Die Welpen sind zweieinhalb Wochen alt
Die Welpen befinden sich nunmehr der sogenannten Übergangsphase von der 2. in die 3. Lebenswoche, auch transitionale Phase genannt, die von einer rasanten Entwicklung zu mehr Unabhängigkeit gekennzeichnet ist. Vor 3-4 Tagen haben sich die Augen geöffnet, sehen tun sie jedoch erst ab heute, also um den 16./17. Lebenstag herum etwas, trotzdem sind sie noch nicht voll sehfähig, weil die Retina erst mit 6 Wochen voll entwickelt ist.
Die Welpen haben ihre Augen zunächst nur einen Schlitz breit geöffnet. Wenn sich die Augen geöffnet haben nimmt der Welpe vermehrt mit seiner Umwelt Kontakt auf. Die Art und Weise wie ein Hund seine Umwelt wahrnimmt unterscheidet sich erheblich von der Wahrnehmung des Menschen. Man muss also Welpen ab dem Augenblick, in dem sie Sehleistungen erbringen können, auch etwas sehen lassen und nicht in den ersten 8 LW im Dunkeln oder Halbdunkeln eines Stalles oder Verschlags aufwachsen lassen, wie es bei verschiedenen Hundevermehrern der Fall ist.
Jetzt fangen die Welpen allmählich an, auf ihren wackligen Beinen zu stehen, um die besten Plätze zu rangeln und sogar Dominanzspiele mit den Geschwistern zu spielen. Sie handeln bewusster und fangen an, die Zunge zu benutzen.
Sie können nun ihren Urin- und Kotabgang selbst steuern. Wir richten eine Pipiecke neben der Wurfkiste ein, denn sie krabbeln vom Liegeplatz schon weg, um ihr „Geschäftchen“ zu verrichten.
Sie kamen zahnlos zur Welt. Nach 8-10 Tagen sind die ersten Zähne des Milchgebisses durchgebrochen, die Schneide- und Fangzähne kommen bis zum Ende der 3. Lebenswoche zum Vorschein, mit 8 Wochen sollte es komplett sein.
Viele Züchter schirmen die Welpen innerhalb der ersten 3-4 LW ab und wollen auch überhaupt keinen Besuch an der Wurfkiste haben. Wenn die Hündin damit kein Problem hat, empfehlen wir das Gegenteil. Die Welpen sollten nämlich von Anfang an von verschiedenen Menschen beschmust werden, damit sie unterschiedliche Gerüche wahrnehmen und kennenlernen. Es geht um regelmäßigen ruhigen Kontakt mit wechselnden Menschen, so dass sie von Anfang an Wohlbefinden und positive Gefühle mit dem Menschen verknüpfen. Der Anblick und die Stimme dieser Menschen kommen hinzu, wenn sie sehen und hören können. Je mehr Menschen mit den Welpen schmusen und kuscheln, desto öfter haben sie Menschen- statt Hunde-/Geschwistergeruch in der Nase. Der erste, wichtige Schritt für die Bindungsanbahnung zum bzw. generelle Bindungsbereitschaft an den Menschen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Welpen, die nur in den ersten 2 Wochen Kontakt zu einem Menschen hatten, später auf andere Menschen völlig panisch reagiert haben. Nur der Mensch, mit dem sie in den ersten 2 Wochen Kontakt hatten, wurde akzeptiert. Zwar wurde er nicht als Sozialpartner oder als Artgenosse akzeptiert, aber, durch den Geruch, als etwas Bekanntes.
Ian Dunbar empfiehlt, dass Welpen bis zum Alter von 12 LW mindestens 100 verschiedene Menschen kennengelernt haben sollten.
Nach 15 – 20 Tagen hat sich das Gehör entwickelt. Mit ziemlicher Sicherheit können sie verschiedene Töne noch nicht unterscheiden, denn auch das Hörzentrum im Gehirn muss sich erst noch entwickeln. Aber es ist faszinierend, mitzuerleben, wie die Wahrnehmung der Kleinen mehr und mehr zunimmt.
Wir müssen beachten, dass jeder Knall für einen Welpen, der aus der Gehörlosigkeit erwacht, zunächst einmal unheimlich sein muss.
Haben die Welpen im Alter von etwa 14 Tagen ihre Augenlider und 1 Woche später ihre Gehörgänge geöffnet, kommt das fast einer zweiten Geburt gleich. Weitere Fenster zur Welt öffnen sich, die körperlichen Fähigkeiten wachsen. Bereits in dieser frühen Phase fangen wir an, sie an Geräusche und sich verändernde optische Reize zu gewöhnen. Denn die Welpen werden mit einem unreifen Nervensystem geboren, das sich in den ersten LW durch die Ausstattung der Nervenfasern mit Myelin, die Ausbildung von Synapsen und zunehmende Vernetzung weiterentwickelt. Dazu sind die Welpen jedoch auf Umweltreize angewiesen, denn erst der stimulierende Reiz führt zur neuronalen Entwicklung, indem er über die Sinneskanäle wahrgenommen und an das Gehirn weitergeleitet wird.
Eine Möglichkeit dazu ist z.B., den Fernseher zuerst ohne Ton und später mit Ton in der Nähe der Wurfkiste laufen zu lassen, was wir immer wieder tun (natürlich auch Fussballübertragungen). Die wechselnden Bilder sorgen für unterschiedliche Licht- und Farbreize. Auch das Vorspielen leiser Musik ist hierfür geeignet, da es hier stetige Veränderungen im Tempo und Wechsel von lauten und leisen Elementen gibt.
Ein holländischer Forscher behauptet, dass, wenn man Welpen im Alter zw. 7 und 10 Tagen mit menschlichem Unterarmschweiß einreibt, Bindung und Zuneigung an diesen Menschen deutlich verbessert werden. Wir legen deshalb (wenn vorhanden) verschwitzte T-Shirts der neuen Besitzer mit in das Wurflager, so dass sie deren Geruch aufnehmen können. Bei der Welpenabgabe nehmen sie ihren Stallgeruch mit ins neue Zuhause.