Unser L-Wurf wurde 7 Wochen alt
Mit Ende der 6. LW sind die Welpen schon mehrfach Auto gefahren, haben kleine Ausflüge gemacht, turnen bereits sehr behende auf den Hindernissen herum, kennen ein Halsband und folgen uns brav, wenn wir weg gehen, sie rufen oder vor allem die Hundepfeife einsetzen.
Auto fahren haben wir mit der Mutter Jaaki, dann ohne diese und immer mit den Geschwistern und einem von uns im Kofferraum mitfahrenden aufgebaut. Jaaki hat sie im Fahrzeuginnenraum alle nochmals trinken lassen, so als hätte sie gewusst, wie man bei ihren Kindern das Autofahren positiv hinterlegt. Auf der Heimfahrt sind sie im Auto eingeschlafen und wir haben sie nach der Rückkehr noch einige Zeit schlafen lassen. Es ist bekannt, dass es dann später auch keine Probleme damit geben wird.
Unsere 4 unterschiedlichen und sich immer wieder verändernden Abenteuerspieplätze sind noch immer sehr gefragt bei den Welpen und sie nutzen sie von ganz alleine. Wir brauchen sie auf kein Hindernis zu setzen, das machen sie von sich aus und dass ist auch der Sinn der Sache. Unsere umfangreichen Requisiten kommen dabei natürlich auch zum Einsatz, vom Rollstuhl, Rollator und Kinderfahrzeugen angefangen über Krücken, Bollerwagen und Schubkarren bis hin zu Mülltonnen u.a. Gegenständen.
In unserem Naturbereichsgarten gibt es u.a. tolle Versteckmöglichkeiten und Danya spielt dort mit den Welpen.
Beim Spielen mit dem Hund (wie hier mit der gerne angenommenen Reizangel) geht es gar nicht um das Gewinnen, sondern darum, das Spielen am Laufen zu halten. Beim Toben, Rangeln und Zerren hat der Welpe uns während ganzen Spiels vor Augen. So verknüpft er all seinen Spaß mit unserem Anblick und die Bedeutung des Menschen für sein Wohlbefinden wird gestärkt.
Eine sehr schöne Erfahrung machten unsere Welpen beim Besuch von Claudia mit Kobold von der Schüpfer Hexe und ihren Kindern Marie und Luis. Die sehr hundelieben Kinder prägten die Welpen mit Sicherheit sehr positiv auf Kinder.
Der Welpenschutz, den unsere Welpen im Rudel genießen, kann aber auch eine oft nicht durchschaute Kehrseite haben. Lässt sich z.B. ein erwachsener Hund, der mit einem Welpen in der gleichen Gemeinschaft lebt, alles gefallen, so kann das dazu führen, dass sich der heranwachsende Welpe infolge seiner unbegrenzten Narrenfreiheit zu einem unangenehmen, stets nach Dominanz strebenden Hund entwickelt. Da beugt Gandhi mal schnell vor.
Jeder Welpe muss die Erfahrung machen, dass nicht jeder ältere Hund eine getreue Kopie eines anderen gleichaltrigen Hundes ist, sondern dass jeder Artgenosse nun einmal in seinem Wesen anders ist. So verlangt der eine die Unterwerfung oder das Einhalten einer unterschiedlichen Individualdistanz bereits auf den ersten Blick hin und ein anderer begnügt sich, wenn man ihm gegenüber nur eine Andeutung dessen macht, was man zum Ausdruck bringen will.
Die Welpen erfahren, dass der Althund nichts Böses will, wenn man sich richtig verhält und wenn sein mächtiger Fang z.B. das kleine Köpfchen umfasst. Es ist nämlich ein Zeichen von Wohlgesonnenheit, die der Ranghohe auf diese Weise kundtut.
Deswegen ist es schlecht, wenn der Welpe nur seine Mutter in den ersten 8 LW kennenlernen konnte. Er wird i.d.R. viele Konflikte mit fremden Hunden haben und Welpen gegenüber ausgesprochen unfreundlich sein. Schön, dass wir mehrere Althunde haben, sowohl Schäferhunde als auch Kleinspitze und auch immer wieder von „Fremdhunden“ Besuch bekamen, so wie hier von Kobold von der Schüpfer Hexe und von einem Nothund aus dem Tierheim mit seinen netten Besitzern, der sich sehr ängstlich und unsicher zeigte. An ihm konnte man sehr gut erkennen, wie wichtig einfach eine gute Aufzucht ist.
Es den Alten gleichzutun ist ein Bestreben, das man bei jungen Hunden immer wieder beobachten kann. Umweltstrukturen haben einen großen Einfluss, nicht nur auf die seelische, sondern auch auf die körperliche Entwicklung der Welpen. Sie sehen z.B., dass die Alttiere auf dem höher gelegenen Hindernisparcours unterwegs sind und wollen es gleich nachmachen.
Welpen bis Ende des 3. Lebensmonats haben übrigens das unbestrittene Futtervorrecht, das ihnen von den Althunden zugestanden wird. Wir sollten das auch berücksichtigen und einem Welpen bis zu diesem Alter ebenfalls sein Vorrecht lassen. Dann aber bestimmen wir darüber. Interessant ist hier auch, dass erwachsene Wölfe mehr oder weniger stark verweste Kadaver fressen, den Welpen des Rudels jedoch nur frisches Fleisch anbieten wegen deren noch empfindlichen Verdauungssystems.
Unsere Mutterhündin Jaaki hat ihren Welpen Knochen u.a. Futterstücke abgenommen, wenn sie diese für noch nicht geeignet hielt. Jetzt, im Alter von 7 Wochen, verzichtet sie darauf. Sie hat dadurch aber den Grundstein für eine planvolle Erziehung gelegt, die darauf beruht, dass der Welpe volles Vertrauen zu ihren erzieherischen Maßnahmen entwickelt. Alles, was sie tut, verbietet oder durchsetzt, ist gut, auch wenn man nicht gleich weiß, warum.
Das Ignorieren von Artgenossen ist eine natürliche Strategie des Sozialverhaltens. Im Rudel ignoriert das ranghohe Tier die Aktivitäten der rangniederen und bestimmt damit maßgeblich das weitere Geschehen. Diese hundliche Strategie kann auch für uns im Umgang mit unserem Hund behilflich sein, um die notwendige Sozialordnung zwischen Mensch und Hund herzustellen.
Das Ignorieren als Disziplinierung darf aber, ganz besonders beim heranwachsenden Hund, nur sehr dosiert und befristet angewandt werden! Eine längere Anwendung kann die hohe psychische Verletzlichkeit eines Welpen sehr treffen.
Aufgrund der bahnbrechenden, 20 Jahre dauernden Untersuchung von John Paul Scott und John L. Fuller wissen wir, dass Welpen im Alter zw. der 5. und 13. LW darauf programmiert sind, zu lernen, wie ihre Sozialpartner auszusehen und sich zu verhalten haben. Deshalb freuen wir uns über Besucher wie z.B. Lena und Fritzi (denn da lernen die Welpen auf jeden Fall mal das Lachen…) und unserer „hungrigen Hundler Gruppe“ (da lernen sie…das sagt ja schon der Name oder?).
In dieser Prägungsphase nimmt der Welpe also bewusst sein Umfeld wahr und lernt seine Sozialpartner kennen. Er erkennt seine Bezugspersonen. Behält man den Welpen so lange auf dem Arm, bis er eingeschlafen ist, ist das für ihn eine sehr nützliche Erfahrung. Deshalb sind wir sehr daran interessiert, dass die neuen Besitzer so oft wie möglich ihren Welpen besuchen kommen, auch wenn es für uns natürlich auch sehr anstrengend ist.
Und zum Schluss füttern wir noch die Abendmahlzeit und setzen uns mit warmen Decken zu ihnen, bis Ruhe in unserem Hunderudel einkehrt. Erst am Morgen hören wir wieder das laute „Wir haben Hunger“ Geschrei der Welpen und wissen sicher: Sie leben noch!