Hoomer und Hinja wurden bereits 4 Wochen alt

Hoomer und Hinja wurden bereits 4 Wochen alt

Die 3. Lebenswoche (22-28 Tag) war eine äußerst sensible Phase. Deshalb war hier eine längere Trennung von der Mutter zu vermeiden. Denn ein Welpe beginnt sich zu fürchten, wenn nichts Vertrautes in seiner Umgebung ist oder er erschrickt auch einmal. Er darf nicht überfordert werden, man darf ihm nicht unbedingt etwas beibringen wollen, aber man muss ihn trotzdem bis zur 4. Lebenswoche hin und wieder mildem Stress aussetzen, um das Nervenkostüm zu stärken. Das haben wir wie immer getan.

Sie wiegen jetzt wie folgt: Hoomer – 882 Gramm und Hinja – 744 Gramm.

Wolfswelpen verlassen mit 3 Wochen erstmals ihren Bau. Wir merken dies an unseren Welpen, da sie angefangen haben, ihre eigenen Wege zu gehen. Sie versuchen aus dem Wurfraum zu klettern und fühlen sich auch außerhalb des Wurfraumes recht wohl, sind neugierig in unserem Wohnzimmer unterwegs. Kimba säugt sie auch außerhalb des Wurfraumes.

Sie brauchen jetzt keine Hilfe mehr, um sich zu lösen, und hinterlassen kleine Seen und Würstchen. Sie schlafen jetzt auch außerhalb des Wurfraumes und es macht ihnen nichts mehr aus, auch mal allein zu sein.

Von ihrer Entwicklung sind Kleinspitzwelpen bisher langsamer wie unsere Schäferhundwelpen und haben erst jetzt angefangen Dominanzspiele mit den Geschwisterchen zu spielen. Sie handeln bewusster und fangen an zu bellen, wenn sie etwas hören. Sie fletschen die Zähne und knurren, fangen an, Dinge mit den Pfoten zu berühren. Mit der Fortbewegung beginnt für jeden einzelnen Welpen das Erobern seiner Welt. In dieser Phase müssen wir uns als Züchter noch stärker in das Aufzuchtgeschehen einbringen, ohne dabei die natürlichen Wechselbeziehungen zwischen den Welpen und Kimba zu stören.

Zusammen mit der vermehrten Umweltwahrnehmung und den größeren Bewegungsmöglichkeiten sieht man jetzt auch erstmals, dass sich die Welpen miteinander beschäftigen. Hier sind die ersten Anfänge von Spielverhalten zu beobachten. Unterstützt wird dies durch die erweiterten Verwendungsmöglichkeiten der Zunge. Während sie zuvor ausschließlich zum Nuckeln gebraucht wurde, können die Hundebabys damit jetzt auch lecken, z.B. ein Geschwisterchen.

Jetzt wird auch die Koordination von ihnen besser, obwohl die Bewegungen noch sehr grob und tollpatschig sind. Die Mimik fängt jetzt an sich zu entwickeln, es werden Grimassen geschnitten. Mundwinkelstoßen, Pfötchen geben (Milchtritt), Schwanzwedeln und einklemmen der Rute sowie Drohgebärden sind zu beobachten. Die Welpen beschnuppern sich gegenseitig und fangen an, sich untereinander wahr zu nehmen. Außerdem zeigen sie jetzt die ersten Anfänge von Besitzverhalten. Sie verfügen bereits über eine Drohmimik.

Wir haben ja angefangen den Welpen Welpenmilch und auch Ziegenmilch zu geben und sie haben sie sofort angenommen, wie die kommenden Bilder zeigen. Der Rest ist für Kimba, die sich sehr darüber freut. Denn auch sie steht auf Ziegenmilch.

Wenn der Welpe Flüssigkeit richtig auflecken kann, ist er im Allgemeinen auch soweit, feste Nahrung zu sich zu nehmen, z. B. feines Hackfleisch. Wir bieten es den Welpen in Ziegenmilch eingeweicht an.

Wieder scheint die Natur diese Entwicklung optimal zu fördern. Mutter Kimba ist jetzt nicht mehr so oft bei den Welpen. Kommt sie dann, legt sie sich nicht immer hin, sondern die Kleinen müssen auch mal die Nuckelstellen finden, wenn die Hündin sitzt oder sie versuchen es sogar, wenn sie steht. Dadurch trainiert sie ihre Kleinen zu immer mehr Körperbeherrschung.

Eine gute Mutterhündin bevorzugt niemals einen ihrer Welpen, sie behandelt alle gleich gut oder gleich schlecht. Und immer sind Hündinnen dominant über ihre Welpen. Sie setzt Grenzen und lässt ihre Erziehungsmaßnahmen niemals zum falschen Zeitpunkt erfolgen.

Kimba wird merklich strenger in ihrer Disziplin und ihren Korrekturen. Es gibt keine Phase in der Frühentwicklung der Welpen, in denen ihnen die Mutter kein Vorbild in Sachen Führung wäre und keine klaren Regeln und Grenzen setzt.

Bei Hundewelpen übernimmt die Mutterhündin die erste Funktion des Fürsorgegaranten. Die Instinktsicherheit der Hündin ist entscheidend daran beteiligt, ob sich bei ihrem Nachwuchs jeweils eine ausreichende emotionale Sicherheit und demzufolge eine sichere Bindung entwickeln kann.

Kimba stupst ihren Nachwuchs regelmäßig beinahe unsanft an einzelnen Körperteilen an, dreht ihn scheinbar grundlos um und verändert dessen Körperposition. Und wenn sie dann noch ihre Welpen ständig ableckt und putzt, desto größer ist der Anteil an Stressprävention, den sie selbst für ihren Nachwuchs leisten kann.

Die Welpen werden weiterhin mit unterschiedlichen Gegenständen in der Wurfkiste konfrontiert. Bälle, Plüschtier u.a. Gegenstände regen die Wahrnehmung an. Ein paar aufgehängte Plastikfigürchen von einem Babyspielzeug vom Flohmarkt sorgen für Geräusche, bewegen sich und können festgehalten werden. Außerdem lernen sie, den Blick auch nach oben zu richten.

Im praktischen Aufzuchtsalltag brauchen die Welpen neben unserer Zuwendung und viel Zeit immer wieder neue und schrittweise größere Herausforderungen, an denen sie durch Selbstwirksamkeit wachsen können. Die Herausforderungen und Aufgaben müssen dem Entwicklungsstand entsprechen. Sind sie nicht auf direktem Weg zu lösen, müssen sie alternativ durch Cleverness bewältigbar sein.

Es gibt sogar die noch nicht endgültig bewiesene Theorie, dass Welpen, die in ihren ersten Lebenswochen viel in die Hand genommen, mal kurz auf den Kopf gestellt oder auf den Rücken gelegt werden, später keine Probleme beim Autofahren bekommen, ihnen also nicht schlecht wird beim Fahren. Das Autofahren haben unsere Welpen bis jetzt schon zweimal absolviert.

Milde Stressoren haben eine positive Auswirkung auf die Entwicklung. Sie können die Krankheitsresistenz steigern, eine emotionale Ausgeglichenheit unterstützen und späteres Lern- und Problemlöseverhalten verbessern. Ein Stressor ist z.B., wenn man Hunger hat und sich nach etwas Ess-/Trinkbarem umschauen muss. Diese Erfahrung sollte man dem Welpen nicht nehmen. Ähnlich ist es mit der Temperatur. Für weitere milde Stressoren kann man sorgen, indem man die Welpen öfter mal in die Hände nimmt. Dadurch wird der Geruchssinn angeregt. Die Welpen merken, dass die Hand anders riecht als Mama oder die Geschwister. Und auch der Gleichgewichtssinn wird stimuliert.

Verschiedene Bodenbeläge sind für die Welpen eine interessante Herausforderung: Spielend erobern sie jeden Zentimeter ihrer Umgebung und erkunden neugierig nach und nach ihre Umwelt. Unser rutschiger Wohnzimmerboden ist ein echte Herausforderung für sie. Weil sie diese Erfahrung jedoch selbständig machen und mit Erfolg meistern, können sie sich später überall sicher bewegen.

Man muss ihre Umgebung auch immer wieder verändern, nach und nach etwas hinzufügen und etwas bekanntes wieder entfernen, um für neue Herausforderungen und Reize zu sorgen. Entscheidend ist dabei, dass durch diese Eroberung neuer Dinge das dopaminerge System im Gehirn der Welpen in Gang kommt, indem sie letztlich lustvolle Erlebnisse aus der Konfrontation mit dem ursprünglich einschüchternden Reiz gewinnen. Jede dieser Situationen bildet so ein Modell für die spätere Einstellung der Welpen gegenüber Unvorhergesehenem. Wer viele verschiedenen Objekte mit dieser positiven Erfahrung verknüpft hat, wird sich später über das Auftauchen neuer Dinge freuen, womit das psychische Immunsystem gegen Angstprobleme weiter gestärkt wird.

In einem Versuch wurden z.B. Hunde die ersten Lebensmonate in einer Umgebung gehalten, die sehr wenig Anreize für die Sinnesentwicklung bot. Im Vergleich zu Hunden, die in normaler richtiger Umgebung aufwuchsen, verhielten sie sich regelrecht hyperaktiv. Sie lernten auch viel schlechter. Wenn sie sehr aufgeregt waren, hatten sie eine deutliche Tendenz zu stereotypem Verhalten – das sind sich zwanghaft wiederholende Verhaltensweisen, wie z.B. das im Kreis drehen, lecken usw. Bestimmte Teile des Gehirns konnten sich nicht entwickeln. Dadurch kam es zur Hyperaktivität.

In derselben Lektion lernt der Welpe auch bereits Beschwichtigungsgesten sinnvoll einzusetzen. Er entdeckt nämlich, dass Verhaltensweisen wie sich klein machen, die Ohren anlegen, eine Pfote hochheben, wegschauen oder auf den Rücken rollen den Zorn der Mutter oder anderer älterer Rudelmitglieder besänftigen. Die so gelernten Signale üben die Hunde untereinander im Spiel. Sie lernen, wie die Geschwister reagieren, wenn sie mal laut knurren oder auf den Rücken werfen und sich nicht mehr bewegen.

„Oma Raycka“ ist zu einer wichtigen Bezugsperson, Erzieherin und Betreuerin der Welpen geworden.

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