5. Die Q’ler wurden 3 Wochen alt

In der zurück liegenden Übergangsphase von der 2. in die 3. Lebenswoche haben die Welpen allmählich angefangen, auf ihren wackligen Beinen zu stehen, um die besten Plätze zu rangeln und sogar Dominanzspiele mit den Geschwistern zu spielen. Sie handelten bewusster und fingen an, die Zunge zu benutzen und Wasser und Ziegenmilch zu schlabbern. Und sie haben auch in dieser Woche wieder einiges erlebt und an Entwicklungen durchgemacht und darüber wollen wir Euch berichten.



Sie wiegen jetzt wie folgt: Rüde gelb – 1830 g; Hündinnen orange – 1870 g, grün – 1840 g, rosa – 1880 g, blau – 2010 g und rot – 1790 g. Die blaue Hündin hat in dieser Woche unseren gelben Rüden als bisher schwersten deutlich überholt. 4 Namen mit „Q“ wurden inzwischen hinterlegt. Es sind nach jetzigem Stand noch 2 Hündinnen zu vergeben. Nicht alle Rüdeninteressenten wollten zu einer Hündin umswitchen, was wir ihnen nicht übel nehmen.


Nach 15 – 20 Tagen hat sich nunmehr auch ihr Gehör entwickelt. Mit ziemlicher Sicherheit können sie verschiedene Töne noch nicht unterscheiden, denn auch das Hörzentrum im Gehirn muss sich erst noch entwickeln. Aber es ist faszinierend, mitzuerleben, wie die Wahrnehmung der Kleinen mehr und mehr zunimmt.


Wir müssen beachten, dass jeder Knall für einen Welpen, der aus der Gehörlosigkeit erwacht, zunächst einmal unheimlich sein muss. In diesem Stadium redet die Hündin ihre Welpen auch niemals an, sondern stupst sie nur mit ihrer Schnauze an, beleckt sie oder trägt sie notfalls weg.


Sobald sich das Gehör entwickelte und sie ein wenig hören konnten, fassten wir sie noch häufiger an, hoben sie hoch und berührten sie noch intensiver bzw. ließen dies durch andere tun. Wir spielen ihnen immer wieder alle möglichen Geräusche vor, vor allem auch von schreienden Kindern, Staubsauger und Fön, da viele Hunde damit gerne ein Problem haben. All diese Geräusche werden in ihrem Unterbewusstsein gespeichert. Und im Alter von 3 Wochen kennen die Welpen noch keine Angst.



Welpen wie unsere, die bisher in der Wohnung aufwachsen, hören schon alle möglichen verschiedenen Geräusche, vom Klingeln des Telefons über den Staubsauger bis hin zu Werbespots im Fernsehen. Sie werden auch öfter angefasst und hochgehoben als Welpen aus Zwingeranlagen, lernen mehr verschiedene Bodenoberflächen und mehr Gerüche kennen. Worauf es ankommt, ist, ob sie viele verschiedene Lebenserfahrungen machen oder ob sie den ganzen Tag nur die immer gleichen Dinge sehen und hören.


Und leben Welpen mit im Haus, läuft die Gewöhnung an typische Haushaltsgeräusche oft einfach nebenher. Sie hören einfach regelmäßig Staubsauger Kaffeemaschine, Toaster, das Klappern von Kochtöpfen und herunterfallendem Besteck, weil diese Geräusche ja immer wieder anfallen.

Es gibt sogar die Empfehlung, dass man Welpen noch vor dem ersten Lagerverlassen an Schüsse gewöhnen kann. Im Wurflager kennen die Welpen nämlich keine Angst, sie reagieren bestenfalls neugierig auf das neue Geräusch.

Haben die Welpen im Alter von etwa 14 Tagen ihre Augenlider und 1 Woche später ihre Gehörgänge geöffnet, kommt das fast einer zweiten Geburt gleich. Weitere Fenster zur Welt öffnen sich, die körperlichen Fähigkeiten wachsen. Vor allem mit der Fortbewegung beginnt für jeden einzelnen Welpen das Erobern seiner Welt.

Sobald die Augen und Ohren funktionieren, brauchen die Welpen Stimulation aus den Bereichen, die Geräusche und Anblicke verarbeiten. Allerdings nicht pausenlos mit Geräuschen und Berührungen bombardieren, denn Welpen brauchen auch viel Zeit und Ruhe zum Schlafen. Wenn sie aber wach sind, brauchen sie ausreichend Stimulation, damit sich zwischen den Neuronen in den verschiedenen Gehirnbereichen Verbindungen bilden können.

In dieser Zeit müssen wir uns als Züchter noch stärker in das Aufzuchtgeschehen einbringen, ohne dabei die natürlichen Wechselbeziehungen zwischen den Welpen und der Hündin zu stören. Öffnet wir den Welpen möglichst angstfrei ihre Fenster zur Welt, werden sie ein Sichtfeld erlangen, das weiter reicht als wir früher für möglich hielten.



Ihr Geruchssinn wurde noch feiner. Sie schlagen an, fangen an zu bellen und die Geschwister zu „beißen“. Sie können immer besser laufen, ermüden aber noch schnell, fletschen die Zähne und knurren, fangen an, Dinge mit den Pfoten zu berühren.



Wir müssen wissen, dass die Lernfenster des Welpen nur aufgemacht werden, wenn emotionale Sicherheit gegeben ist. Der Welpe/Hund braucht einen Ort des Vertrauens dazu. Schreckhaftigkeit ist z.B. ein allgemeines Zeichen von fehlender emotionaler Sicherheit.




Die angeborene Angst vor Unbekanntem muss abgebaut werden durch uns als seine Fürsorgegaranten, ansonsten kommt es zu einem Mangel an Erfahrungsgewinn, Sicherheit und Bewältigungsfähigkeit sowie zu einer unsicheren Bindung gegenüber dem Fürsorgegaranten/Hundebesitzer.


Nerven, die nicht angeregt werden, die verkümmern. Es bilden sich keine Synopsen. Nur ein geforderter Organismus entwickelt sich, so dass z.B. auch bald Treppenerfahrungen gemacht werden müssen, ansonsten werden sich die hierfür erforderlichen Sehnen, Muskeln und Bänder nicht entwickeln und die psychische Sicherheit kann sich nicht einstellen.

Welpen müssen stetig die Möglichkeit haben, etwas auszuprobieren, nicht nur mal schnell für eine halbe Stunde in den Garten. Sie wachsen am eigenen Tun. Das Abspeichern im Langzeitgedächtnis findet in den hinteren Gehirnschichten statt.


Am 21. Tag verlassen Wolfswelpen zum 1.Mal ihre Wurfhöhle. Sie werden von der Mutter nach draußen gelockt, iindem sie sich draußen hinlegt zum Säugen. Und wer Hunger hat kommt nach draußen. Wir machen das Gleiche und Danya säugt ihre Welpen erstmals draußen in der Hütte, die in Zukunft ihr neues Übernachtungs- und Schlafquartier werden soll. Und so verknüpfen sie ihren ersten Aufenthalt im Freien gleich positiv. Wir nutzen die angenehmen Temperaturen und bringen sie in der kommenden Woche jeden Tag nach draußen und erst wenn es dunkel geworden ist gehtr es wieder ins Hunde-/Welpenzimmer zurück.







Aber genauso wird ein Welpe, dem es vor lauter Überfürsorge seines Besitzers verwehrt ist, seine zunächst nähere und dann weitere Umgebung zu erkunden und sich selbst an Artgenossen und Hindernissen auszuprobieren, sein Gehirn und seinen Organismus weniger gut entwickeln. Seine vorhandenen Anlagen können sich gar nicht in der Weise entfalten und weiterentwickeln, wie es von Natur aus geschehen wäre.


Wir möchten, dass die Welpen von Menschen angefasst werden, damit das für sie zu den Dingen gehört, die sie von Anfang an kennen. Wir nehmen die Welpen mit aus diesen Gründen immer wieder in die Hand und streicheln sie. Das gewöhnt die Welpen daran, dass einige Mitglieder des Rudels Menschen sind. Ohne diesen frühen Kontakt kann es den Welpen später schwer oder schwerer fallen, sich in eine Menschenfamilie einzufügen. Und wir freuen uns deshalb über jeden Besuch, der uns dabei unterstützt.



































Unsere liebe Vanni übernahm wieder einmal mit Unterstützung von Sebastian das Schneiden der Krallen, damit Danya nicht so geplagt wird beim Säugen bzw. beim Milchtritt der Welpen.




Stress bedeutet im Grunde nichts anderes als Veränderung, und wenn ein Welpe in einer sich niemals verändernden Umgebung aufgewachsen ist, entwickelt sein Gehirn auch nicht die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen. Zahlreiche Versuche mit Ratten haben ergeben, dass öde Umgebungen Individuen schaffen, die als Erwachsene nicht mit Stress umgehen können, weil die für Stressbewältigung zuständigen Verknüpfungen in ihrem Gehirn nicht normal entwickelt sind. Und das gilt schon in diesem Alter.

Rattenjunge, die man ihren Müttern jeden Tag für eine Viertelstunde wegnahm, reagierten weniger auf stressende Ereignisse als diejenigen, mit denen man das nicht gemacht hatte. Dies hing jedoch auch damit zusammen, dass die Mutterratten ihre Babys stets intensiv beleckten, wenn man sie ihnen nach dem Wegnehmen wiederbrachte. Danya leckt ihre Welpen auch immer ab, wenn wir sie ihr „kurz weggenommen“ haben. und wieder „zurückgeben“.




Sowohl Menschen wie Hunde sind somit auf ein bestimmtes Maß an Stress angewiesen. Wir brauchen die Herausforderung, um gesund zu bleiben und uns weiterzuentwickeln. Untersuchungen haben gezeigt, dass Tiere, die gänzlich ohne den Stress physischer und emotionaler Reize aufwachsen, weniger graue Gehirnsubstanz ausbilden. Damit war bewiesen, dass fehlender Stress in der Tat ihre Gesundheit und Entwicklung negativ beeinflusste.






Viele Züchter schirmen die Welpen innerhalb der ersten 3-4 LW ab, indem sie die Wurfkiste z.B. in ihr Schlafzimmer stellen. Sinnvoller ist es, sie bereits in dieser frühen Phase an Geräusche und sich verändernde optische Reize zu gewöhnen. Denn die Welpen werden mit einem unreifen Nervensystem geboren, das sich in den ersten LW durch die Ausstattung der Nervenfasern mit Myelin, die Ausbildung von Synapsen und zunehmende Vernetzung weiterentwickelt.


Als Züchter muss man deshalb schon jetzt darauf achten, dass die Welpen öfters mit plötzlichen Reizen konfrontiert werden. Milde, wechselnde Reize für die Nase, wie etwa eine Möhre, aufgehängtes Spielzeug, Bälle, ein Tunnel, verschiedene Geruchsbilder, ein Knochen u.ä. können und sollten die Wurfkiste bereichern. Bei uns ist es auch noch ein Spiegel und ein Wasserbrunnen, der sich immer wieder einschaltet. Jeden Tag gibt es etwas Neues für die Welpen zu entdecken.


Welpen sind auf Umweltreize angewiesen, denn erst der stimulierende Reiz führt zur neuronalen Entwicklung, indem er über die Sinneskanäle wahrgenommen und an das Gehirn weitergeleitet wird.







Eine weitere Möglichkeit dazu ist, den Fernseher ohne Ton und später mit Ton in der Nähe der Wurfkiste laufen zu lassen. Die wechselnden Bilder sorgen für unterschiedliche Licht- und Farbreize. Auch das Vorspielen leiser Musik und zwar am besten klassischer Musik ist hierfür geeignet, da es hier stetige Veränderungen im Tempo und Wechsel von lauten und leisen Elementen gibt. Hilmar schaut ständig Handball- und Fussballspiele und lässt dabei seinen Emotionen freien Lauf. (Natürlich wurde für Biancas und Michas Hündin Quira bereits die Schweizer Nationalhymne vorgespielt, damit sie gut vorbereitet in ein paar Wochen in die Schweiz einreisen kann.)





Eine Hündin bevorzugt niemals einen ihrer Welpen, sie behandelt alle gleich gut oder gleich schlecht. Danya macht es sehr gut und behandelt alle gleich gut. Und immer ist eine Mutterhündin dominant über ihre Welpen. Sie setzt Grenzen und lässt ihre Erziehungsmaßnahmen niemals zum falschen Zeitpunkt erfolgen. Merken wir uns das besonders.



Es passierte immer wieder mal, dass die säugende Danya aufstand und ging und dass manche Welpen sich so festgesaugt hatten, dass sie mitgetragen wurden und außerhalb der eigentlichen Wurfkiste herunter fielen. Sie krochen dann verzweifelt schreiend umher und wurden von Danya jedoch nur beobachtet. Sie hat jetzt nicht mehr geholfen. Schließlich krochen sie zur Wurfkiste zurück. Ein positives Stresstraining für unsere Welpen, von ihrer Mutter instinktsicher durchgeführt.


Danya wird jetzt langsam strenger in ihrer Disziplin und ihren Korrekturen. Es gibt keine Phase in der Frühentwicklung des Welpen, in der sie als Mutter kein Vorbild in Sachen Führung wäre und keine klaren Regeln und Grenzen setzt. Auch das können wir uns besonders merken.

Wieder scheint die Natur diese Entwicklung optimal zu fördern. Danya ist jetzt nicht mehr so oft bei den Welpen. Kommt sie dann, legt sie sich nicht immer hin, sondern die Kleinen müssen auch mal die Nuckelstellen finden, wenn die Hündin sitzt oder sie versuchen es sogar, wenn sie steht. Dadurch trainiert Danya ihre Kleinen zu immer mehr Körperbeherrschung. Von denen werden schon Sprünge geübt, es wird gekullert, man fällt um und dann wird wieder versucht, an die Zitzen zu gelangen. Und die Belohnung für diese Anstrengung ist die leckere Milch.




Die Welpen haben jetzt zwischendurch schon mal freiwillig kurz die Wurfkiste verlassen und der Schluckreflex entwickelt sich ganz massiv. Das ist für das Überleben in der Natur sehr wichtig. Wenn sich nämlich ein Welpe erschreckt, dann möchte er so schnell als möglich wieder zurück ins Dunkle, in die Wurfkiste oder Wurfhöhle.

Sie können ihren Urin- und Kotabgang inzwischen schon selbst steuern. Wir haben deshalb Pipiecken mit Naturboden eingerichtet, denn sie krabbeln vom Liegeplatz schon weg, um ihr „Geschäftchen“ zu verrichten. Und da wollen wir sie gleich auf den richtigen Untergrund prägen.





Zusammen mit der vermehrten Umweltwahrnehmung und den größeren Bewegungsmöglichkeiten sieht man jetzt auch erstmals, dass sich die Welpen miteinander beschäftigen. Hier sind die ersten Anfänge von Spielverhalten zu beobachten. Unterstützt wird dies durch die erweiterten Verwendungsmöglichkeiten der Zunge. Während sie zuvor ausschließlich zum Nuckeln gebraucht wurde, können die Hundebabys damit jetzt auch lecken, z.B. ein Geschwisterchen.

Solltet ihr es jemals ausprobiert habt, wisst ihr, dass das Auflecken einer Flüssigkeit schwieriger ist, als es aussieht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Welpen erst im Alter von etwa drei Wochen den Trick heraushaben. Sie müssen es nämlich durch Nachahmen selbst lernen, die Fähigkeit zum Auflecken ist ihnen nicht angeboren. Hunde haben eine lange, breite, dünne und sehr bewegliche Zunge. Beim Auflecken einer Flüssigkeit wird mit der Zunge eine Art Schöpfkelle geformt, die durch Hin- und Her bewegen die Flüssigkeit aufnimmt und in den Rachen befördert. Am Anfang ist das eine schmutzige Angelegenheit. Deshalb stellt man die Schüssel am besten auf einen leicht zu reinigenden Untergrund.








Bereits ab dem 17. Tag herum nehmen Welpen in der Natur noch andere Nahrung zu sich als ihre Hauptnahrung Muttermilch. Es ist leicht vorverdaute und körperwarme, anfänglich fast breiartige Nahrung, die die Hündin für sie vorwürgt. Sie bohren dafür ihre Nasen in die Mundwinkel der Hündin. Füttern wir selber zu, unterlässt die Hündin gewöhnlich diese Brutpflegehandlung.








Wenn der Welpe Flüssigkeit richtig auflecken kann, ist er im allgemeinen auch soweit, feste Nahrung zu sich zu nehmen, z. B. feines Hackfleisch oder gewolftes Rindfleisch. Wir haben deshalb mit vorgewärmter Ziegenmilch begonnen, das die Kleinen in sich rein schlabbern. Danach ist man nicht sicher, ob sich die meiste Milch auf dem Körper und im Fell der Welpen befinden als im Bauch.


Und dann lassen wir natürlich die zukünftigen Welpenbesitzer die erste Fütterung von gewolftem Rindfleisch aus der Hand durchführen. Das Fleisch wird in der Hand vorgewärmt und mit dem Geruch des Fütternden versehen und danach wie beim Futtertreiben aus der Hand gefüttert. Das kann anfangs auch mal etwas schmerzhaft sein und wir wissen, was die Mutterhündin beim Säugen durchmachen muss..



































Ein besonderes Erlebnis wollen wir Euch nicht vorenthalten. Die künftigen Welpenbesitzer haben inzwischen bei uns verschwitzte Kleidungsstücke hinterlegt, die wir im Schlafbereich der Welpen ablegen, so dass sie den Körpergeruch ihres baldigen Frauchen oder Herrchen schon mit den ersten Geruchswahrnehmungen inhalieren und abspeichern können. Reinhard machte spontan seinen Oberkörper frei und ließ sein gerade getragenes T-Shirt bei seiner Quincy zurück. Was für ein Hundefan.
