Inuk, Indira und Inaja sind jetzt 25 Tage alt
In der Periode bis zur 8. Lebenswoche spielt die Mutter eine äußerst wichtige Rolle. Welpen müssen von ihrer Mutter über ein fein abgestuftes System von Knurren, entblößten Zähnen, zurückhaltendem Schnappen, Packen des Welpen im Genick – aber ohne Beißen – und mit einer Vielzahl von Lecken und Kneifen die Hundesprache erlernen. Ob ein Welpe sich zu einem aggressiven, schreckhaften, nervösen, ruhigen oder glücklichen Hund entwickelt, ist größtenteils davon abhängig, welche Erfahrungen er im Laufe seines Lebens macht. Und die Welpenzeit ist die Periode in seinem Leben, wo er am empfänglichsten gegenüber Erfahrungen ist.
Die Mutter wird merklich strenger in ihrer Disziplin und ihren Korrekturen. Es gibt keine Phase in der Frühentwicklung des Welpen, in der ihm die Mutter kein Vorbild in Sachen Führung wäre und keine klaren Regeln und Grenzen setzt.
Eine Hündin bevorzugt niemals einen ihrer Welpen, sie behandelt alle gleich gut oder gleich schlecht. Und immer sind Hündinnen dominant über ihre Welpen. Sie setzt Grenzen und lässt ihre Erziehungsmaßnahmen niemals zum falschen Zeitpunkt erfolgen.
Bei Hundewelpen übernimmt die Mutterhündin die erste Funktion des Fürsorgegaranten. Dies geschieht auch, wenn andere Rudelmitglieder an der Aufzucht beteiligt sind. Die Instinktsicherheit der Hündin ist entscheidend daran beteiligt, ob sich bei ihrem Nachwuchs jeweils eine ausreichende emotionale Sicherheit und demzufolge eine sichere Bindung entwickeln kann. Dann ist es die Aufgabe von uns, zwischen uns und den Welpen eine zwischenartliche Beziehung so anzubahnen, dass mit der Welpenabgabe der künftige Welpenbesitzer in möglichst gelingender Weise in die Rolle des zwischenartlichen Fürsorgegaranten hineinwachsen kann. Dann ist es der neue Welpenbesitzer, der als Fürsorgegarant nicht nur die Voraussetzungen für den Auf- und Ausbau einer sicheren zwischenartlichen Bindung schaffen muss. Das gelingt am besten, wenn er in den ersten 3 Wochen nach der Welpenübernahme die einzige Hauptbezugsperson ist.
Eine längere Entbehrung der Mutter als Fürsorgegarant während der frühen Kindheit führt häufig zu Verhaltensstörungen. Es gibt sichere Hinweise, dass Hündinnen, die ihre Welpen nicht erziehen, Welpen heranziehen, die sich mit anderen Hunden nicht gut vertragen. Aggressive Mütter lehren und erziehen Welpen zu aggressiven Hunden. Wenn die Hündin mehrmals plump auf ihre Welpen tritt, werden diese keine spezifische Angst vor ihr haben, aber vielleicht werden sie empfindlicher.
Das sogenannte Pföteln, Anstupsen oder Quieken sind Aufforderungsgesten nach Betreuung und Fürsorge, die oftmals in Situationen auftreten, wenn sich ein Welpe unwohl fühlt, weil er z.B. hungrig oder ängstlich ist. Es dient dazu, die Aufmerksamkeit und Zuwendung des Fürsorgegaranten zu erlangen. Werden diese Appelle nicht als solche erkannt, so werden sie mehr oder weniger unbewusst ignoriert. Ignorieren ist jedoch mit einer Disziplinierung gleichzusetzen. Wird so ein Hilferuf also unbemerkt bestraft, so kann das zu einer sehr tief greifenden Verunsicherung des Welpen und bei Wiederholungen ganz allgemein zu einem Kommunikationsverlust zwischen uns und unserem Hund führen. Das feinfühlige Erkennen und richtige Reagieren auf seine Signale ist jedoch für die Entstehung einer sicheren Bindung von entscheidender Bedeutung. Es ist daher wichtig, zu lernen, solche Aufforderungsgesten zu beachten.
Raycka entwickelt sich immer mehr zu einem Spielgenossen und fordert die Welpen ständig zum Spielen auf, leider noch vergeblich.
Zusammen mit der vermehrten Umweltwahrnehmung und den größeren Bewegungsmöglichkeiten sieht man jetzt auch erstmals, dass sich die Welpen miteinander beschäftigen. Hier sind die ersten Anfänge von Spielverhalten zu beobachten. Unterstützt wird dies durch die erweiterten Verwendungsmöglichkeiten der Zunge. Während sie zuvor ausschließlich zum Nuckeln gebraucht wurde, können die Hundebabys damit jetzt auch lecken, z.B. ein Geschwisterchen.
Bisher lebten die Welpen in engem Kontakt zueinander und waren unglücklich, wenn sie sich von den Geschwistern entfernten. Nun beginnen sie ihr Leben als Individuen. Wenn einer der Welpen erwacht und aus dem Haufen herauskrabbelt, weckt er einen Nachbarn, und bald sind alle Welpen wie nach einer Kettenreaktion hellwach, suchen nach Futter, benagen etwas oder spielen.
Die Welpen fangen nun an, ihre eigenen Wege zu gehen.Sie schlafen nun auch außerhalb des Wurfraums und es macht ihnen nichts mehr aus, allein zu sein. Als Inuk die Umrandung um den Wurfraum beginnt zu überklettern, wissen wir, dass wir den Wurfraum nunmehr vergrößern und mit interessanten Gegenständen ausstatten müssen.
Ein Ball, ein Holzsteg, ein Tunnel und zwei Balancekreisel regen die Wahrnehmung und die Beweglichkeit an. Ein paar aufgehängte Plastikfigürchen von einem Babyspielzeug sorgen für Geräusche, bewegen sich und können festgehalten werden. Auch der Staubsauger und der Fernseher werden wahrgenommen, genauso verschiedene Heimwerkergeräte, die Armin beim Anfertigen von Hindernissen benutzt.
Als Indira die Treppe hinuntergehen möchte stupst Gandhi sie zuerst von der „gefährlichen“ Treppe weg und legt sich dann als Absperrung einfach davor. Ein instinktsicheres tolles Verhalten von Gandhi.