9. Teil – Die 6. Lebenswoche ist zu Ende gegangen, die Welpen wurden 7 Wochen alt

9. Teil – Die 6. Lebenswoche ist zu Ende gegangen, die Welpen wurden 7 Wochen alt

Unsere 7 Wochen alt gewordenen Welpen wiegen folgendes:

Quiz (gelber Rüde) – 6070 Gramm; Quincy (Hündin orange) – 6030 Gramm, Q-Ella (Hündin grün) – 6380 Gramm, Quitte-Bohoja (Hündin rosa) – 5890 Gramm, Quira (Hündin blau) – 5880 Gramm und Quai (rote Hündin) – 5690 Gramm.

Beim Größe messen versagt leider (noch) unser Körmaß.

Wie wir bereits erwähnten, entwickeln die Welpen ab der 5. LW Angst vor Unbekanntem. Jetzt, etwa in der 7.LW halten sich Neugierde und Angst die Waage, danach überwiegt die Angst. Im Alter von 7 Wochen können Welpen deshalb auf fremde Personen und Objekte mit steigernder Furcht reagieren. Das gehört einfach zu ihrer Entwicklung dazu. Bisher konnten wir es bei unseren Welpen noch nicht beobachten.

Dieses Einsetzen des Gefahrenvermeidungsverhaltens ist beim Wolf bereits am 19. Tag zu beobachten, bei Hunden durchschnittlich erst ab dem 49. Tag, es gibt jedoch rasseabhängige Unterschiede. Diese Angstphase erreicht ihren Höhepunkt mit 12 Wochen. Auch ein Grund, dass sie in dieser Phase zu ihrem neuen Besitzer wechseln sollten, der ihnen Sicherheit und Schutz vermitteln muss, so wie es ein guter souveräner und erfahrener Rudelführer in der Natur auch tut.

Da die Welpen in dieser Phase die Nähe vertrauter Personen suchen, müssen wir diese Zeit für die soziale Bindung an uns nutzen. Mit einer der Gründe, den Welpen mit 8 Wochen zu sich zu holen, jedoch bei einem guten Züchter kann man auch wenn nicht machbar bis zur 10. oder 12. Lebenswoche warten. Es besteht dann jedoch die Gefahr, dass sich der Welpe in eine dominantere oder ängstlichere Richtung entwickelt, da sich eine Rangordnung im Welpenrudel ab der 7. Lebenswoche entwickelt. Was sich alles nach der 8. Lebenswoche abspielt ist enorm, wenn Welpen bei ihren Eltern bleiben. Wir wissen ja, dass die ersten 16 Lebenswochen im Leben eines Hundes entscheidend sind. Mit 16 Wochen ist der Hund gemacht.

Wir berühren nach wie vor unsere Welpen jeden Tag überall, heben sie hoch, ziehen sie auch mal an der Rute, spielen Tierarzt, schauen Ohren und Zähne an, fangen damit an, sie zu bürsten. Denn man darf nicht das weg lassen, was der Welpe nicht möchte. Wir und der Tierarzt müssen ihn überall berühren können.

Hunde mögen es z.B. nicht, wenn man ihre Pfoten anfasst und dann auch noch die Krallen schneiden will. Hier kann man eine klassische Konditionierung zur Problemvorbeugung einsetzen, indem wir bereits beim kleinen Welpen die Pfote hochnehmen, ihm dabei ein gutes Leckerli geben und sie eine kurze Zeit sanft in der Hand halten, aber ja nicht zu lange.

Wenn Hunde unter Stress stehen und irgendwie versuchen ihre Frustration abzubauen, werden sie mit allen Mitteln versuchen, ihren Kopf durchzusetzen. Ihr Verhalten wird eskalieren und immer schlimmer anstatt besser werden. Dies wird als Extinktionsausbruch bezeichnet. Leider geben frustrierte Hundebesitzer dem fordernden Verhalten genau in dem Augenblick nach, weil sie einfach nicht damit umgehen können. Wenn sie ein bisschen länger gewartet hätten, wäre es irgendwann besser geworden. Indem man die Eskalation unterbricht, verstärkt man genau dieses Verhalten, das man eigentlich verhindern möchte. Nachdem der Hund völlig außer Rand und Band war und den Höhepunkt erreicht hat, wird er nämlich einlenken und sich allmählich beruhigen. Danya ist das Geschrei ihrer KInder scheinbar völlig egal. Sie reagiert nur dann, wenn sie es für richtig hält.

Aber das, was als negative Erfahrung eingeordnet wurde, wird immer wieder zuerst Angst machen. Und wenn sich Organismus und das Verhalten eines Hundes ständig in der Alarmstimmung der Angst befinden, erwachsen aufgrund der überhöhten Stressreaktionen gesundheitliche Probleme.

Wenn ein Hund zittert, dann ist er durch den Stress allerdings schon ziemlich durch. Wenn ein Hund seine Angst nicht überwinden kann wird es zur Phobie. Aber es ist keine menschliche Phobie. Die Hunde sitzen nicht den ganzen Tag da und überlegen zwanghaft über ein traumatisches Erlebnis nach. Sie reagieren. Bei ihren evtl. Ängsten und Phobien handelt es sich um konditionierte Reaktionen, also bedingte Reflexe. Und wenn man die Grundlagen der Hundepsychologie kennt, kann man jede Konditionierung auch wieder aufheben.

Aber leider wird dem Welpen gerne nach jeder schlechten oder unangenehmen Erfahrung meist sofort ein Trostpflaster verabreicht. Es erfolgt meistens eine erhöhte soziale Zuwendung z.B. in Form von Trost, und zwar immer dann, wenn der Hund Angst zeigt, aufjault, das Pfötchen hebt, winselt, lahmt etc. Die Intelligenz eines Hundes geht in dieser Beziehung jedoch weiter, als die des Hundebesitzers und es kann zu schauspielerischen Höchstleistungen kommen. Wehleidigkeit und Unselbständigkeit sind davon die Folge. Solch ein menschliches Verhalten widerspricht in der Natur jeder Überlebensstrategie.

Wie man aus der neueren Hirnforschung weiß, entwickeln sich Hirnstrukturen abhängig davon, wie das Gehirn genutzt wird. Je mehr sich das Welpengehirn durch Stresssituationen und z.B. wiederholtes aufgedrehtes Toben auf das Erleben hoher Erregungszustände einstellt, desto unwichtiger werden Verschaltungen für Selbsthemmung und Impulskontrolle.

Je stärker die Grundausstattung des Welpen also bereits die Aktivierung des dopaminergen Systems vorsieht, desto größer wird die Gefahr, dass er als unkontrollierter Zappelphilipp endet. Deswegen ist Vorbeugen immer leichter als heilen.

Immer wenn etwas Neues oder Aufregendes wahrgenommen wird, für das es noch keine feste Verhaltensreaktion gibt, entsteht im Gehirn eine sich ausbreitende unspezifische Erregung. Es wird vermehrt Dopamin ausgeschüttet, was einen antriebssteigernden Effekt hat. Besonders konnte gezeigt werden, dass die Entwicklung des dopaminergen Systems durch äußere Bedingungen enorm beeinflussbar ist und dass es überdies eine Phase erhöhter Anfälligkeit in der Zeit bis zu Beginn der Pubertät zu geben scheint.

Der Züchter und die baldigen Welpenbesitzer können mit Übungen zur Frustrationstoleranz und Selbsthemmung wichtige Maßnahmen ergreifen, um hemmende neurone Hirnstrukturen zu verstärken. Sie stellen so die Weichen für die spätere Erregungsbereitschaft des Welpen. Der Alltag besteht aus vielen Situationen, in denen die Selbstkontrolle des Hundes erwünscht und nötig ist.

Wir Züchter und auch unsere Besucher und die baldigen Welpenbesitzer machen deshalb mit den einzelnen Welpen Duldungsübungen, damit sie lernen, einfach auszuharren und abzuwarten. Einfach festhalten, so dass sie sich ein paar Sekunden nicht bewegen können. Dies vor allem auch dann tun, wenn die Welpen aufgeregt und mitten im Spiel sind. Sie sollen sich jederzeit problemlos festhalten und hochnehmen lassen und sich in den Händen des Menschen sofort entspannen und stillhalten.

Das Gleiche sollte mit dem sog. Schnauzengriff geübt werden, dass die Mutterhündin immer wieder mal anwendet. Es reicht, ihn daran zu gewöhnen, dass er eine sanft von oben über seinen Fang greifende Hand akzeptiert und still wartet, bis man die Hand wieder wegnimmt. Er soll lernen, das Stillhalten nicht nur widerwillig zu ertragen, sondern sich dabei auch zu entspannen.

Während der Früh- und Jugendentwicklung stellt sich der Organismus erfahrungsabhängig durch körpereigene Regelvorgänge auf sein zukünftiges Betriebsniveau ein. Emotionale Unsicherheit durch eine unsichere Bindung kann an der Nervosität genauso beteiligt sein wie Reizüberflutung oder falsch verstandene Frühförderung.

Auch im täglichen Umgang mit dem Hund gibt es zahlreiche Möglichkeiten, seine Nervosität unbewusst und unerkannt zu steigern. Neben unregelmäßigen Tagesabläufen und verunsichernden Umgangsformen durch fehlende Konsequenz kann daran auch die Stimme des Hundehalters beteiligt sein. Eine ständig hohe oder gar schrille Stimme hat aufgrund ihres Aufforderungscharakters über den Weg der Stimmungsübertragung einen die Nervosität steigernden Einfluss.

Im schnellen Lauf der Welpenentwicklung nahmen die gemeinsamen Aktivitäten zwischen den kleinen Hunden und uns Züchtern sowie ihren neuen Besitzern und den Besuchern zu. Wir müssen die Bedürfnisse der Welpen erkennen und sie anleitend beim Bewältigen zivilisationsbezogener Erfordernisse unterstützen, dadurch wurden / werden wir für die Hunde zu einem sog. Fürsorgegaranten.

Denn während für den Menschen Erscheinungen der Zivilisation wie z.B. Staubsauger, Auto etc. selbstverständlich sind, müssen Hundewelpen ihre jeweilige Bedeutung erst in der rechten Weise lernen. Das für Mensch und Hund gültige Prinzip des Bedeutungslernens lautet, dass sich gleichzeitig Erlebtes und Empfundenes verknüpft. Eine neue Erfahrung wird gleichzeitig mit der in dieser Situation empfundenen Gefühlslage im emotionalen Gedächtnis abgespeichert. Je stärker bei einem Erlebnis das dabei Empfundene unter die Haut geht, umso nachhaltiger wird es abgespeichert – umso leichter kann es danach in ähnlichen Situationen immer wieder wachgerufen werden.

Sobald die Welpen aktiv ihre Umwelt erkundeten, haben wir sie immer mehr von unserem Garten erforschen lassen. Inzwischen gehört ihnen das ganze Grundstück mit Garten, Naturbereich, Spielzwinger, Welpenspielplätzen und Hundezimmer.

Dann haben wir mit ihnen das nähere Umfeld außerhalb ihres gewohnten vertrauten Anwesens erkundigt.

Und schließlich begannen wir mit kleineren Abenteuerausflügen, anfangs noch mit Mama Danya, dann aber auch ohne sie.

Wir bahnten dazu das Autofahren an. Zuerst saß Carmen mit ihnen im Kofferraum, dann fuhren sie mit Danya gemeinsam im Hundeauto mit und schließlich fuhren sie alleine mit. Dies versüßten wir ihnen mit einem schönen Fleischknochen, an dem sie während der Fahrt nagen konnten.

Waren sie auf den Heimfahrten im Auto eingeschlafen, ließen wir sie schlafen und ließen sie erst heraus, als sie wach und unruhig wurden (Pipi machen).

Beim Autofahren zum Ausflugsziel gewöhnten wir sie bei Hilmars und Reinhards Fahrstil so nebenbei an das Wackeln und Rütteln und die Kurvenfliehkraft. Am Ziel angekommen fütterten wir sie dort zuerst einmal. So verbanden sie den neuen Ort gleich positiv und lernten andererseits, in allen möglichen Situationen und Umgebungen Futter anzunehmen und sich dort auch zu lösen.

Wir führten und führen weiterhin kleine „Betriebsausflüge“ mit unseren Welpen in fremdes Gelände bzw. an interessante Örtlichkeiten durch. Denn in der Gemeinschaft werden Belastungssituationen sehr viel leichter ertragen. Auch wird der angeborene Folgetrieb dadurch stark gefördert.

Wir machen zusammen mit den Welpen weitere kleinere Ausflüge zu immer neuen Zielen. In der Gemeinschaft mit den Geschwistern, ihrer Mutter und uns fühlen sie sich nämlich sicher.

Die Apfelbaumwiese neben der Bahntrasse war schon immer ein interessanter Ort für unsere Welpen. Zuerst wirkten sie etwas aufgeschreckt, aber schnell hakten sie es ab und widmeten sich wieder ihren Fleischknochen. Unbeeindruckt schliefen sie dann ein und fühlen sich von den vorbei fahrenden Zügen nicht gestört.

Wir begaben uns mit Reinhard an die A 81 und konfrontierten die Welpen mit den vorbei rasenden Autos und den beeindruckenden, riesigen und sehr lauten Lastkraftwagen, deren Fahrer auch noch freundlicherweise hupten. Offensichtlich erkannten und unterstützten sie unser Vorhaben.

Bei Gewittern oder anderen unangenehmen Dingen wie z.B. einem LKW kümmert man sich am besten nicht darum, so dass sich die eigene Gelassenheit und die der anderen Rudelmitglieder auf den Vierbeiner übertragen.

Wir bleiben so lange neben der Autobahn, bis Kontaktliegen stattfand und sie eingeschlafen waren. Dann waren sie geprägt auf den Straßenverkehr. Reinhard konnte uns begleiten und durch die dabei gewährte Einzelbetreuung seines Welpen diesem bereits erste Lernerfahrungen außerhalb der Gruppe ermöglichen. Toll war es, dass er dies auch noch mit den Geschwistern seines ausgesuchten Welpen tat.

Als sie wieder aufgewacht waren suchten wir mit den Welpen noch die Autobahnbrücke auf, wo vor allem die großen LKW unter uns hautnah hindurch donnerten. Wir fütterten hier Fleisch aus der Hand.

Der Rückweg führte uns noch zu Windrädern, die die Welpen allerdings überhaupt nicht interessierten.

Wie so oft orientierten wir uns auch hier an der Mutter Natur. Die Welpen bei Wildhunden werden von ihrer Mutter immer wieder zu Plätzen mit neuen Herausforderungen gebracht. Finden sie sich im flachen Grasland zurecht, folgt ein Umzug an eine Stelle mit kleinen Hügeln und Gräben. Dort tappen sie z.B. in ein Erdloch und müssen sich wieder herausarbeiten. Kommen sie auch damit klar, geht es in felsiges Gebiet usw.

Anfangs stellen sich auch unsere Welpen an einem neuen Spielplatz wie z.B. einem kleinen Hügel nicht sonderlich geschickt an. Immer wieder rutschte einer ab oder überschlug sich auch mal. Aber das wurde / wird Tag für Tag besser. Sie kämpfen sich durch hohes Gras und Gebüsch hindurch.

Sogar gezieltes Verschleppen einzelner Welpen an einen vom Wurf entfernten Ort ist als Stresstraining zu beobachten. Man gewinnt den Eindruck, die Wildhundeeltern bringen ihren Nachwuchs gezielt in Situationen, in denen die bisherigen Verhaltensstrategien der Welpen zum Scheitern verurteilt sind. Ein Gefühl von Frustration und Hilflosigkeit ist dabei vorprogrammiert und der Motor des Lernens wird aktiviert. Löst sich der Frust durch eine Handlung in Erleichterung auf, hat der jeweilige Welpe eine wichtige Lernerfahrung gemacht. Irgendwann lernen sie Wasser kennen, aber leider hatten wir noch kein Badewetter.

Die Natur hat es offenbar so eingerichtet, dass ein Wechselspiel aus Neugier, Annäherung und Vermeidung sowie aus Herausforderung, Frustration und Erleichterung das Lernen und die Verhaltensentwicklung bestimmt. Das Aufwachsen in einer immer gleichen Umgebung ist unnatürlich, denn diese bietet zu wenige Möglichkeiten zur Exploration und Sozialisation.

Eine solche notwendige emotionale Abhärtung ist also in reizarmen Aufzuchtstätten nicht möglich. Keine Frustrations- und Erleichterungsgefühle zu erleben bedeutet, keine Problemlösestrategien entwickeln zu können. Die Angst vor Veränderungen und neuen Situationen ist die Folge.

Die Welpen gehen dann jedoch immer geschickter mit Spielsachen und Hindernissen um. Sie lernen, Probleme zu lösen. Außerdem werden die Spiele untereinander immer wilder. Sie sehen immer besser. Während sie früher noch einfach über Kanten kullerten, weil sie sie wohl noch nicht wahrnehmen konnten, erkennen sie sie jetzt und meistern Hindernisse bewusst.

Die Spiele der Welpen untereinander ahmen in ungeregelter Form das Verhalten der Alttiere nach, wobei Anteile angeborener Verhaltensweisen mit Erfahrungswerten verbunden werden. Auffallend ist ein sehr häufiger Stimmungswechsel, und leichte Ablenkbarkeit unterbricht oft angefangene Spielformen.

Jeder Welpe spielt in diesem frühen Alter zwischendurch auch einmal gern allein für sich. Er erprobt seine Kräfte, seine Geschicklichkeit, seine Behendigkeit. Das Erleben der eigenen Motorik, des Erfolges, befriedigt sein angeborenes Bewegungsbedürfnis, die Freude am Können treibt ihn zu immer wieder neuen Versuchen. Es ist einfach hinreißend zu beobachten, wie die tapsigen kleinen Hunde miteinander interagieren, lustige Hopser vollführen, sich gegenseitig das Spielzeug klauen, eine wilde Jagd initiieren, sich anwuffen, knurren, dann wieder balgen und urplötzlich völlig erschöpft umkippen.

Spielen ist für die Welpen nicht nur ein netter Zeitvertreib, sondern sie probieren ihren Körper aus, üben Bewegungen und verfeinern sie, lernen ihre Umwelt kennen, verfeinern ihre kommunikativen Signale und erlernen Verhaltens- und Spielregeln, um sich auf den konfliktfreien Umgang mit Artgenossen vorzubereiten. Auch üben sie spielerisch schon jetzt Elemente des späteren Balzverhaltens ein und erlernen die Beißhemmung. Deswegen lassen wir sie auch immer wieder auf unseren Händen herumkauen und reagieren, wenn es schmerzhaft werden sollte. Danya macht dies ja auch, wenn einer ihre Zitze unvorsichtig behandelt.

Beim Spielen mit dem Hund geht es gar nicht um das Gewinnen, sondern darum, das Spielen am Laufen zu halten. Beim Toben, Rangeln und Zerren hat der Welpe uns während ganzen Spiels vor Augen. So verknüpft er all seinen Spaß mit unserem Anblick und die Bedeutung des Menschen für sein Wohlbefinden wird gestärkt.

Wir gewöhnen die Welpen an alle möglichen Fahrzeuge wie Rollstuhl, Rollator, Bollerwagen, Fahrrad und viele Kinderfahrzeuge, indem wir und unsnere Besucher damit zwischen ihnen herumfahren und sie bei Interesse auch beschnüffeln lassen.

Die Welpen sollten sich möglichst völlig unbeeindruckt von unterschiedlichen Untergründen, Hindernissen und Geräuschen zeigen bzw. sich sofort wieder entspannen.

Optimal ist es einfach, wenn sie sich mit den verschiedensten Gegenständen selbst beschäftigen können in Form von Spielzeug wie Rasseln, PET-Flaschen, Bällen aus Hartplastik, Kartons, Klangspielen etc. Jeder Joghurt- und Quarkbecher, jeder Abfallkarton, jede leere Klopapierrolle usw. landen zuerst einmal bei den Welpen zur „Weiterbearbeitung“.

Ruhe und Gelassenheit ist in den meisten Lernsituationen der beste Lehrmeister – ganz gleich, ob negativ, positiv oder neutral. Macht ein Welpe in einer neuen Situation eine schlechte Erfahrung, wird er solche und/oder ähnliche künftig meiden oder gar vor ihnen flüchten. Wenn ein Welpe ein Hindernis überwinden oder ein Problem lösen soll, wozu er noch gar nicht in der Lage ist, wird sich die Erfahrung des Scheiterns und das Gefühl der Hilflosigkeit entsprechend dem Grad seiner negativen Erregung mehr oder weniger tief in seinem emotionalen Gedächtnis abspeichern. Ein korrigierendes Umlernen ist meist nur schwer oder gar nicht mehr möglich. Wir helfen z.B. bei einer zu scheitern drohenden Hindernisbewältigung so, dass er es der Welpe gar nicht bemerkt und stolz auf seine Leistung sein kann.

Wir spannen eine Plane auf, die unterschiedliche Spielmöglichkeiten bietet, auf und unter der Plane.

Ein großer Pezziball ist auch ein tolles Traininggsgerät. Man kann ihn bedrohlich auf die Welpen zurollen lassen oder als Beute flüchten lassen. Sie können ihn mit dem Fang nicht greifen, sondern müssen ihn mit den Nasen anstupsen. Leider blieb er liegen als die Althunde in den Garten fegten und ihn sofort entdeckten und unbrauchbar machten.

Die Ausbrecherkönigin Quira ist mit unserer Absperrung nicht mehr zu stoppen und will lieber bei den anderen Hunden übernachten. Da auch eine Erhöhung der Abschrankung nichts brachte, lassen wir sie die Nächte mit Gandhi, Jaaki und Danya draußen verbringen. Draußen bei den Althunden scheint es ihr einfach besser zu gefallen.

Mit 6-7 Wochen werden die rauen Spiele der Welpen untereinander irgendwie geordneter. Es gibt schon gewisse Spielregeln. Sie zeigen auch immer deutlicher Angst in unbekannten Situationen. Allerdings überwiegt meist noch die Neugier und nach kurzem Zögern überwinden sie sich doch und trauen sich. Das Gehirn ist nun wie bei einem erwachsenen Hund entwickelt.

Im Spiel üben Welpen das sog. Aufreiten. Peniserektionen als Konfliktreaktion können sich beim Welpen schon von der 6. bis 8. LW an zeigen. Sie sollte hier unbedingt als äußeres Warnzeichen einer inneren Befindlichkeitsstörung aufgefasst werden und Anlass für Lenkungsmaßnahmen in der Verhaltensentwicklung sein. Sie sind bis zur 8. LW ausgeprägte Egoisten.

Deutsche Schäferhunde zeigen eine relativ verlangsamte Entwicklung in Bezug auf die soziale Kommunikation, ihnen sollte man mehr Zeit für soziales Lernen geben. Alle Welpen wurden bei uns in eine natürliche Familienumgebung hineingeboren. Hier lernten sie die Lebenswirklichkeit kennen. Sie mussten soziale Fähigkeiten innerhalb des Wurfes entwickeln und die Sprache ihrer Bezugsgruppe lernen. Wenn man sie zu früh aus dem Wurf reißt, führt das in der Regel zu schweren Schäden für die Welpen.

Ein traumatisches Erlebnis in dieser Zeit kann jedoch sämtliche erlernten Sozialisierungsfähigkeiten zum Teufel jagen. Eine winzige Ursache kann die Zukunftsaussichten eines Welpen ruinieren; z.B. die erste Autoreise vom Züchter ins neue Zuhause, die zu langjährigen psychischen Problemen beim Autofahren führen kann. Das Zusammentreffen mit einer launischen alten Katze kann lebenslängliche Eindrücke in Form von Furcht oder Aggression gegenüber Katzen hinterlassen. Läuft ein Welpe bei dem Versuch, seinem Besitzer zu folgen, in eine Glastüre, kann dies z.B. je nach Verknüpfung das Interesse am Menschen unterbrechen. Aber wir können sie deswegen nicht in ein Glashaus setzen, sondern müssen ihnen das Leben einfach zutrauen. Ein Restrisiko bleibt immer bestehen.

Junge Hunde wedeln nicht von Anfang an mit dem Schwanz. I.d.R. beginnen sie damit ab dem 30. Lebenstag, und erst ab dem 49. Tag ist diese Fähigkeit voll ausgeprägt. Normalerweise tritt dieses Wedeln im Zusammenhang mit dem Säugen auf. Eines Tages wird – sobald sie sich in Reih und Glied an den Zitzen zum Trinken versammelt haben – der Schwanz heftig in Bewegung gesetzt. Dies deshalb, weil sie sich in einem Konflikt befinden. Sie möchten trinken, aber gleichzeitig den Wurfgeschwistern nicht zu nahe kommen. Dieser Konflikt führt zum Schwanzwedeln.

Dasselbe gilt, wenn die Welpen bei erwachsenen Tieren um Futtergabe betteln. Auch hier unterliegen sie einem Konflikt. Sobald sie der Schnauze des Tieres, welches das Futter hält, zu nahe kommen, wedeln sie mit dem Schwanz, um sich gegenseitig auf Distanz zu halten.

Zwei Studien zeigten, dass das Schwanzwedeln des Hundes asymmetrisch ist – und zwar entsprechend der Emotion. Wenn der Hund sich fürchtet, wird das Wedeln eher linkslastig, freut er sich, schlägt der Schwanz eher nach rechts.

In den ersten Lebenswochen war die Hundemutter eigentlich ausschließlich nett und fürsorglich zu ihren Kindern. Sie machte sie sauber, säugte sie, teilte unter Umständen sogar bereitwillig ihr Futter und begann gleich in den ersten Tagen mit dem Hundetraining. Sie erzog nicht mit schriller, kreischender, überreizter Stimme, mit Kommandos oder indem sie mit Leckerbissen bestach. Sie tat es schweigend mit ihrer Energie, einer sehr viel mächtigeren Kommunikationsmethode.

Sie erzog auch durch die Verbundenheit mit ihren Welpen. Sie hat eine echte Beziehung zu ihnen, die durch ihre kontinuierliche ruhige und bestimmte Führung zum Ausdruck kommt. Sie disziplinierte auf natürliche Art und Weise und die Welpen wissen, was sie damit bezweckte. Sie muss denselben Patzer meist nur einmal korrigieren, im Unterschied zu Menschen. Ihre Korrekturen erfolgten blitzschnell und es konnte sein, dass der Welpe aufjaulte und mit eingezogenem Schwanz davonlief.

Und was wird / wurde dann gerne falsch gemacht? Man nimmt ihn auf den Arm und bedauert ihn. Damit verstärkt man den Eindruck, dass gerade etwas Schlimmes passiert sei. Aber in der Welt der Welpen war das gar nicht schlimm. Sie haben lediglich etwas dazu gelernt. Ihrer Mutter ist dies egal. Sie erlaubt den Welpen, selbst mit der erlittenen Situation fertig zu werden. Auf diese Weise wachsen und lernen sie. Es kann schon sein, dass sie winselnd davonlaufen, aber wenige Sekunden später spielen sie wieder mit den Geschwistern und es ist keine große Sache mit Nachwirkungen gewesen. Das finden nur die unwissenden Menschen. Denn wenn man einen Welpen ständig rettet, steht man am Ende mit einem äußerst ängstlichen Welpen da.

So ab der 6. Lebenswoche ging sie über zum „Benimm-Unterricht“. Sie und besonders Gandhi und auch Jaaki sagten jetzt schon mal nein, wenn sich die Welpen ihnen näherten und an ihren Knochen o.ä. wollten. Ein direktes Anschauen bedeutete, dass man nun Mama oder den annderen Althunden am besten nicht näher kommt. Dies wussten die Kleinen zunächst noch nicht. Unbekümmert näherten sie sich ihnen weiter. Jetzt runzelten sie den Nasenrücken, knurrten und zeigten ihre schönen Zähne. Wenn die Welpen jetzt nicht auf Abstand gingen, machten sie schon einmal eine Schnappintention. Spätestens jetzt waren die Welpen endlich eingeschüchtert und zogen von dannen. Sie müssen unbedingt lernen, dass jeder Hund auf seiner eigenen Individualdistanz besteht.

Dieses Vorgehen, das uns Menschen oft hart und ungerecht vorkommt, ist eine sehr wichtige Lektion für einen jungen Hund. Nach einigen Wiederholungen hat er gelernt, dass schon das drohende Anschauen bedeutet: Abstand halten oder Individualdistanz einhalten. Jeder Hund muss Grenzen kennenlernen und dies geschieht am besten durch die Mutter und/oder gut sozialisierte Althunde.

Hundemutter Danya erlaubt ihren Kindern das Nuckeln an ihren Zitzen nur noch selten. Dadurch lernen sie mit Frustration umzugehen. Auch wir sollten deshalb dem Welpen Grenzen setzen, damit er weiterhin lernt, mit Frustration umzugehen. Denn ist ein Hund dazu nicht fähig, kann es später zu ernsthaften Problemen kommen, die sich bis hin zur Aggression steigern können. Zum Grenzen setzen braucht man nicht streng zu sein, man braucht nicht schreien und/oder strafen, man muss nur konsequent sein.

In derselben Lektion lernt der Welpe auch bereits Beschwichtigungsgesten sinnvoll einzusetzen. Er entdeckt nämlich, dass Verhaltensweisen wie sich klein machen, die Ohren anlegen, eine Pfote hochheben, wegschauen oder auf den Rücken rollen den Zorn der Mutter oder anderer älterer Rudelmitglieder besänftigen.

Die so gelernten Signale über die Hunde untereinander im Spiel. Sie lernen, wie die Geschwister reagieren, wenn sie mal laut knurren oder auf den Rücken werfen und sich nicht mehr bewegen. Hier werden in den Wochen beim Züchter nur die Grundlagen gelegt.

Das situationsbezogene Verhalten der beteiligten Fürsorgegaranten (Hündin und Züchter) spielt dabei eine beachtliche Rolle. Denn die reiferen Welpen beobachten gerade in ungewohnten Situationen immer auch das Verhalten von diesen. Über den Weg der Stimmungsübertragung lassen sie sich von deren Verhalten anstecken und übernehmen ihre Reaktionen. Dieser versteckte Weg des Lernens legt dem Züchter eine nicht zu unterschätzende Sorgfalt bei der vorausgehenden Entscheidung über die Eignung seiner Zuchthündin auf. Aber auch dadurch, wie er persönlich die Welpen an neue Situationen heranführt, ist er an den Ergebnissen ihres Bedeutungslernens beteiligt. Dabei geht es keinesfalls immer nur um positive oder negative Einordnungen. Hunde müssen auch lernen, dass vieles für sie keine Bedeutung hat.

Der neue Besitzer muss dafür sorgen, dass sein Welpe weiterhin viele andere Hunde trifft, um seine Sprache weiter trainieren zu können. Deshalb empfehlen wir auf jeden Fall eine gute Welpenspielstunde zu besuchen. Denn dass Menschenbabys erst einmal sprechen lernen müssen, weiß jeder. Den meisten Menschen ist auch klar, dass sie nicht von Anfang an jedes Wort verstehen. Dass dies aber bei Hunden in Bezug auf ihre eigene Muttersprache genau so ist, ist den meisten Menschen leider nicht klar.

Auch Hundewelpen verstehen nicht von Anfang an alle Signale der anderen Hunde. Zwar sind verschiedene Gesten, wie z.B. das Runzeln des Nasenrückens, angeboren, was das aber bedeutet und wie man es sinnvoll in der Kommunikation einsetzt, müssen die Welpen erst lernen. Und diesbezüglich hat die Natur ein sinnvolles Lernprogramm eingerichtet, welches wir nur bedienen müssen.

Hinzu kommt, dass Hunde im Gegensatz zu fast allen anderen Tierarten das Problem haben, dass es in ihrer Muttersprache unzählige viele Dialekte gibt. Ein Schäferhund spricht ganz anders wie ein Mops. Ein Rhodesien Ridgeback hat ständig gesträubte Nackenhaare und dies ist kein Ausdruck einer Emotion. Ein junger Hund entwickelt somit nur dann einen sicheren Umgang mit anderen Hunden, wenn er es mit ihnen trainieren konnte. Ansonsten entwickeln sich vor allem Aggressionsprobleme an der Leine. Wir freuten uns wieder über den Besuch fremder freundlicher Hunde und Menschen.

Der Welpe muss jedoch noch zusätzlich die Menschensprache lernen und entwickelt sich hier zu einem wahren Meister des Lesens unserer Körpersprache. Hunde kommen z.B. schon beim Ablegen zu uns gerannt, wenn wir gerade erst rufen wollen. Untersuchungen ergaben, dass sich die Pupillen des rufenden Menschen kurz vor dem Kommando etwas vergrößerten, was bereits als Körpersignal ausreichte.

Wir fütterten wieder querbeet, um die Magen Darm Flora richtig aufzubauen und dazu gehörten auch mal Zebufüße und etwas Blutiges. Aber nicht, weil Hunde laut alter, nicht ausrottbarer Stammtischweisheiten dadurch „scharf“ werden.

Und sogar Schnee konnten wir den Welpen wenigstens an einem Tag bieten, als wir dazu auch noch lieben Besuch begrüßen konnten, der mit uns frieren durfte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert