Unsere P’ler wurden 4 Wochen alt

Unsere P’ler wurden 4 Wochen alt

Die 3. Lebenswoche (22-28 Tag) war eine äußerst sensible Phase. Deshalb haben wir eine längere Trennung von der Mutter vermieden. Denn die Welpen begannen sich nämlich zu fürchten, wenn nichts Vertrautes in ihrer Umgebung war.

Die Welpen lernten, sich im Welpenraum zurechtzufinden, Spielzeug wahrzunehmen und zu testen, waren noch zu klein, um einen Unterschied zwischen Fremden und Bekannten zu machen, haben noch nicht das Gefühl, einem Rudel anzugehören, begannen mit ihren Geschwistern zu spielen, übten soziale Beziehungen ein, trainierten ihre Muskulatur und ihre Koordination. Sie sind bereits sehr agil, ihre Beinchen sind jetzt viel stärker. Sie können jetzt richtig auf allen Vieren laufen und kippen längst nicht mehr so oft um wie zuvor. Obwohl die Augen auf sind, sehen sie nicht sehr gut. Die Zähnchen sind durchgebrochen und sie begannen ihren Gaumen auch anderweitig als nur zum Nuckeln zu benutzen.

Jetzt wird auch die Koordination des Welpen besser, obwohl die Bewegungen noch sehr grob und tollpatschig sind. Die Mimik fängt jetzt an sich zu entwickeln, es werden Grimassen geschnitten. Mundwinkelstoßen, Pfötchen geben (Milchtritt), Schwanzwedeln und einklemmen der Rute sowie Drohgebärden und Angriffe sind zu beobachten. Die Welpen beschnuppern sich gegenseitig und fangen an, sich untereinander wahr zu nehmen. Außerdem zeigen sie jetzt die ersten Anfänge von Besitzverhalten.

Während in den ersten Lebenstagen die Wärme für die Welpen am wichtigsten war, werden das jetzt mehr und mehr die Wurfgeschwister in Form von Trainingspartner und Spielgefährten. Nun kann man auch die ersten Kommunikationsversuche beobachten. Die Welpen geben eine ganze Reihe unterschiedlicher Töne von sich. So fangen sie an zu bellen und zu knurren. Das Mäulchen wird nicht nur zum Nuckeln benutzt, sondern auch, um die Wurfgeschwister zu erforschen.

Es werden schon Sprünge geübt, es wird gekullert und dann wieder versucht, an die Zitzen zu gelangen. Und die Belohnung für Hartnäckigkeit ist die leckere Milch. Zusammen mit der vermehrten Umweltwahrnehmung und den größeren Bewegungsmöglichkeiten sieht man jetzt auch erstmals, dass sich die Welpen miteinander beschäftigen. Hier sind die ersten Anfänge von Spielverhalten zu beobachten. Man kann nun Interaktionen der Welpen untereinander beobachten, sei es, dass sie sich gegenseitig belecken oder beknabbern oder auch schon ein Wackeln mit dem Schwänzchen oder eine erste Spielaufforderung zeigen.

Schon in diesem Alter kann man Welpen beim Aufreiten beobachten. Es könnte deshalb sein, dass dieses Verhalten für eine sexuelle Prägung wichtig ist. Dabei lernt der Hund, dass Hunde seine sexuellen Partner sind und nicht etwa Kissen, Staubsauger oder Menschen.

Mit der Entwicklung der Gesichtssinne werden die Welpen lebhafter und reger. Sie sind nun auch längere Zeit wach. Wenn sie nicht gerade saugen, erproben sie ihre körperlichen Fähigkeiten. Bald legen sie ihre kindliche Hilflosigkeit ab und können dann langer allein gelassen werden. Sie haben die erste und empfindlichste Phase ihres Lebens überwunden.

Die Hündinnen brachten mit 4 Lebenswochen folgendes Gewicht auf die Waage: Gelb – 2590 Gramm, Hellgrün – 2690 Gramm und Rosa – 2080 Gramm.

Die Rüden: Rot – 2410 Gramm, Hellblau – 2580 Gramm, Orange – 3120 Gramm, Dunkelblau – 2640 Gramm und Dunkelgrün – 2440 Gramm

Im Alter von 3 Wochen hat die Sozialisierungsphase begonnen, ein Meilenstein in der Entwicklung des Welpen, denn hier liegen auch die Wurzeln für viele Verhaltensprobleme. Für so manchen Welpen ist in der freien Natur der 21. Lebenstag übrigens der letzte seines Lebens. Der Vater packt jeden am Kragen und wirft ihn umher, bis er gellend schreit und sich auf den Rücken wirft und dann eilends zum Lager zurück krabbelt. Der Welpe, der hierbei Zeichen von Lebensschwäche erkennen lässt, sei es, dass er die angeborenen Verhaltensweisen der Unterwerfung nur unausgereift oder gar nicht besitzt oder nicht klug oder kräftig genug ist, dem Spieltrieb des Vaters zu entkommen, ist verloren. Er wird von der Mutter nicht geholt. Ein Welpe, der nicht zum Saugen zurückkommt, wird von ihr nicht mehr anerkannt. So tritt eine weitere Auslese ein, die wesentlichen Einfluss auf die Gesunderhaltung des Erbgutes hat. (Ihr habt Glück gehabt, Alonso war verhindert, er nahm ja an der LG Ausscheidung teil.)

Die 28 Tage alten Welpen verfügen bereits über eine ausgeprägte Drohmimik. Da wird geknurrt und gekämpft, einer versucht den anderen zu überlisten, je nach Kraft und Temperament. Sie können auch verschiedene Gerüche unterscheiden.

Wolfswelpen kommen übrigens zu Beginn der 4. LW immer häufiger aus der dunklen Höhle ans Tageslicht. Dafür sorgt auch die Mutter, indem sie sich einfach draußen hinlegt. Bekommen die Welpen Hunger, müssen sie wohl oder übel die Geborgenheit des Lagers verlassen und zu der Hündin herauskommen. Das geschieht einmal am zeitigen Vormittag und am späteren Nachmittag. Dieser Rhythmus stimmt auch mit den üblichen Spielstunden der meisten Hunde überein. Dies bedeutet für uns, dass wir uns jetzt tagsüber draußen aufhalten und nur noch in der Nacht im Wurfraum.

Töne, die z.B. Wolfswelpen im Alter von 3-4 Wochen von einem Menschen erlernen, bleiben für immer im Gedächtnis. Daran orientiert kann z.B. beim Welpen, so wie wir es machen, eine Konditionierung auf die Hundepfeife und/oder die aufgenommenen Stimmen der künftigen Welpenbesitzer erfolgreich vorgenommen werden.

Patricia B. McConnell stellte bei ihrer Doktorarbeit in Bezug auf die Frage, ob verschiedene Laute verschieden Auswirkungen auf Welpen haben, fest, dass sich die Aktivität der Welpen nach 4 kurzen Pfiffen erhöhte, jedoch nicht nach einem einzigen langen, anhaltenden Pfiff. Ihrem Junghund konnte man das Herkommen deshalb mit 4 kurzen Pfiffen viel effektiver beibringen.

Bei Welpen ist auch ein viermaliger Ruf „Komm, komm, komm, komm“ motivierender als ein einzioges „Komm“und wenn man dann noch in die Hände oder auf die Oberschenkel klatscht und scheinbar von ihm wegrennt oder in die Hocke geht, kommt er bei einer bestehenden Bindung auf jeden Fall.

Die Welpen dürfen nicht überfordert werden, man darf ihnen nicht unbedingt etwas beibringen wollen, aber man musste sie trotzdem bis zur 4. Lebenswoche hin und wieder mildem Stress aussetzen, um das Nervenkostüm zu stärken. So bauen wir natürlich sofort den Kleinbagger ein, der unsere Einfahrt für das Hundeauto richtet.

Wieder scheint die Natur diese Entwicklung optimal zu fördern. Die Mutter ist jetzt nicht mehr so oft bei den Welpen. Kommt sie dann, legt sie sich nicht immer hin, sondern die Kleinen müssen auch mal die Nuckelstellen finden, wenn die Hündin sitzt oder sie versuchen es sogar, wenn sie steht. Dadurch trainiert auch die Mutter ihre Kleinen zu immer mehr Körperbeherrschung.

Unterstützt wird dies durch die erweiterten Verwendungsmöglichkeiten der Zunge. Während sie zuvor ausschließlich zum Nuckeln gebraucht wurde, können die Hundebabys damit jetzt auch lecken, z.B. ein Geschwisterchen.

Solltet ihr es jemals ausprobiert haben, wisst Ihr, dass das Auflecken einer Flüssigkeit schwieriger ist, als es aussieht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Welpen erst im Alter von drei Wochen den Trick heraushaben. Sie müssen es nämlich durch Nachahmen selbst lernen, die Fähigkeit zum Auflecken ist ihnen nicht angeboren.

Hunde haben eine lange, breite, dünne und sehr bewegliche Zunge. Beim Auflecken einer Flüssigkeit wird mit der Zunge eine Art Schöpfkelle geformt, die durch Hin- und Her bewegen die Flüssigkeit aufnimmt und in den Rachen befördert. Am Anfang ist das eine schmutzige Angelegenheit. Wir füttern hierfür Ziegenmilch und/oder Wasser.

Wenn der Welpe Flüssigkeit richtig auflecken kann, ist er im ‚allgemeinen auch soweit, feste Nahrung zu sich zu nehmen, z. B. feines Hackfleisch. Die Welpen nehmen deshalb noch andere Nahrung zu sich als ihre Hauptnahrung Muttermilch. Es ist leicht vorverdaute und körperwarme, anfänglich fast breiartige Nahrung, die die Hündin für sie vorwürgt. Sie bohren dafür ihre Nasen in die Mundwinkel der Hündin. Da wir aber mit dem Zufüttern begonnen haben, unterlässt Jaaki wohl diese Brutpflegehandlung.

Wir füttern die Welpen aus der Hand und lassen dies auch unsere Welpeninteressenten tun. Dabei verknüpfen wir mehrere Dinge. Das in den Händen angewärmte Futter nimmt unseren Menschengeruch an und signalisiert dem Welpen, dass Menschen gut zu ihnen sind und besonders diejenigen, die sie gerade füttern – ihre baldigen neuen Besitzer. Auch wird das Futtertreiben eines evtl. späteren Hundesportlers positiv angelegt.

So führt ein häufiger Sozialkontakt der Welpen mit immer wieder anderen Menschen zu einer Generalisation der individuellen Bilder und lässt so beim heranwachsenden Hund ein erfahrungsabhängiges Artbild des Menschen entstehen. Für jeden Hund sollten der Umgang und die Begegnung mit fremden Menschen unproblematisch sein. Deshalb freuen wir uns nach wie vor über jeden Besucher, der unsere Welpen auf Menschen prägt.

Der Welpe, der allein von Mutter und Vater oder einem anderen Hund erzogen wird und es nach der 8. Lebenswoche nicht gelernt hat, dass der Mensch nicht nur ein liebes Wesen ist, sondern auch ein Wesen, mit dem man spielen und zusammenarbeiten kann, bleibt in seinem eigentlichen Sozialverhalten grundsätzlich auf Hunde bezogen. Ist dagegen der Mensch der einzige Erzieher, tut sich der Hund künftig im Umgang mit anderen Hunden schwer. Das Gruppen bindende Spiel wird also in der Sozialisierungsphase entweder auf den Artgenossen festgelegt oder auf den Menschen, je nachdem wie der Hund aufwächst. Isolationswelpen tun sich wie immer sehr schwer.

Sie sollen weiterhin ihre Streicheleinheiten über den gesamten Körper bekommen. All das trägt einerseits dazu bei, dass sich das Nervensystem gut entwickelt, und andererseits beginnen sie zu lernen, dass menschliche Berührungen normal sind und zum Leben dazu gehören.

Die Zufütterung von fester Nahrung setzt ein und mit dem selbständigen Fressen lässt auch die Reinigungsaufgabe der Mutter zumindest etwas nach, so dass der Züchter die Aufgabe der Lagerreinhaltung übernehmen muss. Sauberkeit ist sehr wichtig, aber sie darf nicht übertrieben werden und in sterilen Zwingern ausarten. Bisweilen sieht man pingelig aufgeräumte Welpenausläufe, in denen sich weder Spielzeug noch interessante Erkundigungsmöglichkeiten befinden. Die Krönung sind Sichtschutzwände, vermutlich deshalb, damit die Welpen nichts Neues sehen sollen.

Bisher lebten die Welpen in engem Kontakt zueinander und waren unglücklich, wenn sie sich von den Geschwistern entfernten. Nun beginnen sie ihr Leben als Individuen. Wenn einer der Welpen erwacht und aus dem Haufen herauskrabbelt, weckt er einen Nachbarn, und bald sind alle Welpen wie nach einer Kettenreaktion hellwach, suchen nach Futter, benagen die Kistenwand oder spielen. Die Welpen fangen nun langsam aber sicher an, auch mal ihre eigenen Wege zu gehen.

Das erste Spiel der Welpen könnte man „Maulspiel“ oder „Die Kunst zu beißen, ohne gebissen zu werden“ nennen. Die Welpen versuchen, gegenseitig den Fang zu ergreifen und festzuhalten. Im Spiel erproben sie ihr Gebiss und die Bewegungsmöglichkeiten des Kopfes. Welpen fassen sich bei ihren allerersten Spielen gegenseitig mit den Kiefern und rangeln so, anfangs noch im Zeitlupentempo, umher, bis sie müde werden. Das ist der Anfang aller Beißspiele, von denen sie uns in den folgenden Wochen noch mehr zeigen werden. Ihr Mäulchen ist das wichtigste Organ in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Man könnte sagen: Was für sie nicht mit dem Fang erfasst und mit der Zunge beleckt werden kann, gibt es nicht, auch dann nicht, wenn man es sieht und hört.

Nunmehr zeigen sie mehr Interesse an kleineren Gegenständen, die aufgenommen, herumgetragen oder gezogen und durchgekaut werden. Die Welpen entdecken die Möglichkeit, Gegenstände mit der Schnauze zu bewegen und sie von einem Ort zum anderen zu befördern.

Deshalb begann nun auch die Zeit, die Welpen mit unterschiedlichen Gegenständen in der Wurfkiste zu konfrontieren. Ein Ball, ein Plüschtier, Kinderspielzeug vom Flohmarkt regen die Wahrnehmung an. Ein paar aufgehängte Figuren werden gepackt und versucht abzureißen, andere Dinge sorgen für Geräusche. Auch der Staubsauger, der Föhn, der Fernseher u.a. können wahrgenommen werden.

CDs oder andere selbst aufgenommene Tonträger mit verschiedenen Geräuschen wie Rasenmäher, Presslufthammer, Silvesterknallerei, Düsenjets, Sirenen, Glocken, Gewitter, Staubsauger, Mixer, Telefon, Radio etc. werden verwendet und die Welpen danach soweit als möglich auch mit den Originalgeräuschen vertraut gemacht. Bei Gewittern oder anderen unangenehmen Dingen kümmert man sich am besten nicht darum, so dass sich die eigene Gelassenheit und die der anderen Rudelmitglieder auf den Vierbeiner übertragen. Zum Beispiel alle Welpen eines Wurfes in einen Gitterlaufstall tun und neben die Straße stellen, so lange, bis Kontaktliegen stattfindet und sie eingeschlafen sind. Dann sind sie geprägt auf den Straßenverkehr.

Im praktischen Aufzuchtsalltag brauchen die Welpen neben innerer menschlicher Zuwendung und viel Zeit immer wieder neue und schrittweise größere Herausforderungen, an denen sie durch Selbstwirksamkeit wachsen können. Die Herausforderungen und Aufgaben müssen dem Entwicklungsstand entsprechen. Sind sie nicht auf direktem Weg zu lösen, müssen sie alternativ durch Cleverness bewältigbar sein.

Will ein Welpe z.B. ein Hindernis überwinden, was er aber körperlich und motorisch noch nicht schafft, so sollte er sein Ziel über einen Alternativweg erreichen können. Damit wird das negative Gefühl des Scheiterns vermieden. Gleichzeitig kann sich das innerlich stark machende Gefühl von Selbstwirksamkeit entfallen – trotz anfänglicher Schwierigkeit. Außerdem wird das so vielfach notwendige Lernen von alternativen Bewältigungsstrategien herausgefordert.

Für die Gesamtfunktion des Gehirns spielt das Gleichgewichtssystem eine außerordentliche Rolle, denn es bestehen enge Verbindungen zu anderen Sinnessystemen wie z.B. dem Sehen, Hören und Tasten. Es ist maßgeblich daran beteiligt, dass der Organismus mit all seinen Sinnen als Ganzes zusammenwirkt und entwickelt sich bereits im Mutterleib. Bereits im Welpenalter sollten sie deshalb Gelegenheit haben, entsprechend ihrem fortschreitenden Reifegrad, solche Herausforderungen selbständig aufsuchen und eigenaktiv bewältigen zu können. Wir beginnen mit Wackelboards und Luftkissen als Untergrund.

Aus der Fähigkeit, Ungleichgewicht in Gleichgewicht und damit Unsicherheit in Sicherheit zu wandeln, erwächst Bewältigungsfähigkeit und lässt ein sicheres Wesen entstehen.

Der Welpenauslauf draußen und drinnen sollte einem Abenteuerspielplatz gleichen und ab der 3-4 Woche zur wesentlichen Erweiterung des Erfahrungsschatzes zur Verfügung stehen. Denn ungefähr ab dem 23. Tag haben die Welpen den natürlichen Drang ihren Aktionsradius auszuweiten. Eine reiz- und erlebnisarme Aufzucht von Hundewelpen gilt inzwischen als verwerflich, denn es entspricht einem Kaspar-Hauser-Leben. Ein Hund braucht jedoch auch die Veranlagung seine Welt erobern zu können. Dies äußert sich im Bestreben, Neugier- und Erkundungsverhalten auch zu entfalten. Und auch wenn ein Hund in seiner Welpen- und Junghundezeit so viel lernt, wie sonst nie mehr in seinem Leben, so kann er doch bis ins hohe Alter täglich immer wieder Neues lernen. Lernen ist ein lebenslanger Prozess aktueller Anpassung.

Gute Nacht, es ist mal wieder 2 Uhr geworden. Evtl. Schreibfehler sind zu entschuldigen.

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