Abschied von Balou

Abschied von Balou

Abschied von Balou von der Hallertau

„Forever Dogs“ (Für immer – Hunde) nennt man anscheinend in bestimmten englisch sprachigen Ländern die Hundeliebe seines Lebens: Hunde, die die Herzen ihrer Besitzer weit machten und ihre Seelen füllten wie niemals zuvor. Die einfach ein einzigartiges Glück brachten. Balou gehörte sicher dazu. Deshalb „Forever Balou – für immer Balou“.

Wir waren das, was man sicherlich als beste Freunde bezeichnet. Und wie Freunde das so tun, teilten Carmen und ich mit ihm fast alles miteinander: Lange Spaziergänge und Wandertouren, Ballspiele, Hundesport, Baden in allen möglichen Gewässern, viele Urlaubsaufenthalte, gemeinsames Übernachten im Wohnmobil oder Zelt, leckeres Essen mit Grillhähnchen (er das Fleisch, wir die Knochen, halt – (manchmal auch) umgekehrt), gemeinsames Ruhen und schläfrige Streichelstunden im Sommer auf der Gartenliege oder auf der Couch im Winter. Besonders haben wir den Schulbesuch mit ihm in der Horber Grundschule in Erinnerung, wo alle Kinder von ihm begeistert waren. Alle Kinder hatten nur noch „Balou, Balou“ gerufen.

Er zeigte uns seine Zuneigung immer auf seine eigene Art und Weise. Ein Abschlecken mit der Zunge z.B., wie bei Gandhi und Fleika üblich, gab es bei ihm nie. Er ging mit seiner Schnauze ganz dicht an unser Gesicht heran, als ober uns abschlecken wolle, berührte uns nur ganz leicht dabei und legte uns stattdessen seine Pfote auf die Hand, den Arm oder Fuß. Dann wünschte er eine lange Streicheleinheit. Oder er tunnelte uns und hob uns mit seiner stattlichen Größe in die Höhe. Das war besonders nett, wenn er nass war. Kleinere Menschen wie Dehli konnten somit ungewollt auf ihm reiten. Seit etwa einem Jahr legte er sich sogar zu uns mit auf das Sofa, was er vorher nicht gemacht hatte. Ab 22 Uhr war er immer der Meinung, dass es jetzt aber endlich etwas zum Fressen geben müsse und wertete lautstark jede noch so kleine Bewegung von uns auf dem Sofa als sicheren Ruf zum Essenfassen. Im Juli waren er und ich noch beim Bergwandern und Schwimmen im Bergsee im Lechtal und Zugspitzgebiet unterwegs und dabei Tag und Nacht zusammen gewesen. Noch einmal erfreute er die Kinder von Jürgen und Angelika in Griessau mit seiner besonderen Art.

Durch seinen Vater Eycko hatten Carmen und ich uns kennengelernt. Als Eycko mit etwas über 7 Jahren an einer Herzmuskelentzündung gestorben war und 2 Wochen zuvor noch Sonja von der Hallertau gedeckt hatte, war für Carmen klar, dass sie unbedingt einen Eyckosohn haben wollte. Wir suchten ihn unter seinen Brüdern Bandit, Boss und Buddy aus und wählten ihn, obwohl er eine Rutenverletzung hatte, die später operiert werden musste. Denn unser Gefühl sagte uns, „der und sonst keiner“ und wir behielten Recht damit. Er passte zu uns, er passte in unser Rudel, er passte in unser Leben. Auch wollten wir seinen berühmt-berüchtigten „überaus eleganten Luli-Gang“ nicht mehr missen.

 Wir teilten aber auch harte Zeiten miteinander, mussten verkraften, dass er bei seiner VPG 1 Prüfung plötzlich nicht mehr über Hindernisse springen wollte, dass er danach 4 Jahre mit Schmerztabletten leben musste und sich schonen sollte, da man die Ursache nicht finden konnte. Erst Dr. Grassmann in Leonberg stellte eine Verletzung an der Wirbelsäule mit ausgetretenem Rückenmark fest. Kurze Zeit später wäre er querschnittsgelähmt gewesen. Die OP rettete ihm das Leben. Offensichtlich war er einmal unter die Flügeltür unseres Opel Combo gerast.

Im Lechtal zog er sich vor über einem Jahr eine Kreuzbandverletzung am Knie zu und musste wieder operiert werden. Danach humpelte er immer wieder mal und wir wollten mit ihm deswegen nochmal zu Dr. Grassmann gehen. Und trotzdem war er nie ein Jammerer gewesen oder wurde aggressiv in seinem Verhalten, obwohl er sicherlich oft genug Schmerzen hatte. Er blieb ein gutmütiger Bär namens Balou, der immer die Herzen der Menschen eroberte, mit denen er zu tun hatte oder die sich mit ihm abgaben. Alle schlossen ihn in ihr Herz.

In der Tierklinik in Ludwigsburg-Oßweil war er Blutspendehundund ließ sich problemlos Blut für andere Hunde abzapfen, um diesen zu helfen. Auch wäre er ohne diese erlittene und nicht erkannte Verletzung ein toller Hundesportler geworden, da er immer 150% gab und sich nie schonte. Vielleicht die Ursache für seinen Tod und dass wir seinen Tod nicht kommen sahen. Wir waren völlig überrascht, dass er in der Nacht zum 16.8.2018 im Alter von 8 Jahren und 7 Monaten verstarb. Er hatte sich dazu in den verstecktesten Bereich unseres Gartens zurückgezogen, so wie es Wildtiere normalerweise machen, die in Ruhe sterben wollen. Um 02.30 Uhr hat Fleika in dieser Nacht ganz jämmerlich geschrien, sich aber danach wieder beruhigt. Wir denken heute, dass dieser Schrei etwas zu bedeuten hatte, waren die Beiden doch 8 Jahre und 5 Monate ein Herz und eine Seele und fast immer zusammen gewesen, in all den Jahren ein eingespieltes Seniorenpaar geworden.

Die anderen Hunde trauerten ebenfalls. Sie beschnüffelten den toten Körper. Die kleine Vicky, die ihn ja nur kurz kannte, verbellte ihn etwas, sie schien nicht zu kapieren, was passiert war. Wir haben keine Ahnung, was in Gandhis Kopf vorging, als sie sich neben den toten Balou legte oder sich die Tage danach immer wieder auf seinen Lieblingsplatz, die Matratze hinten im kühlen Holzschuppen, legte. Wusste sie, dass Balou tot war und was das für die Zukunft bedeutete? Noch 3 Tage vorher wollte er sie unbedingt decken, da sie in der Standhitze war und hatte so jämmerlich geheult wie noch nie. Ahnte er, was passieren würde, wollte er sich noch fortpflanzen? Wir wissen es nicht. Damit die Nachbarn nicht gestört werden in ihrer Nachtruhe hatte er diese letzten Nächte bei uns im Schlafzimmer verbracht, was ja gar nicht sein Ding war. Er wollte immer lieber draußen schlafen und nicht im Haus.

Im Herbst sollte er eine unserer Hündinnen vom H-Wurf decken, ein emotionaler Deckakt, da Milena, Carnita, wir und andere unbedingt einen Balousohn oder eine Baloutochter haben wollten. Finden sich doch in seiner Ahnentafel die bedeutendsten Hunde des Langhaar Schäferhunde Verbandes Deutschland wieder, wo wir viele Jahre Mitglied waren, wie z.B. Eycko vom Schlichemufer, Fanto von der Goldstadt, Cay von der Schenkenau, Sonja von der Hallertau. Aber es sollte nicht sein. Das Schicksal war wieder einmal anderer Meinung und wir wissen momentan nicht, ob wir weiter machen wollen oder aufhören sollen mit der Zucht.

Mit der Liebe für unsere Hunde sind wir ja nicht alleine und alle, die schon einen ähnlichen Verlust erleben mussten, wissen, wie schlecht wir uns gerade fühlen. Wir sind nicht neurotisch und nicht verrückt. Wir möchten unsere Beziehung zu Hunden nicht romantisieren und vermenschlichen und doch sind es die Gefühle wie Glück und Liebe, die uns aneinander binden und im Todesfall unbarmherzig negativ zum Tragen kommen. Denn die intensive Liebe, die wir für unsere Hunde und Balou fühlen, bringt uns unermesslich viel Freude und Glück, aber sie hat auch eine Kehrseite: Den Schmerz, den wir spüren, wenn wir diese Liebe im Tod verlieren.

Wenn Hunde ihr Bestes geben, machen sie uns glücklich. Und wir trösten uns damit, wenn wir unser Bestes tun, machen auch wir sie glücklich. Und sie gehen dann ohne Angst, Reue, Bitterkeit. Das war bei Balou der Fall, er hatte ein schönes erfülltes Hundeleben. Doch hätten wir ihn gerne im Arm gehalten und auf seinem letzten Weg begleitet, anstatt ihn tot im Garten vorzufinden. Aber er wählte diesen Weg, er hätte auch ins Haus kommen können, damit wir es bemerken, aber sicherlich wollte er uns einfach das Abschied nehmen nur etwas leichter machen.

Wir vermissen Balou sehr. Ein Teil von uns ist mit ihm scheinbar gestorben, wie es immer geschieht, wenn jemand stirbt, den wir lieben. Aber ein Teil von Balou wird auch immer in uns weiterleben, und unsere Herzen sind irgendwann nicht mehr so schwer wie jetzt. Noch immer nehmen wir 3 große Fressnäpfe beim Futterrichten, zerteilen die Schlachtabfälle zum Einfrieren in 3 Teile, meinen, ein Hund fehlt doch beim Spaziergang usw. Noch immer hoffen wir, dass er hinten vom Holzschuppen „her gewackelt“ kommt, wenn wir nach den Hunden rufen. Aber er ist, wie vor kurzem Xandra, die fast 17 Jahre alt wurde, von uns gegangen. Auch an sie wollen wir in diesen schweren Stunden denken und an die Zeit erinnern, als wir gemeinsam im Lechtal unterwegs waren.

Wir haben ihn neben Maja beerdigt, mit der er früher so gerne gespielt und Wasserarbeit gemacht hatte. Und er hat Hilmar noch einmal „grinsend“ ganz schön schwitzen lassen beim Graben im harten ausgetrockneten Gartenboden.

Es gibt Tage, an denen uns beim Gedanken an Balou immer noch die Tränen in die Augen steigen und manchmal auch Tage, an denen wir nachgeben und kräftig heulen. Aber diese Tage werden hoffentlich mit der Zeit seltener und sich irgendwann einmal so anfühlen, als ob Balou und wir noch immer gemeinsam weitergehen würden.

Ja – unser Baloule, was können wir Dir auf deinen Weg über die Regenbogenbrücke mitgeben: Fresse nicht so schnell Dicker! Lauf langsam Luli! Zieh nicht so du bayrischer Wadenbeißer! Schlaf gut du alter Bär! Oder einfach nur: Mach’s gut alter Junge!

Forever dogs – forever Balou!

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5 Gedanken zu „Abschied von Balou

  1. Hallo, ihr Zwei,
    jetzt war ich so lange nicht mehr auf eurer Seite und muss gleich diese traurige Nachricht lesen. Ich weiß soooo gut wie ihr euch fühlt. Es ist zwar eine traurige Geschichte, aber sie ist wunderschön geschrieben. Jeder Hund hinterlässt halt so seine persönliche Spur. Manche Dinge vergisst man nie.
    Schöne Grüße
    Toni

  2. Hallo ihr Lieben,
    wenn ich die Bilder von Balou sehe oder an ihn denke kommen auch mir die Tränen. Ich hatte ihn so gern diesen tollpatschigen Riesen mit dem endlos großen Herz und dem unersättlichen Drang nach Streicheleinheiten, der seinem Papa mit zunehmendem Alter immer ähnlicher wurde.
    Auch mir fehlt er.
    Mir wird ganz anders bei dem Gedanken, dass auch ich irgendwann meiner Farah Adieu sagen muss und in solchen Momenten wird einem das wieder mal sehr schmerzlich bewusst.
    Ich kann euch nicht trösten, aber vielleicht hilft euch ein Satz, den mir vor vielen Jahren mal jemand gesagt hat und der ist so wahr:
    „Unsere Hunde sind Geschenke auf Zeit.“
    Und eines ist auch klar: Wenn wir sie nicht vergessen sind sie nie ganz fort.
    Ich denke an euch.
    Liebe Grüße Carola mit Farah und Hope

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