Die Kleinspitzwelpen sind wieder eine halbe Woche älter geworden

Die Kleinspitzwelpen sind wieder eine halbe Woche älter geworden

Gizmo, Grisu, Großmeister Merlin und Gusti sind schon wieder eine halbe Woche älter geworden und wir wollen darüber weiterhin berichten.

Welpen entdecken zwischen der 4. und 12. LW ihre Identität und festigen sie. Es fallen dabei die unterschiedlichen Charaktere der einzelnen Welpen auf. Manche sind träger als andere. Manche sind immer vorne dabei, wenn es etwas Neues zu erkunden gibt. In dieser Zeit beginnt das Lernen die Welpen zu formen. Sie werden mit zwei Sozialpartnern konfrontiert, mit Artgenossen und Menschen. Sie wachsen somit als geistige Zwitter heran, die zu beiden eine enge Bindung aufbauen und sich für den Rest ihres Lebens dort wohlfühlen.

Die Vier beginnen jetzt immer selbstbewusster zu werden und lernen die ersten Regeln des Sozialverhaltens. Andere Hunde werden freundlich begrüßt, um keine Feindseligkeiten entstehen zu lassen. Mit der Beherrschung der Läufe im Alter von drei bis vier Wochen geht auch die Fähigkeit einher, die Ruten gezielt zu bewegen, also zu wedeln. Die Welpen nähern sich somit schwanzwedelnd anderen Hunden. Wenn sie an uns Menschen gewöhnt sind und uns als Rudelmitglieder betrachten, nähern sie sich uns auf die gleiche Weise. Sie dürfen keinesfalls voller Angst zurückweichen oder fliehen und sich verstecken.

Die Welpen gehen jetzt auch immer geschickter mit Spielsachen und Hindernissen um. Sie lernen, Probleme zu lösen. Außerdem werden die Spiele untereinander immer wilder. Sie sehen immer besser. Während sie früher noch einfach über Kanten kullerten, weil sie sie wohl noch nicht wahrnehmen konnten, erkennen sie sie jetzt und meistern Hindernisse bewusst.

Was ein Hund nicht kennt, hat das Potential, auf ihn bedrohlich und Angst einflößend zu wirken. Die Natur hat unseren Hunden die wölfische Vorsicht eingebaut. Der Neugiermechanismus treibt die Welpen aber dazu, nicht einfach vor etwas Neuem davon zu rennen, sondern das Neue zunächst einmal auf dessen mögliche Gefährlichkeit hin zu überprüfen. Wenn man ihm die Chance gibt. Deklarieren wir deshalb einen Welpen zum Helden, wenn er z. B. ein Hindernis überwindet, bewundern wir ihn spürbar, weil er mit allen vier Pfoten in der Wasserschüssel steht, zollen wir ihm uneingeschränkten Respekt, wenn er forsch auf einen bedrohlichen Gegenstand zugeht.

Je mehr Situationen der Welpe kennen lernt, aber auch, je öfter er seine Angst zu überwinden lernt und das Hochgefühl verspürt, das ihn nach einer solchen bestandenen Mutprobe befällt, desto mehr wird sein Selbstbewusstsein gestärkt. Der Welpe wird selbstsicher, weil er lernt, mit Dingen richtig umzugehen.

Ein so in sich gefestigter Hund wird in seinem Leben auch Belastungen, die man nicht steuern kann, wie z.B. eine längere Abwesenheit seines Herrchens im Krankenhaus, seelisch besser wegstecken, als ein Hund, dessen Lebensgrundgefühl von zumindest latenter Angst geprägt ist.

Das Eingreifen in natürliche aggressive Auseinandersetzungen unterbindet das notwendige soziale Lernen und ist daher kontraproduktiv. Nur in seltenen Ausnahmefällen kann ein Eingreifen notwendig werden, wenn z.B. der unterlegene Welpe wirklich nicht mehr in der Lage ist, die Situation aus eigenem Vermögen zu bewältigen. Überhöhte Aggressivität kann durch unbegrenztes gewähren lassen genauso entstehen wie durch häufiges oder ständiges Unterdrücken des natürlichen Durchsetzungsbestrebens. Artgemäße Disziplinierungsmaßnahmen sind der „Über-den-Fang-Griff“, das „Auf-den-Rücken-Drehen“ oder der Nackengriff.

Überbehütung ist meistens daran erkennbar, dass der Fürsorgegarant dem heranwachsenden Hund häufig Aufgaben und Herausforderungen abnimmt, die er selber tun könnte, oder sich in Bewältigungsvorgänge unnötig einmischt. Für die psychische Entwicklung eines jungen Organismus ist es von grundlegender Bedeutung, neue Situationen und Herausforderungen aus eigenem Antrieb zu bewältigen, um daran lernen und wachsen zu können. Nur so kann ein Lebewesen Selbstsicherheit und schließlich Selbständigkeit entwickeln. Wir müssen ihnen deshalb das Leben zutrauen, ihnen entsprechende Lernsituationen ermöglichen und dabei kalkulierbare Risiken eingehen.

Falsch verstandene Fürsorge im Sinne einer unangemessenen Besorgtheit kann dagegen zu einer erlernten Hilflosigkeit führen. Kann ein heranwachsendes Lebewesen nicht selbständig herausfinden und lernen, wovor es Angst haben muss und wovor nicht, gerät es in ein Abhängigkeitsverhältnis, das beide Seiten gleichermaßen belastet und den Hund lebensuntüchtig macht. Oftmals ist eine frühe Überbehütung im Welpenalter die unverstandene Ursache späterer Überforderung.

Eine Überforderung entsteht dann, wenn ein Hund körperlichen oder psychischen Belastungen gegenüber steht, die er aufgrund seines augenblicklichen Leistungsvermögens nicht bewältigen kann. Sie ist von Stressreaktionen, Konfliktreaktionen und Erregungszuständen begleitet.

Nicht selten ergeben sich Überforderungen bereits aus einer falsch verstandenen, vor allem leistungsorientierten Frühförderung im Welpen- und Junghundealter. Gegen das Wohl des Hundes stehen hier oft der persönliche Ehrgeiz und der angestrebte Erfolg mit dem Hund im Vordergrund.

Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Hunde von Welpenbeinen an richtig auf den Weg bringen. Dazu gehört z.B. auch die Einsicht, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu verlangen oder gar falsch verstandene Frühförderung erzwingen zu wollen. Ohne äußeren Zwang muss es dem Welpen möglich sein, Herausforderungen eigenaktiv anzunehmen oder diesen noch mit Zurückhaltung zu begegnen.

Hunde brauchen regelmäßige Herausforderungen, die ihren Organismus und ihr Gehirn entsprechend ihrem Leistungsvermögen angemessen beanspruchen und keine schädlichen Überforderungen.

Zum 1. Mal lassen wir sie bei Nacht noch eine Weile im Garten, so dass sie die Dunkelheit im Freien kennenlernen können. Davor haben sie auch unseren Rasenmäher genießen können, natürlich unter der Obhut Sicherheit ihrer Mutter Vicky und den anderen Hunden des Rudels.

Das Wesen des Hundes finden wir nicht in seinen Genen, sondern in unserer Fähigkeit, sein Vertrauen zu gewinnen. Denn erst durch eine sichere Bindung zu uns Menschen kann sich das psychische Leistungsvermögen des Hundes uneingeschränkt entwickeln und sich sein Lernverhalten optimal entfalten. Dazu muss vom Fürsorgegaranten mit Gefühl und Verstand jeweils die richtige Balance zwischen Chance und Risiko gefunden werden.

Aber leider wird dem Welpen nach jeder schlechten oder unangenehmen Erfahrung meist sofort ein Trostpflaster verabreicht. Es erfolgt meistens eine erhöhte soziale Zuwendung z.B. in Form von Trost, und zwar immer dann, wenn der Hund Angst zeigt, aufjault, das Pfötchen hebt, winselt, lahmt etc. Die Intelligenz eines Hundes geht in dieser Beziehung jedoch weiter, als die des Hundebesitzers und es kann zu schauspielerischen Höchstleistungen kommen. Wehleidigkeit und Unselbständigkeit sind davon die Folge. Solch ein menschliches Verhalten widerspricht in der Natur jeder Überlebensstrategie.

Vicky beginnt die Welpen jetzt schon mal weg zu knurren, wenn sich diese ihren Zitzen nähern, lässt sie aber in den folgenden 2 Wochen hin und wieder noch trinken, wenn sie sich besonders anstrengen und nicht aufgeben. Aber nach und nach nimmt der Milchfluss ab und versiegt erfahrungsgemäß mit der 7 LW schließlich ganz. Das ist dann der Zeitpunkt, an dem die Welpen voll entwöhnt sind.

Da ihnen bereits ab der 3 LW zugefüttert wurde, was Vicky als Rudelhilfe von uns dankbar angenommen hat, ist das kein Problem für sie. In der Natur wird das Zufüttern durch das Vorwürgen von Futter ersetzt, zu dem unsere domestizierten Hündinnen i.d.R. nicht mehr neigen. Interessant ist hier auch, dass erwachsene Wölfe mehr oder weniger stark verweste Kadaver fressen, den Welpen des Rudels jedoch nur frisches Fleisch anbieten wegen deren noch empfindlichen Verdauungssystems.

In den ersten Lebenswochen war die Hundemutter Vicky eigentlich ausschließlich nett und fürsorglich zu ihren Kindern. Sie machte sie sauber, säugte sie, teilte unter Umständen sogar bereitwillig ihr Futter. Sie begann gleich in den ersten Tagen mit dem Welpentraining. Sie erzog nicht mit schriller, kreischender, überreizter Stimme, mit Kommandos oder indem sie mit Leckerbissen bestach. Sie tat es schweigend mit ihrer Energie, einer sehr viel mächtigeren Kommunikationsmethode. Sie erzog auch durch die Verbundenheit mit ihren Welpen. Sie hat eine echte Beziehung zu ihnen, die durch ihre kontinuierliche ruhige und bestimmte Führung zum Ausdruck kommt.

Sie disziplinierte auf natürliche Art und Weise und die Welpen wissen, was sie damit bezweckte. Sie muss denselben Patzer meist nur einmal korrigieren, im Unterschied zu uns Menschen. Ihre Korrekturen erfolgten blitzschnell und es konnte sein, dass der Welpe aufjaulte und mit eingezogenem Schwanz davonlief.

Und was wird / wurde dann gerne falsch gemacht? Man nimmt ihn auf den Arm und bedauert ihn. Damit verstärkt man den Eindruck, dass gerade etwas Schlimmes passiert sei. Aber in der Welt der Welpen war das gar nicht schlimm. Sie haben lediglich etwas dazu gelernt. Ihrer Mutter ist dies egal. Sie erlaubt den Welpen, selbst mit der erlittenen Situation fertig zu werden. Auf diese Weise wachsen und lernen sie. Es kann schon sein, dass sie winselnd davonlaufen, aber wenige Sekunden später spielen sie wieder mit den Geschwistern und es ist keine große Sache mit Nachwirkungen gewesen. Das finden nur die unwissenden Menschen. Denn wenn man einen Welpen ständig rettet, steht man am Ende mit einem äußerst ängstlichen Welpen da.

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