Unsere Welpen vom G-Wurf sind noch blind und taub und nehmen täglich 5 – 10 % des Körpergewichtes zu. Ihr Geruchssinn funktioniert jedoch bereits. Sie müssen Kälte- und Hungerstress durch eigenes Handeln zu meistern lernen, so dass sie bereits ihre wichtigsten Lebenserfahrungen in der Wurfkiste sammeln können. Alle neugeborenen Säugetiere kriechen sehr zielstrebig zu den Zitzen der Mutter, aber nicht, weil sie wissen, wo diese zu suchen sind, sondern weil Duftdrüsen an den Zitzen ein Pheromon absondern, also einen Duftstoff, der auch im Fruchtwasser enthalten ist und den die Jungen bereits kennen. Sie suchen etwas Vertrautes und Sicherheit bietendes in dieser neuen Welt und dazu zählt der Duft, aber auch die Wärme, das Feuchte (abgeleckt werden), das Schaukeln, die bereits vertrauten Geräusche (Herzschlag der Mutter und ihre Stimme) und ihr Körpergeruch. Je besser es ihnen gelingt, diese Vertrautheit wiederzufinden, desto sicherer, desto neugieriger und desto offener lernen sie im weiteren Verlauf, sich in dieser neuen äußeren Welt zurechtzufinden.
Die ersten Lebensminuten bringen schon klar zum Ausdruck, was in dem Welpen steckt. Vitale Welpen erreichen die Zitzen schnell, denn wer aktiv sucht, der findet. Das erste große Erfolgserlebnis für den Welpen, um das Welpen von überängstlichen Züchtern gebracht werden, die den anscheinend bedauernswert ziellos umher pendelnden Welpen selbst an der Zitze anlegen. Welpen haben übrigens im Gegensatz zu Katzenjungen keine bestimmte „eigene“ Zitze. Sie saugen dort, wo gerade Platz ist. Der Grund sind die wesentlich schärferen Krallen der Katzenjungen.
Eng aneinander gekuschelt geben sich die neugeborenen satten Welpen gegenseitig Nestwärme, wobei hier bei unverantwortlichen Züchtern eine Wärmelampe für einen wichtigen Erfahrungsentzug sorgt, dem Streben nach Wärme und Geborgenheit. Erfahrene oder verkaufsorientierte Züchter wissen, dass die Welpen in einem warmen Raum leichter aktiv werden als in einem kalten. Das bedeutet, dass schwächliche Welpen in einem warmen Raum weitaus größere Lebenschancen haben, was wiederum bedeutet, dass auch aus ihnen noch etwas wird, was man verkaufen kann. Bei Rotlichtaufzucht kann es jedoch zu bleibenden Fehleinstellungen kommen. Werden Welpen nämlich der überstrahlenden Wärme einer Rotlichtlampe ausgesetzt, so wird ihr Organismus daran gehindert, die körpereigene Thermoregulation in der nötigen Weise zu entwickeln.
Das enge Zusammenliegen dient zudem nicht nur der Wärmeregulierung, sondern befriedigt auch das Kontaktbedürfnis. Finden neugeborene Welpen nicht die Mutter oder Geschwister als Wärmequelle stoßen sie einen sog. Verlassenseinruf aus. Dieses Verhalten ist angeboren. Interessanterweise ist es auch bei der Hündin vorprogrammiert, in dieser Zeit auf diesen Ruf zu reagieren. Würde man ihn auf Tonband aufnehmen und ihn ihr zu einer anderen späteren Zeit vorspielen, würde sie kaum darauf reagieren. In der Zeit nach der Geburt herum aber würde sie wohl selbst das Tonbandgerät mit ins Nest tragen, sobald der Schrei ertönt.
Bei Versuchen hat sich z.B. gezeigt, dass Affenkinder die fellüberzogene Mutterattrappe einer Futterspenderattrappe bevorzugten, da sie wenigstens eine Mindest-Berührungsqualität bot. Auch Welpen kuscheln sich lieber an eine Pelzdecke und nicht an eine Wärmeflasche, wenn die Mutter nicht da ist. Emotionale Sicherheit ist demnach wichtiger als Futter und das zuverlässige Brutpflegeverhalten der Hündin löst bei ihren Welpen emotionale Sicherheit aus. Mit unverantwortlichen Schutzmaßnahmen wird somit verhindert, dass die natürliche Selektion Art erhaltend eingreift. Das Wärmebedürfnis der Saugwelpen ist nämlich sehr gering, sie kommen schon deshalb mit einer sehr niederen Körpertemperatur zur Welt und liegen in den ersten Wochen immer übereinander getürmt, wenn die Mutter nicht da ist. Die Körpertemperatur der Welpen fällt bei der Geburt von 36° auf 30° und steigt in den ersten 7 Tagen auf 37°C. Die außen liegenden Welpen suchen weiter innen Wärme, wenn es ihnen zu kalt wird. Dadurch gelangen die Inneren nach außen, bis es denen dann wieder zu kalt wird. Nur bei zu großer Wärme krabbeln sie auseinander.
Zur Erfüllung von Nestwärme braucht es also mehr als nur eine physikalische Wärmequelle wie eine Bettflasche. Welpen suchen und brauchen Körperkontakt zueinander und keine Wärmeflasche oder Rotlichtlampe. Einer Hündin, der ein Brutpflegeverhalten durch die Mutter nicht zu Teil wurde, wird es selbst auch nicht tun. Die größte Bedrohung für einen Welpen ist deshalb fehlende Mutterliebe. Die Hündin muss deshalb immer bei den Welpen bleiben können, das Alleinseinkönnen muss später eingeübt werden.
Eine Hündin, die zum Gebären eine Heizung braucht, sollte man sowieso nicht länger zur Zucht einsetzen, denn sie ist deutlich degeneriert. Wie wir ja wissen setzt sie ja z.B. 24 Stunden vor der Geburt ihre Körpertemperatur bis um 2 volle Grade herab, was ihr sehr schwer fallen wird, wenn man den Geburtsraum warm hält. Das Wurflager muss nur trocken und zugfrei sein.
Ebenso wird ein Welpe, dem es vor lauter Überfürsorge seines Besitzers verwehrt ist, seine zunächst nähere und dann weitere Umgebung zu erkunden und sich selbst an Artgenossen und Hindernissen auszuprobieren, sein Gehirn und seinen Organismus weniger gut entwickeln. Seine vorhandenen Anlagen können sich gar nicht in der Weise entfalten und weiterentwickeln, wie es von Natur aus geschehen wäre.
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