4. Die Welpen wurden 2 Wochen alt

Mit etwas Verspätung kommt unser Bericht über die zweite Lebenswoche der Welpen. Zahnschmerzen und Zahnarztbesuche, eine Beerdigung, der 1. Geburtstag unseres Enkels Jonas, ein Familienfest u.a. sorgten dafür. Aber jetzt ist es endlich soweit.
2 Wochen alt wurden unsere 6 Welpen. Sie entwickeln sich super und sind schon „so schwer“ geworden:




Rüde gelb 1570 Gramm, Hündinnen: Orange 1510 Gramm, Grün 1460 Gramm, Rosa 1470 Gramm, Blau 1550 Gramm und Rot 1280 Gramm. Zusammen mit Danya alles sauber halten und bei den Welpen u.a. die Farbmarkierung auffrischen ist Routinearbeit. (Also Carmen ist keine Zigarrenraucherin geworden)







Die ersten beiden Wochen im Leben unserer Welpen lassen sich mit der gesamten Säuglingsphase beim Menschen vergleichen. Sie haben noch 90% von 24 Stunden geschlafern, nahmen nur Berührungen und Gerüche wahr, saugten, krabbelten und suchten die Wärme von den Geschwistern und ihrer Mutter Danya.




Das Verhalten der Welpen war hauptsächlich durch Reflexe gesteuert. Kreiskriechen war eine angeborene Strategie, um in den ersten 14 Tagen in den Schutz der Mutter zurückzukehren, da sie ja noch blind und taub waren. Dieses Verhalten geht mit dem sog. Pendelsuchverhalten, dem Hin- und Herwippen des Kopfes, einem Suchautomatismus einher.




Doch die Fähigkeit der Fortbewegung machte in dieser Zeit einen gewaltigen Sprung vorwärts. Die Welpen begannen auf allen 4 Beinen zu laufen. Sie purzeln dabei noch oft um, aber es klappt von Tag zu Tag besser. Anfangs fiel auf, dass sie beim Vorwärtsgehen den Kopf von einer Seite zur anderen pendeln ließen, wie schon in der Neugeborenenphase. Das hörte aber auf. Sie können sich jetzt schon selbständig wieder umdrehen, wenn sie auf den Rücken gedreht werden, können nunmehr rückwärtsgehen, und beim Saufen können sie nun schon kräftig die Zitzen mit den Vorderpfoten bearbeiten, um den Milchfluss kräftig anzuregen.









Das Hin- und Herpendeln des Kopfes und das damit verursachte „Sich im Halbkreis Bewegen“ wurden bisher robbend ausgeführt. Die Hinterläufe wurden zum Abstützen des Körpers benützt, um beim Saugen an den Zitzen nicht abzurutschen. Mit den Vorderläufen führten sie den Milchtritt aus. Außerdem benutzten sie diese, um einen anderen Welpen von einer mütterlichen Zitze zu verdrängen oder sich selbst nicht wegdrängen zu lassen. Kämpfe um die Zitzen finden bei Hunden häufig statt, da es keine Trinkordnung gibt. Der Suchreflex und der Saugreflex sind übrigens eine erste Form von Jagdinstinkt.





Auch das Gehirn entwickelte sich blitzschnell und begann bereits die Grundlage dafür zu legen, wie sie ihre Umwelt empfinden und darauf reagieren. Wir legen ab dieser Phase natürlich bereits immer wieder neue fremde Gegenstände in die Wufbox.






Sachkundige Züchter wissen, dass ein sorgfältig überwachtes Programm für den Umgang mit den Welpen in diesem Frühstadium bereits sehr wichtig ist. Denn es sorgt dafür, dass sie später besser in der Lage sein werden, Probleme zu lösen und effektiver mit Stressfaktoren, Herausforderungen und neuen Erfahrungen umgehen können.










Das von uns täglich durchgeführte Super Dog Programm endete nach 2 Wochen mit dem Fazit, dass alle 6 Welpen die Übungen entspannt mit sich machen ließen und keine Stresssymptome zeigten, weder in der Rückenlage noch beim Kopf nach unten halten. Nur die nasskalte Unterlage war ihnen „gottseidank“ nicht so angenehm.





















Wir konnten beobachten, dass sich Danya nunmehr immer wieder mal von den Welpen entfernte und sie scheinbar alleine ließ. Aber sie legte sich nur außerhalb der Wurfbox dort nieder, wo sie ihre Welpen immer noch gut beobachten und hören konnte. Und Hundebesuch der anderen Rudelmitglieder duldete sie noch nicht, machte nur eine Ausnahme bei KImba, unserer Jüngsten im Rudel.








Zum Saubermachen machen wir mit den Welpen einen Platzwechsel, um ungestört arbeiten zu können und gleichzeitig neue Reize für sie zu setzen.








Und wenn dann mal einer aus dem Hundebett fiel musste er sich eben zurück zur Futterquelle kämpfen, genau beorbachtet von Danya, die nicht mehr helfend eingreift wie noch in den ersten Lebenstagen.








Der erste Ausflug außerhalb der Wurfbox. Danya passte gut auf und überprüfte dann das vollstänndige Zurückbringen in den Wurfraum genau.






In der Natur ist es ja auch die Phase, wo die Mutterhündin die Welpen alleine lässt, um für Futter für sich zu sorgen. Ansonsten kann sie ja ihre Welpen nicht mehr ernähren. Deshalb nehmen wir sie jetzt wieder zu den 2 täglichen Rudelspaziergängen mit und das genießt sie, vor allem natürlich die Ballspiele.






















Die Welpen sind während ihrer Abwesenheit entspannt und ruhig und drehen erst auf, wenn sie wieder zurück ist, erst für Sauberkeit sorgt und sie dann erst trinken lässt.





Auch legt sie sich dann nicht mehr jedes Mal direkt zu ihnen, sondern legt sich ein Stück entfernt hin und die Welpen müssen zu ihr hin robben. Oder sie steht auch mal beim Säugen einfach auf, geht und hinterlässt großes Geschrei, dass sie nicht stört. Sind sie ruhig, kommt sie wieder und säugt weiter. So lernt der Welpe bereits jetzt mit Frustration umzugehen.


Hundebabys kommen übrigens zahnlos zur Welt. Nach 8-10 Tagen sind dann die ersten Zähne des Milchgebisses durchgebrochen, die Schneide- und Fangzähne kommen bis zum Ende der 3. Lebenswoche zum Vorschein, mit 8 Wochen sollte es komplett sein.





Ein holländischer Forscher behauptet, dass, wenn man Welpen im Alter zw. 7 und 10 Tagen mit menschlichem Unterarmschweiß einreibt, Bindung und Zuneigung an diesen Menschen deutlich verbessert werden. Da dies in der Praxis nicht umzusetzen ist fordern wir von den Welpeninteressenten verschwitzte Kleidungsstücke an und legen sie zu den Welpen. So gehört der Körpergeruch der neuen Besitzer zu den ersten aufgenommenen Gerüchen und verankert sich tief.




Bei der Geruchsprägung oder auch olfaktorischen Prägung handelt es sich um einen frühen, sehr tief greifenden Lernvorgang, der bestimmten geruchlichen Wahrnehmungen eine besondere Bedeutung zuweist. Wie auch bei anderen prägenden Lerneffekten, entsteht die Vorliebe für einen bestimmten Geruch während einer sensiblen Phase und bleibt anschließend weitgehend stabil.




Hunde können so beispielsweise auf den Geruch ihrer Art geprägt werden. Durch geschicktes Arrangieren prägender Lerneffekte können so Geruchsprägungen herbeigeführt werden, die zu außergewöhnlichen Verhaltensleistungen befähigen. Denken wir an Sprengstoff-/Leichen-/ Rauschgiftsuchhunde, Jagdgebrauchshunde etc.


Die seelische Entwicklung ist in dieser Zeit wichtiger als die körperliche, denn magere, klein gebliebene Welpen holen den körperlichen Rückstand schnell auf, ein seelisches Defizit jedoch hingegen nie. Fehlende Sozialisierungsprozesse wirken sich später wie Hirnverletzungen aus.


Die Übergangsphase, auch transitionale Phase genannt, war von einer rasanten Entwicklung zu mehr Unabhängigkeit gekennzeichnet. Zwischen 10 und 12 Tagen haben sich die Augen geöffnet, sehen tun sie jedoch erst um den 16./17. Lebenstag herum etwas, trotzdem sind sie auch da noch nicht voll sehfähig, weil die Retina erst mit 6 Wochen voll entwickelt ist.

Das Auge muss z.B. von einem Lichtstrahl getroffen werden, damit über die Nervenbahnen diese Information an das Sehzentrum in der Großhirnrinde weitergegeben werden kann. Jetzt erst werden die Zellen mit der Information belegt, wie ein Lichtstrahl aussieht. Über diesen Reiz von außen werden die Zellen aktiviert und für die Zukunft gebrauchsfähig gemacht.




Würde man die Augen der Welpen weiter geschlossen halten, könnte sich die Sehkraft nicht entwickeln. Wenn ein Auge nach der Geburt 6 Wochen lang künstlich verschlossen wird und sich erst dann öffnen kann, gibt es trotz einer normalen Entwicklung des Auges keine Sehfähigkeit. Dieses Handykap kann auch nicht wieder rückgängig gemacht werden. Die sensible Phase für die Entwicklung der Sehfähigkeit im Gehirn ist unwiederbringlich vorbei.


Wir denken da an Welpen, die in den ersten 8 LW im Dunkeln oder Halbdunkeln eines Stalles oder Verschlags aufwachsen müssen, wie es bei verschiedenen Hundevermehrern der Fall ist.




Bei einem Versuch wuchs zum Beispiel eine Katzenversuchsgruppe in einer Umgebung auf, in der es nur horizontale Linien gab, bei der anderen Versuchsgruppe nur vertikale Linien, also nur solche, die von oben nach unten verliefen. Die Kätzchen konnten später in einer normalen Umgebung die jeweils fehlenden Linien nicht wahrnehmen. Sie konnten z.B. Tischbeine oder Tischkanten nicht wahrnehmen.





Die Entwicklung der Sehfähigkeit ist ein schönes Beispiel dafür, wie sehr die Entwicklung des Welpen einerseits vom Wachstum und der Organisation des Nervensystems und andererseits von Umwelteinflüssen gesteuert wird. D.h. also, dass sich ohne die Umwelteinflüsse das Nervensystem nicht entwickeln könnte, und ohne das Nervensystem könnte sich der Welpe nicht entwickeln. Das ist alles eng miteinander verbunden.

Auch die ersten Menschenbesuche erhielten die Welpen und machten die wertvolle Erfahrung, dass es auch noch andere tolle Menschen außer den Züchtern gibt; z.B. Niklas, Jürgen, Diana, Bernd und Uli.













Wissenschaftliche Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass Welpen, die nur in den ersten 2 Wochen Kontakt zu einem Menschen hatten, später auf andere Menschen völlig panisch reagiert haben. Nur der Mensch, mit dem sie in den ersten 2 Wochen Kontakt hatten, wurde akzeptiert. Zwar wurde er nicht als Sozialpartner oder als Artgenosse akzeptiert, aber, durch den Geruch, als etwas Bekanntes.











Viele Züchter wollen in den ersten 4 LW auch überhaupt keinen Besuch an der Wurfkiste haben.
Wenn die Hündin damit kein Problem hat, empfehlen wir das Gegenteil. Ian Dunbar empfiehlt hierzu zum Beispiel, dass Welpen bis zum Alter von 12 LW mindestens 100 verschiedene Menschen kennengelernt haben sollten.







Die Welpen sollten nämlich von Anfang an von verschiedenen Menschen beschmust werden, damit sie unterschiedliche Gerüche wahrnehmen und kennenlernen. Es geht um regelmäßigen ruhigen Kontakt mit wechselnden Menschen, so dass sie von Anfang an Wohlbefinden und positive Gefühle mit dem Menschen verknüpfen. Später kommen dann der Anblick und die Stimme dieser Menschen hinzu, wenn sie sehen und hören können.














Je mehr Menschen mit den Welpen schmusen und kuscheln, desto öfter haben sie Menschen- statt Hunde-/Geschwistergeruch in der Nase. Der erste, wichtige Schritt für die Bindungsanbahnung zum bzw. generelle Bindungsbereitschaft an den Menschen.












Dadurch können sie später eine rege Bindung zu ihren Bezugspersonen aufbauen und verhalten sich offen, freundlich und gelassen gegenüber Besuchern, Passanten u.a. Personen. Zufrieden schliefen sie in den Händen und Armen unserer Besucher ein und Danya duldete es, legte sich einfach dazu.




























2 Gedanken zu „4. Die Welpen wurden 2 Wochen alt“
Ich hatte schon mehr als einen Hund und muss sagen, dass ich hier Menschen gefunden habe, die mit viel Sachverstand und Liebe mit Hunden umgehen, wie ich es so noch nicht gesehen habe.. sogar der Garten wurde in einen Erlebnispark für kleine und große Hunde verwandelt. Ein Abenteuerspielplatz der besonderen Art.. In froher Erwartung auf meinen Welpen, Reinhard Zintel
schön das Du zu uns gefunden hast..