Unser F-Wurf von den Schüpfer Zwergen wurde 10 Tage alt
Hunde gehören zu den Nesthockern. Die Hundewelpen sind mit verschlossenen Augen und Ohren zur Welt gekommen und zunächst voll von der Mutter abhängig. Die genossene Nestwärme erfüllt ihr Bedürfnis nach Geborgenheit und ermöglicht ihnen frei von unnötigen Ängsten ein ungehemmtes Einleben in ihre Welt. Das Fehlen von dieser Nestwärme dagegen führt zu körperlichen und psychischen Belastungssituationen und damit zu Stress.
Die natürliche Nestwärme kann dabei weder in ihrer psychischen und sozialen Wirkung noch in ihrer Wärmewirkung künstlich ersetzt werden – schon gar nicht durch Rotlichtlampen. Eine intakte Mutterhündin wie unsere Vicky muss ihren Welpen all das bieten, was ihrem Bedürfnis nach arteigener Nestwärme entspricht.
Unsere 3 Kleinspitzwelpen haben inzwischen einen Namen erhalten. Der Rüde heißt Foxi und hat 356 Gramm gewogen. Die orangefarbene Hündin wird wohl Fina Fee gerufen und die gescheckte Fieby. Beide bringen ein Gewicht von 256 Gramm auf die Waage.
Klar, dass wir die Welpen auch an die Spiele der Fussball-Europameisterschaft gewöhnen.
Die Welpen sind kälte-, wärme-, schmerzempfindlich und besonders kontaktbedürftig, außerdem ist ihr Gleichgewichtssinn und die Angst vor Tiefe gut entwickelt. Die Sinne, die später am wichtigsten sind, sind dagegen noch völlig unterentwickelt, bis auf den Geruchssinn.
Etwas, das hart und kalt ist, interessiert den Welpen nicht, wenn er damit in Berührung kommt. Wenn etwas aber weich und warm ist, geht er sofort ran und ruckt nun mit der Nase von unten nach oben an dieser Fläche. Auf diese Weise schiebt er das Fell der Mutterhündin hoch, und ein ausgeprägter Tastsinn im Lippenbereich lässt ihn erkennen, was eine Zitze ist. Hat er die gefunden, umfasst er sie sofort und schiebt sie so tief es geht in die Mundhöhle, um sie anschließend mit seiner Zunge zu massieren. Das alles kann er von sich aus. Wenn er das alles erst über Versuch und Irrtum lernen müsste, würde er ja glatt verhungern.
Milde Stressoren haben eine positive Auswirkung auf die Entwicklung. Sie können die Krankheitsresistenz steigern, eine emotionale Ausgeglichenheit unterstützen und späteres Lern- und Problemlöseverhalten verbessern. Ein Stressor ist z.B., wenn man Hunger hat und sich nach etwas Ess-/Trinkbarem umschauen muss. Diese Erfahrung läßt Vicky ihre Kinder jetzt immer wieder mal kurz machen.
Ähnlich ist es mit der Temperatur. Für weitere milde Stressoren kann man als Züchter sorgen, indem man die Welpen öfter mal in die Hände nimmt. Oft geschieht dies schon dadurch, dass sie ja öfters gewogen und fotografiert werden. Dadurch wird z.B der Geruchssinn angeregt. Die Welpen merken, dass unsere Hand anders riecht als Mama oder die Geschwister.
Auch der Gleichgewichtssinn wird stimuliert. Es gibt sogar die noch nicht endgültig bewiesene Theorie, dass Welpen, die in ihren ersten Lebenswochen viel in die Hand genommen, mal kurz auf den Kopf gestellt oder auf den Rücken gelegt werden, später keine Probleme beim Autofahren bekommen, ihnen also nicht schlecht wird beim Fahren.
Schon ab dem 2. LT haben wir die Welpen an unserem nackten Körper warm halten und nicht nur in eine kuschelige Falte unseres Pullovers gelegt. Und mit jeder Schmuseeinheit verschafft man sich den Zugang zum kleinen Hundegehirn über die beiden Sinne, die schon aktiv sind. Der Welpe spürt unsere Berührung und nimmt unseren Geruch wahr.
Das Ziel ist, dass er dadurch die gleiche Geborgenheit und das gleiche Sicherheitsgefühl verknüpft, die ihm ansonsten das Kuscheln mit den Geschwistern und der Mutter vermittelt.
Eine gute Übung ist es auch, den Welpen in schön gewärmten Händen einschlafen zu lassen. Er sollte dazu nicht mehr hungrig sein. Diese Übung kann man sowohl machen, indem man den Welpen auf den Bauch als auch auf den Rücken legt. Es ist später für den erwachsenen Hund sehr sinnvoll, wenn er gelernt hat, in jeder Situation schlafen zu können.
Bringt man einen wachen Welpen z.B. rasch in die Rückenlage, so reagiert er instinktiv mit dem Abspreizen seiner Läufe. Die sog. Moro-Reaktion ist eine angeborene Reaktion bei Lageverlust und erlaubt dem Lebewesen, sich entsprechend der Schwerkraft im Raum zu orientieren und ggf. zu stabilisieren. Eine schwache oder fehlende Moro-Reaktion kann ein Hinweis auf eine Funktionsstörung des Gleichgewichtssinns bzw. des Nervensystems sein.
Den Tastsinn kann man stimulieren, indem man den Welpen schon jetzt an Ohren, Beinchen und Pfötchen berührt. So wird das später für ihn zur Selbstverständlichkeit.
Auch unterschiedliche Oberflächen und Gerüche kann man den Welpen schon sekundenweise näher bringen. Später wird darauf aufgebaut.
Häufig hört man von Züchtern, dass man Mutterhündin und Welpen in den ersten 2 LW möglichst wenig stören solle. Abgesehen vom regelmäßigen Wiegen werden sie also bewusst in Ruhe gelassen. Genau das Gegenteil, nämlich langfristige positive Auswirkungen früher neurologischer Stimulation, propagiert das amerikanische Bio Sensor Program, auch bekannt als Super Dog Program. Dr. Carmen L. Battaglia und Jerry Hope beschreiben diese Methode, die das amerikanische Militär im Rahmen seines Hundezuchtprogramms entwickelt hat. Sie basiert auf der Einschätzung, dass etwa 65% der späteren Leistungsfähigkeit eines Hundes durch Training, Ernährung und Management bestimmt werden und nur 35% genetisch bedingt sind. Wir lassen die Welpen deshalb nunmehr auch von ihnen fremden Menschen streicheln.
Man kann diesbezüglich immer wieder beobachten, dass instinktsichere Hündinnen wie Vicky mit ihren Welpen ähnlich dem Super Dog Program verfahren: Sie stupsen ihren Nachwuchs regelmäßig beinahe unsanft an einzelnen Körperteilen an, drehen ihn scheinbar grundlos um und verändern seine Körperposition. Und wenn sie dann noch ihre Welpen ständig ablecken und putzen, desto größer ist der Anteil an Stressprävention, den sie selbst für ihren Nachwuchs leisten.
Vicky duldet jetzt auch, dass sich Raycka ihren Welpen nähert und sie mit betreuen will.