein Futter abzujagen. Dieser Vorgang dauert so lange, bis der oder die Verfolger abgeschüttelt sind oder der Gejagte seine Beute verloren hat.

Ist die Beute zwar tragbar, aber so groß, dass sie aus dem Fang hängt, werden die Anderen versuchen, einen Teil davon zu erwischen. Dann wird gezerrt und gezogen und dabei auch noch geknurrt. Oft zerreißt das Beutestück, so dass jeder ein Stück davon erhält. Man zieht sich in eine stille Ecke zurück und frisst.

Sobald ein Welpe intensiv an einem kleineren Futterteil frisst, wird er kräftig knurren und sein Futter verteidigen, wenn ein anderer sich nähert und dies wird respektiert. Man zeigt erneut Achtung. Jedoch darf man in angemessener Entfernung lauern, ob man es in einem günstigen Moment stibitzen kann.

In einer harmonischen Hundegemeinschaft darf also, unabhängig vom sozialen Status des Einzelnen, die Beute verteidigt werden und dies wird anerkannt und respektiert. In sog. Sammelgruppen ist dies nicht der Fall. Es ist deshalb ein sehr unhundliches Verhalten, wenn unser Hund seine Beute an uns jederzeit abgeben muss.

Um den natürlichen Hang zur Sauberkeit zu prägen sind wir nach der 3. Lebenswoche in den Garten umgezogen. Hier stehen den Welpen natürliche Bodenstrukturen wie Gras, Erde u.a. zur Verfügung. Ein Hartbelag führt später nämlich meist zu Problemen.

Welpen, die so aufwachsen und darüber hinaus täglich gezielt einer etwa einstündigen Stimulation und Stress ausgesetzt waren, unterschieden sich in vielen Punkten von anderen Vergleichswelpen. Ihr Gehirn war früher ausgereift. Sie waren dominant über die „normalen“ Welpen und verkrafteten befremdende, neue Situationen ohne Schwierigkeiten.

Die Welpen beginnen jetzt immer selbstbewusster zu werden und lernen die ersten Regeln des Sozialverhaltens. Der psychologische Hintergrund seines sozialen Verhaltens ist komplex und beruht auf Regeln, denen die Hunde instinktiv folgen.

Andere Hunde werden freundlich begrüßt, um keine Feindseligkeiten entstehen zu lassen. Mit der Beherrschung der Läufe im Alter von drei bis vier Wochen geht die Fähigkeit einher, die Ruten gezielt zu bewegen, also zu wedeln. Die Welpen nähern sich schwanzwedelnd anderen Hunden. Wenn sie an Menschen gewöhnt sind und sie als Rudelmitglieder betrachten, nähern sie sich ihnen auf die gleiche Weise. Wir freuen uns deshalb über Menschen- und Hundebesuch.

Wie frech ein kleiner Welpe auch sein mag oder wie sehr er auch auf einer Balgerei besteht, ein erwachsener Hund verliert ihm gegenüber nur selten die Geduld und wird böse. Eher hört man ein warnendes Knurren, und nützt das nichts, blitzen die Zähne. Reicht diese Drohgebärde nicht aus, stürzt sich der erwachsene Hund blitzschnell und laut knurrend über den Welpen und greift mit dem Fang über dessen Maul. Der Welpe hört daraufhin mit dem Spiel sofort auf und rollt sich als Zeichen der Unterwerfung auf den Rücken. Der erwachsene Hund steht auf und sucht sich einen ungestörten Platz. Wie ärgerlich ein erwachsener Hund auch immer sein mag, er wird einen Welpen nicht beißen oder physisch verletzen.

Schon der Saugwelpe musste aus eigenem Antrieb die mütterliche Zitze finden. An der Entwicklung eines sicheren Wesens ist in elementarer Weise das gefühlsmäßige Erleben beteiligt, durch eigenes Tun etwas zu bewirken und zu bewältigen. In dieser Selbstwirksamkeit liegt ein hoher Belohnungseffekt, der außerordentlich stark auf die Bildung von Selbstvertrauen und Wesenssicherheit wirkt.

Damit dieser Prozess in der Praxis effizient zustande kommen kann, braucht es bereits im Welpenalter solche Lerngelegenheiten wie das Balanceboard oder unser Trampolin, die bei angemessenem Risiko gute Aussichten auf Erfolg haben und gerne als Herausforderung angenommen wird.

Überbehütung ist meistens daran erkennbar, dass der Fürsorgegarant dem heranwachsenden Hund häufig Aufgaben und Herausforderungen abnimmt, die er selber tun könnte, oder sich in Bewältigungsvorgänge unnötig einmischt. Für die psychische Entwicklung eines jungen Organismus ist es von grundlegender Bedeutung, neue Situationen und Herausforderungen aus eigenem Antrieb zu bewältigen, um daran lernen und wachsen zu können. Nur so kann ein Lebewesen Selbstsicherheit und schließlich Selbständigkeit entwickeln.

Wir müssen ihnen deshalb das Leben zutrauen, ihnen entsprechende Lernsituationen ermöglichen und dabei kalkulierbare Risiken eingehen. Falsch verstandene Fürsorge im Sinne einer unangemessenen Besorgtheit kann dagegen zu einer erlernten Hilflosigkeit führen. Kann ein heranwachsendes Lebewesen nicht selbständig herausfinden und lernen, wovor es Angst haben muss und wovor nicht, gerät es in ein Abhängigkeitsverhältnis, das beide Seiten gleichermaßen belastet und den Hund lebensuntüchtig macht. Oftmals ist eine frühe Überbehütung im Welpenalter die unverstandene Ursache späterer Überforderung.

Im Alter von etwa 5 LW beginnt die Mutter die Welpen weg zu knurren, wenn sich diese ihren Zitzen nähern, lässt sie aber in den folgenden 2 Wochen hin und wieder noch trinken. Aber nach und nach nimmt der Milchfluss ab und versiegt mit der 7 LW schließlich ganz. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Welpen voll entwöhnt sind.

Frustrationstoleranz und Selbsthemmung sind Fähigkeiten, die unbedingt geschult werden müssen. Aber auch hier leistet die Mutterhündin bereits einen wichtigen Beitrag zu dieser Aufgabe. Sie frustriert die Welpen immer wieder, indem sie das Säugen unterbricht oder beendet, die Welpen einfach stehen lässt und einfach weggeht oder sie weg knurrt, falls sie ihr folgen. Das Abstillen ist somit das beste Frustaushaltetraining. Beim schrittweisen Abstillen lernen die Welpen sich zurückzunehmen, aber trotzdem beharrlich weiterzumachen, statt einfach aufzugeben.

Der Mensch tendiert mehr dazu, seinen Welpen Frustration lieber zu ersparen und sie unter behüteten Bedingungen aufwachsen zu lassen, was falsch ist.

Eine erzieherisch tätige Mutter oder ein anderer Althund des Rudels, in unserem Fall Oma Gandhi, wird außerdem mit einzelnen Welpen üben stillzuhalten, indem sie ihrem Nachwuchs über die Schnauze fasst oder ihn mit ihrer Pfote fixiert. Dieses Verhalten lässt sie vor allem den Welpen zuteilwerden, die im Spiel mit ihr besonders wild und ungehemmt agieren.

Sie nimmt z.B. demonstrativ einen Knochen o.ä. und knurrt die Welpen weg. Je mehr sie mit ihren Welpen spielt und sie dabei erzieht, desto öfter wird jeder der kleinen Zwerge die Erfahrung machen müssen, dass er gerade einmal nicht tun darf, was er eigentlich möchte. Ein Einzelwelpe kann die Frustrationstoleranz nur schwer erlernen.

Wir als Züchter machen mit den einzelnen Welpen Duldungsübungen, damit sie lernen, einfach auszuharren und abzuwarten. Wir halten sie einfach fest, so dass sie sich ein paar Sekunden nicht bewegen können. Dies vor allem auch dann tun, wenn die Welpen aufgeregt und mitten im Spiel sind. Sie sollen sich jederzeit problemlos festhalten und hochnehmen lassen und sich in den Händen des Menschen sofort entspannen und stillhalten.

Denn wie man aus der neueren Hirnforschung weiß, entwickeln sich Hirnstrukturen abhängig davon, wie das Gehirn genutzt wird. Je mehr sich das Welpengehirn durch Stresssituationen und z.B. wiederholtes aufgedrehtes Toben auf das Erleben hoher Erregungszustände einstellt, desto unwichtiger werden Verschaltungen für Selbsthemmung und Impulskontrolle.

Je stärker die Grundausstattung des Welpen also bereits die Aktivierung des dopaminergen Systems vorsieht, desto größer wird die Gefahr, dass er als unkontrollierter Zappelphilipp endet. Deswegen ist Vorbeugen immer leichter als heilen.

Der Züchter kann schon mit den beschriebenen Übungen zur Frustrationstoleranz und Selbsthemmung wichtige Maßnahmen ergreifen, um hemmende neurone Hirnstrukturen zu verstärken. Er stellt so die Weichen für die spätere Erregungsbereitschaft des Welpen. Der Alltag besteht aus vielen Situationen, in denen die Selbstkontrolle des Hundes erwünscht und nötig ist. Das sollte man auch den neuen Welpenbesitzern mit auf den Weg geben. Welpenspielstunden mit unkontrolliert herum rennenden Hundewelpen sollte man auch deshalb unbedingt meiden.

Da den Welpen bereits ab der 3 LW zugefüttert wurde, was die Hündin als Rudelhilfe von uns dankbar angenommen hat, ist das Entwöhnen kein Problem für sie. In der Natur wird das Zufüttern durch das Vorwürgen von Futter ersetzt, zu dem unsere domestizierten Hündinnen i.d.R. nicht mehr neigen. Interessant ist hier auch, dass erwachsene Wölfe mehr oder weniger stark verweste Kadaver fressen, den Welpen des Rudels jedoch nur frisches Fleisch anbieten wegen deren noch empfindlichen Verdauungssystems.

Der bekannte englische Hundeexperte John Rogerson geht davon aus, dass es vor allem dann Probleme mit Fingerbeißen gibt, wenn die Welpen mit zu wenig unterschiedlichem Spielzeug aufwachsen mussten. In Ermangelung einer Alternative haben sie nämlich gelernt, ihre Spielbisse immer nur an den Geschwistern auszuleben. Mit zunehmendem Alter und wachsender Intensität des Spiels entsteht dabei leicht das Gegenteil einer funktionierenden Beißhemmung – die Welpen lernen, die Schmerzreaktion ihres Gegenübers einfach zu übergehen und weiterzuspielen.

Und was wird / wurde dann gerne falsch gemacht? Man nimmt ihn auf den Arm und bedauert ihn. Damit verstärkt man den Eindruck, dass gerade etwas Schlimmes passiert sei. Aber in der Welt der Welpen war das gar nicht schlimm. Sie haben lediglich etwas dazu gelernt. Ihrer Mutter ist dies egal. Sie erlaubt den Welpen, selbst mit der erlittenen Situation fertig zu werden. Auf diese Weise wachsen und lernen sie. Es kann schon sein, dass sie winselnd davonlaufen, aber wenige Sekunden später spielen sie wieder mit den Geschwistern und es ist keine große Sache mit Nachwirkungen gewesen. Das finden nur die unwissenden Menschen. Denn wenn man einen Welpen ständig rettet, steht man am Ende mit einem äußerst ängstlichen Welpen da.

In derselben Lektion lernt der Welpe auch bereits Beschwichtigungsgesten sinnvoll einzusetzen. Er entdeckt nämlich, dass Verhaltensweisen wie sich klein machen, die Ohren anlegen, eine Pfote hochheben, wegschauen oder auf den Rücken rollen den Zorn der Mutter oder anderer älterer Rudelmitglieder besänftigen. Die so gelernten Signale über die Hunde untereinander im Spiel. Sie lernen, wie die Geschwister reagieren, wenn sie mal laut knurren oder auf den Rücken werfen und sich nicht mehr bewegen. Hier werden in den Wochen beim Züchter nur die Grundlagen gelegt. Der neue Besitzer muss dafür sorgen, dass sein Welpe viele andere Hunde trifft, um seine Sprache weiter trainieren zu können.

Dass Menschenbabys erst einmal sprechen lernen müssen, weiß jeder. Den meisten Menschen ist auch klar, dass sie nicht von Anfang an jedes Wort verstehen. Dass dies aber bei Hunden in Bezug auf ihre eigene Muttersprache genau so ist, ist den meisten Menschen eigentlich nicht klar. Aber auch Hundewelpen verstehen nicht von Anfang an alle Signale der anderen Hunde. Zwar sind verschiedene Gesten, wie z.B. das Runzeln des Nasenrückens, angeboren, was das aber bedeutet und wie man es sinnvoll in der Kommunikation einsetzt, müssen die Welpen erst lernen. Und diesbezüglich hat die Natur ein sinnvolles Lernprogramm eingerichtet, welches wir bedienen müssen.

Hinzu kommt, dass Hunde im Gegensatz zu fast allen anderen Tierarten das Problem haben, dass es in ihrer Muttersprache unzählige viele Dialekte gibt. Ein Schäferhund spricht ganz anders wie ein Mops und ein Schäferhund mit Handycap wie Cody mit einem verkrüppelten Vorderbein hat einen ganz anderen Bewegungsablauf. Ein Rhodesien Ridgeback hat ständig gesträubte Nackenhaare und dies ist kein Ausdruck einer Emotion. Eine Labradorhündin wie Malu hat Hängeohren. Ein junger Hund entwickelt somit nur dann einen sicheren Umgang mit anderen Hunden, wenn er es mit ihnen trainieren konnte. Ansonsten entwickeln sich vor allem Aggressionsprobleme an der Leine.

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