Die Welpen des N-Wurfes wurden 1 Woche alt
Sie haben nach 1 Woche wie folgt gewogen: Gelb – 1020 Gramm; Orange – 1110 Gramm; Grün – 1120 Gramm; Grau – 1210 Gramm; Lila (zuerst hellgrün) – 998 Gramm; Rot – 1170 Gramm.
Die ersten beiden Wochen im Leben eines Welpen lassen sich mit der gesamten Säuglingsphase beim Menschen vergleichen. Er schläft noch 90% von 24 Stunden, nimmt nur Berührungen und Gerüche wahr, saugt, krabbelt und sucht die Wärme von den Geschwistern und der Mutter. Er kann sich jedoch schon selbständig wieder umdrehen, wenn er auf den Rücken gedreht wird. Auch das Gehirn entwickelt sich blitzschnell und beginnt bereits, die Grundlage dafür zu legen, wie sie ihre Umwelt empfinden und darauf reagieren werden.
Der Welpe nimmt seine Umwelt also überwiegend durch Berührungs-, Wärme- und Geruchsreize wahr. Sein Aktionsradius beschränkt sich auf die ein „U“ um ihn bildende Mutter. Entfernt man diese versucht er umgehend den Körperkontakt wieder herzustellen. Der Suchreflex und der Saugreflex sind eine erste Form von Jagdinstinkt.
Kreiskriechen ist eine angeborene Strategie, um in den ersten 10-14 Tagen in den Schutz der Mutter zurückzukehren, da sie da noch blind und taub sind. Dieses Verhalten geht mit dem sog. Pendelsuchverhalten, dem Hin- und Herwippen des Kopfes, einem Suchautomatismus, einher.
Das Hin- und Herpendeln des Kopfes und das damit verursachte „Sich im Halbkreis Bewegen“ wird robbend ausgeführt. Die Hinterläufe werden zum Abstützen des Körpers benützt, um beim Saugen an den Zitzen nicht abzurutschen. Mit den Vorderläufen führen sie den Milchtritt aus. Außerdem benützen sie diese, um einen anderen Welpen von einer mütterlichen Zitze zu verdrängen oder sich selbst nicht wegdrängen zu lassen. Kämpfe um die Zitzen finden bei Hunden häufig statt, da es keine Trinkordnung gibt. Welpen haben im Gegensatz zu Katzenjungen keine bestimmte „eigene“ Zitze. Sie saugen dort, wo gerade Platz ist. Der Grund sind die wesentlich schärferen Krallen der Katzenjungen.
Jammern ist die erste Form von Kommunikation. Jammern und heulen heißt: „Ich bin alleine, hilf mir!“ Kontaktliegen ist zwar in dieser Phase wichtig, aber später werden das nur noch die rangniedrigen, die infantileren Tiere tun. Die Dominanteren werden sich bereits etwas auf Abstand legen.
Sachkundige Züchter wie wir wissen, dass ein sorgfältig überwachtes Programm für den Umgang mit den Welpen in diesem Frühstadium bereits sehr wichtig ist. Denn es sorgt dafür, dass sie später besser in der Lage sein werden, Probleme zu lösen und effektiver mit Stressfaktoren, Herausforderungen und neuen Erfahrungen umgehen zu können.
Eine negative geotaktische Reaktion ist bei Welpen schon in den ersten Tagen nach der Geburt zu beobachten. Werden die noch blinden Welpen mit dem Kopf nach unten auf eine schiefe Ebene gelegt, so drehen sie sich mit dem Kopf nach oben. Dieses Orientierungsverhalten kann unter anderem zu einem einfachen Test heran gezogen werden. Läuft die Orientierung in der beschriebenen Weise ab, ist davon auszugehen, dass elementare Funktionen des zentralen Nervensystems in Ordnung sind.
Bringt man einen wachen Welpen z.B. rasch in die Rückenlage, so reagiert er instinktiv mit dem Abspreizen seiner Läufe. Die sog. Moro-Reaktion ist eine angeborene Reaktion bei Lageverlust und erlaubt dem Lebewesen, sich entsprechend der Schwerkraft im Raum zu orientieren und ggf. zu stabilisieren. Eine schwache oder fehlende Moro-Reaktion kann ein Hinweis auf eine Funktionsstörung des Gleichgewichtssinns bzw. des Nervensystems sein.
Etwas, das hart und kalt ist, interessiert den Welpen nicht, wenn er damit in Berührung kommt. Wenn etwas aber weich und warm ist, geht er sofort ran und ruckt nun mit der Nase von unten nach oben an dieser Fläche. Auf diese Weise schiebt er das Fell der Mutterhündin hoch, und ein ausgeprägter Tastsinn im Lippenbereich lässt ihn erkennen, was eine Zitze ist. Hat er die gefunden, umfasst er sie sofort und schiebt sie so tief es geht in die Mundhöhle, um sie anschließend mit seiner Zunge zu massieren. Das alles kann er von sich aus. Es gibt auch eine angeborene Orientierung. Wenn er das alles erst über Versuch und Irrtum lernen müsste, würde er ja glatt verhungern.
Die Hündin selbst reagiert auf dieses angeborene Können sehr genau. Sie erkennt haarscharf, welcher Welpe diese Fähigkeit voll ausgeprägt mit auf die Welt bringt, und welcher hier Mängel zeigt. Daher kann es vorkommen, dass eine instinktsichere Hündin in den ersten 4 Tagen Welpen aussondert, die im Saugverhalten irgendwelche Mängel aufweisen. Alle diese angeborenen Fähigkeiten liegen in den basalen Gehirnteilen. Wenn hier bereits Erbschäden auftreten, ist das so, als würden die Wurzeln einer Pflanze faulen. Bei dem einzigen Rüden des Wurfes hat sie dies getan. Wir hätten auf sie hören sollen, dann hätten wir Nerven, Zeit und Geld sparen können.
Bei Versuchen hat sich gezeigt, dass Affenkinder die fellüberzogene Mutterattrappe einer Futterspenderattrappe bevorzugten, da sie wenigstens eine Mindest-Berührungsqualität bot. Auch Welpen kuscheln sich also lieber an eine Pelzdecke und nicht an eine Wärme-/Futterflasche, wenn die Mutter nicht da ist.
Emotionale Sicherheit ist demnach wichtiger als Futter und das zuverlässige Brutpflegeverhalten der Hündin löst bei ihren Welpen emotionale Sicherheit aus. Das aktiviert zahlreiche Gene und stellt damit bereits sehr früh die emotionale Regulationsfähigkeit der Welpen ein. Zum Ausdruck kommt das beispielsweise durch ihre später hohe Stressbewältigungsfähigkeit. Die Lernfenster des Hundes werden nur aufgemacht, wenn emotionale Sicherheit gegeben ist. Der Welpe/Hund braucht einen Ort des Vertrauens dazu. Schreckhaftigkeit ist z.B. ein allgemeines Zeichen von fehlender emotionaler Sicherheit.
Solche frühe Grundeinstellungen/Prägungen finden nicht nur bei emotional vernetzten Lebensvorgängen statt. Sie vollziehen sich auch in körperlichen Bereichen wie etwa der Thermoregulation. Zur Erfüllung von Nestwärme braucht es mehr als nur eine physikalische Wärmequelle wie eine Bettflasche. Welpen suchen und brauchen Körperkontakt zueinander und keine Wärmeflasche.
Es gibt ja viele Hilfsmittel, sogar heizbare Wurflager. Aber etwas vergisst man dabei: den Umstand nämlich, dass Instinktverluste nie für sich allein stehen, sondern ein sicheres Anzeichen dafür sind, dass zumindest das Nervensystem einen Knacks hat. Bei der weiteren Zucht schleichen sich neue Fehler ein, und dann bricht eines Tages das ganze System zusammen. Solche Fehler im Faktorengefüge des Erbgutes summieren sich nicht nur, sie potenzieren sich und führen zum Untergang. Einige Tage lang nach der Geburt liegt die Temperatur der Hündin im Fieberbereich, meist bei 39,2°C, sollte aber 39,5°C nicht übersteigen, was bedeutet, dass sie bei einem zu warmen Wurflager sehr viel trinken muss, stark hechelt und darunter leidet.
Eine gute Übung ist es auch, den Welpen in schön gewärmten Händen einschlafen zu lassen. Er sollte dazu nicht mehr hungrig sein. Diese Übung kann man sowohl machen, indem man den Welpen auf den Bauch als auch auf den Rücken legt. Es ist später für den erwachsenen Hund sehr sinnvoll, wenn er gelernt hat, in jeder Situation schlafen zu können.
Welpen haben aber das Problem, sich auch während des Schlafens warmzuhalten. Beim passiven Schlaf wurde die Körpertemperatur möglicherweise in lebensgefährlichem Maße absinken. Da das Tier noch so klein ist, ist seine Körperoberfläche im Verhältnis zur Körpermasse relativ groß, so dass durch die Haut relativ viel Wärme verlorengeht. Ein Welpe kann nicht zittern, was im Notfall der Erwärmung dient. Aber er fällt rasch in aktiven Schlaf, wobei Atmung und Herzschlag beschleunigt werden. Aktiver Schlaf vermindert das Risiko der Unterkühlung. Einige Wissenschaftler sehen darin die Ursache des aktiven Schlafs. Weil aufgrund erhöhten Stoffwechsels auch das Gehirn angeregt wird, sind Träume eine zwangsläufige, aber doch nur zufällige Nebenerscheinung.
Welpen einer unruhigen Mutterhündin, die bei einer ruhigen Mutter aufwachsen, zeigen tendenziell mehr das Verhalten der Leihmutter. Bei Mäusestammverpflanzungen zeigte sich, dass auch die Mäusekinder nicht das Verhalten ihrer genetischen Eltern zeigten, sondern das ihrer Leihmütter. Daran sieht man, wie wichtig eine gute souveräne Hundemutter ist.
Eine Hündin, der ein Brutpflegeverhalten durch die Mutter nicht zu Teil wurde, wird es selbst auch nicht tun. Die größte Bedrohung für einen Welpen ist deshalb fehlende Mutterliebe. Frühkindliche Betreuungsmängel bei weiblichen Jungtieren führten dazu, dass auch diese später als Erwachsene untaugliche Mütter wurden. Schön, dass wir uns da keine Sorgen um unsere Welpen machen müssen.
Umwelteinflüsse während den ersten Lebenswochen bestimmen, wie das Gehirn später arbeiten wird. Wie mittlerweile weitere Forschungsergebnisse belegen, kommt es durch entsprechende Umweltstrukturen zu bleibenden Veränderungen in den betreffenden Gehirnarealen. Das Sehen können unterliegt Lernprozessen, die sich innerhalb einer begrenzten Zeit vollziehen müssen. Das Gehirn braucht alle frühen Erfahrungen, die nötig sind, um sich ein inneres Bild von seiner äußeren Welt machen zu können. Visuelle Eindrücke werden zwar mit den Augen als Sensoren aufgenommen, das Sehen findet aber letztlich im Gehirn statt.
Wir möchten, dass die Welpen von Menschen angefasst werden, damit das für sie zu den Dingen gehört, die sie von Anfang an kennen. Wir nehmen die Welpen mit aus diesen Gründen immer wieder in die Hand und streicheln sie. Das gewöhnt die Welpen daran, dass einige Mitglieder des Rudels Menschen sind. Ohne diesen frühen Kontakt kann es den Welpen später schwer oder schwerer fallen, sich in eine Menschenfamilie einzufügen. Jedes Mal unerklärlich, warum wir zu den Welpen dürfen und die hundlichen Rudelmitglieder nicht.
Milde Stressoren haben eine positive Auswirkung auf die Entwicklung. Sie können die Krankheitsresistenz steigern, eine emotionale Ausgeglichenheit unterstützen und späteres Lern- und Problemlöseverhalten verbessern. Ein Stressor ist z.B., wenn man Hunger hat und sich nach etwas Ess-/Trinkbarem umschauen muss. Ruhig mal schreien lassen. Diese Erfahrung sollte man dem Welpen nicht nehmen. Ähnlich ist es mit der Umgebungstemperatur.
Für weitere milde Stressoren sorgen wir, indem wir die Welpen öfter mal in die Hände nehmen. Dies geschieht schon dadurch, dass sie jeden Tag gewogen werden. Dadurch wird auch der Geruchssinn angeregt. Die Welpen merken, dass unsere Hand anders riecht als Mama oder die Geschwister.
Außerdem wird der Gleichgewichtssinn stimuliert. Es gibt sogar die noch nicht endgültig bewiesene Theorie, dass Welpen, die in ihren ersten Lebenswochen viel in die Hand genommen, mal kurz auf den Kopf gestellt oder auf den Rücken gelegt werden, später keine Probleme beim Autofahren bekommen, ihnen also nicht schlecht wird beim Fahren. Das leuchtet schon ein oder?
Von Laufen kann in diesem Alter noch keine Rede sein. Sie liegen platt auf dem Bauch und ziehen sich mit ihren Vorderläufen quasi wie mit Schwimmbewegungen vorwärts. Daran kann man schön sehen, wie sich die Nerven allmählich von vorne nach hinten entwickeln. Der Gesichtsnerv ist bei der Geburt bereits ausgebildet. Den brauchen die Kleinen auch, um zu nuckeln. Die Vorderbeine sind ebenfalls einsatzbereit. Ab ca. dem 6. Lebenstag versuchen die Welpen sich hochzustemmen. Durch den bereits entwickelten Gleichgewichtssinn sind sie in der Lage, sich wieder auf den Bauch zu drehen, wenn sie mal umkullern sollten, was recht häufig geschieht. Weiter hinten jedoch sind die Nerven und auch die Muskulatur noch nicht sehr entwickelt. Die Hinterbeinchen werden nachgezogen. Erst ca. ab dem achten Lebenstag werden auch sie bewegt.
Jaaki duldet inzwischen, dass sich auch die Rudelchefin Ghandi und (die spätere Spieltante) Danya mit im Hundezimmer aufhalten. Sie dürfen sich jedoch nicht dem Wurflager nähern und das respektieren die Beiden auch. Menschen außer uns duldet sie auch noch nicht in der Nähe ihrer Welpen und zeigt dies auch deutlich. Conny, Ernst und Sven, die uns besuchten, respektierten es auch und durften die Welpen nur aus einem Sicherheitsabstand heraus anschauen.
Während wir in der 1. Woche Jaaki fast zum Verlassen des Wurflagers zwingen mussten, damit sie draußen ihre Geschäftchen erledigt, nutzt sie jetzt Ruhepausen von den schlafenden Welpen zur eigenen Freizeitbeschäftigung, dem „Rinderfleischknochen abnagen“, ohne jedoch ihre Welpen dabei aus den Augen zu verlieren. Interessant auch, auf welche Schreie sie reagiert und auf welche – nicht. Sie macht nicht den menschlichen Fehler, sich von den Welpen wegen Nichtigkeiten und Unleidlichsein instrumentalisieren zu lassen. Nehmen wir uns ein Beispiel an ihr.
Das Schönste in unserem Züchterleben ist, unseren eigenen Welpen beim Heranwachsen helfen und zusehen zu können, wie sie allmählich ihr jeweils einzigartiges inneres Wesen zum Ausdruck bringen und versuchen, ihre individuellen Ziele zu erreichen.