Die Welpen wurden 7 Wochen alt und werden uns bereits in 1 Woche verlassen
Unsere 6 Welpen wurden 7 Wochen alt und wiegen jetzt folgendermaßen: Nyara 5860 Gramm; Noria 6230 Gramm; Nikita 4790 Gramm; Nyla 6850 Gramm; Nala 5400 Gramm; Nica 6900 Gramm.
Was haben die Welpen in der letzten Woche alles erlebt? Wieder gab es viele Besuche von Hundefreunden und den baldigen neuen Welpenbesitzern sowie anderen Hunden.
Wie ich bereits schon einmal erwähnte, ist es so, dass Wolfswelpen die im Alter von 3-4 Wochen von einem Menschen erlernten Töne für immer im Gedächtnis behalten. Daran orientiert haben wir seit diesem Alter eine Konditionierung auf die Hundepfeife vorgenommen, indem wir mit ihr immer zur Fütterung riefen. Das Ergebnis ist super. Sie rasten regelrecht aus und rasen zum Pfeifenbenutzer. Kein Hindernis ist ihnen hierbei zu schwer zum Überwinden.
Patricia B. McConnell stellte übrigens bei ihrer Doktorarbeit in Bezug auf die Frage, ob verschiedene Laute verschieden Auswirkungen auf Welpen haben, fest, dass sich die Aktivität der Welpen nach 4 kurzen Pfiffen erhöhte, jedoch nicht nach einem einzigen langen, anhaltenden Pfiff. Ihrem eigenen Junghund konnte man das Herkommen deshalb mit 4 kurzen Pfiffen viel effektiver beibringen.
Bei Welpen ist somit auch ein viermaliges „Komm, komm, komm, komm oder butzi butzi butzi butzi“, motivierender/geeigneter als ein einziger Ruf und wenn man dann noch in die Hände oder auf die Oberschenkel klatscht und scheinbar von ihm wegrennt oder in die Hocke geht, kommt er bei einer bestehenden Bindung auf jeden Fall zu uns.
Aufgrund der bahnbrechenden, 20 Jahre dauernden Untersuchung von John Paul Scott und John L. Fuller wissen wir, dass Welpen im Alter zw. der 5. und 13. LW darauf programmiert sind, zu lernen, wie ihre Sozialpartner auszusehen und sich zu verhalten haben.
In dieser Prägungsphase nimmt der Welpe also bewusst sein Umfeld wahr und lernt seine Sozialpartner kennen. Er erkennt seine Bezugspersonen. Behält man den Welpen so lange auf dem Arm, bis er eingeschlafen ist, ist das für ihn eine sehr nützliche Erfahrung.
Wenn uns unser Hund abschleckt, mit der Nase gezielt gegen unser Gesicht stupst, ist das Schnauzenzärtlichkeit und sagt uns, dass er sich uns freundschaftlich unterwirft. Wenn wir hierbei den Kopf wegdrehen, beleidigen wir ihn nicht, wir sagen ihm dann nur, dass wir so hoch über ihm stehen, dass wir diese Geste gar nicht nötig haben.
Der bekannte englische Hundeexperte John Rogerson geht davon aus, dass es vor allem dann Probleme mit Fingerbeißen gibt, wenn die Welpen mit zu wenig unterschiedlichem Spielzeug aufwachsen mussten. In Ermangelung einer Alternative haben sie nämlich gelernt, ihre Spielbisse immer nur an den Geschwistern auszuleben. Mit zunehmendem Alter und wachsender Intensität des Spiels entsteht dabei leicht das Gegenteil einer funktionierenden Beißhemmung – die Welpen lernen, die Schmerzreaktion ihres Gegenübers einfach zu übergehen und weiterzuspielen. Wir bieten ihnen deshalb immer viele unterschiedlichen Gegenstände wie Hundespielzeug, aber auch die Joghurtbecher nach dem Füttern.
Die Rangordnung im Rudel wird bei Wölfen immer wieder im täglichen Umgang miteinander gefestigt. Dazu gehört Spielen genauso wie Streiten. Wölfe müssen die Kraft und Gefährlichkeit ihres Gebisses gut einschätzen, kontrollieren und richtig dosieren können. Früher hielt man diese Fähigkeit, die sog. Beißhemmung, für angeboren. Heute wissen wir, dass sie rechtzeitig erlernt werden muss, bevor der Zahnwechsel vollzogen ist.
Junge Wölfe balgen mit ihren Geschwistern herum und fangen an, ihre Mutter und andere erwachsene Tiere zu belästigen, z.B. an deren Ohren und Schwänzen zu ziehen. Zu Beginn dulden die Erwachsenen das auch, aber sobald die Welpen etwas größer sind, werden sie deutlich in ihre Schranken gewiesen. Auch Grobiane lernen, ihre Zähne dosiert und vorsichtig einzusetzen.
Bei einem Welpen, der ab der 8. Lebenswoche bei seinem neuen Besitzer lebt, müssen die neuen Familienmitglieder diesen noch nicht abgeschlossenen Lernprozess weiterführen, damit der kleine Hund seine Beißhemmung entwickeln kann. Der Welpe muss lernen, dass Menschen kein Fell besitzen und man deshalb seine Zähnchen sogar noch behutsamer einsetzen muss als bei den felligen Geschwistern.
Wir legen unsere Hand häufig in die Schnauze des Welpen und spielen mit ihm. Wir schreien laut auf, wenn er seine Zähne zu grob einsetzt. Egal, ob er in unsere Haut oder „nur“ in ein Kleidungsstück beißt. Denn er könnte auch mal unsere Haut unter dem Stoff erwischen. Auch niemals die Hand plötzlich wegziehen, da dies das Nachschnappen auslöst. Wird er im Spiel zu ruppig, brechen wir mit einem Aufschrei das Spiel ab und spielen erst nach einer Pause weiter. Die Aufforderung dazu sollte unbedingt von uns ausgehen. Der Welpe muss also lernen, seine Zähne auch im Spiel nicht zu unserem Schaden einzusetzen, dass das Spiel sofort abgebrochen wird, wenn er zu fest zubeißt und dass Beißen nicht geeignet ist, um unsere Zuwendung zu erlangen.
Sehr wichtig für die Entwicklung des emotionalen Gleichgewichts scheint auch die Loslösung von der Mutter zu sein. Normalerweise zieht eine reizreiche Umwelt die Aufmerksamkeit der Welpen immer mehr von der Mutter weg. Welpen, die in abwechslungsarmer Umgebung aufwachsen, neigen zu einer übermäßigen Bindung an die Mutter bzw. die Bezugsperson. Das kann zu Trennungsängsten und allen damit zusammenhängenden Problemen führen, wie z.B. ständiges Bellen, Zerstören von Möbeln usw.
Der tiergerechte Umgang mit unserem Hund fordert deshalb nicht nur Respekt vor seiner Andersartigkeit und Einzigartigkeit, sondern vor allem eine Fürsorge, nach der er so weit wie möglich wirklich Hund sein darf, der durch eigenes Tun etwas bewirken muss. Schon der Saugwelpe muss aus eigenem Antrieb die mütterliche Zitze finden. An der Entwicklung eines sicheren Wesens ist in elementarer Weise das gefühlsmäßige Erleben beteiligt, durch eigenes Tun etwas zu bewirken und zu bewältigen. In dieser Selbstwirksamkeit liegt ein hoher Belohnungseffekt, der außerordentlich stark auf die Bildung von Selbstvertrauen und Wesenssicherheit wirkt. Damit dieser Prozess in der Praxis effizient zustande kommen kann, braucht es bereits im Welpenalter solche Lerngelegenheiten wie das Balanceboard, das bei angemessenem Risiko gute Aussichten auf Erfolg hat und gerne als Herausforderung angenommen wird.
Es findet eine Selbstbelohnung statt, die ihn ermutigt, nach und nach noch höhere Herausforderungen anzunehmen. Zum Ausgleich der selbst erzeugten Wackelbewegungen wird der Gleichgewichtssinn herausgefordert. Damit werden gleichzeitig nahezu alle anderen Sinne des Organismus geweckt und ihre zahlreichen Einzelleistungen mehr und mehr zu einer Gesamtleistung zusammengeführt. Lernen findet hier auf ganz verschiedenen Ebenen und in höchst intensiver Weise statt und Lernen ist umso wirkungsvoller, je mehr Sinne beteiligt sind.
Die Welpen gehen jetzt immer geschickter mit Spielsachen und Hindernissen um. Sie lernten, Probleme zu lösen. Außerdem werden die Spiele untereinander immer wilder. Sie sehen immer besser. Während sie früher noch einfach über Kanten kullerten, weil sie sie wohl noch nicht wahrnehmen konnten, erkennen sie sie jetzt und meistern Hindernisse bewusst. Hunde brauchen regelmäßige Herausforderungen, die ihren Organismus und ihr Gehirn entsprechend ihrem Leistungsvermögen angemessen beanspruchen, aber keine schädlichen Überforderungen.
Wir legen Kartons nach draußen, die für die Altpapierabfuhr bestimmt sind und sie werden sofort willkommen als Spielparcours angenommen und benutzt.
Bei Kindern sollte ein junger Hund immer zuerst nur ein Kind auf einmal kennenlernen. Ein hungriger Hund ist sehr leicht davon zu überzeugen, dass auch Kinderhände mit Futter eine gute Sache sind und so lernt er, ihnen zu vertrauen, sogar, wenn sie sich schnell bewegen. Da er keine Angst davor hat, gibt es auch keinen Grund danach zu schnappen. Also lassen wir Kinder, die das schon können, den Welpen aus der Hand füttern und die, die dazu zu schüchtern sind, den Futternapf halten. Das Verhältnis zu Kindern und anderen Haustieren kann man gut über positive Verstärkung lenken. Wir belohnen erwünschtes und ignorieren unerwünschtes Verhalten. So können keine negativen Verknüpfungen entstehen.
Wir haben deshalb immer wieder Betriebsausflüge mit der Hündin und ihren Welpen in fremdes Gelände durchgeführt und verbinden es mit dem Autofahren. Carmen setzt sich mit den Welpen in den Kofferraum. Es wird so lange gefahren, bis alle eingeschlafen sind und dann wird es später auch keine Probleme damit geben.
Wir haben mit Spaziergängen auf der Straße vor dem Haus und entlang der Schüpfbach begonnen und uns dann langsam gesteigert.
Denn in der Gemeinschaft werden Belastungssituationen sehr viel leichter ertragen. Auch wird der angeborene Folgetrieb an fremden Orten dadurch stark gefördert. Anfangs stellen sich die Welpen an einem neuen Spielplatz wie z.B. beim Überwinden eines liegenden Baumes oder eines kleinen Hügels nicht sonderlich geschickt an. Immer wieder rutscht einer ab oder überschlägt sich sogar. Aber das wird immer besser. Das Ufer der Umpfer wird ergründet, auf ein Bad verzichten wir witterungsbedingt.
Umweltgewöhnung in Begleitung der Mutterhündin und uns Welpenbetreuern ist sehr wichtig für die Entwicklung des Welpen. Frühe Erfahrungen in Probleme lösen und dabei Erfolg haben, helfen dem Hund später, schneller, selbständig und stressfreier Hindernisse zu überwinden oder Probleme zu bewältigen. Wenn sie ihr gewohntes Terrain nicht verlassen dürfen, verpasst man also sehr viel bei ihrer Entwicklung. Wir konfrontieren die Welpen mit vorbei fahrenden Zügen, indem wir uns auf der Wiese neben den Gleisen aufhalten.
Eine neue Erfahrung wird gleichzeitig mit der in dieser Situation empfundenen Gefühlslage im emotionalen Gedächtnis abgespeichert. Je stärker bei einem Erlebnis das dabei Empfundene unter die Haut geht, umso nachhaltiger wird es abgespeichert – umso leichter kann es danach in ähnlichen Situationen immer wieder wachgerufen werden. Auch der Aufenthalt neben der Autobahn und auf der Autobahnbrücke gehört zu unserem Besuchsprogramm mit den Welpen, auch wenn ein sehr besch….Wetter herrscht. Sie zeigen sich dabei völlig unbeeindruckt und schlafen irgendwann sogar ein. Zum 1. Mal sehen sie einen Golden Retriever und erleben Windräder.
Das situationsbezogene Verhalten der beteiligten Fürsorgegaranten (Mutterhündin und Züchter) spielt dabei eine beachtliche Rolle. Denn die reiferen Welpen beobachten gerade in ungewohnten Situationen immer auch das Verhalten von diesen. Über den Weg der Stimmungsübertragung lassen sie sich von deren Verhalten anstecken und übernehmen ihre Reaktionen. Dieser versteckte Weg des Lernens legt dem Züchter eine nicht zu unterschätzende Sorgfalt bei der vorausgehenden Entscheidung über die Eignung seiner Zuchthündin auf. Aber auch dadurch, wie er persönlich die Welpen an neue Situationen heranführt, ist er an den Ergebnissen ihres Bedeutungslernens beteiligt. Dabei geht es keinesfalls immer nur um positive oder negative Einordnungen. Hunde müssen auch lernen, dass vieles für sie keine Bedeutung hat. Das Äpfel fressen unter den Bäumen haben sie sich schnell von den Althunden und ihrer Mutter abgeschaut.
Das, was als negative Erfahrung eingeordnet wurde, wird immer wieder zuerst Angst machen. Und wenn sich Organismus und das Verhalten eines Hundes ständig in der Alarmstimmung der Angst befinden, erwachsen aufgrund der überhöhten Stressreaktionen gesundheitliche Probleme. Wenn ein Hund zittert, dann ist er durch den Stress allerdings schon ziemlich durch. Wenn ein Hund seine Angst nicht überwinden kann wird es zur Phobie. Aber es ist keine menschliche Phobie. Die Hunde sitzen nicht den ganzen Tag da und überlegen zwanghaft über ein traumatisches Erlebnis nach. Sie reagieren. Bei ihren evtl. Ängsten und Phobien handelt es sich um konditionierte Reaktionen, also bedingte Reflexe. Und wenn man die Grundlagen der Hundepsychologie kennt, kann man jede Konditionierung auch wieder aufheben. Im Schlaf verarbeiten sie ihre Erlebnisse.
Aber leider wird dem Welpen nach jeder schlechten oder unangenehmen Erfahrung meist sofort ein Trostpflaster verabreicht. Es erfolgt meistens eine erhöhte soziale Zuwendung z.B. in Form von Trost, und zwar immer dann, wenn der Hund Angst zeigt, aufjault, das Pfötchen hebt, winselt, lahmt etc. Die Intelligenz eines Hundes geht in dieser Beziehung jedoch weiter, als die des Hundebesitzers und es kann zu schauspielerischen Höchstleistungen kommen. Wehleidigkeit und Unselbständigkeit sind davon die Folge. Solch ein menschliches Verhalten widerspricht in der Natur jeder Überlebensstrategie.