Die Welpen sind 2 Wochen alt geworden
Die Welpen sind jetzt 2 Wochen alt geworden und befinden sich in der sog. Übergangsphase, auch transitionale Phase genannt, die von einer rasanten Entwicklung zu mehr Unabhängigkeit gekennzeichnet ist.
Unser Frühförderungsprogramm des US Militärs haben wir abgeschlossen. Es gab verschiedene Verhaltensveränderungen bei den einzelnen Welpen zu beobachten, besonders in der Rückenlage, wo sie immer entspannter wurden.
Die seelische Entwicklung ist übrigens in dieser Zeit wichtiger als die körperliche, denn magere, klein gebliebene Welpen holen den körperlichen Rückstand schnell auf, ein seelisches Defizit jedoch hingegen nie. Fehlende Sozialisierungsprozesse wirken sich später wie Hirnverletzungen aus. Unsere Welpen haben jetzt fast alle die 1kg Marke geknackt.
Die Augen haben sich geöffnet, sehen tun sie jedoch erst um den 16./17. Lebenstag herum etwas, trotzdem sind sie auch dann noch nicht voll sehfähig, weil die Retina erst mit 6 Wochen voll entwickelt ist.
Die Welpen haben ihre noch blauen Augen zunächst nur einen Schlitz breit geöfnet. im Unterschied zu jungen Katzen neigen Welpen nicht zu verklebten Augen, die zu Bindehautentzündung und später zu ernsten Komplikationen führen können.
Wenn sich die Augen geöffnet haben nimmt der Welpe vermehrt mit seiner Umwelt Kontakt auf. Die Art und Weise wie ein Hund seine Umwelt wahrnimmt unterscheidet sich erheblich von der Wahrnehmung des Menschen. Hunde entnehmen ihrer Umwelt optische Signale, die für den Menschen bedeutungslos sind.
Die Entwicklung der Sehfähigkeit ist ein schönes Beispiel dafür, wie sehr die Entwicklung des Welpen einerseits vom Wachstum und der Organisation des Nervensystems und andererseits von Umwelteinflüssen gesteuert wird. D.h. also, dass sich ohne die Umwelteinflüsse das Nervensystem nicht entwickeln könnte, und ohne das Nervensystem könnte sich der Welpe nicht entwickeln. Das ist alles eng miteinander verbunden.
Würde man nämlich die Augen der Welpen weiter geschlossen halten, könnte sich die Sehkraft nicht entwickeln. Wenn ein Auge nach der Geburt 6 Wochen lang künstlich verschlossen wird und sich erst dann öffnen kann, gibt es trotz einer normalen Entwicklung des Auges keine Sehfähigkeit. Dieses Handykap kann auch nicht wieder rückgängig gemacht werden. Die sensible Phase für die Entwicklung der Sehfähigkeit im Gehirn ist dann unwiederbringlich vorbei.
Dies hat man herausgefunden, da man in schrecklichen Versuchen gesunden neugeborenen Welpen die Augen zugenäht hat, so dass über die Augen keine Wahrnehmungen erfolgen konnten. Es zeigte sich, dass die Struktur der Gehirnzellen im Sehzentrum der Großhirnrinde unvollständig blieb. Wir können uns deshalb gut vorstellen, was passiert, wenn die Zellen in den ersten Lebenswochen keine Informationen von außen erhalten. Diese Untersuchungen liegen sicherlich über der Grenze der Erträglichkeit eines Tierfreundes, aber die Ergebnisse sollten wenigstens dazu beitragen, Welpen ab dem Augenblick, in dem sie Sehleistungen erbringen können, auch etwas sehen zu lassen und nicht in den ersten 8 LW im Dunkeln oder Halbdunkeln eines Stalles oder Verschlags aufwachsen zu lassen, wie es bei verschiedenen Hundevermehrern der Fall ist.
Bei einer Studie wuchs z.B. eine Katzenversuchsgruppe in einer Umgebung auf, in der es nur horizontale Linien gab, bei der anderen Versuchsgruppe nur vertikale Linien, also nur solche, die von oben nach unten verliefen. Die Kätzchen konnten später in einer normalen Umgebung die jeweils fehlenden Linien nicht wahrnehmen. Sie konnten z.B. Tischbeine oder Tischkanten nicht wahrnehmen.
Sobald die Augen und wenig später die Ohren funktionieren, brauchen die Welpen Stimulation aus den Bereichen, die Geräusche und Anblicke verarbeiten. Allerdings nicht pausenlos mit Geräuschen und Berührungen bombardieren, denn Welpen brauchen viel Zeit und Ruhe zum Schlafen. Wenn sie aber wach sind, brauchen sie ausreichend Stimulation, damit sich zwischen den Neuronen in den verschiedenen Gehirnbereichen Verbindungen bilden.
Viele Züchter schirmen die Welpen innerhalb der ersten 3-4 LW ab, indem sie die Wurfkiste z.B. in ihr Schlafzimmer stellen. Sinnvoller ist es, sie bereits in dieser frühen Phase an Geräusche und sich verändernde optische Reize zu gewöhnen. Denn die Welpen werden mit einem unreifen Nervensystem geboren, das sich in den ersten LW durch die Ausstattung der Nervenfasern mit Myelin, die Ausbildung von Synapsen und zunehmende Vernetzung weiterentwickelt.
Dazu sind die Welpen jedoch auf Umweltreize angewiesen, denn erst der stimulierende Reiz führt zur neuronalen Entwicklung, indem er über die Sinneskanäle wahrgenommen und an das Gehirn weitergeleitet wird. Eine Möglichkeit dazu ist, den Fernseher täglich für mehrere Minuten ohne Ton und später mit Ton in der Nähe der Wurfkiste laufen zu lassen. Die wechselnden Bilder sorgen für unterschiedliche Licht- und Farbreize. In unserem Hundezimmer, wo sich die Welpen noch befinden, läuft deshalb immer wieder der Fernseher und der PC. Auch das Vorspielen leiser Musik und zwar am besten klassischer Musik wird von uns eingesetzt, da es hier stetige Veränderungen im Tempo und Wechsel von lauten und leisen Elementen gibt.
Weitere wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Welpen, die nur in den ersten 2 Wochen Kontakt zu einem Menschen hatten, später auf andere Menschen völlig panisch reagiert haben. Nur der Mensch, mit dem sie in den ersten 2 Wochen Kontakt hatten, wurde akzeptiert. Zwar wurde er nicht als Sozialpartner oder als Artgenosse akzeptiert, aber, durch den Geruch, als etwas Bekanntes. Deshalb haben wir bereits die ersten Besuche zugelassen, u.a. waren Patti und ihr Mann sowie Käpt’n Uwe da, um die Welpen auch auf andere Menschen wie uns zu prägen.
Jaaki hat sich dann gleich mal mit ihrem Besuch angefreundet, aber ihre Welpen nicht aus den Augen gelassen.