Unser Jubiläumswurf wurde 7 Wochen alt
Unsere Welpen wurden 7 Wochen alt, haben nunmehr einen Namen und wiegen wie folgt:
Philia (gelbes Halsband) – 5440 Gramm; Priya (hellgrünes Halsband) – 5690 Gramm; Polly (rosafarbenes Halsband) – 4850 Gramm;
Patriot (rotes Halsband) – 5510 Gramm; Parker (hellblaues Halsband) – 6120 Gramm; Piet (orangefarbenes Halsband) – 7360 Gramm; Prinz (dunkelblaues Halsband) – 6420 Gramm; Pixel (dunkelgrünes Halsband) – 6330 Gramm.
6 LW alte Welpen entwickeln einen recht beachtlichen Betätigungsdrang und erstaunliche Aktivitäten und können auch sehr erfinderisch sein. Sie entdecken z.B., dass ihre Pfoten gut geeignete Grabwerkzeuge sind. Hat man etwa von Interesse gefunden, dann verdrückt man sich damit ganz schnell hinter den nächsten Busch oder, damit es keiner wegnehmen kann. Was allerdings nur sehr seltengelingt.
Mit 6-7 Wochen werden die rauen Spiele der Welpen untereinander irgendwie geordneter. Es gibt schon gewisse Spielregeln. Sie zeigen auch immer deutlicher Angst in unbekannten Situationen. Allerdings überwiegt meist noch die Neugier und nach kurzem Zögern überwinden sie sich doch und trauen sich. Das Gehirn ist nun wie bei einem erwachsenen Hund entwickelt.
Im Alter von 2 Wochen drängten sie sich noch eng zusammen, weil sie die Wärme und Nähe der Wurfgeschwister brauchten. Es gab noch keine ernsthafte Rivalität. In der 6./7. Lebenswoche herrschen jedoch spielerische Rangkämpfe und ein rauer gewordener Umgang miteinander vor.
Unter den Welpen wurden und werden heftige Balgereien und Kampfspiele ausgefochten, um Überlegenheit auszuprobieren und Kräfte zu messen. Innerhalb eines Wurfes haben die Welpen eine soziale Rangordnung, die sich ständig ändert. Ein Welpe führt und der Rest folgt, aber der Führer ist immer ein anderer. Unsere Welpen begannen nun auch, die Rangordnung festzulegen und einen „Oberhund“ ebenso wie einen „Unterhund“ zu bestimmen.
Ein Kräftemessen unter den Welpen beginnt oft als freundliches Spiel. Die Welpen rollen übereinander, blecken die Zähne oder starten Scheinangriffe. Plötzlich liegt einer unten und einer oben. Dann schlägt das Spiel in einen Wettkampf um. Der obere Welpe wird steif, die Rute wird erhoben. Er zieht die Nase kraus, fletscht die Zähne und züngelt. Ist der untenliegende Welpe dem oberen gewachsen, macht er sich ebenfalls steif, stemmt sich dagegen, runzelt die Nase und fletscht die Zähne. Sie verharren beide knurrend und fletschend. Auf einmal scheinen sie eine Entscheidung zu treffen, die man kaum deuten kann. Der obere Welpe entspannt sich, der untere Welpe kann sich befreien.
Der größte, kräftigste und rauflustigste Rüde muss in einem Raufspiel nicht zwingend der „obere“ Welpe sein. Noch sind die Welpen nicht für echte Kämpfe ausgerüstet. Die Zähne sind zwar spitz, können aber keine ernsthaften Verletzungen verursachen. Dies ändert aber nichts daran, dass die Welpen ihre Kämpfe trotzdem sehr ernst nehmen und sich dabei oft „furchterregend“ anknurren.
Im lustvollen (Fang-)Spiel mit den Wurfgeschwistern werden bei den richtigen Lerngelegenheiten jene prinzipiellen Methoden entwickelt, die immer wieder dazu gewonnen Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen. So entstehen Strategien fürs Leben. Während des Spiels imitieren die Welpen erwachsene Hunde und üben dabei deren Verhaltensweisen ein. Sie spielen Jagen und Töten und halten die getötete Beute fest.
Siegen und gewinnen über eine Beute ist für die Persönlichkeitsreifung und die damit verbundene Selbstbewusstseinsentwicklung enorm wichtig. Das Triebziel wird erreicht durch Zubeißen und Festhalten und bestehende Ängste, Unsicherheiten und Konflikte werden überwunden durch sinnvolles Bestätigen.
Das Eingreifen in natürliche aggressive Auseinandersetzungen unterbindet das notwendige soziale Lernen und ist daher kontraproduktiv. Nur in seltenen Ausnahmefällen kann ein Eingreifen notwendig werden, wenn z.B. der unterlegene Welpe wirklich nicht mehr in der Lage ist, die Situation aus eigenem Vermögen zu bewältigen. Sichtbar wird dies, wenn der betreffende Welpe gehäuft und intensiv Konfliktreaktionen zeigt.
Überhöhte Aggressivität kann durch unbegrenztes gewähren lassen genauso entstehen wie durch häufiges oder ständiges Unterdrücken des natürlichen Durchsetzungsbestrebens. Artgemäße Disziplinierungsmaßnahmen sind der „Über-den-Fang-Griff“, das „Auf-den-Rücken-Drehen“ oder der Nackengriff.
Nackenfellschütteln tritt allgemein mehr unter Welpen auf. Sie zeigen es vor allem im Verlauf sozialer Auseinandersetzungen. Eberhard Trumler hat den Griff in das Nackenfell und das Nackenfellschütteln als wirkungsvolle Disziplinierungsmaßnahme empfohlen. Es muss jedoch das Nackenfell geschüttelt werden und nicht der Hund, so dass es nichts mit dem Totschütteln zu verwechseln ist.
Im Rollenspiel wird auch immer wieder verlieren können gelernt. Denn Verlieren können erfordert nicht nur im Falle des Hundes eine gewisse Stärke. Es verhindert das Wachsen unnötiger Ängste und damit das Entwickeln unangemessener Aggressionsbereitschaft. Wurden die Welpen im Verlauf ihrer Entwicklung immer aktiver und aufmüpfiger mussten sie die Erfahrung machen, dass die Mutter sie blitzschnell am Nackenfell gepackt und auf den Rücken gedreht hatte.
Sie lernen dabei auch, dass sie eine zugespitzte Situation durch die Rückenlage beenden können. Wohl nicht umsonst hat Jaaki ein paar besondere Welpen ihres Wurfes immer wieder im Blickfeld und diszipliniert sie.
Ein Stock, ein Spielzeug oder auch nur ein Joghurtbecher bedeutet Hundewelpen so viel wie den Katzenkindern ein Wollknäuel. Der Welpe bekaut und benagt das Teil, denn die Kaumuskeln müssen genauso trainiert werden, wie die des Rückens und der Beine. Das Teil muss sich auch zum Beuteschütteln, Verstecken, Suchen und Davontragen eignen. Will ein Welpe allein mit dem Teil spielen, trägt er es weg und legt sich mit dem Rücken zu den anderen Welpen hin. Trägt er es jedoch hocherhobenen Hauptes und Schwanzes an den anderen Welpen vorbei, ist das meist der Startschuss für eine Hetzjagd, die nie lange dauert, denn der Welpe stolpert über das Teil, wird eingeholt und eine wilde Streiterei spielerischer Art entbrennt um den Besitz des kostbaren Gegenstands.
Eine neue Erfahrung wird beim Welpen gleichzeitig mit der in dieser Situation empfundenen Gefühlslage im emotionalen Gedächtnis abgespeichert. Je stärker bei einem Erlebnis das dabei Empfundene unter die Haut geht, umso nachhaltiger wird es abgespeichert – umso leichter kann es danach in ähnlichen Situationen immer wieder wachgerufen werden. Das situationsbezogene Verhalten der beteiligten Fürsorgegaranten (Hündin und Züchter) spielt dabei eine beachtliche Rolle. Denn die reiferen Welpen beobachten gerade in ungewohnten Situationen immer auch das Verhalten von diesen. Über den Weg der Stimmungsübertragung lassen sie sich von deren Verhalten anstecken und übernehmen ihre Reaktionen.
Wir gewöhnten die Welpen auch an den Rasenmäher u.a. Hindernisse, Gerätschaften, Situationen etc.
Dieser versteckte Weg des Lernens legt dem Züchter eine nicht zu unterschätzende Sorgfalt bei der vorausgehenden Entscheidung über die Eignung seiner Zuchthündin auf. Aber auch dadurch, wie er persönlich die Welpen an neue Situationen heranführt, ist er an den Ergebnissen ihres Bedeutungslernens beteiligt. Dabei geht es keinesfalls immer nur um positive oder negative Einordnungen. Hunde müssen auch lernen, dass vieles für sie keine Bedeutung hat.
Ruhe und Gelassenheit ist in den meisten Lernsituationen der beste Lehrmeister – ganz gleich, ob negativ, positiv oder neutral.
Wiir freuten uns natürlich wieder über die vielen Besuche / Besucher unserer Welpen, die alle zur positiven Prägung auf Menschen beitrugen.
Bindung baut man nicht nur über engen Körperkontakt, Schmusen und gemeinsames Spielen auf. Bindung baut man eben auch darüber auf, dass man mit dem Welpen ihm unheimlich erscheinende Situationen übersteht und ihm Dinge beibringt. Toll wie unsere „Laudafraktion“ mitmachte und die Welpen mit einem fremden Outfit, Geräuschquellen und der Reizangel konfrontierten.
Das Wesen des Hundes finden wir nicht in seinen Genen, sondern in unserer Fähigkeit, sein Vertrauen zu gewinnen. Denn erst durch eine sichere Bindung zu uns Menschen kann sich das psychische Leistungsvermögen des Hundes uneingeschränkt entwickeln und sich sein Lernverhalten optimal entfalten. Dazu muss vom Fürsorgegaranten mit Gefühl und Verstand jeweils die richtige Balance zwischen Chance und Risiko gefunden werden.
Während der Früh- und Jugendentwicklung stellt sich der Organismus erfahrungsabhängig durch körpereigene Regelvorgänge auf sein zukünftiges Betriebsniveau ein. Emotionale Unsicherheit durch eine unsichere Bindung kann an der Nervosität genauso beteiligt sein wie Reizüberflutung oder falsch verstandene Frühförderung.
Auch im täglichen Umgang mit dem Hund gibt es zahlreiche Möglichkeiten, seine Nervosität unbewusst und unerkannt zu steigern. Neben unregelmäßigen Tagesabläufen und verunsichernden Umgangsformen durch fehlende Konsequenz kann daran auch die Stimme des Hundehalters beteiligt sein. Eine ständig hohe oder gar schrille Stimme hat aufgrund ihres Aufforderungscharakters über den Weg der Stimmungsübertragung einen die Nervosität steigernden Einfluss.
Da wir in der Beziehung zu unserem Hund die Rolle des Leittieres einnehmen müssen, sollten wir, sobald die Verständigung mit unserem Welpen in den Grundzügen funktioniert, nicht mehr überwiegend den Aufforderungen des Welpen nachkommen, sondern selbst das Geschehen steuern. Verpassen wir diesen Wendepunkt, so besteht die Gefahr, dass sich die Rangordnung zwischen uns und unserem Hund schleichend zugunsten des Hundes entwickelt. Orientieren wir uns an Jaaki.
Macht ein Welpe in einer neuen Situation eine schlechte Erfahrung, wird er solche und/oder ähnliche künftig meiden oder gar vor ihnen flüchten. Wenn ein Welpe ein Hindernis überwinden oder ein Problem lösen soll, wozu er noch gar nicht in der Lage ist, wird sich die Erfahrung des Scheiterns und das Gefühl der Hilflosigkeit entsprechend dem Grad seiner negativen Erregung mehr oder weniger tief in seinem emotionalen Gedächtnis abspeichern. Ein korrigierendes Umlernen ist meist nur schwer oder gar nicht mehr möglich. Wir müssen z.B. so Hilfeleistungen bieten, dass er es gar nicht bemerkt, sondern als eigene Bewältigung / Leistung einstuft.
Aber das, was als negative Erfahrung eingeordnet wurde, wird immer wieder zuerst Angst machen. Und wenn sich Organismus und das Verhalten eines Hundes ständig in der Alarmstimmung der Angst befinden, erwachsen aufgrund der überhöhten Stressreaktionen gesundheitliche Probleme. Wenn ein Hund zittert, dann ist er durch den Stress allerdings schon ziemlich durch. Wenn ein Hund seine Angst nicht überwinden kann wird es zur Phobie. Aber es ist keine menschliche Phobie. Die Hunde sitzen nicht den ganzen Tag da und überlegen zwanghaft über ein traumatisches Erlebnis nach. Sie reagieren. Bei ihren evtl. Ängsten und Phobien handelt es sich um konditionierte Reaktionen, also bedingte Reflexe. Und wenn man die Grundlagen der Hundepsychologie kennt, kann man jede Konditionierung auch wieder aufheben.
Aber leider wird dem Welpen nach jeder schlechten oder unangenehmen Erfahrung meist sofort ein Trostpflaster verabreicht. Es erfolgt meistens eine erhöhte soziale Zuwendung z.B. in Form von Trost, und zwar immer dann, wenn der Hund Angst zeigt, aufjault, das Pfötchen hebt, winselt, lahmt etc. Die Intelligenz eines Hundes geht in dieser Beziehung jedoch weiter, als die des Hundebesitzers und es kann zu schauspielerischen Höchstleistungen kommen. Wehleidigkeit und Unselbständigkeit sind davon die Folge. Solch ein menschliches Verhalten widerspricht in der Natur jeder Überlebensstrategie.
Die Welpen gehen jetzt immer geschickter mit Spielsachen und Hindernissen um. Sie lernen, Probleme zu lösen. Außerdem werden die Spiele untereinander immer wilder. Sie sehen immer besser. Während sie früher noch einfach über Kanten kullerten, weil sie sie wohl noch nicht wahrnehmen konnten, erkennen sie sie jetzt und meistern Hindernisse bewusst.
Mit Ende der 6. LW sollte der Welpe auf jeden Fall schon Auto gefahren sein, ein Halsband kennen und seinem Züchter brav folgen, wenn dieser ihn ruft. Auto fahren haben wir zusammen mit der Mutter und den Geschwistern aufgebaut und sind schließlich mit dem Wohnmobil zu unserem Jubiläumstreffen in Stuttgart-Mühlhausen am 1. Mai gefahren. Carmen saß mit den Welpen im Wohnraum und auf dem Gelände des dortigen Hundevereins durften wir uns mit Wohnmobil und Hundeanhänger im Schatten niederlassen. Um den Anhänger herum bauten wir unsere Gitterumrandung auf, so dass die Welpen unter dem Anhänger Schutz suchen konnten. Über das Jubiläumstreffen werden wir später gesondert berichten, wenn die Welpen uns verlassen und wir wieder etwas mehr Zeit haben.
Je reifer der Welpe wird, umso mehr kommt der Züchter ins Spiel. Die Regulationsfähigkeit / das Urvertrauen muss sich jetzt einstellen. Je sicherer die Bindung des Welpen deshalb zu seinem Züchter war, desto leichter tut sich dieser dann bei der neuen Bindung an den Welpenkäufer.
Im schnellen Lauf der Welpenentwicklung nehmen die gemeinsamen Aktivitäten zwischen den kleinen Hunden und uns Züchtern zu. Wir müssen zuverlässig die Bedürfnisse der Welpen erkennen und sie anleitend beim Bewältigen zivilisationsbezogener Erfordernisse unterstzützen. Dadurch werden wir für die Hunde zu einem sog. Fürsorgegaranten.
Beobachtet man Wölfe und Hunde bei der Aufzucht ihres Nachwuchses, so hat man den Eindruck, dass die erwachsenen Tiere nicht nur einen schonenden, sondern oft auch einen eher gehemmten Umgang mit den Jungtieren haben. Manchmal scheint es regelrecht so, als hätten die Erwachsenen sogar Angst, wenn sie sich den aufdringlichen Attacken der Kleinen durch Ausweichen oder gar Flucht entziehen.
Wie frech ein kleiner Welpe auch sein mag oder wie sehr er auch auf einer Balgerei besteht, ein erwachsener Hund verliert ihm gegenüber nur selten die Geduld und wird böse. Eher hört man ein warnendes Knurren, und nützt das nichts, blitzen die Zähne. Reicht diese Drohgebärde nicht aus, stürzt sich der erwachsene Hund blitzschnell und laut knurrend über den Welpen und greift mit dem Fang über dessen Maul. Der Welpe hört daraufhin mit dem Spiel sofort auf und rollt sich als Zeichen der Unterwerfung auf den Rücken. Der erwachsene Hund steht auf und sucht sich einen ungestörten Platz. Wie ärgerlich ein erwachsener Hund auch immer sein mag, er wird einen Welpen nicht beißen oder physisch verletzen.
Besuchshunde sind ebenso teilweise gehemmt, wissen nicht recht, was sie tun sollen, wenn die Welpen sie im Rudel angehen, verbellen oder ihnen gar in die Zehen beißen oder an ihren Schwänzen ziehen. Aber die Welpen lernen sehr schnell, dass es gar nichts bringt, z.B. Gandhi wie ihresgleichen zu behandeln. Wenn man sie ärgert, dann grollt sie und geht weg oder sie fasst einen ins Auge und dann wirft sich der so angesprochene Welpe prompt auf den Rücken und bleibt geduldig so lange liegen, wie es Gandhi verlangt.
Das Ignorieren von Artgenossen ist eine natürliche Strategie des Sozialverhaltens. Im Rudel ignoriert das ranghohe Tier die Aktivitäten der rangniederen und bestimmt damit maßgeblich das weitere Geschehen. Diese hundliche Strategie kann auch für uns im Umgang mit unserem Hund behilflich sein, um die notwendige Sozialordnung zwischen Mensch und Hund herzustellen. Das Ignorieren als Disziplinierung darf aber, ganz besonders beim heranwachsenden Hund, nur sehr dosiert und befristet angewandt werden! Eine längere Anwendung kann die hohe psychische Verletzlichkeit eines Welpen sehr treffen.
Noch ein paar besonders schöne Besucherfotos und Welpenfotos zum Schluss.