Die letzte Woche von Oria bei uns in Schüpf
Wir berichteten ja bereits über die Abgabe von Ozora, Orkhan, Optimus Prime, Ozzy und Onya an Euch und heute kommt noch ein Bericht über die letzte Woche von Oria bei uns. Sie blieb ja 1 Woche länger und versüßte uns und Danya etwas den Abschiedsschmerz.
Fotos von der letzten gemeinsamen Nacht von Oria und ihrer Mutter Danya und man könnte meinen, sie hätten es gewusst.
Aber dies bedeutete für uns auch, noch eine weitere Woche Gas zu geben, um ihre Entwicklung in dieser wichtigen Phase weiter zu fördern. Wie diese Woche für Oria verlief, schildern wir euch nachfolgend:
Wie wir euch bereits schilderten übernimmt in der Natur etwa ab der 8. Lebenswoche die Erziehung/Ausbildung der Welpen der Vaterrüde. Da dieser „sich davor drückte“ musste Danya seine Aufgaben übernehmen und machte dies hervorragend. Sie unternahm immer wieder spielerische und erzieherische Aktionen mit Oria, führte Renn- und Verfolgungsspiele durch, attakierte sie, verlangte Ehrfurcht vor dem Alter und das Ausführen entsprechender hundlicher Beschwichtigungssignale, war dann aber auch scheinbar zufrieden, wenn sie sich auch mal zur Wehr setzte. Fit machen für ein Hundeleben hieß offensichtlich ihr Auftrag, den sie instinktiv sicher ausführte.
Jeden Tag nahm Oria in der Regel zweimal am Spaziergang unseres gesamten Hunderudels teil und lernte hierbei so einiges von Rudelverhalten. Sie stellte fest, dass sie die im Rudel ist, die am wenigsten bzw. nichts zu sagen hat und dass wir Menschen noch über der hundlichen Rudelführerin Gandhi stehen.
Wolfswelpen werden in der Höhle recht häufig alleine gelassen und heulen dann schon mal ganz jämmerlich. Sie lernen jedoch, dass man auch einmal warten und Frust ertragen lernen muss. Dies gehört zur normalen Lebenserfahrung dazu. Deshalb lassen wir Oria auch mal alleine zurück und sind nur mit dem Rest des Rudels unterwegs. Dann aber machen wir immer wieder Ausflüge zusammen mit Danya und wichtig, auch ganz alleine mit ihr, um sie an die Zeit nach uns vorzubereiten. Hunde können sich wie wir erkälten oder eine Blasenentzündung holen. Nach einem Spaziergang bei nasskaltem Wetter den Hund am besten abfrottieren und ja nicht dort liegen lassen, wo es zieht.
Der eigene Garten, und mag er noch so groß sein, ersetzt keinen Spaziergang, denn es fehlen die neuen Eindrücke, die er sich bei jedem Spaziergang holt und die er braucht, um ein geistig lebendiger Hund zu sein.
Ortswechsel von der Wiese neben der Landesstrasse zu einem Holzlagerplatz mit Baumstämmen zum „Bezwingen“.
Gewöhnen an das Element Wasser, an ein Bachufer und eine Brücke über die Schüpfbach. Zum Schwimmen lernen war es leider nicht mehr die passende Jahreszeit, deshalb werden wir im Sommer wieder eine Badewoche am Brombachsee anbieten und dies rechtzeitig bekannt geben.
Auch wenn Welpen häufig Beschwichtigungssignale gegenüber den Erwachsenen zeigen, kann es ihnen trotzdem passieren, dass sie von den Alten eine „auf’s Dach“ bekommen, wenn sie zu viel herum schleimen. Eine andere Reaktion auf die Nervensägen ist gar nichts zu tun oder den Kopf wegzudrehen.
Da eine sterile und reizarme Umgebung das emotionale Heranreifen eines Hundes so stark behindern kann, dass er niemals in seinem Leben mit irgendeiner Art von Stress umgehen kann, konfrontierten wir Oria nach wie vor mit einer sich immer wieder ändernden Umgebung. Hunde teilen die Welt in bekannt und in unbekannt auf, wer das nicht versteht, kann auch keine Hunde verstehen. Deshalb müssen sie viel sehen und erleben. Sie haben die Vorsicht ihrer Wolfsvorfahren geerbt und die müssen wir abbauen, um sie alltagstauglich und umweltsicher zu machern.
Optimal war, dass unser Helfer Gusti seinen Malinoiswelpen erhalten hatte und dieser nur 3 Tage älter ist als Oria. Wir trafen uns immer wieder und es war ein besonderes Erlebnis, den Beiden beim Spielen und Herumtoben zuzusehen. Nichts besseres für die Entwicklung, wenn man sich mit seinem Welpen mehrfach in der Woche mit einem anderen gleichaltrigen Welpen treffen kann. Erkundigt euch, ob es nicht einen solchen Welpen in eurer Nachbarschaft oder in eurem Dorf bzw. in eurer Stadt gibt und trefft euch regelmäßig mit ihm.
Das Spiel hat eine Menge Funktionen, z.B. körperliche Trainings- und Übungsfunktion durch leichte Überforderung des Muskelapparates, Aktivierung von Herz-, Kreislauf und Gehirn, oder eine soziale Funktion durch Verbesserung und Intensivierung von sozialen Beziehungen. Die Kommunikative Funktion des Spiels dient dem Signalaustausch zum Erlernen von Selbstkontrolle. Und schließlich liegt dem Spiel auch eine Lernfunktion durch Lustbetonung zugrunde, es kommt zur Ausschüttung von Glückshormonen.
Das Hundespiel basiert im Wesentlichen auf deutlich erkennbaren Signalankündigungen wie dem Zickzack Laufen, der Vorderkörpertiefstellung, dem Kopf-Schleudern und dem Auf-dem-Boden-Rollen. Beim Einüben von Ritualen zum „Fair Play“ lernen sie schon vom Welpenalter an, was erlaubt ist und was nicht, und welche sozialen Erwartungen und Vorstellungen ihre Spielpartner haben. Sie erfahren, dass die Möglichkeit besteht, verletzt zu werden, entsprechend dem Sprichwort: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu“. Deswegen müssen wir mit unseren Hunden herumalbern und spielen und Abbruchsignale einbauen.
Zur Kommunikation unter Welpen und Junghunden gehört auch der Austausch von aggressiven Drohsignalen. Hunde müssen sich in ihrer Sprache ausdrücken dürfen, ohne vom Menschen ständig manipuliert zu werden. „Nur nett spielen ist erlaubt oder wenn der Hund knurrt, muss ich sein Verhalten sofort umkonditionieren“ missachtet jegliche Regel hundlicher Verständigung.
Hundewelpen, die in dieser entscheidenden Entwicklungsphase keine Beißhemmung lernen durften, weil der Mensch das Welpengerangel als zu unwirsch betrachtete, haben später im Umgang mit Artgenossen sehr oft Probleme, sich in eine soziale Gruppe einzufügen.
Der Prozess der Beißhemmung vollzieht sich nicht von einem Tag auf den anderen, sondern erstreckt sich schon einmal über mehrere Wochen. Mit einem verbalen „Aua“ und dem entsprechenden mimischen Ausdruck zeigen wir einem zubeißenden Welpen, dass wir das gar nicht toll finden. Das machen wir so lange, bis der Welpe die Rituale gelernt hat, die auch Hunde untereinander zeigen. Wenn es zu heftig wird, ist durchaus auch ein schneller Schnauzengriff, ein Wegschubsen, ein nachgespieltes „Beißen“ mit den gespreizten Fingern unserer Hand in seine Brust oder eine lautere Stimmlage angebracht. Hunde müssen lernen, dass unsere Haut dünner und empfindlicher ist als die von Artgenossen.
Wenn euch erzählt wird, ein Welpe dürfe nicht mit anderen Hunden spielen, damit er sich enger an euch/uns anschließt, sollte dies schon gleich einen schreienden Protest hervorrufen und ein instinktives Gefühl von „Das kann doch niemals stimmen“.
Wolfseltern spielen sehr häufig mit ihrem Nachwuchs und streuen gezielt Abbruchsignale ein, wenn ihre Welpen mal wieder hemmungslos übertreiben. Sie spielen auch untereinander, um Rituale einzuüben und den Gruppenzusammenhalt zu festigen. Insbesondere Paare, die sich neue gefunden haben, spielen zur Festigung ihrer neuen Bindung am häufigsten miteinander. Ranghohe Tiere begeben sich häufig bewusst in eine unterlegene Position, um ihre Spielabsicht kundzutun.
Junge Wölfe unternehmen ab Ende des dritten Lebensmonats sogar schon Erkundungsausflüge ohne die Eltern, die bis zu 3 Kilometer von den Eltern wegführen können. Für Wolfseltern ist es selbstverständlich, dass sich ihre Welpen auch mal individuell entwickeln dürfen. Deswegen muss der Hund auch mal Hund sein dürfen. Wir brauchen ihn nicht ständig kontrollieren oder an ihm herumfuhrwerken oder ihm ein 24 Stunden-Animationsprogramm bieten. Er muss auch einmal etwas eigenständig entscheiden dürfen. Gefühle sind übrigens ansteckend. Deshalb werden wir in unserem Hund kein Gefühl des Selbstvertrauens erzeugen, wenn wir selbst keines haben.
Untersuchungen von Geparden und Hauskatzen lassen vermuten, dass selbst intensiv spielende Jungtiere maximal 3-5% ihrer Tagesenergie durch das Spiel verbrauchen. Ähnliches kann man auch bei Kaniden vermuten.
Eine Stunde Bewegung am Tag in Form von freiem Laufen erfüllt die im Tierschutzgesetz geforderte artgerechte Bewegung. Dies ist übrigens unsere Rechtsgrundlage für das leinenlose Bewegen unserer Hunde, wenn wieder einmal ein Jäger meint: „Hund an die Leine, sonst ersch……!“.
Ein Hund braucht viel weniger Energie, als weithin angenommen. Er braucht kein Hochleistungsfutter. Darauf achten, dass er schlank bleibt, vor allem im 1. Lebensjahr, dann vermeidet man viele ernährungsbedingte Gesundheitsschäden.
Natürlich wohnten die Beiden auch unserer Spielstunde für kleinere Hunderassen bei und dazu gesellte sich auch noch Schwester Ozora. Als Hundebesitzer muss man wissen, dass Wölfe die kleineren Kanidenarten wie Kojoten und Füchse als Revierkonkurrenten jagen und schlimmstenfalls auch umbringen. Damit dieses wölfische Erbe nicht dazu führt, dass die Großen die Kleinen verletzen oder töten, ist es wichtig, dass sich Klein- und Großhunderassen schon im Welpenalter kennenlernen. Deshalb sollte man unbedingt rassengemischte Welpen- und Junghundegruppen besuchen, damit unser Hund die unterschiedlichen Eigenarten, Größen und Kommunikationssignale des anderen kennenlernen kann.
Insbesondere sozial schwache Hunde fallen immer wieder dabei auf, wie sie vermeintlich noch Schwächere nicht tolerierbar attackieren. Man geht von ca. 20% aus, was bedeutet, dass sich 2 von 10 Hunden auf einen wesentlich schwächeren stürzen, wenn dieser erschrocken wegläuft oder Schmerzlaute von sich gibt. Mobbing muss deshalb als generell unerwünschtes Verhalten angesehen und sofort konsequent unterbunden werden.
Keine Erfahrungen mit Artgenossen sind mit schlechten Erfahrungen gleichzusetzen. Deshalb so früh wie möglich regelmäßig an Welpenspielstunden oder sonstigen Hundetreffs teilnehmen, mindestens einmal in der Woche, besser wäre 2- bis 3mal je eine Stunde. Es sollte jedoch bereits eine gute Bindung bestehen. Wir besuchten mit Ozora und Oria die empfehlenswerte Welpenlernspielstunde der Hundefreunde Brehmbachtal, wo die folgenden Fotos entstanden:
Ein Schwerpunkt der Welpenlernspielstunde war die Nasenarbeit der Welpen, die an verschiedenen Punkten trainiert werden konnte und Lust auf „mehr“ machen sollte, da es eine artgerechte Beschäftigung von Hunden darstellt. Beachten sollte man jedoch folgendes: Bereits im Welpenalter unterbrechen wir das intensive Schnuppern an Wildfährten mit einem klaren „Nein“. Tun wir das nicht, speichert sich der Geruch von Wildtieren im Gehirn des Kleinen ab.
Unsere Welpen haben die Hundesprache erlernt, müssen sie jedoch weiterhin trainieren können, um sie zu festigen. Auch müssen sie unbedingt andere Hunderassen kennenlernen. Denn wie soll sich ein Hund arttypisch verständigen, wenn er seine Hängeohren nicht aufstellen kann, seine Haare das Gesicht verdecken, kein Schwanz vorhanden ist oder die Nackenhaare nicht sichtbar aufgestellt werden können, weil sie zu kurz sind oder gar fehlen. Ein Verlust oder eine Verstümmelung der Signalwerte des Körpers kann verhaltenssteuernde Konsequenzen zur Folge haben. Schwierigkeiten und Missverständnisse sind dort vorprogrammiert, wo die gegenseitige Verständigung nicht gelernt oder eingeübt werden kann. Das alles hat der Mensch geschaffen und Hunde müssen lernen, damit klar zu kommen.
Hierbei muss man lernen Auseinandersetzungen zwischen Artgenossen richtig einzuschätzen und nur dann einzugreifen, wenn es tatsächlich nötig wird. Der schlimmste Fehler der gemacht wird, ist das hektische und viel zu frühe Reglementieren der kleinen Streithähne. Denn wie soll ein Welpe vernünftiges Sozialverhalten entwickeln können, wenn er seine Konflikte überhaupt nicht lösen darf oder kann. Je näher der nervöse Hundebesitzer am vermeintlichen Konfliktherd steht, um so mehr gilt er als Garant für eine Eskalation. Deshalb sollte man sich sofort von seinem Hund entfernen, wenn ein Konfliktherd entsteht, um die sog. Sozialaggression zu vermeiden. Wir haben gelernt, in der Welpenspielstunde nie stehen bleiebn und quatschen, sondern sich immer bewegen.
Auch Welpen wie unsere, die dies schon bei uns mit ihren Geschwistern und den anderen Hunden des Rudels trainieren konnten, müssen dies weiter üben, am besten in guten Welpenspielgruppen. Dank der Bemühungen von Menschen wie dem Tierarzt und Verhaltensforscher Ian Dunbar, der fast 25 Jahre damit verbrachte, Hundebesitzern Organisation und Besuch von Welpenspielgruppen nahezulegen, wissen heute viele über die Wichtigkeit der Frühsozialisation Bescheid. Eine 100%ige Gewähr zur generellen Verträglichkeit, wie viele Menschen glauben, die Welpenspielstunden besuchen, gibt es jedoch nicht. Dies ist aber kein Grund, darauf lieber zu verzichten. Bei etwas Mühe findet man überall eine Gelegenheit dafür.
Für den Umgang mit unserem Hund brauchen wir nicht ständig irgendwelche Hilfsmittel, wir müssen uns auch nicht anbiedern oder planlos Leckerlis in ihn hineinschieben, um ihn zu bestechen. Damit erreichen wir keine stärkere Bindung. Unser Hund muss sich gut bei uns aufgehoben fühlen und muss deshalb an unserem Leben teilhaben können. Artgerecht ist für den Hund, mit dem Menschen eng zusammenzuleben, was aber auch bedeutet, dass wir alles daran setzen sollten, unserem Hund regelmäßigen Kontakt zu Artgenossen zu erlauben. Kein Mensch ist nämlich in der Lage, so nuanciert zu spielen, wie Hunde miteinander, wie man auf diesen Fotos sehr gut sehen kann.
Nach Gerätetraining, Suchspielen in verschiedenster Form und gemeinsamen Welpenspiel wurde zum Schluss der sehr angenehmen Welpenlernspielstunde bei den Hundefreunden Brehmbachtal in Pülfringen noch das Abrufen bzw. zu sich Herrufen geübt und Ozora und Oria machten auch dies einfach super. Zuvor hatten sie noch auf die Pfeife von Carmen reagiert und waren sofort aus dem Getümmel heraus zu ihr gelaufen.
Wenn sich der Hund vor unsere Füße legt, handelt es sich um eine besondere Form des sozialen Kontaktes, vergleichbar mit dem Verhalten, wenn er seinen Kopf auf unser Knie oder in unseren Schoß legt. Er sucht unsere Nähe und darüber können wir uns freuen. Ein Hund kann damit jedoch auch Aufmerksamkeit einfordern und ziemlich penetrant sein, deshalb genau hinschauen und ggf. den Kontaktversuch nicht gestatten. Insgesamt liegt es immer an uns, ob wir gerade Zeit haben, Sozialkontakte zu pflegen.
Studienergebnisse aus der modernen Hirnforschung belegen zweifelsfrei, dass Kaniden durchaus gefühlsbetont handeln, indem sie sich in die emotionale Lage ihres Gegenübers hineinversetzen. Sie sind unbestritten in der Lage, Empathie zu empfinden.
Berührung ist lebenswichtig für die physische und psychische Gesundheit von uns und auch unseren Hunden. Einen Hund zu streicheln senkt den Blutdruck und beruhigt unseren Herzschlag. Der Gehalt von Immunglobulin IgA, einem der Hauptstoffe der Immunabwehr, wird im Körper gesteigert. Interessanterweise stieg der IgA-Gehalt bei Hundeliebhabern sogar dann, wenn sie einen Stoffhund streichelten, während er bei Nicht-Hundefreunden nur dann anstieg, wenn sie einen echten Hund streichelten.
Wolfseltern ignorieren ihren Nachwuchs nie über längere Zeit und sind nie nachtragend. Sie sind Meister des perfekten Timings und bestrafen zur rechten Zeit, also genau in der Sekunde, wo es passiert ist. Längerfristiges Ignorieren kommt einer sozialen Isolation gleich. Kurzfristiges Ignorieren kann jedoch gezielt immer mal eingesetzt werden, z.B. wenn er uns anbellt, um unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Eines der Haupthobbys von Wölfen ist schlafen. Kaniden verschlafen zwei Drittel ihres Lebens.
Besonders Jungtiere, deren Bänder, Sehnen und Knochen noch nicht voll entwickelt sind, brauchen viel Schlaf, da dieser zum seelischen Gleichgewicht beiträgt. Unser Welpe benötigt also einen ruhigen Platz, auf den er sich zurückziehen kann, wann immer er will. Manchmal müssen wir sie auch zum Schlafen zwingen, so wie überdrehte kleine Kinder. Dann nehmen wir gemeinsam eine Auszeit, nehmen den Kleinen auf den Schoß und halten ihn fest, bis er wieder ruhig geworden ist.
Im Wolfsrudel gilt das Gesetz, dass derjenige beim Fressen Vorrang hat, der die Beute als erster in Besitz nimmt, ungeachtet seiner Stellung in der Hierarchie. Wölfe respektieren die sog. Besitzgrenze, die sich etwa 30 bis 40cm von der Schnauze jedes fressenden Tieres befindet und nicht verletzt werden darf. Selbst die Rangniedersten schnappen zu und werden aggressiv, wenn man ihnen beim Fressen oder Knochen nagen zu nahe kommt. Stehlen oder mit List abjagen ist jedoch erlaubt. Hinterher scheint sich der rangniedere für sein Verhalten zu entschuldigen und gibt zu erkennen, dass er nicht beabsichtigt, die Rangordnung durch dieses Verhalten anzufechten.
Und schließlich hieß es Abschied nehmen von unserem letzten Welpen des O-Wurfes, und traurig blieben wir zurück, als ihn Olli und Richi am Sonntagmorgen abholten. Sie machten es genau richtig. Während Richi fuhr, kümmerte sich Olli um Oria, hielt sie müde geworden auf seinem Schoß und war ausgestattet mit Rinderknochen, Leckerlis und einer Decke mit Stallgeruch. Übrigens kann folgendes vorliegen, wenn der Hund bei einer Autobahnfahrt unruhig werden sollte. Ihn kann der für uns nicht hörbare Dauerton, den die Reifen abgeben, stören oder „er muss einfach mal“.
„Tschüss!“
Folgendes will ich Euch noch abschließend mitgeben: Demokratie ist in den Augen von Hunden „assozial“. Aus seiner Sicht spielt sich folgendes ab: „Mein Mensch ist nicht in der Lage klare Entscheidungen zu treffen. Er diskutiert stattdessen immer alles mit mir aus. Eigentlich will ich ja nicht, aber ich muss wohl selbst alle Entscheidungen für das Rudel treffen.“
Dieses Verhalten äußert sich u.a. wie folgt und ist besorgniserregend: Bei Spaziergängen entfernt sich der Hund sehr weit von uns, schaut nicht nach uns, kommt auf Zuruf gar nicht oder erst nach mehrmaligem Rufen, trödelt beim Herankommen und sucht keinen Körperkontakt zu uns. Er begrüßt uns morgens nach dem Aufstehen nicht freudig und entzieht sich unseren Schmuseversuchen, läßt sich gar nicht oder nur schwer zum Spielen mit uns animieren. Er zerrt ständig an der Leine, knurrt, wenn wir ihm einen Gegenstand wegnehmen wollen, läßt nicht aus, steht vom Liegen auf, während wir über ihn hinweg steigen wollen, springt fremde Leute an und fordert nachdrücklich die Aufmerksamkeit.