Die Kleinspitzwelpen sind 10 Tage alt geworden

Die Kleinspitzwelpen sind 10 Tage alt geworden

Die ersten beiden Wochen im Leben eines Welpen lassen sich mit der gesamten Säuglingsphase beim Menschen vergleichen. Er schläft noch 90% von 24 Stunden, nimmt nur Berührungen und Gerüche wahr, saugt, krabbelt und sucht die Wärme von den Geschwistern und der Mutter. Er kann sich jedoch schon gewöhnlich selbständig wieder umdrehen, wenn er auf den Rücken gedreht wird. Auch das Gehirn entwickelt sich blitzschnell und beginnt bereits, die Grundlage dafür zu legen, wie sie ihre Umwelt empfinden und darauf reagieren werden.

Bis auf die Geschmacks- bzw. Geruchswahrnehmung, den Gleichgewichtssinn und die Temperatur- und Tastwahrnehmung sind bei den Welpen in dieser Zeit keine Sinnesorgane entwickelt. Sie sind taub und blind und daher relativ unempfindlich gegen äußere Einflüsse. Außerdem können sie kaum lernen. Das „kaum“ bezieht sich dabei auf im Alltag beobachtende Verhaltensweisen. In Versuchen wurde nachgewiesen, dass auch ganz junge Hundewelpen schon in der Lage sind, bestimmte Dinge zu lernen.

Die Entwicklung der Großhirnrinde (Neocortex) ist in den ersten Lebenstagen eines Welpen abgeschlossen, da Teilungen der Gehirnzellen nicht mehr erfolgen. Trotzdem ist die Großhirnrinde in den ersten Lebenswochen eines Welpen nicht oder nur sehr eingeschränkt funktionstüchtig. Da in den ersten Lebenstagen Sinnesorgane wie Ohr und Augen noch gar nicht wahrnehmungsfähig sind, ist es auch gar nicht erforderlich. Die Gehirnzellen sind jetzt zwar alle vorhanden, aber sie erhalten noch keine Informationen. Das bedeutet, dass diese Zellen aktiviert werden müssen und dies kann erst erfolgen, wenn die Sinnesorgane wahrnehmungsfähig werden.

Zwei weitere Reflexe, die man in der Neugeborenenphase auch schön beobachten kann, sind der Beuge- und Streckreflex. Hebt man einen Welpen in den ersten 3 Tagen am Nacken hoch, wird er alle Beinchen anziehen, weil die Muskeln für das Beugen der Gelenke die Überhand haben. Das ändert sich ab dem 4. Tag. Hebt man ihn dann hoch, streckt er sich und seine Beinchen. Jetzt haben die Streckmuskeln die Überhand.

Wenn die ganze Hundefamilie beieinander liegt nimmt die Hündin sich einen Welpen nach dem anderen vor und putzt ihn. Das dient nicht nur der Reinlichkeit, sondern hat auch eine soziale Funktion. Mutter Vicky, die ihre Welpen ständig leckt, fügt dem Eigengeruch der Welpen ihren eigenen Geruch hinzu. Sie erkennt dann ihre Welpen am Geruch. Eine Veränderung in der Fellfarbe würde sie nicht bemerken, doch bei einer Veränderung des Körpergeruchs würde sie sie nicht mehr akzeptieren. Es kann also passieren, dass Welpen, die unmittelbar nach der Geburt der Mutter fortgenommen wurden, später von der Mutter abgelehnt werden, weil sie falsch riechen. Den Welpen selbst ist es angenehm, und es gibt ihnen allen den gleichen Körpergeruch, an dem sie sich untereinander erkennen können. Dieser Geruch ist das erste Familienband.

Das Erkennen am Geruch funktioniert nicht nur zwischen Hündin und Welpen. Wenn alle Familienmitglieder und anderen Rudelmitglieder ihre Kontakte oft genug pflegen, gibt Mutter Vicky nicht nur den Eigengeruch, sondern auch den der anderen Familienmitglieder weiter. Der Familiengeruch wird durch den Kontakt der Welpen mit anderen Familienmitgliedern somit auf alle übertragen.

Wir möchten, dass die Welpen nunmehr von Menschen angefasst werden, damit das für sie zu den Dingen gehört, die sie von Anfang an kennen. Wir nehmen die Welpen mit aus diesen Gründen immer wieder in die Hand und streicheln sie. Das gewöhnt die Welpen daran, dass einige Mitglieder des Rudels Menschen sind. Ohne diesen frühen Kontakt kann es den Welpen später schwer oder schwerer fallen, sich in eine Menschenfamilie einzufügen. Und das müssen wir unter allen Umständen verhindern.

Wir hauchen ihnen gleich vorsichtig ins Gesicht. Sie sollen unseren Geruch wie den Geruch ihrer Mutter Vicky mit Fürsorge in Verbindung bringen. Ihre Mutter ist eine Quelle ruhiger und bestimmter Energie. Vicky ist sanft, aber durchaus konsequent und bestimmt, wenn sie einen Welpen wegschiebt, weil sie ihn gerade nicht säubern möchte, wenn sie ihn hochhebt und dorthin bringt, wo sie ihn haben will, oder ihn auf den Rücken rollt, um ihn zu säubern und seine Verdauung anzuregen. Sie behandelt ihren Nachwuchs nicht so, als ob er zerbrechlich wäre und sie fühlt sich nicht schlecht, wenn sie den Kleinen in der Sprache der Berührungen und der Energie mitteilen muss: Nein, ihr saugt mir zu ungestüm, lasst mich in Ruhe. Die ersten Lebenserfahrungen der Welpen werden somit bereits von sehr klaren Regeln und Grenzen geprägt.

Sachkundige Züchter wie wir wissen also, dass ein sorgfältig überwachtes Programm für den Umgang mit den Welpen in diesem Frühstadium bereits sehr wichtig ist. Denn es sorgt dafür, dass sie später besser in der Lage sein werden, Probleme zu lösen und effektiver mit Stressfaktoren, Herausforderungen und neuen Erfahrungen umgehen zu können.

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