Ausflüge mit den Welpen

Ausflüge mit den Welpen

Sobald die Welpen aktiv ihre Umwelt erkunden, sind kleinere Abenteuerausflüge sehr sinnvoll, anfangs noch mit Mama, später in der 7./8. LW bleibt sie aber zu Hause. Wir führen deswegen immer wieder Betriebsausflüge mit der Hündin und ihren Welpen in fremdes Gelände durch. Denn in der Gemeinschaft werden Belastungssituationen sehr viel leichter ertragen. Auch wird der angeborene Folgetrieb dadurch stark gefördert.

Umweltgewöhnung in Begleitung der Mutterhündin und der Welpenbetreuer ist sehr wichtig für die Entwicklung des Welpen. Frühe Erfahrungen in Probleme lösen und dabei Erfolg haben, helfen dem Hund später, schneller, selbständig und stressfreier Hindernisse zu überwinden oder Probleme zu bewältigen.

Dazu kann man die Welpen auch mal gut gesichert in einem Handwagen oder Schubkarren zum Ausflugsziel kutschieren und sie nebenbei an das Wackeln und Rütteln gewöhnen. Am Ziel angekommen sollte man sie dort zuerst einmal füttern oder von der Hündin säugen lassen. So verbinden sie den neuen Ort gleich positiv und lernen andererseits, in allen möglichen Situationen und Umgebungen Futter anzunehmen und sich dort auch zu lösen.

Die Welpen bei Wildhunden werden von ihrer Mutter auch immer wieder zu Plätzen mit neuen Herausforderungen gebracht. Finden sie sich im flachen Grasland zurecht, folgt ein Umzug an eineStelle mit kleinen Hügeln und Gräben. Dort tappen sie z.B. in ein Erdloch und müssen sich wieder herausarbeiten. Kommen sie auch damit klar, geht es in felsiges Gebiet. Sogar gezieltes Verschleppen einzelner Welpen an einen vom Wurf entfernten Ort ist als Stresstraining zu beobachten. Man gewinnt den Eindruck, die Wildhundeltern bringen ihren Nachwuchs gezielt in Situationen, in denen die bisherigen Verhaltensstrategien der Welpen zum Scheitern verurteilt sind. Ein Gefühl von Frustration ist dabei vorprogrammiert und der Motor des Lernens wird aktiviert. Löst sich der Frust durch eine Handlung in Erleichterung auf, hat der jeweilige Welpe eine wichtige Lernerfahrung gemacht.

Die Natur hat es offenbar so eingerichtet, dass ein Wechselspiel aus Neugier, Annäherung und Vermeidung sowie aus Herausforderung, Frustration und Erleichterung das Lernen und die Verhaltensentwicklung bestimmt. Das Aufwachsen in einer immer gleichen Umgebung ist unnatürlich, denn diese bietet zu wenige Möglichkeiten zur Exploration und Sozialisation. Eine solche notwendige emotionale Abhärtung ist also in reizarmen Aufzuchtstätten nicht möglich. Keine Frustrations- und Erleichterungsgefühle zu erleben bedeutet, keine Problemlösestrategien entwickeln zu können. Die Angst vor Veränderungen und neuen Situationen ist die Folge.

Gewöhnen sollte man die Welpen auch an andere Tiere wie Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen und Geflügel. Dabei geht es nur darum, dass sie die Erfahrung machen: „Aha, so was gibt es also auch auf dieser Welt“. Verstärken kann man dies, wenn man den Welpen auf dem Arm hält und ihm das Tier so nah wie möglich zeigt oder man zeigt selbst kein so großes Interesse, so dass sich dies (vielleicht) überträgt. Wir dürfen diesbezüglich immer freundlicherweise Iris und ihrer Familie auf dem Ahornhof einen Besuch abstatten, dessen Tierbestand für die Welpen sehr lehrreich ist. Und Iris: Danke auch noch für die leckeren Enteneier.

Das Verhältnis zu Kindern und anderen Haustieren kann man gut über positive Verstärkung lenken. Wir belohnen erwünschtes und ignorieren unerwünschtes Verhalten. So können keine negativen Verknüpfungen entstehen. Wir belohnen z.B. unseren kleinen Hund, während er das Kaninchen oder die Katze nicht beachtet. Die Sozialisierung gilt jedoch nur für das eigene Tier und noch lange nicht für alle anderen. Dafür müsste mit vielen verschiedenen Tieren geübt werden.

Mit 6-7 Wochen werden die rauen Spiele der Welpen untereinander irgendwie geordneter. Es gibt schon gewisse Spielregeln. Sie zeigen auch immer deutlicher Angst in unbekannten Situationen. Allerdings überwiegt meist noch die Neugier und nach kurzem Zögern überwinden sie sich doch und trauen sich. Das Gehirn ist nun wie bei einem erwachsenen Hund entwickelt.

  

Im Spiel üben Welpen das sog. Aufreiten. Peniserektionen als Konfliktreaktion können sich beim Welpen schon von der 6. bis 8. LW an zeigen. Im Alter von 2 Wochen drängten sie sich noch eng zusammen, weil sie die Wärme und Nähe der Wurfgeschwister brauchten. Es gab noch keine ernsthafte Rivalität. In der 6./7. Lebenswoche herrschen jedoch spielerische Rangkämpfe und ein rauer gewordener Umgang miteinander vor.

Mit ca. 6 Wochen haben wir den Welpen anbahnend beigebracht, kurz alleine zu bleiben. Denn lehrt man einem Welpen bereits in der Phase, in der sich die wichtigsten Lebensmuster in sein Gehirn brennen, für kurze Zeit in einer Box zu bleiben, dann lernt er, dass es zu den Verhaltensweisen seines Rudels gehört, gelegentlich etwas Zeit alleine zu verbringen – obwohl einem Hund dies genetisch vollkommen fremd ist. Sie müssen auch daran gewöhnt werden, einmal ohne die Mutter und Geschwister klar zu kommen. Wir füttern in der Box, werfen Leckerlis hinein und lassen sie darin einschlafen.

Zur Kommunikation unter Welpen und Junghunden gehört auch der Austausch von aggressiven Drohsignalen. Hunde müssen sich in ihrer Sprache ausdrücken dürfen, ohne vom Menschen ständig manipuliert zu werden. „Nur nett spielen ist erlaubt oder wenn der Hund knurrt, muss ich sein Verhalten sofort umkonditionieren“ missachtet jegliche Regel hundlicher Verständigung. Durch das gegenseitige Schmerzzufügen entwickelt sich eine gehemmte Aggressionsbereitschaft. Das kann man schön beobachten beim sog. Maulringen – das dem „Waffen zeigen“ entspricht, weil die Zähne gezeigt werden, es aber nicht zugebissen wird. Der Prozess der Beißhemmung vollzieht sich nicht von einem Tag auf den anderen, sondern erstreckt sich schon einmal über mehrere Wochen. Mit einem verbalen „Aua“ und dem entsprechenden mimischen Ausdruck zeigen wir einem zubeißenden Welpen, dass wir das gar nicht toll finden. Das machen wir so lange, bis der Welpe die Rituale gelernt hat, die auch Hunde untereinander zeigen. Wenn es zu heftig wird, ist durchaus auch ein schneller Schnauzengriff, ein Wegschubsen oder eine lautere Stimmlage angebracht. Hunde müssen lernen, dass unsere Haut dünner und empfindlicher ist als die von Artgenossen.

Hundewelpen, die in dieser entscheidenden Entwicklungsphase keine Beißhemmung lernen durften, weil der Mensch das Welpengerangel als zu unwirsch betrachtete, haben später im Umgang mit Artgenossen sehr oft Probleme, sich in eine soziale Gruppe einzufügen. Kanidenwelpen haben im jungen Alter die höchste Aggressionsstufe ihres Lebens, weil sie noch keine Beißhemmung gelernt haben. Deswegen halten sich die Wolfseltern heraus, wenn die Welpen ständig am Rangeln, Kämpfen und sich Beharken sind. Solche Rangeleien gehen mit sehr viel Gebrüll und Geschrei umher. Es klingt, als würden sich alle gegenseitig umbringen. Wir trennen die kleinen Raufer deswegen nicht selbständig, weil diese durch die gegenseitige Schmerzzufügung lernen müssen, die Hemmungslosigkeiten zurückzufahren und vorsichtiger miteinander umzugehen.

Der schlimmste Fehler der gemacht wird, ist das hektische und viel zu frühe Reglementieren der kleinen Streithähne. Denn wie soll ein Welpe vernünftiges Sozialverhalten entwickeln können, wenn er seine Konflikte überhaupt nicht lösen darf oder kann. Je näher der nervöse Hundebesitzer am vermeintlichen Konfliktherd steht, um so mehr gilt er als Garant für eine Eskalation. Deshalb sollte man sich sofort von seinem Hund entfernen, wenn ein Konfliktherd entsteht. Insbesondere sozial schwache Hunde fallen immer wieder dabei auf, wie sie vermeintlich noch Schwächere nicht tolerierbar attackieren. Man geht von ca. 20% aus, was bedeutet, dass sich 2 von 10 Hunden auf einen wesentlich schwächeren stürzen, wenn dieser erschrocken wegläuft oder Schmerzlaute von sich gibt. Mobbing muss deshalb als generell unerwünschtes Verhalten angesehen und sofort konsequent unterbunden werden.

Wenn sich der Hund vor oder zwischen unsere Füße legt, handelt es sich um eine besondere Form des sozialen Kontaktes, vergleichbar mit dem Verhalten, wenn er seinen Kopf auf unser Knie oder in unseren Schoß legt. Er sucht unsere Nähe und darüber können wir uns freuen. Ein Hund kann damit jedoch auch Aufmerksamkeit einfordern und ziemlich penetrant sein, deshalb genau hinschauen und ggf. den Kontaktversuch nicht gestatten. Insgesamt liegt es immer an uns, ob wir gerade Zeit haben, Sozialkontakte zu pflegen.

Die Hundemutter erlaubt ihren Kindern das Nuckeln an ihren Zitzen nur noch selten. Dadurch lernen sie mit Frustration umzugehen. Auch wir sollten deshalb dem Welpen Grenzen setzen, damit er weiterhin lernt, mit Frustration umzugehen. Denn ist ein Hund dazu nicht fähig, kann es später zu ernsthaften Problemen kommen, die sich bis hin zur Aggression steigern können. Zum Grenzen setzen braucht man nicht streng zu sein, man braucht nicht schreien und/oder strafen, man muss nur konsequent sein. Eine einmal aufgestellte Regel wird auch eingehalten. Tabuzonen schaffen, in denen der Hund nichts zu suchen hat. Er kommt erst dann von der Leine, wenn er ruhig sitzt. Da wird kein Auge zugedrückt, wenn andere Hunde in der Nähe sind, zu denen er unbedingt will. Der Hund muss ihre aufgestellten Regeln einhalten und sei es nur aus dem Grund, dass er lernt, mit seiner Frustration umzugehen.

Ab der 5. LW entwickeln die Welpen Angst vor Unbekanntem. Etwa in der 7.LW halten sich Neugierde und Angst die Waage, danach überwiegt die Angst. Im Alter von 7 Wochen können Welpen deshalb auf fremde Personen und Objekte mit steigernder Furcht reagieren. Das Einsetzen des Gefahrenvermeidungsverhaltens ist beim Wolf bereits am 19. Tag und bei Hunden durchschnittlich erst am 49. Tag, es gibt jedoch rasseabhängige Unterschiede. Diese Angstphase erreicht ihren Höhepunkt mit 12 Wochen.

Kauen lindert Angst oder Langeweile und es können Spannungen abgebaut werden. Da die Welpen in dieser Phase die Nähe vertrauter Personen suchen, müssen wir diese Zeit für die soziale Bindung an uns nutzen. Mit einer der Gründe, den Welpen mit 8 Wochen zu sich zu holen, jedoch bei einem guten Züchter kann man auch bis zur 10. oder 12. Lebenswoche warten. Es besteht dann jedoch die Gefahr, dass sich der Welpe in eine dominantere oder ängstlichere Richtung entwickelt, da sich eine Rangordnung im Welpenrudel ab der 7. Lebenswoche entwickelt. Was sich alles nach der 8. Lebenswoche abspielt ist enorm, wenn Welpen bei den Eltern bleiben.

Beobachtet man Wölfe und Hunde bei der Aufzucht ihres Nachwuchses, so hat man den Eindruck, dass die erwachsenen Tiere nicht nur einen schonenden, sondern oft auch einen eher gehemmten Umgang mit den Jungtieren haben. Manchmal scheint es regelrecht so, als hätten die Erwachsenen sogar Angst, wenn sie sich den aufdringlichen Attacken der Kleinen durch Ausweichen oder gar Flucht entziehen.

Hunde unseres Rudels sind ebenso teilweise gehemmt, wissen nicht recht, was sie tun sollen, wenn die Welpen ihnen in die Zehen beißen oder an ihren Schwänzen ziehen. Aber die Welpen lernen sehr schnell, dass es gar nichts bringt, z.B. Balou wie ihresgleichen zu behandeln. Wenn man ihn ärgert, dann grollt er und geht weg oder er fasst einen ins Auge und dann wirft sich der so angesprochene Welpe prompt auf den Rücken und bleibt geduldig so lange liegen, wie es Balou verlangt.

Unsere Heyli von der Schüpfer Hexe vom H-Wurf war mit Frauchen Iris aus der Schweiz zu Besuch und verhielt sich so, als ob sie nie weg gewesen wäre. Wieder ein für die Welpen fremder Hund, der sie in Richtung Hundeverträglichkeit prägte.

    

Falls die Welpen einmal nach Mexico reisen sollten, haben Iris und Carmen sie auch darauf vorbereitet.

Jeder Welpe muss die Erfahrung machen, dass nicht jeder ältere Hund eine getreue Kopie eines anderen gleichaltrigen Hundes ist, sondern dass jeder Artgenosse nun einmal in seinem Wesen anders ist. So verlangt der eine die Unterwerfung bereits auf den ersten Blick hin und ein anderer begnügt sich, wenn man ihm gegenüber nur eine Andeutung dessen macht, was man zum Ausdruck bringen will. Die Welpen erfahren, dass der Althund nichts Böses will, wenn sein mächtiger Fang das kleine Köpfchen umfasst. Es ist dies ein Zeichen von Wohlgesonnenheit, die der Ranghohe auf diese Weise kundtut. Deswegen ist es schlecht, wenn der Welpe nur seine Mutter in den ersten 8 LW kennenlernen konnte. Er wird viele Konflikte mit fremden Hunden haben, Welpen gegenüber ausgesprochen unfreundlich sein und diese so frustrieren, dass sie auch wieder Angst vor erwachsenen Hunden bekommen.

 

So mancher Welpe entwickelt schon früh eine Vorliebe für Wasser, wenn er beim Züchter bereits ein Planschbecken o.ä. zum Spielen zur Verfügung hatte. Das bieten wir unseren Hunden natürlich auch und füttern sie einfach im Wasserbecken. Beim nächsten Schritt lassen wir sie natürliche Gewässer kennenlernen. Später werden sier sich über jede Gelegenheit freuen, ins Wasser springen zu dürfen.

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