Die Entwicklung der Welpen geht weiter
Die Prägung auf Menschen wird natürlich fortgesetzt. Corina und Domi besuchen uns mit Chiwa von den Schüpfer Zwergen und wir füttern wieder Hackfleisch aus der Hand zusammen mit ihnen. Außerdem lernen die Welpen auch noch für sie zwei fremde Hunde kennen.
Mit dem Öffnen der Ohren kamen die ersten Milchzähne heraus. Im Alter von acht Wochen sollten alle 28 Milchzähne (in jedem Kiefer 14) da sein. Zuerst kommen die sechs Schneidezähne vorn im Kiefer durch, danach die beiden Fangzähne, etwas später folgen drei Prämolaren hinter den Fangzähnen. Das Zahnen verursachte keine größeren Probleme, doch beschleunigt der Welpe das Wachstum seiner Zähne, indem er feste Gegenstände benagt und schließlich alles beknabbert, was ihm geeignet erscheint.
Die Welpen bekommen anfangs nadelspitze Zähne, die ihnen erlauben, die Kraft ihrer Kiefer zu erproben. Die Milchzähne sind mit 4 Wochen schon groß genug, um schmerzhaft, aber ungefährlich zuzubeißen. Die beliebtesten Testobjekte sind Schnürsenkel, Knöchel, Hosenbeine und unsere Hände und Zehen. Außerdem haben sich ihre Krallen entwickelt. Zähne und Krallen setzen dem Gesäuge von Gandhi ganz schön zu.
Ein bisschen wie Babys, die alles in den Mund nehmen, beißen Welpen auf alles, was in ihren Mund passt. Knabbern sie an ihren Geschwistern reagieren diese mit quieken und wegrennen oder mit einer Retourkutsche. Wenn keine Geschwister mehr da sind schnappt er freudig nach allem, was ihm zwischen die Zähne kommt und sei es der Finger seines neuen Besitzers.
Der Welpe muss etwa bis zur 6. LW warten, bis er, wie die Großen, seitlich Fleischstücke abbeißen kann und in die Lage kommt, härtere Nahrungsteile wie etwa Knorpel zu verarbeiten. Bis dahin muss er sich mit den Schneidezähnen begnügen, die eine Zange bilden und sehr gut geeignet sind, Fleisch, das mit den Pfoten gehalten wird, abzuzupfen.
Die Zufütterung von fester Nahrung in Form von Hackfleisch setzte ja bereits ein, aber die Welpen sollen auch an unterschiedliche Nahrungsmittel gewöhnt werden. Wir geben ihnen Wasser und Ziegenmilch zum Trinken und füttern Welpenfutter und Hüttenkäse aus der Hand.
Mit dem selbständigen Fressen lässt die Reinigungsaufgabe von Gandhi zumindest etwas nach, so dass wir die Aufgabe der Lagerreinhaltung übernehmen dürfen. Sauberkeit ist sehr wichtig, aber sie darf nicht übertrieben werden und in sterilen Zwingern ausarten.
Angst- und Fluchtverhalten sind für einen Hund/Wolf lebenswichtig. Damit sich Verhalten und Wesen eines Hundes richtig entwickeln können, muss er von Anfang an diese angeborene Angst vor dem Unbekannten immer wieder überwinden lernen. Die immer wieder neue Bewältigung der angeborenen Angst vor dem Unbekannten bedeutet für die Verhaltensentwicklung des Welpen, Situationen immer besser einschätzen zu können und zunehmend Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen. Diese gesammelten Erfahrungen führen dann nach und nach zu einer Reduzierung der Angst vor dem Unbekannten.
Was ein Hund nicht kennt, hat das Potential, auf ihn bedrohlich und Angst einflößend zu wirken. Die Natur hat unseren Hunden die Vorsicht eingebaut. Der Neugiermechanismus treibt die Welpen aber dazu, nicht einfach vor etwas Neuem davon zu rennen, sondern das Neue zunächst einmal auf dessen mögliche Gefährlichkeit hin zu überprüfen. Wir deklarieren deshalb einen ängstlichen Hund zum Helden, wenn er z. B. ein Hindernis überwindet, bewundern ihn spürbar, weil er mit allen vier Pfoten im Wasser steht, zollen ihm uneingeschränkten Respekt, wenn er forsch auf einen bedrohlichen Gegenstand zugeht.
Je mehr Situationen der Welpe kennen lernt, aber auch, je öfter er seine Angst zu überwinden lernt und das Hochgefühl verspürt, das ihn nach einer solchen bestandenen Mutprobe befällt, desto mehr wird sein Selbstbewusstsein gestärkt. Der Welpe wird selbstsicher, weil er lernt, mit Dingen richtig umzugehen.
Ein in sich gefestigter Hund wird in seinem Leben auch Belastungen, die man nicht steuern kann, wie z.B. eine längere Abwesenheit seines Herrchens im Krankenhaus, seelisch besser wegstecken, als ein Hund, dessen Lebensgrundgefühl von zumindest latenter Angst geprägt ist.
Was für Menschenkinder gilt, gilt auch für Hundekinder: Man muss ihnen die Möglichkeit bieten, Erfahrungen zu sammeln, ihnen den nötigen Freiraum geben. Sie dürfen nicht überbehütet werden, damit sie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln können, das so wichtig für ihre Entwicklung ist. Durch die kleinen Übungen an den unterschiedlichsten Geräten lernt der Welpe, Herausforderungen zu bewältigen, er wird sicherer und traut sich dann selbstbewusst an neue Herausforderungen heran.