Die Welpen des O-Wurfes haben uns verlassen

Die Welpen des O-Wurfes haben uns verlassen

Euer Welpe hat den Zwinger von der Schüpfer Hexe verlassen, in dem sich sein bisheriges Leben abgespielt hat. Er ist entwöhnt und hat eine ausreichende Selbständigkeit erreicht. Er hatte jedoch seit seinem 1. Tag immer engen Kontakt zu seinem Menschen-/Hunderudel. Diesen Kontakt braucht er unbedingt auch weiterhin. Man muss ihn deshalb mit sich zusammenleben lassen, ohne dass er als sogenannter Stubenhund verwöhnt und vermenschlicht wird.

Er kommt nunmehr in eine neue unbekannte Umwelt, in der er sich langsam zurecht finden muss. Er vermisst seine Geschwister, seine Mutter/Eltern und die anderen Hunde und Menschen aus seinem Rudel, hat Heimweh und möchte verständlicherweise so schnell wie möglich dorthin zurück. Nicht umsonst haben wir Euch die Welpen persönlich gebracht, um ihnen die lange Fahrt in die Fremde zu ersparen. Hin und wieder hörten wir nämlich von Welpen, die Probleme beim Autofahren hätten, was ja nicht sein konnte, da wir ständig mit ihnen Auto gefahren waren. Es konnte also nur an der fatalen Verknüpfung „Heimwehgefühl – langes Auto fahren“ liegen.

Ozora hatte es sicherlich am Einfachsten, da bereits eine optimale Bindung zu Sophie und Pierre bestand, die sie ja gefühlt jeden zweiten Tag besucht hatten. Aber wir und auch ihr dürfen den Beiden „danke“ sagen, weil sie nicht nur „ihren“ Welpen betreuten und prägten sondern auch eure Welpen dabei nicht vergaßen. Wir verbrachten zuerst Ozora nach Hardheim und trafen uns dort zum gemeinsamen Spaziergang mit allen Welpen und Danya, den besonders Kalix nicht vergessen wird. Als Ozora danach im neuen Zuhause eingeschlafen war, machten wir uns heimlich aus dem Staub.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit nur noch 5 Welpen und dem gesamten Hunderudel die 210km nach Biebertal, wofür wir 3 Stunden benötigten und unterwegs noch eine Pipi-Pause einlegten. Angelika und Wolfgang mit ihren 3 Söhnen Robin, Moritz und Marvin freuten sich sehr über das neue Familienmitglied „Orkhan“ und auch Hunter war dann doch froh, als wenigstens nur einer der 5 Welpen blieb. Er hatte wohl schon Schlimmeres befürchtet. Ein Dankeschön noch für den leckeren Brunch an dich Geli.

Für die 225km lange Weiterfahrt nach Erkelenz waren wir dann über 5 Stunden unterwegs, schuld daran war das schlechte Wetter, eine einzige Baustellen-Autobahn und der Freitagnachmittagverkehr mit den dort wohl obligatorischen Staus. Aber Kirsten hatte durchgehalten und päppelte uns wieder mit einem wohl schmeckenden Gulasch auf und auch Peter ließ es sich nicht nehmen, uns noch spät abends „hallo“ zu sagen, nachdem er vom Training in Wuppertal nach Hause gekommen war. Wir übernachteten schließlich müde in der Nähe in unserem Wohnmobil und hörten nicht sehr lange das Trommeln der Regentropfen auf dem Womo-Dach.

Am Morgen des nächsten Tages fuhren wir ohne Optimus Prime weiter, der es vorgezogen hatte, bei Kirsten und Peter zu bleiben, was wir gut verstehen konnten. Nur knapp über 50km waren es bis zur nächsten Anlaufstelle in Düsseldorf, wo bereits Katrin und Afrim sehnsüchtig auf uns warteten (und Hilmar auf das leckere Frühstück). Als Ozzy müde in den Armen von Afrim eingeschlafen war, verschwanden wir heimlich und als er wieder aufwachte gab es sicherlich ein wunderbares Hundemenü als Willkommensfressen und Hunde stehen ja auf solche kleine Bestechungen.

Die letzte Station hieß Bretten und es waren von Düsseldorf aus lange 335km zurückzulegen. Gegen 16 Uhr trafen wir dort ein und konnten mit unserem gesamten Hunderudel, 3 erwachsene Langhaar Schäferhunde, noch 2 Welpen und 3 Kleinspitze, im 24 Ar großen Gartengelände von Andrea, Reiner und Tom „einziehen“. Der Bewegungsstau bei den Großen war nicht zu verkennen und sogar ein Bad im dortigen Teich war nicht zu verhindern. Man ließ uns nicht gehen, ohne dass wir etwas Feines gegessen und getrunken hatten und so war es schon spät, als wir uns auf die letzten 120km zurück nach Hause aufmachten. Und dazu waren wir auch noch richtig traurig, da sich von den ehemals 6 Welpen jetzt nur noch die kleine Oria im Wohnmobil befand, weil wir ja eine schlafende Onya bei ihnen zurückgelassen hatten. Viel Spass mit der Kleinen!

Es liegt nun an Euch, ihnen diese Übergangsphase überbrücken zu helfen. Man muss ruhig mit ihnen umgehen, braucht sie nicht anzuschreien und muss auch mal nachsichtig sein, wenn tatsächlich einmal ein Malheur in der Wohnung geschehen sollte. Dann ist nie der Welpe schuld sondern ihr, weil ihr nicht aufmerksam genug ward. Sie zeigen es nämlich an und sind es gewohnt ihr Geschäft auf Naturboden zu verrichten.

Lasst euren Welpen Zeit, euch kennenzulernen und sich in eurer Gegenwart wohlzufühlen, und gebt ihnen die Gelegenheit, sich eure Zuneigung zuerst zu verdienen. Sie dürfen sie nicht einfach geschenkt bekommen.

Man muss nämlich wissen, dass man mit sofortigen Liebesbezeugungen niemand anderem einen Gefallen tut als sich selbst. Denn wir befriedigen damit nur unsere eigenen Bedürfnisse, er ist ja schließlich so süß und niedlich. Auch ist ja bewiesen, dass Blutdruck und Puls sinken und chemische Substanzen freigesetzt werden, die uns beruhigen und uns helfen, die Folgen von Stress zu bekämpfen. Doch wenn wir einem Hund, den wir kaum kennen, sofort bedingungslose Zuneigung schenken, bringen wir unsere Beziehung zu ihm damit unter Umständen ernsthaft aus dem Gleichgewicht. Lernen wir wieder von den Hunden und ahmen wir nach, wie sie einen „Neuen“ in ihr Rudel aufnehmen.

Unsere Anleitung zur Übernahme des Welpen habt ihr alle per e-mail bekommen. Schaut sie euch immer wieder mal an, sie ist ja auch an das jeweilige Alter des Welpen geknüpft. Darin steht z.B. auch folgendes:

  • Den heimischen Stallgeruch haben wir euch ja mitgebracht in Form einer Liegedecke oder eines von Euch überlassenen Kleidungsstücks, das man deswegen bei uns zurück gelassen hatte, so dass der Welpe bereits dort euer Geruchsbild hat aufnehmen können. In der ersten Nacht wird er so kaum bemerken, dass er sie woanders verbringt, denn es riecht nach seinen Geschwistern, seiner Mutter und uns.
  • Nur der/die Rudelführer kümmert sich die ersten 2-3 Wochen um ihn, schläft mit ihm, füttert ihn, geht mit ihm spazieren, spielt mit ihm etc., um so die optimale Bindung herzustellen. Wechselnde Betreuer des Welpen sind kontraproduktiv.
  • Es dauert ca. 48 Stunden, bis ein Hund seine neue Umgebung erkundet hat. Dann braucht er ungefähr 2 Wochen, um sich an das neue Heim zu gewöhnen. Die ersten 48 Stunden im neuen Heim sind von ausschlaggebender Bedeutung. Der Welpe ist ein Rudeltier, das aus seinem Rudel gerissen wurde. Er hatte eine glückliche, lebendige und liebevolle Umgebung, in der er die ersten Wochen zusammen mit seinen Geschwistern, seiner Mutter und den anderen Rudelmitgliedern verbrachte. Dann kommt er in eine ihm fremde Welt, die er sich nicht selbst ausgesucht hat. Man muss deshalb die Bindung zu ihm in den ersten 2 Tagen so eng wie möglich gestalten, deshalb auch neben ihm die Nacht verbringen.

Ihr habt ja euren Welpen in seinen ersten 8 LW bereits besucht und kennengelernt. Bei eurem ersten Kontakt mit dem Welpen, den ihr euch herausgesucht habt, muss man wissen, dass er bereits Informationen über euch beim Beschnuppern gesammelt hat. Er lernte nicht nur euren Geruch, sondern auch eure alles entscheidende Energie kennen. Der erste Eindruck spielt bei den Hunden eine ebenso große Rolle wie in der menschlichen Welt.

Das Ruhebedürfnis ist bei euren Welpen auch nach der 8. LW noch sehr groß. Ein ruhender Welpe wird deswegen nie von den Althunden gestört. Alle Organe eures Welpen sind nun funktionstüchtig. Eine Ausnahme bildet die Entwicklung der Geschlechtsorgane. Finger weg bei den Rüden vom ständigen Suchen nach den Hoden.

Der Zeitraum zw. der 8. und 12. LW ist die eigentliche Sozialisierungsphase. Euer Welpe lernt, egoistisches Verhalten aufzugeben und macht die Erfahrung, dass gemeinsames Tun und Miteinanderspielen, sowie Zusammenarbeit einen viel größeren Lustgewinn bringen. Also wird jetzt der Grundstein für die später einmal so wichtige „Gefolgschaftstreue“ gelegt.

Es gibt Stimmen, die sich dafür einsetzen, dass der Züchter Welpen erst ab der 12. LW dem Käufer übergeben soll. Ehe Eberhard Trumler, der bekannte Verhaltensforscher, von seinen Hunden eines besseren belehrt wurde, war auch er dafür. Er dachte auch, je länger die Welpen unter ihren Geschwistern und bei der Mutter bleiben, umso mehr können sie ihren natürlichen Spieltrieb auf Hundeart abreagieren. Umso artgerechter können sie sich austoben, und sie kommen dann schon etwas reifer geworden in das neue Heim. Man kann nicht abstreiten, dass diese Überlegung viel für sich hat und sinnvoll erscheint.

Dennoch beruht sie auf Fehlschlüssen. Zunächst einmal deswegen, weil die Natur nun einmal es so vorgesehen hat, dass die Welpen sich in diesem Alter von der Mutter lösen und mit fliegenden Fahnen zum Vater – oder wen sie dafür halten – übergehen.

Mit der Trennung eines Welpen von seinen Wurfgeschwistern, seiner Mutter und seiner bisherigen Entwicklungsumwelt entsteht ein Bruch, für den es in der Natur kein übertragbares Beispiel gibt. Wir führen ganz selbstverständlich und ohne böse Absicht mit der Welpenabgabe einen Bruch in der natürlichen Brutfürsorge herbei. Und das mitten in einer Phase intensiver Entwicklung und hoher psychischer Verletzlichkeit. In der freien Natur gibt es dafür kein vergleichbares Beispiel.

Der Wechsel vom Züchter und der Mutter zum neuen Fürsorgegaranten ist für den Welpen weit belastender als verbreitet angenommen. Der Aufbau einer neuen, wirklich innerlich verbindenden Partnerschaft ist deshalb gerade in den Anfängen besonders störanfällig. Gleichmäßigkeit im Tageslauf geben dem Hund Orientierung und Sicherheit, vor allem während der Eingewöhnung und während des Heranwachsens. Auch mit dem Konzept von guten Prägungsspieltagen kann hier ein gewisser Ausgleich geschaffen werden.

Mit frühestens 8 Wochen darf der Welpe auch laut Gesetz an seinen neuen Besitzer abgegeben werden. Es ist der Zeitpunkt, wo in der Natur die Mutter salopp gesagt „die Schnauze von den Welpen etwas voll hat“ und der Vater in einem Rudel die Erziehung der kleinen Rabauken übernimmt. Der Welpe sucht somit einen erfahrenen „Starken“, an den er sich anlehnen kann und das müssen/sollten wir sein, der neue Besitzer.

Lernt er jetzt, dass das Spielen mit dem Menschen mehr Freude macht als allein zu spielen, ist für uns faktisch alles gewonnen. Dies bedarf jedoch nicht nur einer großen Einfühlungswilligkeit, auf das Spielangebot des Welpen einzugehen, sondern auch sehr viel Zeit und Geduld. Wenn ein Welpe in dieser Sozialisierungsphase nie Gelegenheit bekommt, Erfolgserlebnisse beim Spiel mit Menschen zu erfahren, wird er nach dieser Zeit kaum gewillt sein, auf die Spielwünsche des Menschen einzugehen.

Immer wieder beweisen die Welpen in dieser Phase auch ihre Zuneigung und Anhänglichkeit gegenüber Euch – ihrem Erzieher und werden euch auch auf die Toilette begleiten wollen. Ihre körperlichen und seelischen Kräfte müssen immer mehr gefordert werden, deshalb immer neue Örtlichkeiten aufsuchen und längere Spaziergänge vermeiden, notfalls den Welpen tragen, wenn man noch einen Althund hat, der weiter laufen möchte.

Wir sind nach den 9 Wochen eigentlich platt und urlaubsreif, aber dürfen uns noch nicht erholen. Denn wir haben noch für 1 Woche die kleine Oria bei uns und müssen deshalb weiterhin „Gas geben“. Zu wichtig ist diese Phase, als dass man sie einfach so verstreichen lassen kann. Und Danya unterstützt uns dabei, übernimmt die Rolle des nicht anwesenden Vaterrüden. Wir halten Euch auf dem Laufenden.

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