Die Welpen des I-Wurfes wurden 5 Wochen alt

Die Welpen des I-Wurfes wurden 5 Wochen alt

Inuk, Indira und Inaya  wurden 5 Wochen alt und werden jetzt immer aktiver. Den Tag verbringen sie draußen im umgestalteten Garten und die Nacht im eingerichteten Welpenbereich.

Wir beginnen den Morgen mit Futterstreuen im Garten und das ganze Rudel mit den Welpen sucht eifrig nach den im Gras liegenden kleinen Futterbrocken. Danach muss der Durst mit Wasser gelöscht werden. Sie haben das Wassertrinken lieben gelernt.

Aufgrund der bahnbrechenden, 20 Jahre dauernden Untersuchung von John Paul Scott und John L. Fuller wissen wir, dass Welpen im Alter zw. der 5. und 13. LW darauf programmiert sind, zu lernen, wie ihre Sozialpartner auszusehen und sich zu verhalten haben. Durch ständiges Anfassen gewöhnen sie sich immer mehr an die Menschen. Die Begrüßungen bestehen nun nicht mehr nur aus Rutenwedeln. Nimmt man sie auf den Arm, versuchen sie unsere Nase und unser Gesicht abzulecken.

Der Züchter muss sich deshalb ab dieser Zeit dem einzelnen Welpen auch mal alleine widmen, wenn möglich täglich, denn der Hund soll sich an das Lernen gewöhnen. Im Spiel mit dem Menschen wird die Sicherheit des Hundes gegenüber dem Menschen verstärkt und seine lustbetonte Zusammenarbeit mit ihm, was man dann später als Arbeitsfreude bezeichnet. Denn wir brauchen einen Hund, der zur Zusammenarbeit mit uns freudig bereit ist. Wir müssen ihn jedoch auch an nicht so tolle Erlebnisse heranführen, wie ist es z.B. wenn man festgehalten wird und nicht weg kann.

Carmen gibt ihr „letztes Hemd“ für ein Beutespiel mit den Welpen. Sie zerren mit voller Leidenschaft daran und zeigen einen ausgeprägten Beutetrieb.

Geschnürte Schuhe können sie schon prima öffnen, mit dem „wieder Zubinden“ hapert es dagegen noch, das müssen die neuen Besitzer trainieren.

Man konnte wunderbar auch bei diesem Wurf beobachten, wie die Welpen von Woche zu Woche mehr Territorium für sich eroberten. Anfangs war es bereits ein Abenteuer für sie, sich im direkten Umfeld ihrer Rückzugsmöglichkeit im Hundezimmer/Wurfraum oder Garten aufzuhalten, dann wurde der etwas weitere Nahbereich und nahe Hindernisse erkundet, der Grasboden wahrgenommen, höher gelegene Positionen erklommen und verteidigt sowie immer größere Bereiche des Gartens neugierig bestreift.

    Der Welpenauslauf draußen und drinnen muss deshalb nunmehr einem Abenteuerspielplatz gleichen und zur wesentlichen Erweiterung des Erfahrungsschatzes zur Verfügung stehen. Denn ungefähr ab dem 23. Tag haben die Welpen den natürlichen Drang ihren Aktionsradius auszuweiten.

Wir sorgen jetzt für mehr und mehr reizvolle neue Erfahrungsquellen, die alle Sinne ansprechen. Denn was jetzt versäumt wird, lässt sich nie wieder in gleichem Maße nachholen, was jetzt gelernt und verankert wird, beeinflusst die Wesensentwicklung nachhaltig. Aber auch negative Erfahrungen verankern sich leider tief. Es ist deshalb auch immer eine Gratwanderung.

Sie müssen lernen, wie unterschiedliche Dinge schmecken und aussehen, sich unterschiedliche Dinge anfühlen, sowohl wenn man sie zerkaut, als auch wenn man sie mit den Pfoten berührt. Sie müssen verschiedene Gerüche kennen lernen (wobei hier schon das Gedächtnis trainiert wird) und verschiedene Geräusche. Mit Quietschspielzeugen können sie selbst Töne produzieren, wobei hier auch die Meinung vertreten wird, dass das Wehgeschrei der Quietschtiere ohne Reaktion bleibt. Durch Klettern und Balancieren lernen sie immer besser mit ihrem Körper umzugehen.

Im Alter von 4-5 LW ist das Apportieren schon ansatzweise zu beobachten. Es beruht also auf einer natürlichen Veranlagung, die durch Lernen komplettiert wird. Im Alter von 8 Wochen beginnt sich der Apportierinstinkt zu entwickeln. Wird er nicht trainiert, verschwindet er allmählich nach der 12. Lebenswoche wieder.

Gegenstände, um die es sich lohnt zu kämpfen und zu jagen und die mit den Zähnen bearbeitet und weggetragen werden können, müssen unbedingt vorhanden sein. Und da Altbekanntes schnell ergründet und auch langweilig wird, muss dafür gesorgt werden, dass immer wieder neue Reize und neue Anblicke geboten werden.

Verschiedene Bodenbeläge sind für die Welpen eine interessante Herausforderung: Spielend erobern sie jeden Zentimeter ihrer Umgebung und erkunden neugierig nach und nach ihre Umwelt. Weil sie diese Erfahrung selbständig machen und mit Erfolg meistern, können sie sich später überall sicher bewegen.

Unterschiedliche Bodenprofile wie Holzpaletten, Baumstämme, verschiedene Wasserstellen, Versteckmöglichkeiten, dicke Seile, zusammengeknotete Handtücher, Windräder, Bettlaken auf der Wäscheleine, Kriechtunnels, Pappkartons, Bälle, mit Steinen gefüllte Blechdosen, Kinderrasseln, Schaukeln, Klettermöglichkeiten u.a. müssen unbedingt angeboten werden. Auch eine große Baumwurzel mit vielen Wurzelverästelungen, ein Baumstamm mit vielen Verzweigungen, unterschiedlicher Bewuchs, Hügel, Steinberge, Gräben, Löcher und Gruben sind gern angenommene Spiel- und Erkundungsmöglichkeiten.

Wir füttern u.a. eingeweichtes Welpenfertigfutter, Hüttenkäse, Rinderhackfleisch, gewolftes Fleisch von verschiedenen anderen Tieren (kein Schwein) und stellen ihre Futterschüssel mit der Zeit vom Wiesenboden auf die entsprechenden Hindernisse, so dass sie diese beim Fressen positiv verknüpfen.

Man muss ihre Umgebung jedoch immer wieder verändern, nach und nach etwas hinzufügen und etwas bekanntes wieder entfernen, um für neue Herausforderungen und Reize zu sorgen. Entscheidend ist dabei, dass durch diese Eroberung neuer Dinge das dopaminerge System im Gehirn der Welpen in Gang kommt, indem sie letztlich lustvolle Erlebnisse aus der Konfrontation mit dem ursprünglich einschüchternden Reiz gewinnen. Jede dieser Situationen bildet so ein Modell für die spätere Einstellung der Welpen gegenüber Unvorhergesehenem. Wer viele verschiedenen Objekte mit dieser positiven Erfahrung verknüpft hat, wird sich später über das Auftauchen neuer Dinge freuen, womit das psychische Immunsystem gegen Angstprobleme weiter gestärkt wird.

Unser Garten sieht deshalb aus wie eine Mischung zwischen Disneyland, Märchenwald, Wildpark und Recyclingplatz. Die Welpen spielen im Gras, in Sträuchern und Hecken, auf Betonsteinen, im Dreck und Wasser, kriechen in Öffnungen wie Eimer, Tunnels oder Kartonagen und auf erhöhte Liegestellen, machen Tauziehen, verursachen mit Spielzeugen selbst verschiedene Geräusche, lernen die unterschiedlichsten Jagdobjekte kennen usw.

Eine reiz- und erlebnisarme Aufzucht von Hundewelpen gilt inzwischen als verwerflich, denn es entspricht einem Kaspar-Hauser-Leben. Ein Hund braucht jedoch auch die Veranlagung seine Welt erobern zu können. Dies äußert sich im Bestreben, Neugier- und Erkundungsverhalten auch zu entfalten. Und auch wenn ein Hund in seiner Welpen- und Junghundezeit so viel lernt, wie sonst nie mehr in seinem Leben, so kann er doch bis ins hohe Alter täglich immer wieder Neues lernen. Lernen ist ein lebenslanger Prozess aktueller Anpassung.

Ein optimal gestalteter Auslauf befriedigt gleichzeitig die Neugier, schafft Spielanreize und trainiert den Abbau der natürlichen Scheu/Ängstlichkeit des Hundes vor etwas Neuem/Unbekanntem. Welpen, welchen eine abwechslungsreiche und vielgestaltige Aufzuchtsumwelt mit den Qualitäten eines Abenteuerspielplatzes geboten wurde, waren cleverer, aufgestellter, neugieriger, selbstsicherer und vor allem lernfähiger/-freudiger, als jene, die gut gepflegt mit bestem Stammbaum in einer reizarmen Umwelt aufwuchsen. Sie wussten und konnten mehr und wurden noch lernbegieriger nach dem Motto: Wer viel weiß, will noch mehr wissen. Eine wichtige Devise von uns Züchter sollte deshalb immer sein: Vielfältige sowie Erfolg versprechende Lernmöglichkeiten bieten und Welpen selber machen lassen.

In einem Versuch wurden z.B. Hunde die ersten Lebensmonate in einer Umgebung gehalten, die sehr wenig Anreize für die Sinnesentwicklung bot. Im Vergleich zu Hunden, die in normaler richtiger Umgebung aufwuchsen, verhielten sie sich regelrecht hyperaktiv. Sie lernten auch viel schlechter. Wenn sie sehr aufgeregt waren, hatten sie eine deutliche Tendenz zu stereotypem Verhalten – das sind sich zwanghaft wiederholende Verhaltensweisen, wie z.B. das im Kreis drehen, lecken usw. Bestimmte Teile des Gehirns konnten sich nicht entwickeln. Dadurch kam es zur Hyperaktivität.

Sehr wichtig für die Entwicklung des emotionalen Gleichgewichts scheint auch die Loslösung von der Mutter zu sein. Normalerweise zieht eine reizreiche Umwelt die Aufmerksamkeit der Welpen immer mehr von der Mutter weg. Welpen, die in abwechslungsarmer Umgebung aufwachsen, neigen dagegen zu einer übermäßigen Bindung an die Mutter bzw. die spätere Bezugsperson. Das kann zu Trennungsängsten und allen damit zusammenhängenden Problemen führen, wie z.B. ständiges Bellen, Zerstören von Möbeln usw.

Die besten Voraussetzungen dagegen bietet der bereits erwähnte sinnreiche Abenteuerspielplatz. Dessen Herausforderungen müssen mit dem schnellen Entwicklungsverlauf der Welpen mitwachsen und er muss immer wieder abwechslungsreiche und lustvolle Lernmöglichkeiten bieten.

Die Welpen beginnen jetzt immer selbstbewusster zu werden und lernen die ersten Regeln des Sozialverhaltens über ihre Mutter. Andere Hunde werden freundlich begrüßt, um keine Feindseligkeiten entstehen zu lassen. Mit der Beherrschung der Läufe im Alter von drei bis vier Wochen geht die Fähigkeit einher, die Ruten gezielt zu bewegen, also zu wedeln. Die Welpen nähern sich schwanzwedelnd anderen Hunden. Wenn sie an Menschen gewöhnt sind und sie als Rudelmitglieder betrachten, nähern sie sich ihnen auf die gleiche Weise.

Wie frech ein kleiner Welpe auch sein mag oder wie sehr er auch auf einer Balgerei besteht, ein erwachsener Hund verliert ihm gegenüber nur selten die Geduld und wird böse. Eher hört man ein warnendes Knurren, und nützt das nichts, blitzen die Zähne. Reicht diese Drohgebärde nicht aus, stürzt sich der erwachsene Hund blitzschnell und laut knurrend über den Welpen und greift mit dem Fang über dessen Maul. Der Welpe hört daraufhin mit dem Spiel sofort auf und rollt sich als Zeichen der Unterwerfung auf den Rücken. Der erwachsene Hund steht auf und sucht sich einen ungestörten Platz. Wie ärgerlich ein erwachsener Hund auch immer sein mag, er wird einen Welpen nicht beißen oder physisch verletzen.

Balou fühlt sich in Anwesenheit seiner „Enkelkinder“ immer unwohl, man könnte fast meinen, er hätte Angst vor ihnen. Erst ab einem gewissen Alter geht er unkompliziert mit ihnen um. Aber auch dies ist wichtig für die Welpen. Ehrfurcht vor dem Alter lernen, dass jeder Hund seinen eigenen Individualabstand einfordert und dass nicht jeder Hund ein toller Spielkamerad ist.

 

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