Die Welpen haben die ersten 3 Tage positiv hinter sich gebracht
Zum Zeitpunkt der Geburt waren nicht alle Nervenbahnen, welche die Informationen zum Großhirn leiten, voll funktionsfähig. Die Nervenbahnen sind zwar wie die Zellen der Großhirnrinde vorhanden, wie diese aber zum Teil noch nicht myelinisiert, da die Ummantelung der Nervenleitungen, die für eine schnelle Reizleitung notwendig ist, noch nicht voll ausgereift ist. Reize von außen werden daher nur sehr langsam zum Großhirn geleitet. Damit wird verständlich, warum Welpen auf äußere Reize häufig so zögernde Reaktionen zeigen. Die volle Funktion ist erst mit 7 bis 8 LW gegeben.
Der Schlaf der Kleinen ist oft kaum von der Wachphase zu unterscheiden, zum einen, weil sie die Augen noch nicht geöffnet haben, zum anderen, weil der Schlaf selbst auch noch sehr unruhig ist. Auch Messungen der Gehirnströme zeigen in dieser Zeit kaum einen Unterschied zwischen Wach- und Schlafphase. Im Alter von 3 LW zeigten die Kurven der Hirnströme dagegen bereits große Unterschiede an. Erst etwa ab der 7. bis 8. LW unterschieden sich die EEG’s von Welpen und erwachsenen Hunden nicht mehr.
Auch wenn wir nicht in der Lage sind, die Traumwelt des Welpen zu erforschen, so wissen wir doch eines sicher: Der Schlaf ist für das Tier sehr wichtig. Während des Schlafens verbraucht es wenig Energie. Ohne sich zu bewegen oder Energie für die Wahrnehmung der Umwelt aufzuwenden, kann die Nahrung besser zum Wachstum verwertet werden. Auch alle Babys wachsen ja im Schlaf.
Durch das Streicheln, Hochheben und Herumtragen durch uns und unsere Familienangehörigen wird vom l. Tag an eine erste positive Beziehung zum Welpen hergestellt. Dadurch kann das körperliche Wachstum um 10-20% verstärkt und die seelische Entwicklung merklich vorangebracht werden. Denn der Welpe besitzt ein so genanntes taktiles Körpergefühl und einen zunehmend besser arbeitenden Geruchssinn, der schon seit der Geburt aktiv ist.
Russische Wissenschaftler rieben das Gesäuge einer gebärenden Hündin mit einem Anisgetränkten Wattebausch ein und am nächsten Tag krabbelten die frisch geborenen Welpen bereits diesem hingehaltenen Wattebausch nach.
Die amerikanischen Verhaltensforscher Scott und Fuller haben in Versuchen neugeborenen Welpen Essigsäure vorgehalten, worauf diese abwehrende Reaktionen zeigten. Sie leckten einen mit Fisch, Fleischsaft oder Milch bestrichenen Glasstab ab, wohingegen sie eine bitter schmeckende Substanz wie Chinin ablehnten.
Dies bedeutet außerdem, dass der Welpe bereits ein Gedächtnis haben muss, in dem er Informationen speichern kann. Der Geruchssinn ist mit dem limbischen System verbunden, jenem Teil des Gehirns, der für die Gefühle verantwortlich ist.
Wir möchten, dass die Welpen von Menschen angefasst werden, damit das für sie zu den Dingen gehört, die sie von Anfang an kennen. Wir nehmen die Welpen mit aus diesen Gründen immer wieder in die Hand und streicheln sie. Das gewöhnt die Welpen daran, dass einige Mitglieder des Rudels Menschen sind. Ohne diesen frühen Kontakt kann es den Welpen später schwer oder schwerer fallen, sich in eine Menschenfamilie einzufügen.
Wir hauchen ihnen gleich vorsichtig ins Gesicht. Sie sollen unseren Geruch wie den Geruch ihrer Mutter mit Fürsorge in Verbindung bringen. Ihre Mutter ist eine Quelle ruhiger und bestimmter Energie. Sie ist sanft, aber durchaus konsequent und bestimmt, wann sie einen Welpen wegschiebt, weil sie ihn gerade nicht säubern möchte, wann sie ihn hochhebt und dorthin bringt, wo sie ihn haben will, oder ihn auf den Rücken rollt, um ihn zu säubern und seine Verdauung anzuregen. Sie behandelt ihren Nachwuchs nicht so, als ob er zerbrechlich wäre und sie fühlt sich nicht schlecht, wenn sie den Kleinen in der Sprache der Berührungen und der Energie mitteilen muss: Nein, ihr saugt mir zu ungestüm, lasst mich in Ruhe. Die ersten Lebenserfahrungen der Welpen werden somit bereits von sehr klaren Regeln und Grenzen geprägt.
Häufig hört man von Züchtern, dass man Mutterhündin und Welpen in den ersten 2 LW möglichst wenig stören solle. Abgesehen vom regelmäßigen Wiegen werden sie also bewusst in Ruhe gelassen. Genau das Gegenteil, nämlich langfristige positive Auswirkungen früher neurologischer Stimulation, propagiert das amerikanische Bio Sensor Program, auch bekannt als Super Dog Program. Dr. Carmen L. Battaglia und Jerry Hope beschreiben diese Methode, die das amerikanische Militär im Rahmen seines Hundezuchtprogramms entwickelt hat. Sie basiert auf der Einschätzung, dass etwa 65% der späteren Leistungsfähigkeit eines Hundes durch Training, Ernährung und Management bestimmt werden und nur 35% genetisch bedingt sind. Mit dem Ziel, die lebenslange Leistungsfähigkeit militärisch genutzter Hunde zu verbessern, wurden jahrelang u.a. die Folgen taktiler und thermischer Stimulation erforscht.
Das amerikanische Militär zeigte großes Interesse an den Forschungen zu den Auswirkungen der Stimulation durch Umweltreize und zur Fähigkeit der Stressbewältigung, weil man Hunde braucht, die auch in stressigen Situationen schwierige Aufgaben erfüllen können. So entwickelte es eine Methode zur sensoriellen Frühstimulation von Welpen, die ihrer Ansicht nach bewirkt, dass die Welpen als Erwachsene Hunde bessere Problemlösungsfähigkeiten und eine höhere Stresstoleranz haben.
Die von ihnen entwickelte Methode umfasst 5 einfache Übungen, die auch wir mit jedem Welpen aus dem Wurf täglich ab dem Tag seiner Geburt bis zum 13. Lebenstag machen werden.
- Taktile Stimulation – Als Erstes soll der Welpe mit einer Hand hochgehoben und mit den Fingern der anderen Hand 3 bis 5 Sekunden lang an einer Pfote gekitzelt werden. Man kann ihn auch mit einem Wattestäbchen zwischen den Zehen einer beliebigen Pfote berühren. Dadurch kann man den Tastsinn stimulieren.
- Aufrechte Kopfhaltung – Er wird genau senkrecht mit beiden Händen nach oben und mit der Rute nach unten gehalten.
- Kopf nach unten – Der Welpe wird vorsichtig festgehalten und umgedreht, so dass der Kopf nach unten und die Rute nach oben zeigt. Bei allen Welpen zeigte sich eine negative geotaktische Reaktion, sie drehten oder versuchten den Kopf nach oben zu drehen, so dass davon auszugehen ist, dass elementare Funktionen des zentralen Nervensystems in Ordnung sind.
- Rückenlage – Als Nächstes wird der Welpe so gehalten, dass er sich mit dem Bauch nach oben in Rückenlage parallel zum Boden auf unseren beiden Handflächen befindet. Er sollte instinktiv mit dem Abspreizen seiner Läufe reagieren, man spricht von der sog. Moro-Reaktion, was eine angeborene Reaktion bei Lageverlust ist und dem Lebewesen erlaubt, sich entsprechend der Schwerkraft im Raum zu orientieren und ggf. zu stabilisieren. Eine schwache oder fehlende Moro-Reaktion kann ein Hinweis auf eine Funktionsstörung des Gleichgewichtssinns bzw. des Nervensystems sein.
- Die letzte Übung dient der Thermostimulation – Der Welpe wird mit allen 4 Pfoten auf ein feuchtes, zuvor mindestens für 5 Minuten im Kühlschrank gekühltes Handtuch oder einen Kälteakku gesetzt, wo er 3-5 Sekunden verbleibt, bis wir ihn wieder in den Wurf zurücksetzen.
Die Übungen zwingen das Nervensystem der Welpen dazu, bereits sehr früh auf kontrollierten Stress zu reagieren, was sich insgesamt positiv auf ihre Stresstoleranz auszuwirken scheint. In einfachen Problemlösetests, wie z.B. einem Labyrinth, waren die so stimulierten Welpen im Vergleich mit ihren nicht stimulierten Geschwistern deutlich gelassener. Sie zeigten weniger Stresssignale und machten weniger Fehler als ihre Geschwister, die äußerst aufgeregt schienen. Sie gingen auch aktiver und erkundungsfreudiger auf Umweltreize zu.
Laut Dr. Battaglia gibt es folgende Vorteile: Eine verbesserte Herzfrequenz und stärkere Herzschläge, stärkere Nebennieren, eine erhöhte Stresstoleranz und eine bessere Widerstandskraft gegenüber Krankheiten.
Bei einem Wurf mit 12 Welpen sind wir da allein schon fast 1 Stunde beschäftigt, ohne die anderen zu erledigenden Dinge. Welpen optimal aufzuziehen ist also auch schon in diesem frühen Alter sehr arbeitsintensiv. In so genannten Welpenfabriken ist dafür keine Zeit, was die späteren Hundehalter dann oft mit Problemverhalten und/oder Gesundheitsproblemen büßen müssen. Man kann deshalb gar nicht oft genug empfehlen, sich die Zuchtstätte eines Welpen sehr genau anzusehen und keinen Welpen aus Mitleid zu kaufen. Denn auch damit unterstützt man letztendlich das skrupellose Vorgehen der Welpenproduzenten.
Man kann diesbezüglich immer wieder beobachten, dass instinktsichere Hündinnen wie Jaaki mit ihren Welpen ähnlich dem Super Dog Program verfahren: Sie stupsen ihren Nachwuchs regelmäßig beinahe unsanft an einzelnen Körperteilen an, drehen ihn scheinbar grundlos um und verändern seine Körperposition. Und wenn sie dann noch ihre Welpen ständig ablecken und putzen, desto größer ist der Anteil an Stressprävention, den sie selbst für ihren Nachwuchs leisten.